Wasserkraft kann auf Gletscherschmelze verzichten


Bern - Kraftwerksbetreiber fürchten Einbussen bei der Wasserkraft, falls die Gletscherschmelze durch die Verlangsamung des Klimawandels verringert wird. Eine vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierte Studie gibt Entwarnung.

News
von swisscleantech
06.09.2018

Die Befürchtung, dass die Verlangsamung der Gletscherschmelze als Folge des Klimawandels die Schweizer Stromproduktion aus Wasserkraft gefährden könnten, sei unbegründet, schreibt der Schweizerische Nationalfonds (SNF) in einer Mitteilung. Er hat eine Studie finanziert, die erstmals quantifiziert, wie hoch der Anteil der klimatisch bedingten Gletscherschmelze an der Produktion von Wasserkraft ist und wie sich eine Verlangsamung der Schmelze auswirken wird. Erstellt wurde die Studie in Zusammenarbeit der Universitäten Lausanne, Freiburg und Zürich, der Eidgenössischen Technischen Hochschulen Lausanne (EPFL) und Zürich (ETH) sowie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL).  

Den Ergebnissen zufolge werden derzeit durchschnittlich jährlich 1,4 Terawattstunden Strom oder 4 Prozent der gesamten Wasserkraft von Schmelzwassern der Gletscher erzeugt. Im Zuge des Klimawandels dürfte diese Produktion auf rund 0,4 Terawattstunden oder 2,5 Prozent der gesamten Wasserkraft zurück gehen. „Neben der langsameren Gletscherschmelze“ werde auch „die Anwendung des Gewässerschutzgesetzes bei der Erneuerung der Konzessionen für Betreiber von Stauanlagen“ zu Einbussen führen, wird Bettina Schaefli, Förderungsprofessorin des SNF an der Universität Lausanne, in der Mitteilung zitiert. „Unsere Studie zeigt, dass die Einbussen durch diese zwei Faktoren etwa in derselben Grössenordnung liegen und durch die in der Energiestrategie 2050 geplante Erweiterung der Wasserkraftkapazität kompensiert werden sollten.“

Einer für die Studie entwickelte detaillierte Karte aller Flächen, die Wasserläufe speisen, zeigt zudem, dass fast der gesamte auf die Schweiz fallende Regen mindestens einmal ein einheimisches Wasserwerk speist. Einige Wasserläufe im Berner Oberland passieren sogar 30 Wasserkraftwerke, bevor sie die Schweiz verlassen. „Das ist eine extrem effiziente Nutzung dieser erneuerbaren Energiequelle“, meint Schaefli in der Mitteilung. hs