Rentable Klimaschutzmassnahmen insbesondere in der Stromproduktion, bei Bestandsbauten und im Verkehrsbereich
Die Liste der möglichen Klimaschutzmassnahmen, die durch den Bericht untersucht werden, ist lang und zeigt, wo die Prioritäten gesetzt werden müssen: Das grösste und kostengünstigste Potenzial zur Reduktion der CO2-Emissionen liegt im beschleunigten Ausstieg aus den fossilen Energien und gleichzeitigem Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion durch Wind und Sonne. Aber auch im Bereich der Effizienzsteigerungen zeigt der Bericht viele Chancen auf: Beispielsweise stufen die Autor*innen Massnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs bei Gebäuden als rentabel ein. Diese Massnahmen – wie etwa eine Gebäudeisolation – sparen also über die Lebensdauer mehr Geld ein als für die Massnahme ausgegeben werden muss. Interessant ist weiter, dass der Bericht bezüglich Neubauten zu einem anderen Schluss kommt. Diese können zwar helfen, Emissionen zu reduzieren, sind jedoch pro eingesparte Tonne CO2 teurer als vergleichbare nachgerüstete Bestandsbauten (Retrofits). Der Grund für diese Einschätzung dürfte die Tatsache sein, dass in bestehende Gebäude bereits sehr viel graues CO2 investiert wurde. Reisst man diese Gebäude ab, geht diese Investition verloren. Auch im Bereich des Verkehrs gibt es viele rentable Massnahmen. Grosses Potenzial wird nicht nur dem Wechsel auf elektrische Antriebe zugesprochen, auch der Umstieg auf den öffentlichen Verkehr bleibt ein wichtiger Pfeiler in der Umsetzung des Klimaschutzes. Der letzte Teil des neusten Weltklimaberichts bestätigt somit viele Stossrichtungen, die auch swisscleantech aktiv verfolgt.
Die Dekarbonisierung des Energiesektors als grosser Schritt Richtung CO2-Neutralität
Mit dem Bericht bestätigen die Wissenschafter*innen einmal mehr, dass weiterhin Möglichkeiten bestehen, um den Klimawandel rechtzeitig zu stoppen und den menschengemachten Temperaturanstieg unter 1.5 °C zu halten. Allerdings ist notwendig, die Emissionen jetzt beschleunigt zu reduzieren. Anders als vor zehn Jahren ist dies heute möglich. Tatsache ist, dass die Kosten für die erneuerbaren Energien drastisch gefallen sind und sie mittlerweile vielfach günstiger sind als die fossilen Alternativen. Berücksichtigt man jedoch, dass die beiden bestetablierten neuen erneuerbaren Energien – Windenergie und die Solarenergie – bisher erst rund 10 % der Energieversorgung sicherstellen, wird auch deutlich, dass der Weg noch lang ist.
Gleichzeitig macht der steile Anstieg der Produktionskapazitäten auch Hoffnung: Mehr als 90 % der Zunahme der Stromproduktion durch Solarenergie erfolgte in den letzten zehn Jahren und auch die weltweite Windenergieproduktion wurde im letzten Jahrzehnt verdreifacht. Gelingt es, diese Geschwindigkeit aufrechtzuerhalten, wird die Dekarbonisierung des Energiesektors möglich. Damit wäre ein grosser Schritt Richtung CO2-Neutralität geschafft, verursacht der Energiesektor doch mehr als 50 % der weltweiten Emissionen.
Die Politik hinkt hinterher und riskiert mehr als kostspieligen Umweg
Diese hoffnungsvolle Sicht steht jedoch in starkem Kontrast zu den Massnahmen, welche die Nationen bisher getroffen haben – gemessen an den Verpflichtungen des Pariser Klimaabkommens. Die aktuell vereinbarten Massnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen würden den Ausstoss lediglich auf etwa 60 Gigatonnen pro Jahr stabilisieren. Damit bliebe die notwendige CO2-Neutralität im Jahr 2050 in weiter Ferne. Tatsache ist: Handeln ist angesagt! Will man die Temperaturen unter 2 °C stabil halten und verpasst den frühzeitigen Ausstieg, bedeutet dies, dass wir in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts grosse Mengen von Treibhausgasen aus der Atmosphäre herausfiltern und im Boden deponieren müssen. Potenziale für negative Emissionen sind zwar vorhanden und sie werden auch benötigt, um nicht vermeidbare Emissionen wie beispielsweise in der Zementherstellung zu kompensieren – ihre Möglichkeiten bleiben aber begrenzt und die Kosten sind hoch. Heute zu zaudern und später mit drastischen Massnahmen nachzubessern ist fahrlässig und für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft äusserst schädlich.
Darum: Die Zeit für engagiertes Handeln ist jetzt. Wir bleiben dran!