Dezentrales Energiesystem braucht den Markt


Basel - Das Stromsystem sollte stärker marktwirtschaftlich ausgestaltet werden, um auf die zunehmend dezentrale und volatile Produktion reagieren zu können. Das empfiehlt ein White Paper des Kompetenzzentrums Energieforschung CREST.

News
von swisscleantech
22.06.2018

Mit der Energiewende nimmt die Zahl der Energieerzeuger zu, Konsumenten werden zu Produzenten, ein Überangebot von Strom drückt die Preise: Die Energiewende setzt das bisherige Stromsystem mit seinen grossen Kraftwerken, seinen Speicherseen und seinen einstigen hohen Preisen zu Spitzenzeiten unter Druck. Die Forscher des nationalen Kompetenzzentrums für Forschung zu Energie, Gesellschaft und Übergang (CREST) unter Leitung der Professoren Hannes Weigt und Frank Krysiak vom WWZder Universität Basel haben nun in einem White Paper eine Auslegeordnung für das künftige Strommarktdesign vorgelegt. Danach seien gerade marktwirtschaftliche Elemente gut geeignet, um das Stromsystem der Zukunft zu gestalten. „Aufgrund der zunehmenden Dezentralisierung müssen die Investitions- und Einsatzentscheidungen einer immer grösseren Zahl von Akteuren koordiniert werden“, schreiben die Forscher. „Bis heute ist ein Markt eine der wenigen Institutionen, die dies ermöglichen.“ 

Dabei sei es aber wichtig, welches Gut dieser Markt steuern soll. Bisher sei dies die Energie selbst, also das Produkt. Das Problem: Das heutige Überangebot drücke auf die Preise und gebe damit keine Anreize für Investitionen. Namentlich die Solarenergie produziert dann am meisten Strom, wenn auch die Wasserkraft als die wichtigste Schweizer Energiequelle am meisten produziert: im Sommer. Wenn dann auch noch die dezentralen Produzenten ihren Strom selber speicherten, werde es eng für die Wasserkraft als Speicher. Die Forscher plädieren dafür, die Versorgungssicherheit als das Gut anzuschauen, das der Markt regeln soll – und entsprechende marktwirtschaftliche Anreize zu entwickeln. Das sei sowohl auf der Angebotsseite möglich, also bei der Bereitstellung des Stroms, als auch durch die Regelung des Verbrauchs – oder einer Kombination solcher Instrumente. Allerdings kann die Schweiz ihren Markt nicht losgelöst vom europäischen Kontext gestalten: „Welche zukünftige Rolle der Schweiz innerhalb des gesamteuropäischen Strommarkts zukommen soll, hat direkte und indirekte Auswirkungen auf die meisten der diskutierten Entscheidungsgrössen“, so die Forscher. stk