KEV-Papier von Avenir suisse: Return to sender


Für swisscleantech ist klar: Die KEV ist im Moment das erfolgreiche Werkzeug für den Ausbau der erneuerbaren Energien.

Es gibt Möglichkeiten, die Funktion bereits heute zu verbessern. Der Bund geht hier in die richtige Richtung. Mittelfristig muss die KEV durch ein verbessertes Strommarktdesign und durch die ökologische Steuerreform ersetzt werden. Jetzt einen Systemwechsel vorzunehmen führt zu unnötiger Bürokratie und Unsicherheit.

Erfreulich am avenir standpunkt zur KEV ist, dass der Autor eine Lanze für die Besteuerung von CO2 bricht. Auch swisscleantech unterstützt diese Stossrichtung. Mit seiner Argumentation und dem Votum für ein Quotenmodell greift Urs Meister jedoch zu kurz. Generell unterschätzt Meister die Bedeutung des Einflusses der tiefen variablen Kosten der Erneurbaren und vergisst, dass diese auch in einem Quotenmodell gleich tief bleiben. Deshalb würde bei einer Einführung des Quotenmodells Strom und Zertifikat getrennt gehandelt. Strom würde zu tiefen Preisen gehandelt, weshalb der Zertifikatspreis immer höher werden müsste.

Voraussichtlich würden die schweizerischen Zertifikate im Vergleich zu z.B. norwegischen Wasserzertifikaten nicht konkurrenzfähig sein. Will man die einheimische Produktion fördern, müsste deshalb gleichzeitig eine Vorschrift bezüglich eines Anteils einheimischer Zertifikate aufgestellt werden, was von der EU als eine Diskriminierung von ausländischem Strom verstanden werden könnte.

Zu recht argumentiert Urs Meister, dass der Ausbau in der Schweiz wohl zu wesentlichen Teilen über den Ausbau der Photovoltaik geschehen muss. Ein technologieneutrales und internationales Zertifikat würde wegen des hohen Preises sehr schnell dazu führen, dass der Ausbau der Solarenergie in der Schweiz einbrechen würde. Ausserdem würden die ausländischen Zertifikate den Bedarf an neuen Transportleitungen unnötig weiter erhöhen.
 
Ein Quotenmodell würde des Weiteren dazu führen, dass auf dem Markt eine hohe Risikoprämie zu zahlen wären. Da wegen der Lernkurven Zertifikate von neuen Anlagen günstiger sein werden als jene von alten Anlagen, müssen Betreiber diesen Verlust in der Anfangsphase kompensieren. Der Einstieg in die Energiewende würde also verteuert. Alternativ könnte man statt wie bisher Stromzertifikate neu Anlagen und deren Lebenszeitproduktion handeln. Letzteres wäre kein Problem, führt aber wiederum davon weg, eine marktnahe Produktion zu fördern.

Ausserdem wird die wichtige Rolle von Strafzahlungen beim Verfehlen des Ziels nicht ausreichend beleuchtet. Es ist richtig, dass eine tiefe Strafe einen Floorpreis setzt. Ist die Strafe aber hoch und ist die Höhe der Strafe bekannt, ergibt sich daraus vermutlich eine genau so wenig gerechtfertigte Sonderrendite, wie dies Meister bei der KEV moniert. Gerade weil es relativ schwierig ist, diesen Preis richtig festzulegen, sind ja Quotenmodelle auch nicht gerade besonders erfolgreich unterwegs, wie Rolf Wüstenhagen von der HSG kürzlich nachwies.

Die KEV heute durch ein Quotenmodel zu ersetzen ist nicht sinnvoll, will man die inländische erneuerbare Produktion fördern. Langfristig kann nur ein neues europäisches Strommarktdesign eine gute Integration der erneuerbaren Energien garantieren. Bis dies geschehen ist garantiert die KEV, dass wir auf dem sinnvollen, eingeschlagenen Weg vorankommen.