Dies ist weder für die Planbarkeit noch für die Sicherheit eine akzeptable Situation. swisscleantech schlägt eine Branchenlösung vor.
700 Millionen Franken wollen die Betreiber dem Vernehmen nach noch in die beiden Beznaus investieren, die in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts konzipiert wurden. Das macht volkswirtschaftlich keinen Sinn und ist symptomatisch für die konzeptlose Kernenergiepolitik der Schweiz. Mehr als drei Jahre nach dem Unfall in Fukushima ist es der Schweiz nicht gelungen, einen wirtschaftlich vernünftigen Weg aus der Kernenergie zu vereinbaren.
Gefordert sind Planbarkeit und Sicherheit
„Um die Energiewende wirtschaftsfreundlich zu schaffen müssen jetzt klar Regeln her“, betont Christian Zeyer, stv. Geschäftsführer von swisscleantech. Er nennt im Gespräch zwei Faktoren, denen Rechnung getragen werden müsse. „Erstens Planbarkeit: Damit die Ersatzanlagen rechtzeitig und kostenoptimal realisiert werden können, muss klar sein, wann sie am Netz sein müssen. Zweitens optimale Sicherheit: Jede Lösung muss berücksichtigen, dass es erhebliche Unterschiede zwischen der Sicherheit der verschiedenen Anlagen gibt. Der Reststrom aus den Kernkraftwerken muss aus den sichersten Werken kommen.“
Langzeitbetriebskonzepte genügen nicht
Es ist offensichtlich, dass die aktuell in der UREK-N diskutierte Lösung keine dieser Bedingungen erfüllt. Das Konzept 50+10+ ist darauf angelegt, dass z.B. das Kraftwerk Beznau noch mindestens 15, vielleicht sogar 25 oder mehr Jahre weiter laufen könnte. Bedingung ist, dass eine steigende Sicherheit gewährleistet wird. „Das ist eine zu enge Sichtweise: Wer ein Kraftwerk der alten Generation, also Beznau oder Mühleberg sicherer macht, erreicht für die Sicherheit insgesamt weniger, wie wenn er das Kraftwerk ausschaltet, und den Strom in einem anderen, neueren Werk produziert“, betont Zeyer. „Der einzige Betreiber, der daraus die richtigen Konsequenzen gezogen hat, ist die BKW.“ Diese hat sich entschlossen, das Kraftwerk Mühleberg 2019 vom Netz zu nehmen.
Handelbare Restlaufzeiten als Lösung
swisscleantech hatte bereits 2013 einen Vorschlag unterbreitet, der nach wie vor wegweisend sein könnte. Darin vereinbaren die Betreiber in einer Branchenlösung miteinander die Laufzeiten und verschieben Produktionsmengen so, dass die Risiken optimiert werden. Durch die Verschiebung von alten auf neuere Werke kann die Sicherheit insgesamt um 40% erhöht werden.
Auch Bad Bank nicht optimal
Im Gegensatz zur Branchenlösung von swisscleantech ist die von den Umweltverbänden vorgeschlagene Bad Bank eine staatliche Lösung. swisscleantech ist der Meinung, dass primär die Betreiber gemeinsam in der Pflicht stehen. „Wir sind nach wie vor überzeugt, dass eine Branchenlösung der wirtschaftlich optimale Weg ist“, betont Zeyer. Eine Verstaatlichung dürfe erst ins Auge gefasst werden, wenn keine andere Lösung gefunden werden könne. Ausserdem erfordere die Auslagerung in eine Bad Bank aufwändige Due-Diligence Verfahren. Schliesslich gibt Zeyer noch zu bedenken, dass mit der Auslagerung in eine Bad Bank alleine noch keine der zwei Bedingungen erfüllt werde. Ob die Bad Bank eine Lösung wäre, wird erst klar, wenn die Abschaltbedingungen geklärt sind. „Dass eine staatliche Anstalt marode Reaktoren weiterbetreibt, kann ja nicht die Lösung sein“, meint Zeyer.
Links zu weiteren Informationen:
Kompromiss KKW Laufzeitenregelung