Hauseigentümerinnen profitieren vom CO2-Gesetz


Der Gebäudesektor ist für rund einen Drittel der Schweizer CO2-Emissionen verantwortlich. Entsprechend prioritär muss die Energieverbrauchs- und CO2-Reduktion vorangetrieben werden. Das revidierte CO2-Gesetz bietet hierzu gute Mittel und Wege für Hauseigentümer*innen. Umso unverständlicher ist, dass der Hauseigentümerverband das Gesetz bekämpft.

Bildquelle: Pixabay / globalenergysystems
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von swisscleantech
26.04.2021

Das Thema Nachhaltigkeit spielt bei der Kreditvergabe von Banken und Finanzinstituten eine immer grössere Rolle. Jürg Meier schreibt in der NZZ am Sonntag (Ausgabe vom 18. April 2021), dass Banken darüber nachdenken, Gebäude, die mit Öl oder Erdgas beheizt werden, in Zukunft mit schlechteren Zinsbedingungen für Hypotheken zu bedienen. Da die Emissionen der Gebäude rund einen Drittel der CO2-Emissionen ausmachen, sind solche Überlegungen seitens der Banken nachvollziehbar. Vielleicht spielt es heute beim Verkauf noch keine Rolle, ob ein Gebäude mit Öl oder Erdgas beheizt wird, doch: der Klimawandel ist real und Massnahmen dagegen müssen schnell ergriffen werden.

Schon heute sind Gebäude mit fossilen Heizungen im Betrieb deutlich teurer. In Zukunft werden sie ausserdem aus Reputationsgründen auf dem Markt schlechter bewertet werden. Banken, die heute solche Gebäude durch schlechtere Zinsbedingungen bestrafen, nehmen vorneweg, dass diese Gebäude für sie ein Risiko darstellen. Ausserdem wollen sie mit dieser Massnahme Eigentümerinnen motivieren, ihre Gebäude so umzubauen, dass diese klimatauglich sind.

Lenkungsabgaben des CO2-Gesetzes kommen Hauseigentümern zugute

Umso erstaunlicher ist unter diesem Blickwinkel die Tatsache, dass der Hauseigentümerverband HEV– anders als die Konkurrenzorganisation Casafair – beschlossen hat, das CO2-Gesetz zu bekämpfen. Dies ist deshalb unverständlich, weil das CO2-Gesetz den Hauseigentümer*innen hilft, ihre Gebäude für die Zukunft fit zu machen. Ein Drittel der darin festgelegten Lenkungsabgaben auf Brennstoffe finanzieren das schweizerische Gebäudeprogramm, das Hauseigentümer*innen dabei unterstützt, ihre Gebäude besser zu dämmen und CO2-frei zu beheizen. Dies ergibt insgesamt 450 Millionen CHF pro Jahr. Mit diesem Geld unterstützt der Bund die Massnahme der Kantone, die ihrerseits mindestens gleich viel Geld zur Verfügung stellen müssen. Wird das CO2-Gesetz abgelehnt, entfällt dieses Geld. Der Hauseigentümerverband erweist also den Hauseigentümern einen Bärendienst.

In seinem Argumentarium gegen das CO2-Gesetz schreibt der Hauseigentümerverband davon nichts. Hingegen schreibt er, die meisten privaten Hauseigentümer*innen seien nicht in der Lage, die notwendigen Finanzmittel aufzubringen, um die Investitionen in Gebäudedämmungen und Heizungen zu stemmen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass diese Investitionen für Hauseigentümer*innen erheblich sind. Dies gilt besonders für diejenigen, welche in der Vergangenheit zu wenig Rückstellungen für ihr Gebäude gemacht haben und dies trifft leider sehr oft zu.

Klimataugliche Modernisierungen sind auch finanziell nachhaltig

Hauseigentümer*innen befinden sich in einem Dilemma: Sie wissen, dass sie ihr Gebäude dringend fit für die Zukunft machen müssten, sind aber durch ihre finanziellen Möglichkeiten blockiert. Dabei wäre es gerade für Ihre finanzielle Situation von Vorteil, wenn sie ihr Gebäude rechtzeitig modernisieren könnten.

Indem der Hauseigentümerverband das CO2-Gesetz bekämpft, verschlechtert sich die Gesamtsituation für die Gebäudeeigentümerinnen . Einerseits kann das Gebäudeprogramm nach dem Auslaufen des aktuellen CO2-Gesetzes nicht mehr finanziert werden und damit fallen auch die rund 10% Subventionen bei Sanierungsmassnahmen weg.

Das CO2-Gesetz enthält aber auch neue Ansätze, um die Gebäudeeigentümerinnen dabei zu unterstützen, ihre Gebäude klimatauglich zu machen. Art. 55 des revidierten CO2-Gesetzes legt die Grundlage dafür, dass der Bund in Zukunft Bürgschaften für klimataugliche Modernisierungen übernehmen könnte. Wird dieser Artikel umgesetzt, kann der Bund das vergleichsweise kleine Risiko  von Darlehen für die klimataugliche Optimierung übernehmen und die Hauseigentümer kommen plötzlich an neue Finanzmittel. Wie das genau umgesetzt werden kann, wird im Moment auf Bundesebene sowie in Forschungsprojekten der HSLU und swisscleantech untersucht. Projektpartner*innen des Forschungsprojekts sind verschiedene Kantone und Städte wie auch Finanzierungsinstitute und die Bauindustrie.

Viel besser wäre es also, wenn der Hauseigentümerverband sich dafür einsetzen würde, dass das CO2-Gesetz angenommen und im Sinn seiner Mitglieder umgesetzt wird. Denn wie bereits einleitend gesagt: der Klimawandel ist real und Massnahmen dagegen müssen schnell ergriffen werden.