Bitte die Energieeffizienz nicht unterschätzen!


Das Ergebnis ist erfreulich und ein klares «Ja»: In einer umfangreichen Studie haben unabhängige Expertinnen und Experten der TEP Energy im Auftrag der «Wärme Initiative Schweiz» untersucht, ob eine CO2-freie Beheizung der Schweizer Gebäude bis 2050 möglich ist. Das ist eine gute Nachricht. Naturgemäss arbeiten Studien jedoch immer nur mit einem Teil der denkbaren Entwicklungen. Wenn wir also hier einige kritische Einwände machen, so geschieht dies nicht, um die Studie in Frage zu stellen, sondern um die Analyse um ein paar Gedanken zu erweitern.

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von swisscleantech
15.06.2020

Beispiel Fernwärme: Die Studie setzt bei ihren Prognosen stark auf diese Energieform, und das durchaus zu Recht. Insbesondere in hoch verdichteten Innenstädten führt wohl kein Weg an Fernwärme-Netzen vorbei, wenn die heute üblichen Ölheizungen eliminiert werden sollen. Richtigerweise hält die Studie fest, dass dies nur möglich ist, wenn die Gemeinden dazu die richtigen Massnahmen ergreifen. Ohne Energierichtplan mit verbindlicher Anschlusspflicht und ohne Bereitschaft, in die Vorfinanzierung zu gehen, wird es sehr schwierig, solche Netze zu realisieren.

Gleichzeitig wächst die Rentabilität von Fernwärmenetzen mit dem Wärmebedarf entlang der Leitung. Fernwärmenetze haben deshalb vor allem in den Kernstädten eine Zukunft – in den weniger dichten Agglomerationsgürteln jedoch nicht unbedingt, denn dort wird sich der Wärmebedarf aufgrund besserer Energieeffizienz der Gebäude verringern. Aus Sicht von swisscleantech ergibt sich deshalb hier ein Vorbehalt zu den Aussagen der Studie.

Einen Vorbehalt haben wir auch bezüglich der Aussage, dass Holz vor allem für die Beheizung zu verwenden sei. Will die Schweiz bis 2050 CO2-neutral werden, muss sie auf fossile Rohstoffe verzichten – nicht nur bei der Energieerzeugung, sondern auch in der chemischen Industrie oder beim Bau. Natürlich sollte auch Holz dort eingesetzt werden, wo es im Kampf gegen die Klimakrise am meisten bringt – und das ist nicht als Brennstoff. Wärmepumpen sind im Normalfall die bessere Wahl.  Anders sieht es aus, wenn für spezielle Prozesse Temperaturen über 80°C gefordert sind. Hier kann Holz eine nützliche Alternative zu fossilen Brennstoffen sein.

Fazit: Wollen wir in der Schweiz spätestens 2050 alle Gebäude ohne CO2-Ausstoss heizen und gleichzeitig vollständig aus den fossilen Rohstoffen aussteigen, dann ist es matchentscheidend, die Gebäudeeffizienz zu verbessern. Fernwärme macht überall dort Sinn, wo auch nach einer umfassenden Effizienzsteigerung ein hoher Energiebedarf vorhanden ist, und Holz oder Abfallbiomasse sollten nur dort als Brennstoffe eingesetzt werden, wo hohe Temperaturen gefordert sind. Dann kommt es gut.    

Mehr Informationen zur erwähnten Studie und zur Wärme Initiative Schweiz