Der Mobilitätssektor ist heute mit 32% der grösste Einzelverursacher von Treibhausgasen in der Schweiz (ohne Flugverkehr) – Tendenz steigend. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass in der Schweiz keine CO2-Abgabe auf Treibstoffe erhoben wird. Da eine verursachergerechte CO2-Abgabe basierend auf der effektiv gefahrenen Distanz und den CO2-Emissionen in der Schweiz fehlt, besteht kein Anreiz für Verhaltensänderungen, wie beispielsweise den Wechsel auf klimafreundlichere Fahrzeuge.
Umso erstaunlicher ist es, dass der gewünschte Mobilitätswandel auch in der Schweiz langsam an Fahrt aufnimmt – trotz offenkundigem politischen Desinteresse. Obschon auch Elektrofahrzeuge nicht klimaneutral sind, ist die Vision einer ausgeglichenen Treibhausgas-Emissionsbilanz im motorisierten Individualverkehr mit zunehmender Elektrifizierung zumindest technisch vorstellbar.
Im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ist die Ökobilanz von Elektrofahrzeugen hervorragend. Elektromotoren mit Wirkungsgraden grösser 90% bieten eine bis zu 3x höhere Effizienz als vergleichbare Otto- und Dieselmotoren mit Wirkungsgraden von maximal 35%.
Entscheidend ist jedoch eine Beurteilung über den ganzen Lebenszyklus. Oft wird angeführt, dass die Klimabilanz der Elektrofahrzeuge durch die Herstellung der erforderlichen Akkumulatoren und die Verwendung von seltenen Erden wie Lithium, Kobalt und Mangan massgeblich beeinträchtigt werde. Studien zeigen jedoch, dass Elektrofahrzeuge im Durchschnitt während ihres gesamten Lebenszyklus dennoch 28%-72% weniger Treibhausgase emittieren als konventionell betriebene Personenwagen. Der grösste Einflussfaktor ist die CO2-Intensität des für den Betrieb verwendeten Strommix. Die Treibhausgasemissionen der reinen Batterieherstellung eines Elektrofahrzeugs betragen nur etwa einen Fünftel der Emissionen aus dem Betrieb eines typischen Personenwagens mit Verbrennungsmotor über 150’000 km.
Um die internationalen Klimaziele zu erreichen, ist die Elektrifizierung des motorisierten Individualverkehrs längst überfällig. Sinnvoll ist natürlich, wenn dabei erneuerbare Elektrizität getankt wird. Allerdings trägt die Elektromobilität alleine lediglich zur Verringerung der CO2-Emissionen des Mobilitätssektors bei.
Der Raumbedarf des motorisierten Individualverkehrs und die bereits existierende Überlastung der Infrastrukturen können nur durch ein wirksames und verursachergerechtes Mobility Pricing gelöst werden. swisscleantech stellte ein solches Konzept bereits im Juni 2016 vor.
Dokumente zum Download
BAFU, Klima: Das Wichtigste in Kürze, (04.04.2018)
Effects of battery manufacturing on electric vehicle life-cycle greenhouse gas emissions, ICCT
Diskussionspapier Mobility Pricing
Fragen und Anregungen gerne an: christian.zeyer(at)swisscleantech.ch