Biokapazität: Die andere Seite der Gleichung


Je mehr man sich mit dem Fussabdruck auseinandersetzt, desto offensichtlicher wird, dass wir zu wenig über die «andere Seite» der Gleichung des «ökologischen Fussabdrucks» sprechen.

Artikel
von swisscleantech
23.08.2016

Die Reduktion von Emissionen ist nur eine Seite des ökologischen Fussabdrucks. Wieso sprechen wir nicht mehr über die andere Seite der Gleichung?” 

Ein «Fussabdruck von eins» bedeutet, dass die Emissionen von CO2 und anderen menschlichen Abfällen mit der Fähigkeit der Erde, diese Abfälle wieder zu binden, im Gleichgewicht sind. Die Fähigkeit, Abfälle zu binden, wird als Biokapazität bezeichnet. Nur fruchtbare Böden verfügen über Biokapazität. Auf der einen Seite der Gleichung steht also die Reduktion von Emissionen, auf der anderen Seite der Erhalt der Biokapazität.

 

Die Biokapazität vergrössern

Natürlich ist es korrekt, einen Schwerpunkt auf die Reduktion der Emissionen zu legen. Dies fordert auch das Klimaabkommen von Paris. Aber wer bezüglich Biokapazität resigniert und argumentiert, diese nehme sowieso ab in Zukunft, macht es sich zu einfach. Man kann zur Biokapazität Sorge tragen. Es ist sogar möglich, diese zu vergrössern, indem Flächen, die kaum mehr produktiv sind, wieder reaktiviert werden. Eindrücklich zeigt dies Ernst Götsch, ein Thurgauer Agronom. Er wurde kürzlich in Brasilien dafür ausgezeichnet, dass er eine 4.1 Quadratkilometer grosse Einöde in Brasilien in fruchtbares und produktives Land zurückverwandelt hat[1].

Damit solche Beispiele Schule machen, müssen die Methoden der modernen Agrotechnologie mit Techniken aus dem biologischen Landbau zusammenwachsen. Die moderne Agrotechnologie ist etwas einseitig auf hohe Ausbeute getrimmt. Dabei nimmt das Ökosystem Boden Schaden und die Fruchtbarkeit wird reduziert. Der biologische Landbau ist zwar arbeitsintensiv und bringt etwas tiefere Erträge, fördert jedoch die Bodenfruchtbarkeit und baut neues Bodenmaterial auf. Deshalb muss der nächste Innovationsschub in der Landwirtschaft darin bestehen, aus beiden Welten das Beste zu kombinieren. Dazu kann die Schweiz auch weltweit einen wichtigen Beitrag leisten.

Auch hier gilt: Innovation ist der Weg aus der Sackgasse. Das Ziel, bis 2050 einen «Fussabdruck von eins» erreichen zu wollen, spornt an.

[1] http://www.vtgl.ch/thurgauer-bauer/archiv/der-weg-zurueck-zur-natur-3357.html