Zirkuläre ­Wirtschaft & ­nachhaltige ­öffentliche ­Beschaffung

Zur Erreichung unseres Netto-Null-Ziels muss auch die Schweizer Wirtschaft auf kreislauffähige Geschäftsmodelle abseits der Wegwerfgesellschaft setzen. Das Parlament stellt dafür die Weichen – wir schauen genau hin und setzen uns für Nachbesserungen ein. Bei der öffentlichen Beschaffung gilt es, gemeinsam mit unseren Mitgliedern den benötigten Kulturwandel in Richtung Qualitäts- und Nachhaltigkeitswettbewerb ins Rollen zu bringen. Unsere Arbeit umfasste 2022 Vernehmlassungen, die Zusammenstellung von Best Practices und den persönlichen Austausch mit Parlamentarier*innen.

Mit innovativen Geschäftsmodellen und den richtigen Anreizen zur kreislauffähigen Wirtschaft

2022 war ein wichtiges Jahr für die Kreislaufwirtschaft: Im Frühling hatte swisscleantech seine Stellungnahme zur Teilrevision des Umweltschutzgesetzes veröffentlicht. Ziel der Vorlage ist die Verbreitung der Kreislaufwirtschaft in der Schweiz. Dies ist dringend notwendig, da der Übergang von einer linearen zu einer zirkulären Wirtschaft und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle für eine klimataugliche Wirtschaft von zentraler Bedeutung sind. Doch bisher kommt dieser Wandel nur sehr schleppend voran: Es beschäftigen sich nur rund 10% der Schweizer Unternehmen aktiv mit der Kreislaufwirtschaft. Daher ist es wichtig, bei der Revision des Umweltschutzgesetzes genau hinzuschauen und, wo nötig, nachzubessern.

Die swisscleantech-Stellungnahme schlägt daher zusammenfassend vor, die effektivsten Instrumente der Kreislaufwirtschaft gesetzlich zu verankern und finanzielle Anreize zur Etablierung von neuen Businessmodellen wie etwa der Eco-Modulation zu integrieren. Zu den zentralen Instrumenten der Kreislaufwirtschaft gehören:

  • Lebenszyklusbetrachtung von Gütern, Waren und Dienstleistungen
  • Stärkung des Ownership-Gedankens, des Product Stewardship (Produzent*innen- und Konsument*innenpflicht)
  • Extended Producer Responsibility (Das Verständnis, dass die Verantwortung einer Produzent*in über den Verkauf hinaus geht und erweitert wird um den «Post-Consumer-Stage».)

2023 kommt die Vorlage ins Parlament. Wir begrüssen die allgemeine Stossrichtung, es besteht jedoch bei einigen Punkten Nachbesserungsbedarf, beispielsweise bei der Integration der Eco-Modulation. Wir werden uns im Rahmen des parlamentarischen Prozesses für diverse Anliegen einsetzen – sei es eigenständig oder als Teil der Koalition Lang leben unsere Produkte und der Allianz für Branchenlösungen.

Kulturwandel als Voraussetzung für die nachhaltige öffentliche Beschaffung

Der Wandel vom linearen zum zirkulären Denken muss auch in der öffentlichen Beschaffung vorangetrieben werden. Erste Hürden wurden bereits genommen: Seit 2019 darf der Bund bei der Vergabe von Aufträgen in der öffentlichen Beschaffung dem “vorteilhaftesten” und nicht nur dem preisgünstigsten Angebot den Zuschlag geben – womit auch ökologische Kriterien mitberücksichtigt werden können. Kantone übernehmen diese Regelungen zunehmend. Eine erfreuliche Entwicklung, bilden diese gesetzlichen Rahmenbedingungen doch ein wichtiges Puzzleteil auf dem Weg zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung.

Doch für eine umfassend nachhaltige öffentliche Beschaffung braucht es mehr als nur neue Gesetze – es braucht einen Kulturwandel. Und dieser geht nur sehr schleppend voran. Hier setzt sich swisscleantech zusammen mit seinen Mitgliedern ein, um das Umdenken voranzutreiben. So veröffentlichten wir 2022 im Auftrag des Bundesamts für Umwelt mehrere Erfolgsbeispiele der nachhaltigen Beschaffung.

swisscleantech wird den Austausch mit Unternehmen, die stark von der öffentlichen Beschaffung tangiert sind, intensivieren. Der Fokus wird dabei auf den Bau- und IT-Branchen liegen. Ziel des Austausches ist zum einen die Vermittlung von Wissen an die Mitglieder, zum anderen eine Analyse der Bedürfnisse der Mitglieder. Mit diesen Erkenntnissen soll der Kulturwandel schliesslich vorangetrieben werden.

 

Gregory Germann
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