Die Erdöl-Vereinigung (die seit Ende Juni unter dem Namen Avenergy Suisse auftritt) hat in den Zeitungen «Der Bund», «Tages-Anzeiger» sowie «NZZ am Sonntag» Inserate unter dem Titel «Die CO2-arme Ölheizung» veröffentlicht. Die Inserate vermitteln den Eindruck, dank technologischen Entwicklungen liessen sich Ölheizungen in Zukunft betreiben, ohne grössere Mengen CO2 auszustossen.
«Wir sind der Überzeugung, dass das Inserat der Erdöl-Vereinigung eine Irreführung der Konsumentinnen und Konsumenten darstellt. Denn es widerspricht den Tatsachen. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, bei der Schweizerischen Lauterkeitskommission Beschwerde einzureichen», sagt Christian Zeyer, Geschäftsführer von swisscleantech .
Keine andere Heizung stösst mehr CO2 aus als eine Ölheizung. Die Erdölvereinigung führt im Inserat drei technologische Entwicklungen auf, die angeblich dafür sorgen, dass sich Ölheizungen heute und in Zukunft «CO2-arm» betreiben lassen: erstens biogene Treibstoffe, zweitens die Kombination mit erneuerbaren Heizsystemen und drittens der Einsatz von synthetischen, aus überschüssigem erneuerbarem Strom hergestellte Energieträger.
«Diese Neuerungen sind allerdings nicht ausreichend verfügbar, bringen keine Verbesserung oder kommen aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen nicht für die Wärmeerzeugung in Gebäuden zum Einsatz. Für die Wärmeerzeugung gibt es bereits heute Alternativen, die ökonomischer und ökologischer sind als flüssiger erneuerbarer Brennstoff. Wärmepumpen erzielen pro eingesetzte Einheit Strom mehr als sechsmal so viel Wärme als eine mit synthetischen Brennstoffen betriebene Ölheizung» , sagt Christian Zeyer.
Ölheizungen möglichst schnell ersetzen
In der Schweiz wird in Einfamilienhäusern bei einem Ersatz der fossilen Heizung in 50% der Fälle wiederum eine fossile Heizung installiert, bei Mehrfamilienhäusern beträgt der Anteil sogar 60%. Um die Klimaerwärmung gemäss dem Pariser Klimaabkommen möglichst auf 1.5 Grad zu beschränken, muss auch die Schweiz bis 2050 Treibhausgas-neutral werden. Bis dann müssen Ölheizungen vollständig mit erneuerbaren Alternativen ersetzt werden.
«Angesichts der Lebenszeit von 20 bis 25 Jahren von Ölbrennern muss der Ersatz jetzt beginnen. Je schneller dies geschieht, umso besser für das Klima. Gerade bei den Gebäudeheizungen ist der Umstieg auf erneuerbare Energieträger schon heute wirtschaftlich. Vor diesem Hintergrund erachten wir die Inserate der Erdöl-Vereinigung als bedenklich», sagt Christian Zeyer.
Neue Vorwürfe und Beanstandungen
Gegen ein gleiches Inserat, das die Erdölvereinigung Ende 2018 in einer Westschweizer Immobilienzeitschrift publiziert hatte, war bereits eine Beschwerde bei der Lauterkeitskommission eingegangen. Diese Beschwerde hatte einzig den aktuellen CO2-Ausstoss von Ölheizungen zum Inhalt und unterliess es aufzuzeigen, weshalb Ölheizungen auch in Zukunft nicht klimaneutral sein werden. Sie war abgewiesen worden. swisscleantech erhebt in der Beschwerde neue Vorwürfe und Beanstandungen, weshalb die Lauterkeitskommission ein neues Verfahren eingeleitet hat.
Die Argumente der Erdöl-Vereinigung im Fakten-Check
- Biogene Treibstoffe sind nicht in ausreichender Menge verfügbar
Die Erdöl-Vereinigung begründet ihre Aussagen damit, dass eine Ölheizung dank des Einsatzes von biogenen Brennstoffen – hergestellt aus Tier- und Pflanzenabfällen – nur wenig CO2 ausstosse. Die dafür erforderlichen Mengen sind jedoch auf dem Markt nicht verfügbar und werden es auch in Zukunft nicht sein.
- Auch in Kombi-Heizungen stösst eine Ölheizung im Betrieb unverändert viel CO2 aus
Die Erdöl-Vereinigung behauptet, dass eine Ölheizung in Kombination mit Wärmepumpen oder anderen alternativen erneuerbaren Heizsystemen kaum CO2 ausstosse. Tatsache ist, dass eine Ölheizung nur dann wenig CO2ausstösst, wenn sie nicht läuft. Zudem sind Wärmepumpen so effizient, dass eine Kombination mit einer Ölheizung weder aus ökologischen noch aus wirtschaftlichen Gründen Sinn macht.
- Synthetische Energieträger sind wichtig, kommen aber nicht im Gebäudesektor zum Einsatz
Die Erdöl-Vereinigung stützt ihre Aussage auch mit dem Hinweis auf die Entwicklung im Bereich synthetischer Energieträger. Diese können in Zukunft in der Tat einen Eckstein für eine nachhaltige Energieversorgung bilden, denn damit lässt sich überschüssiger erneuerbarer Strom speichern und bei Bedarf nutzen. Doch selbst wenn sich die Herstellung synthetischer Energieträger in industriellem Massstab im Markt etabliert, werden diese Energieträger nicht in Ölheizungen eingesetzt. Sinnvoll ist der Einsatz dieser Energieträger vor allem im Frachtverkehr und in einigen industriellen Prozessen, da deren Betrieb mit erneuerbarem Strom schwierig ist. Für die Wärmeerzeugung in Gebäuden gibt es hingegen Alternativen, die ökonomischer und ökologischer sind. So erzielt man pro eingesetzte Einheit Strom mit einer Wärmepumpe mehr als sechsmal so viel Wärme, als wenn daraus zuerst flüssiger erneuerbarer Brennstoff hergestellt und dieser in einem Ölkessel eingesetzt wird.