Ausdauer ist auch bei der Stromversorgung wichtig


Das neue Stromversorgungsgesetz reicht nicht aus, um die Zukunft der Schweizer Stromversorgung zu sichern. Die inländische erneuerbare Stromproduktion muss gestärkt und die Ziele der Energiestrategie 2050 berücksichtigt werden.

Artikel
von Dr. Christian Zeyer
18.10.2018

Der Gepard ist das schnellste Landtier überhaupt. Er kann seine Leistung aber nur über kurze Zeit zur Verfügung stellen. Danach ist er so erschöpft, dass er sich mehrere Tage ausruhen muss. Es wird sogar gesagt, dass ein Gepard, der mehrmals nicht in der Lage war, seine Beute zu schlagen, ob dieser Verausgabung stirbt.

Ganz so schlimm ist es mit der Schweizer Stromversorgung nicht. Ähnlichkeiten sind jedoch vorhanden. Zu Recht sagt das Bundesamt für Energie (BFE), die Schweiz hätte auch in Zukunft kein Leistungsproblem. Installiert sind nämlich 16 GW, maximal nachgefragt aber nur 11 GW. Die Frage ist: Wie lange würde die Schweiz diese Vollleistungsproduktion durchhalten?

Die Milchbüchleinrechnung zeigt folgendes Bild: Unsere Speicherseen speichern, wenn sie voll sind, rund 8 TWh Energie. Das sind unsere einzigen Fettreserven – und sie reichen für eine Vollversorgung von knapp 800 Stunden. Da das Winterhalbjahr aber mehr als 4000 Stunden dauert, reicht das nicht weit. Und am Ende des Winterhalbjahres, wenn der Speck schon fast aufgebraucht ist, kann die Vollversorgung immer weniger lang aufrechterhalten werden.

Diese Überlegung zweigt zwei Dinge: Die Überlegung des BFE, eine Stabilitätsreserve einzurichten, ist erstens richtig, zweitens aber nicht ausreichend. Um durch den Winter zu kommen, müssen wir unsere Fettreserven strecken. Entweder durch Importe oder durch zusätzliche Produktion. Bezüglich der Importe gibt es sowohl physikalische wie auch politische Limitierungen. Sich also alleine auf Importe zu verlassen, ist problematisch.

Der Ausbau der eigenen Produktionsinfrastruktur bleibt wichtig und genau da bleibt das Stromversorgungsgesetz Antworten schuldig. Das ist gefährlich, denn die Investitionsbedingungen für Kraftwerke in der Schweiz sind ungenügend. 

Der Schweizer Stromversorgung darf es nicht wie dem Gepard gehen, der irgendwann vor Erschöpfung zum Stillstand kommt.