Nukleartochter zieht Toshiba in die roten Zahlen


Tokio - Die Nuklearfirma Westinghouse zieht die japanische Toshiba-Gruppe tief in die roten Zahlen. Nun muss der Präsident von Toshiba gehen, die verbleibenden Führungskräfte nehmen Lohneinbussen hin. Toshiba verzichtet künftig auf neue Reaktorbauten.

News
von swisscleantech
14.02.2017

Toshiba hat sich mit der Übernahme einer Nuklearfirma durch seine amerikanische Tochter Westinghouse die Hände verbrannt. Wie das Unternehmen in Tokio mitteilt, muss es den gesamten Goodwill in Höhe von 712 Milliarden Yen (6,3 Milliarden Franken) abschreiben, davon schlagen 620 Milliarden Yen direkt auf das Ergebnis des Unternehmens durch. Die 2015 erworbene Stone & Webster baute ursprünglich als Partnerfirma von Westinghouse zwei Kernkraftwerke im Süden der USA, bei denen Westinghouse seinen Druckwasserreaktor AP1000 lieferte. Die beiden Kernkraftwerke sind die ersten, die seit drei Jahrzehnten in den USA neu gebaut werden. Bauverzögerungen und Kostenerhöhungen führten aber dazu, dass Westinghouse S&W schliesslich selbst übernahm. Wie sich zeigen sollte, waren die Probleme damit aber nicht beseitigt. Die Kostenüberschreitung erreichte schliesslich 6,1 Milliarden Dollar. 

Die Muttergesellschaft Toshiba reagiert nun mit harten Massnahmen auf das Desaster bei ihrer Tochtergesellschaft. So wird Westinghouse nun direkt dem CEO des Unternehmens in Tokio unterstellt. Der bisherige Westinghouse-Chef Dany Roderick wird entlassen. Toshiba-Präsident Shigenori Shiga tritt zurück. Toshiba-CEO Satoshi Tsunakawa nimmt eine weitere Kürzung seines Gehalts um 30 Prozent hin, die Gesamtkürzungen betragen damit 54 Prozent. Auch alle anderen Mitglieder der Führungsetage akzeptieren Gehaltskürzungen.

Toshiba verzichtet auch darauf, neue Kernkraftwerke bauen zu wollen. Die bisherigen acht Projekte in den USA, China, Indien und Grossbritannien werden weiterverfolgt. Mittelfristig prüft Toshiba Alternativen zu seinem Nukleargeschäft.

Toshiba ist auch die Muttergesellschaft von Landis+Gyr in Zug. stk