Energie bitte wenden. Jetzt.


Die Energiewende ist technisch machbar - das ist breit abgestützt. Im schlechtesten Fall führt sie zu verkraftbaren Mehrkosten. Richtig umgesetzt, ist sie volkswirtschaftlich attraktiv. Dafür muss jetzt die gesamte Wirtschaft proaktiv und konstruktiv an der Wende mitarbeiten.

Die Energiestrategie 2050 des Bundes ist ein erster wichtiger Schritt in diesem Prozess, weist aber noch Verbesserungspotenzial auf.

Die Fakten auf den Tisch
Die Fakten sprechen für die Energiewende. Dies zeigt ein im Auftrag von swisscleantech durchgeführter Vergleich von den 13 wichtigsten Schweizer Studien zur Energiewende. Die Resultate der Wenigen, die wirklich gerechnet haben, sind vergleichbar. Zu den vehementesten Gegnern der Wende gehören jene, die nicht rechnen. Ihre Skepsis wird mit qualitativen/emotionalen Argumenten begründet. „Die Energieversorgung ist zu wichtig, um eine Glaubensfrage zu sein. Für uns zählen die Fakten. Jetzt ist Zeit für Lösungen, nicht Angstmacherei”, betont Nick Beglinger, Präsident von swisscleantech.

Lohnt es sich wirtschaftlich?
Der Studienvergleich zeigt, dass die Mehrkosten einer Energiewende im Vergleich zu keiner Energiewende ca. 50–100 Mrd. Franken bis 2050 betragen, je nach Referenzszenario. Dies sind ca. 2 Mrd. Franken pro Jahr über 40 Jahre. Gemessen an der Wichtigkeit von Energie und einer Volkswirtschaft mit einem jährlichen BIP von knapp 600 Mrd. Franken ist dies zu verkraften.
Diese ‘netto Kosten’ schliessen gewichtige Zusatzeffekte der Energiewende aber noch aus. Dazu gehören verminderte Risiken (nukleare Risiken, Risiken des Klimawandels, Abhängigkeit vom Ausland), die Schaffung von lokalen Arbeitsplätzen, tiefere Gesundheitskosten (z.B. durch weniger Abgase) sowie Know-How und Positionierungs-Vorteile für Export, Tourismus und den Cleantech Standort Schweiz.
Mittels Gleichgewichtsmodellen können solche Zusatzeffekte einbezogen    und die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen der Energiewende untersucht werden. Das Resultat, wie u.a. durch die ETH bestätigt, zeigt: Die Auswirkungen sind gering; je nach Modell und welche Zusatzeffekte berücksichtigt werden ergibt sich ein leichter Wohlstandsverlust aber auch ein leichter Wohlstandsgewinn. Man kann von Werten zwischen minus 0.5% und plus 2.0% BIP- Wachstum ausgehen. „Die Energiewende ist wirtschaftlich verkraftbar. Dies wird auch durch die jüngst von der economiesuisse präsentierte KOF-Studie nicht in Frage gestellt“, fasst Rolf Iten, Geschäftsführer von Infras, zusammen.

Die Umsetzung ist zentral
Wirtschaftsfreundlich umgesetzt lohnt sich die Wende für die Schweiz. Für swisscleantech ist es unverständlich, wie hartnäckig sich der Widerstand gewisser Wirtschaftskreise zeigt. „Die Schweiz ist immer dann gut gefahren, wenn sie die Nase im Wind hatte. Noch heute profitieren wir vom Pioniergeist während der Industrialisierung. Diesen Vorsprung sollten wir nicht preisgeben”, meint Dr. Christian Zeyer, Hauptautor des Cleantech Energiemodells.
swisscleantech plädiert für eine effiziente Umsetzung, ohne Warteschlaufe. “Wir können wenden. Anstatt Fehler zu suchen, sollen jetzt bitte Alle bei den Lösungen mithelfen. Wir müssen gemeinsam die überreife Neuausrichtung unserer Energiepolitik zügig und wirtschaftsfreundlich umsetzen“, kommentiert Nick Beglinger. „Mit vereinten Kräften wird die Energiewende zu einem Schweizer Erfolg”.

Energiestrategie 2050 als wichtigen Schritt
Die Energiestrategie 2050 des Bundes ist aus Sicht der grünen Wirtschaft noch nicht perfekt – sie bietet jedoch eine gute Grundlage. Seitens swisscleantech wird auch das zweistufige Vorgehen begrüsst. Mit der ersten Phase kann auf bisherigen Instrumenten aufgebaut und so rasch und unbürokratisch der Energiewende den nötigen Impuls verliehen werden. Ab 2021 greift eine schlanke und effiziente Ökologische Steuerreform.
Dem ’Dreieck Erneuerbare Energien – Speicherung – Netz’ gilt es eine besondere Bedeutung beizumessen. Dem Ausstieg aus den fossilen Energien muss ebenso viel Gewicht gegeben werden wie dem Ausstieg aus Atom. Es ist eine klare Regelung der KKW-Laufzeiten festzulegen. Ein Kontingent für die Photovoltaik ist berechtigt, soll aber substantiell angehoben werden. Die Mobilität muss einen grösseren Beitrag leisten. Und die Einhaltung der Klimaziele soll als klare Rahmenbedingung vorgegeben sein. Vor diesem Hintergrund lehnt swisscleantech auch die vorgeschlagene WKK-Förderung ab und bietet mit Ausbau von Wärmeverbundleitungen eine Alternative.

Über swisscleantech
Der Wirtschaftsverband swisscleantech (www.swisscleantech.ch) steht für eine nachhaltige und liberale Wirtschaftspolitik. Er ist die Stimmen der grünen Wirtschaft und bündelt die Kräfte jener Unternehmen die der nachhaltigen Entwicklung auf internationaler Ebene Wert einräumen und eine Cleantech Ausrichtung der Schweiz aktiv unterstützen. Cleantech gilt dabei als Qualitätsmerkmal für ressourceneffizientes und emissionsarmes Wirtschaften – und hat für alle Branchen Relevanz. Nebst politischer Meinungsvertretung bietet    swisscleantech Mitgliederdienstleistungen an (Datenbank, Newsservice, Veranstaltungen, Fokusgruppen) und unterstützt Referenzprojekte im In- und Ausland. swisscleantech vertritt über 310 direkte Firmenmitglieder und über 20 Branchenverbände.