Energiewende: Jetzt umsetzen statt verzögern


Mit der Cleantech Energiestrategie zeigt der Wirtschaftsverband swisscleantech, dass eine Energiewende, ohne atomare Risiken und mit griffigen CO2 Zielen, technisch machbar und wirtschaftlich attraktiv ist. Auch eine sichere Stromversorgung im Winter kann gewährleistet werden.

Die Schweizer Stärken der Wasserkraft sind für die Wende insgesamt und speziell als saisonale Speicher wichtig. Zur Lösung des blockierten Wasserkraft-Potentials schlägt swisscleantech zusammen mit der Industrie einen runden Tisch vor und fordert die Umweltverbände zum Mitmachen auf. Bei Energie und Wasserkraft gilt: Ein konsequentes Umsetzen bringt Vorteile für Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt. Die von einigen Interessevertretern aus der Wirtschaft angestrebten Verzögerungen sind verantwortungslos. Von der Politik sind jetzt klare Entscheide gefordert.

Zitate

  • Nick Beglinger (Präsident, swisscleantech): “Je klarer die Signale für eine Wende, desto weniger Subventionen braucht es”. “Die Frankenstärke vorzuschieben um Energiewende und Klimapolitik zu verwässern ist für uns wirtschaftlich kurzsichtig und verantwortungslos”. “Eine Verzögerungspolitik mag im Interesse einzelner Branchen sein, aber sicherlich nicht im Interesse der Gesamtwirtschaft”. “Jetzt müssen wir richtig fokussieren und gemeinsam umsetzen”.
  • Werner Luginbühl (Verwaltungsrat KWO, Ständerat): “Die Wasserkraft ist ein Schweizer Trumpf”. “Der von swisscleantech vorgeschlagene Runde Tisch ist ein wichtiger Schritt um das Wasserkraft-Potential als Teil der Energiewende verantwortungsvoll auszuschöpfen”. “Das Verbandsbeschwerderecht ist nicht das Problem – da spreche ich aus langjähriger Erfahrung als Raumplanungsdirektor”.
  • Christian Zeyer (Leiter Strategie, swisscleantech): “Mit dem Runden Tisch zur Wasserkraft zeigt swisscleantech, wie wir als Verband einen Beitrag leisten und gleichzeitig die Umsetzung der Energiewende anpacken”. “Der vorgeschlagene Ansatz ist einfach aber bestechend: Mit einer geographischen Trennung von Wasserkraftprojekten und Umweltmassnahmen wird sowohl das ökologische als auch das ökonomische Potential maximiert”.

 

Die Cleantech Energiestrategie

Der Wirtschaftsverband hat die Cleantech Energiestrategie erstmals im Juni 2011 präsentiert. In den vergangenen Monaten wurde die Energiezukunft der Schweiz mit Mitgliederfirmen und Fachexperten weiter analysiert. Im Zentrum der Diskussionen standen die Umsetzung und die Rolle der Wirtschaft, die Entwicklungen des Energiebedarfs (saisonal und im Jahresdurchschnitt) und der Energieeffizienz, preisliche Entwicklungen, die Energie-Auslandsabhängigkeit der Schweiz, sowie CO2 Emissionen. Mit Freude stellt swisscleantech fest, dass die Resultate klar aufzeigen: Die Energiewende ist technisch möglich und wirtschaftlich attraktiv. Diese Resultate decken sich weitgehend mit denjenigen, die kürzlich von der ETH Zürich präsentiert wurden[1].

Beispiel: Stromversorgung im Winter

Im Winter ist der Strombedarf am höchsten und die Produktion am niedrigsten. swisscleantech hat deshalb den Jahresgang im kritischen Jahr nach Abschaltung des letzten Kernkraftwerks (2035) analysiert. Die geringere Produktion bei der Flusswasserkraft und der Sonnenenergie im Winter kann durch einen Ausbau der wärmegeführten Wärmekraftkopplung und einem strategischen Einsatz von Speicher- und Pump-speicherkraftwerken aufgefangen werden. In den windreichen Monaten im Frühling und Herbst bietet sich ein massvoller Import an Überschussenergie aus europäischen Windanlagen zu günstigen Konditionen an.

Runder Tisch für die Wasserkraft

Die Wasserkraft ist ein Trumpf der Schweizer Energieversorgung – gerade auch im Vergleich zu Deutschland. Dieser Trumpf ist für die Wende besonders wegen der saisonal nutzbaren Speicherseen ausschlaggebend. Gleichzeitig sind intakte Ökosysteme an Flussläufen und Bächen ausgesprochen wichtig für die Biodiversität und den Landschaftsschutz. Schutz und Nutzen müssen deshalb in ein gutes Gleichgewicht gebracht werden. Damit das ausgewiesene Potential von zusätzlichen ca. 2 TWh bis 2050 ohne grosse ökologische Verluste erreicht werden kann, braucht es griffige Massnahmen und ein Entgegenkommen von Energieindustrie und Umweltverbänden. Projekte für karge Bergregionen liegen in der Schublade, werden aber mangels Vertrauen zurückgehalten. 10’000 km verbaute Mittelland-Flüsse haben Renaturierungsbedarf. Vor diesem Hintergrund ist die lokal beschränkte Kompensation von ökologischer Entwertung zu überdenken. Zusammen mit den führenden Energieversorgern, wie z.B. swisscleantech Mitglied KWO, schafft der Wirtschaftsverband deshalb einen runden Tisch mit dem Ziel einer schweizweiten ökonomischen und ökologischen Gesamtoptimierung der Wasserkraft. Während den Verhandlungen muss ein Stopp für die Unterschutzstellung von neuen potentiellen Gebieten gelten. Die Umweltverbände sind aufgefordert mitzumachen.

Klarer Entscheid wichtig, trotz starkem Franken

Energiewende und CO2-Ziele seien der Wirtschaft jetzt nicht zumutbar, argumentieren einige Wirtschaftsvertreter im Zuge der Frankenstärke. swisscleantech sieht dies anders: Gerade jetzt bietet sich eine langfristige Differenzierung über Cleantech an. Als Hochpreisland muss sich die Schweiz über Qualität und Innovation im internationalen Wettbewerb auszeichnen. Die Kampagne Cleantech-Inside (www.cleantech-inside.ch) von swisscleantech beweist, dass ein beträchtlicher Teil der Wirtschaft bereits nach vorne schaut. swisscleantech fordert deshalb vom Parlament in der Herbstsession ein klares Bekenntnis zur Energiewende und zum CO2-Gesetze in der Schlussabstimmung. Ist dieses Bekenntnis halbherzig, werden unzureichende Massnahmen getroffen und die gesetzten Ziele in Sachen Emissionen, Eigenversorgung und Wettbewerbsfähigkeit verfehlt. Eine Energiewende ohne wenn und aber bringt Planungssicherheit und somit Investitionen seitens der Wirtschaft.