«Unternehmen setzen auf die Energiewende», 1. swisscleantech Quartalsanlass 2016


Der erste swisscleantech Quartalsanlass 2016 stand im Zeichen der Energiewende und den unternehmerischen Chancen, die sich daraus ergeben. Es war zugleich der Abschiedsanlass für Nick Beglinger, der nach sechs Jahren Verbandsführung seine letzte Rede als Präsident hielt.

Zu Beginn ergriff der neu gewählte Präsident, Matthias Bölke, das Wort: Er verdankte die Pionierleistung von Nick Beglinger und blickte zuversichtlich in die swisscleantech Zukunft. In seiner Funktion als Präsident werde er die Wirtschaftsrelevanz des Verbandes stärken, den Verband breiter verankern und zwischen swisscleantech und anderen Akteuren Brücken bauen. 

David Thiel von IWB brachte in seiner Präsentation die Visionen des Unternehmens in Bezug auf die Stromversorgung zum Ausdruck: In Zukunft werde Elektrizität sowohl zentral als auch dezentral produziert und verteilt – die Herausforderung bestünde darin, die zentralen und dezentralen Welten miteinander zu verbinden. Ausserdem müsse die angestrebte Vollversorgung mit erneuerbarer Energie marktfähig werden. Der Übergang von der Förderung zur Lenkung sei deshalb zu begrüssen.

Nötig sei u.a. ein gesetzlicher Rahmen, der die Energiewende vorantreibe sowie Anreize für Ökonomie – die Schweiz müsse wettbewerbsfähig bleiben –, Ökologie und Innovation. Am Schluss würden die Kunden mit ihrer Kaufkraft entscheiden, welches Stromprodukt sie wünschen. Thiel mahnte das Publikum, die schweizerischen Trümpfe nicht aus der Hand zu geben: Grosswasserkraft, Transit- und Batteriefunktion und hohe Versorgungssicherheit.

Martin Rauen, langjähriger Mitarbeiter von Viessmann, erklärte, dass die Schweiz bezüglich Energiewende in vielen Bereichen weiter als Deutschland sei. «Die Technologien stehen zur Verfügung», erklärte Rauen, «aber man verdient (noch) kein Geld damit.» Bis jetzt sei dies erst mit fossiler Energiegewinnung möglich. Rauen erklärte, wie das 1917 gegründete Familienunternehmen Viessmann sich für Nachhaltigkeit einsetze: Herr Viessmann investiere Unternehmensgewinne bewusst in die Entwicklung grüner Technologien. So hat das Unternehmen am Standort Allendorf die von der EU für 2020 und der Bundesregierung für 2050 anvisierten Ziele bereits heute mit am Markt verfügbarer Technik erreicht – und sogar übertroffen.

Thomas Koller von enersis vermarktet mit seinem Start-up Lösungen, die in der Schweiz entwickelt wurden, im Ausland. Oft gäbe es zwischen dem politischen Ziel einer Gemeinde oder eines Landes und der Technologie eine Lücke, die es zu schliessen gälte. enersis stellt Tools wie Simulationsanalysen und online Portale zur Verfügung, um diese Lücke zu schliessen. Allgemein müsse der Energiewende-Markt stärker von Schweizer Firmen besetzt werden. Schweizer Firmen könnten von der deutschen Energiewende profitieren. «Wir sollten keine Märkte hergeben (z.B. an US-amerikanische Firmen), wir sollten sie besetzen», so Koller abschliessend.

Nick Beglinger, abtretender Präsident, betonte in seiner Abschlussrede, dass eine «schöne und gute Phase zu Ende geht.» Der Rücktritt würde ihm nicht leicht fallen, sei aber auch befreiend. Er unterstrich nochmals seine wichtigsten Botschaften: Es bestünde «No Dilemma» (Link Video) zwischen einer erfolgreichen Wirtschaft und Klimaschutz. Es brauche aber klare Rahmenbedingungen durch die Politik, dann könne die Umsetzung dem Markt überlassen werden.

Inhaltlich sei swisscleantech in den vergangen 6 Jahren oft richtig gelegen. Jetzt brauche es keine grossen Visionen mehr, denn «der Inhalt steht – jetzt braucht es eine breitere Verankerung und konkrete Umsetzung», erklärte Beglinger.

swisscleantech wird sich in Zukunft auf weniger Themen fokussieren: Diese thematische Fokussierung sei richtig – erst dadurch werde es möglich, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Eine Übereinstimmung wird schwieriger oder gar unmöglich je grösser der Themenfächer sei.

Beglinger wünscht sich für die Schweiz bei der Energiewende «ganz vorne mit dabei zu sein» – denn diese fände auf jeden Fall statt. Player, die ganz vorne mitspielen, könnten für sich Chancen rausholen. Er mahnte die Schweiz, den Anschluss nicht zu verpassen – im Moment sei die Schweiz noch vorne dabei, aber sie bewege sich in einer viel langsameren Gangart als die Konkurrenz.

Nick Beglinger widmet sich in Zukunft vermehrt seiner eigenen Stiftung Cleantech21 (neuer Name von FFGS) und bleibt mit swisscleantech als Ehrenpräsident eng verbunden.

Zum Schluss übergab Co-Geschäftsführer Christian Zeyer im Namen des Teams das Abschiedsgeschenk: Die 10 Meilensteine mit Nick in Broschürenform.

Wir bedanken uns bei allen Referenten und Anwesenden für diesen interessanten und schönen Abend.

Dokumente zum Download
IWB auf dem Weg zur erneuerbaren Vollversorgung, David Thiel, IWB
Viessmann – climate of innovation, Martin Rauen, Viessmann
Ein Unternehmen verschafft Übersicht, Thomas Koller, enersis
swisscleantech 2.0 Nick Beglinger, swisscleantech