Verdichtung kann Lebensqualität stärken


Bern - Die bebaute Fläche in den Städten pro Einwohner ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Das zeigt eine Studie, die der Städteverband vorgelegt hat. Siedlungsentwicklung nach innen bietet viele Chancen, vorausgesetzt, die Qualität stimmt.

News
von swisscleantech
13.08.2018

Die Schweiz erlebt in der Gebäudenutzung eine Trendwende. Wie die Studie„Siedlungsentwicklung nach innen in den Städten“ aufzeigt, die vom Beratungsunternehmen Wüest Partner im Auftrag des Schweizerischen Städteverbandes erarbeitet worden ist, beanspruchen die Schweizerinnen und Schweizer pro Kopf immer weniger Gebäudearealfläche. So ist die Gebäudearealfläche pro Kopf in 1559 der 2255 Schweizer Gemeinden von 2013 bis 2018 um 1,9 Prozent auf 217 Quadratmeter zurückgegangen. Von 1992 bis 1994 und 2004 bis 2009 ist sie noch um 4,1 Prozent gestiegen. Der Rückgang ist vor allem in den Städten markant. So ist die Gebäudearealfläche bei allen Mitgliedern des Städteverbandes um 5,2 Prozent gesunken, in den grossen Kernzentren sogar um 6,9 Prozent. Zu den Treibern gehört der Anstieg der Bevölkerung: Zwischen 2012 und 2017 ist die Bevölkerung um 7,9 Prozent gewachsen, die Bauzonenfläche aber nur um 1,5 Prozent. Die verfügbare Fläche aber bleibt knapp: In Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern sind bereits 84 Prozent der Bauzonen bebaut, in den grossen Kernstädten sogar 94 Prozent.

Die Verdichtung kann auf verschiedene Weise erfolgen: durch die Nutzung bisher unbebauter Bauparzellen, durch die Nachverdichtung etwa durch Aufstockung und durch die Entwicklung etwa von ehemaligen Industriearealen. Damit diese Siedlungsentwicklung nach innen erfolgreich ist, muss die Qualität stimmen. So sollten jene Areale entwickelt werden, die gut an den öffentlichen Verkehr angeschlossen sind. Zudem sollte angemessen auf die Risiken der Verdichtung reagiert werden, etwa die höhere Lärmbelastung. Die Aussenräume müssen attraktiv gestaltet werden. Die Transformation sollte in Schritten erfolgen und die bisherigen Bewohner einbezogen werden. 

Zu den erfolgreichen Beispielen der Siedlungsentwicklung gehört Opfikon ZH. Vor zwei Jahrzehnten zählte die Flughafengemeinde 11.000 Einwohner, inzwischen sind es 20.000. Dazu hat auch die Entwicklung des Glattparks beigetragen. In dem neuen Stadtteil sollen insgesamt 7000 Menschen wohnen und 7500 Menschen arbeiten können. Die Stadt hat die Entwicklung des Quartiers intensiv begleitet. „Zwar sind wir als Stadt mit relativ wenig Ressourcen bei dieser grossflächigen Entwicklung enorm gefordert“, sagteStadtpräsident Paul Remund bei der Vorstellung der Studie in Bern. „Gleichzeitig haben wir den Vorteil, dass wir den Prozess besser aktiv begleiten, mitsteuern und konkrete Ziele definieren können.“ Dabei sei es wichtig zu beachten, was der Prozess für die Einwohner bedeutet. „Verdichtung verändert unser Zusammenleben.“ Siedlungsentwicklung nach innen sei aber „in vielerlei Hinsicht ein Gewinn“, so Remund. „Damit können mehr Menschen ihren Wunsch nach einem Leben in einem attraktiven und vielfältigen Quartier mit guter Infrastruktur erfüllen.“ 

Ähnlich sieht es auch Kurt Fluri: „Dichte ist sehr wohl mit Lebensqualität vereinbar“, sagteder Präsident des Städteverbandes, Stadtpräsident von Solothurn und FDP-Nationalrat. „Entscheidend ist, das Quartier als Ganzes und die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner im Blick zu haben.“ stk