Mit der Steuer gegen die Wegwerfkultur


Stockholm - Schwedens rotgrüne Regierung will die Umsatzsteuer für die Reparatur von Gebrauchsgegenständen wie Waschmaschinen und Fahrrädern senken. So soll mehr wiederverwendet und weniger weggeworfen werden.

News
von swisscleantech
20.09.2016

Oft ist der Neukauf billiger als die Reparatur. Vor allem in Schweden sind Reparaturen wegen der hohen Personalkosten besonders häufig unerschwinglich. Da schmeißt man dann lieber weg und kauft das gleiche Produkt lieber erneut direkt aus dem Billiglohnland China.

Schwedens Regierung will nun in einem einmaligen Versuch die Wegwerfkultur im Lande eindämmen. Dazu hat sie am Dienstag dem Parlament einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der die Umsatzsteuer von Reparaturdiensten aller möglicher Art von bislang 25 Prozent auf 12 Prozent senkt.

Reparaturen können abgesetzt werden

Zudem sollen Privatpersonen die Hälfte der für die Reparatur von Haushaltsgeräten wie Kühlschränken, Mikrowellen, Geschirrspülern oder Waschmaschinen gezahlten Kosten von ihrer eigenen Einkommenssteuer abziehen können. Damit soll die Reparatur subventioniert und die Umweltressourcen verschwendenden Neukäufe eingedämmt werden. Marktuntersuchungen deuten darauf hin, dass Reparaturdienste ihre Preise durch die Steuersenkung deutlich vermindern werden. Denn in der Branche herrscht bereits ein sehr scharfer Wettbewerb – beispielsweise bei Schuhmachern.

Grüne überzeugen Sozialdemokraten

„Wir sehen ja, dass Menschen immer engagierter darin werden, Ressourcen einzusparen und die Verschwendung zu vermindern. Da wollen wir, vonseiten der Regierung, dazu ermuntern, dass Dinge repariert werden und so länger halten“, sagt der grüne Finanzmarktminister Per Bolund.

Die Grünen konnten letztlich auch den sozialdemokratischen Seniorpartner in der Koalition für ihre Idee gewinnen. „Es ist besser, Dinge zu reparieren, statt sie wegzuschmeißen“, sagte auch die sozialdemokratische Finanzministerin Magdalena Andersson.

Opposition sieht keine Auswirkung

Zu den Reparaturdiensten, bei denen die Umsatzsteuer mehr als halbiert wird, gehören auch Schuhe, Lederwaren, Fahrräder, Kleider und andere Textilien. Die Steuersenkung soll die Regierung des rund zehn Millionen Einwohner zählenden Landes voraussichtlich 270 Millionen Kronen (31 Millionen Franken) im Jahr kosten. Hinzu kommen die 190 Millionen Kronen für den Abzug von Reparaturkosten von Haushaltsgeräten von der Einkommenssteuer.

Die zu Steuersenkungen und weniger Staat neigende bürgerliche Opposition findet die Idee grundsätzlich gut. Allerdings betont sie, dass die Linksregierung Steuerbelastungen an anderer Stelle erhöht und dadurch die gewünschten Effekte neutralisiert.

André Anwar, Stockholm