Es gibt in Deutschland keine Kohle-Renaissance, schon gar nicht wegen Fukushima


Wer die Geschichte der Energiewende in Deutschland korrekt erzählt, kommt schnell zum Schluss, dass sie ein Erfolg ist. Das zeigt nicht zuletzt die boomende Wirtschaft in Deutschland.

Nüchtern betrachtet ist die Energiewende in Deutschland ein erstaunlicher Erfolg. So konnte die Produktion von Strom aus erneuerbaren Quellen in der Zeit zwischen 2003 und 2013 verdreifacht werden. Dabei stieg die Produktion von etwa 50 TWh auf über 150 TWh.

Enormer Zubau erneuerbaren Produktionsanlagen

In Deutschland wurden also in diesen 10 Jahren Anlagen zugebaut, die pro Jahr 1.5 mal so viel Strom produzieren, wie die Schweiz insgesamt produziert. In Deutschland, das einen rund 10 mal grösseren Stromverbrauch aufweist wie die Schweiz, stieg damit der Anteil an erneuerbarem Strom von unter 10% auf 25%.

Rückgang von Kohle und Gas

Parallel dazu wurde die Produktion von Strom aus Kohle-, Gas- und Kernkraftwerken zurückgefahren. Betrug sie 2003 92% lag sie 2013 noch bei 75%. Dabei nahm nicht nur die Stromproduktion aus Kernkraftwerken ab, sondern auch die Produktion von Strom aus fossil befeuerten Kraftwerken. Betrug der Anteil dieser Kraftwerke 2003 390 TWh oder 65%, so waren es 2013 nur noch 58%. Die Energiewende führt in Deutschland also nicht nur zum Ausstieg aus der Kernenergie, sondern auch zu einer schrittweisen Reduktion der fossilen Stromproduktion.

Effekt des sinkende Gaspreis

Der Effekt dieser Politik wäre noch grösser gewesen, wenn nicht ab 2009 der Kohlepreis im Verhältnis zum Gaspreis gesunken wäre. Zusammen mit dem tiefen CO2-Preis am Markt führte das zu einer leichten Verdrängung von Strom aus Gaskraftwerken durch Steinkohlekraftwerke.

Kein Fukushima Effekt nachweisbar

Nicht haltbar ist die These, dass das abrupte Ausschalten von 5 Kernkraftwerken im Nachgang zu Fukushima ursächlich dafür verantwortlich sei, dass der Anteil an Kohlestrom in den letzten Jahren wieder leicht anstieg. Vielmehr ist es so, dass dieser Anstieg bereits 2 Jahre vor Fukushima, im Jahr 2009 begann – dies nach einem starken Produktionsabfall in den Jahren 2007 bis 2009. Eine abrupte Zunahme durch den sogenannten Fukushima–Effekt lässt sich nicht einmal für das Wachstum der Erneuerbaren nachweisen. Das steilste Wachstum der erneuerbaren Energien geht auf die Jahre 2010 und 2011 zurück.

Richtig ist jedoch, dass die Produktion aus fossilen Kraftwerken noch stärker abgesunken wäre, wenn die Bundesregierung nicht 2011 abrupt mehrere Kernkraftwerke ausgeschaltet hätte. Dies ist ein klares Indiz dafür, dass eine langfristige Kraftwerksplanung wie sie in der Schweiz vorgehsehen ist, sinnvoll ist.

Kosten tiefer als drei Tausendstel der Wirtschaftsleistung

Natürlich hat diese Entwicklung die Bundesrepublik auch etwas gekostet. So stieg der Zuschlag, den die Stromkonsumenten dafür bezahlen müssen, auf 6.24 Eurocents pro kWh. Gleichzeitig sank wegen dieser Entwicklung aber auch der mittlere Strompreis um rund 2 Eurocent pro kWh. Insgesamt entstehen deshalb pro Jahr Nettokosten von 8 Mia Euro. Dies ist weniger als drei Tausendstel dessen, was die Volkswirtschaft der Bundesrepublik jährlich umsetzt. Gleichzeitig hat diese Energiepolitik auch positive Beschäftigungseffekte. Auf jeden Fall hat die Energiewende der Deutschen Wirtschaft nicht geschadet. Kein Land in der Eurozone steht heute so stark da, wie Deutschland. Nicht nur wegen der Energiewende – aber sicher auch deswegen.