Energiewende: Dialoge und Partnerschaften sind zentral


Die Wirtschaft der erneuerbaren Energien, die Anlagebesitzer, die Konsumenten und die EVU sitzen oft nicht im selben Boot. Besonders dann nicht, wenn es darum geht, die erneuerbaren Energien weiter auszubauen. Damit in der dicht besiedelten Schweiz die Klimapolitik vorankommt, führt aber kein Weg an einem starken Ausbau der erneuerbaren Energien in den Siedlungen herum.

Das Bundesamt für Energie (BFE) weist in einer Studie ein Potenzial für eine solare Produktion von 50 Terawattstunden (TWh) Strom nach – alleine auf den Hausdächern. Zusätzlich besteht gemäss Swissolar ein Potenzial von 10 TWh bei den Fassaden. Diese Produktionskapazität würde auch 20 TWh Stromproduktion im Winter zur Verfügung stellen – eine Produktion, die dringend gebraucht wird.

Sind wir auf dem Weg, diese Vision zu realisieren? Ein Blick über die Dächer unserer Städte zeigt: Nein, wir sind es nicht. Gerade in den Kernstädten sind Fotovoltaikanlagen eher die Ausnahme als die Regel. Was braucht es, damit wir auf diesem Weg vorankommen? Vorerst einmal braucht es eine Partnerschaft. Es ist nachvollziehbar, dass die Energiewende gerade auch für die Energieversorgungsunternehmen (EVU) eine Herausforderung ist. Die angestammte Hierarchie kommt ins Wanken: Aus Konsumenten werden plötzlich Prosumer, die selbst auch Strom produzieren. Jetzt gilt es, diese Prosumer als neue Partner ins Boot zu holen.

Gerade die Energiewende kann helfen, die schwierigen Effekte der Liberalisierung für die EVU zu mildern. Kein anderer Lieferant kann so nahe beim Kunden sein, wie das lokale EVU. Voraussetzung für diese Partnerschaft ist aber, dass die EVU auf ihre Kunden zugehen.

EVU spielen entscheidende Rolle

Damit sich für Private der Bau einer Solaranlage lohnt, brauchen sie heute drei Ertragsquellen: Einmalvergütungen, einen möglichst hohen Eigenverbrauch und die Vergütung der Einspeisung. Ertragsmindernd wirken sich aber nicht nur tiefe Vergütungen, sondern auch hohe Kosten in der Projektabwicklung aus. Gerade hier können die EVU eine entscheidende Rolle spielen.

In Zukunft muss es möglich sein, eine PV-Anlage so einfach ins Netz zu integrieren, wie dies heute bei sanitären Anlagen der Fall ist. Dies ist heute noch nicht gegeben. Aus der Branche hören wir immer wieder, dass der administrative Aufwand für die Installation einer Solaranlage viel zu gross sei und bis zu mehrere Arbeitstagen benötige. Dies muss in Zukunft mit wenigen Klicks möglich sein. Ebenso muss es zum Standard werden, dass Solaranlagen und Verbraucher in der näheren Umgebung, wenn möglich sogar innerhalb eines Quartiers, in unkomplizierter Art und Weise zusammenzuschliessen. Intelligente Zähler bieten die Möglichkeit, zu erkennen, dass Strom aus der Nachbarschaft zur Verfügung steht und gebraucht werden kann. Dies entlastet die übergeordnete Netzinfrastruktur und sollte deshalb gefördert werden. Die Anforderung, dass für Eigenverbrauchsgemeinschaften separate Kabel gezogen werden müssen, ist für den Ausbau der erneuerbaren Energien bestimmt nicht förderlich – im Gegenteil 

Im Gegenzug muss die PV-Anlage aber auch soviel Intelligenz haben, dass sie sich dem Netz gegenüber dienlich verhält. Peak-Shifting muss –  wie auch Peak-Shaving – zu einem Standard werden. Diese Forderung der EVU ist berechtigt und auch bei den heutigen Modulpreisen angebracht. Solaranlagenbesitzer werden bei einem starken Zubau von PV-Anlagen akzeptieren müssen, dass ihre Produktion an einem Sommermittag für das Netz eine Belastung darstellt – und zu anderen Zeiten ist sie hochwillkommen.

Speicher gewinnen immer mehr an Bedeutung

Andererseits ist es wichtig, dass EVU beginnen, sich für Speicher zu interessieren – nicht nur für festinstallierte, sondern auch für mobile. Denn Batterien können auf die Netze eine starke stabilisierende Wirkungen haben, allerdings nur, wenn sie netzdienlich betrieben werden. Mit weiter sinkenden Batteriepreisen könnte es für EVU durchaus interessant werden, sich an den Zubaukosten von Batterien in privaten Gebäuden oder Fahrzeugen zu beteiligen – und im Gegenzug einen Einfluss auf die Steuerung dieser Anlagen zu erhalten. Es darf nicht sein, dass Strom teuer zwischengespeichert wird, wenn gleichzeitig in der Nachbarschaft Nachfrage besteht.

Gleichzeitig muss man Verständnis dafür aufbringen, wenn die EVU eine einheitliche Regelung für die Einspeisetarife verlangen. Es ist nachvollziehbar, dass sie nur die eingesparten Kosten bezahlen wollen. Gleichzeitig sind diese relativ tief. Dies kann dazu führen, dass Hauseigentümer*innen zu kleine Anlagen bauen, da sie mit kleinen Anlagen den Eigenverbrauch optimieren können und so eine bessere Rentabilität erreichen. Dies wiederum ist aus volkswirtschaftlichen Gründen nicht optimal: je kleiner eine Anlage, umso höher sind die spezifischen Produktionskosten. Dies würde eigentlich nach einer nationalen – höheren – Entschädigung rufen, wobei sich der Wert einer Kilowattstunde vermehrt auch an der Nachfrage orientieren sollte.

Fazit: Widersprüchliche Interessen bleiben auch in Zukunft bestehen. Der Dialog bleibt wichtig. Entscheidend ist, dass die Transparenz steigt und dass lokale Verfügbarkeit und die damit einhergehende Entlastung der darüberliegenden Infrastrukturen genügend gefördert und auch honoriert wird.