Warum spricht niemand über den wahren Dieselskandal?


Gerade überbieten sich Medien und Politik, das Sommerloch mit Lösungen zum Dieselskandal zu füllen. Dabei geht die Diskussion eigentlich am Ziel vorbei.

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von swisscleantech
09.08.2017

Der eigentliche Skandal sind nicht die Emissionen des Diesels, sondern die folgende Frage: Wie kommt es, dass eine ganze Industrie sich ganz offensichtlich nicht an Gesetze hält?

Wir alle wissen doch: Wenn sich niemand mehr an die Rotlichtsignale hält, versinkt der Verkehr im Chaos. Gesetze sind dazu da, Güter zu schützen, die uns wichtig sind. Zum Beispiel Leben. Beim Rotlicht ist es das Leben eines Kindes, welches vielleicht wegen eines unvorsichtigen Autofahrers endet. Bei den Dieselemissionen sind es die unnötigen zigtausend Toten, die jedes Jahr auf das Konto von Emissionen gehen. Die grossen Automobilindustrien haben nicht leichtfertig zugelassen, dass die Emissionen zu hoch sind. Sie haben es mit Vorsatz getan – und das ist der eigentliche Skandal.

Dazu kommt, dass es nicht nur einige wenige, übereifrige Entwicklungsingenieure waren, die unredlich handelten. Nein, der Skandal war systematisch angelegt und die Idee wurde von Firma zu Firma, wohl mit dem Wissen der Chefetage, weitergereicht.

Umweltgesetze werden mit gutem Grund eingeführt. Sie dienen dazu, unsere Gesundheit und unsere Umwelt zu schützen. Es mag angehen, dass eine Industrie sich gegen Gesetze wehrt, wenn sie der Meinung ist, die Gesetze seien zu streng. Es scheint mir aber schwierig für das Vertrauen in die Wirtschaft, wenn Gesetzte systematisch unterlaufen werden. Der Schaden, der dadurch entsteht, ist gross und betrifft nicht nur die Automobilindustrie. Es ist wichtig, dass versucht wird dieses Vertrauen wiederherzustellen. Denn auf fehlendes Vertrauen reagiert der Souverän mit Gesetzen – so wie es momentan in Bern passiert. Ausbaden muss es der kleine Mann, der sich kürzlich einen Diesel – in der Erwartung, dass dieser die Grenzwerte einhält – gekauft hat.

Um den angerichteten Schaden wieder gut zu machen, müssen die saubereren Varianten, insbesondere Elektro- und Gasfahrzeuge gezielt gefördert werden. Bei bestehenden Diesel sollte die Automobilindustrie dafür sorgen, dass diese die Gesetze einhalten. Mehr ist gar nicht zu fordern.