Die Ansätze der Kreislaufwirtschaft bergen auch bei der Beschaffung von Gütern, Maschinen und Dienstleistungen grosse Potentiale im Bereich der Kosten- und Ressourcenoptimierung. Doch wie können solche Potentiale genutzt werden und welche Schritte sind nötig, um zusammen mit Anbietern kreislauffähige Beschaffungslösungen zu entwickeln? Anhand zweier Praxisbeispielen aus den Niederlanden gingen wir unter anderem diesen Fragen nach.
In einer Einleitung erläuterte Raphael Fasko von Rytec AG den Begriff «Kreislaufwirtschaft» und stellte die verschiedenen Strategien und Wirtschaftsmodelle der Kreislaufwirtschaft vor.
Godard Croon vom Beratungsunternehmen Copper8 stellte klar: Es gibt keine Patentlösung für jedes Unternehmen, wenn es um kreislauffähige Beschaffung geht! Das fange bereits bei der Definition einer «Kreislaufwirtschaft» an und gehe weit über rein technische Aspekte hinaus – der gesamte Prozess, zum Beispiel die Kooperation mit Lieferanten, sowie das Finanzierungsmodell müssen ebenso betrachtet werden. Dies habe jedoch auch den Vorteil, dass jedes Unternehmen eine für sich wirklich passende Lösung entwickeln könne. Croon gibt Unternehmen, die kreislauffähig beschaffen wollen, dafür folgende Tipps:
- Entscheiden Sie nicht nur nach Preis: Günstiger ist nicht immer besser. Setzen Sie jedoch einen maximalen Preis, den Sie bereit sind zu zahlen. Die Kriterien könnten z.B. so gewichtet werden: Preis 20%, Aktionsplan 45%, zirkuläre Aspekte des Produkts (z.B. Materialherkunft, Rezyklierbarkeit) 20%, gesellschaftlicher Mehrwert 15%.
- Fragen Sie Ihren Lieferanten nach einem Aktionsplan, um zu sehen wie realistisch die vereinbarten Ziele sind. Wie funktioniert zum Beispiel die Demontage des Produkts?
- Sie werden nicht alles von heute auf morgen ändern können, aber jede Frage, die Sie stellen, wirkt sich auf den Markt aus.
- Kreislaufwirtschaft messen: Achten Sie auf Zertifikate (z.B. Cradle-to-Cradle), führen Sie Lebenszyklusanalysen für Ihre Produkte durch, nutzen Sie Tools wie Circular IQ
- Bringen Sie alle Lieferanten an einen Tisch. Sollte ein Lieferant sich zunächst nicht mit dem Thema Kreislaufwirtschaft auseinandersetzen wollen, dann überlegt er es sich womöglich anders, wenn er mitbekommt, dass die Konkurrenz dies tut.
- Sie können die kreislauffähige Beschaffung nicht im Alleingang umsetzen: Holen Sie sich Unterstützung von der Geschäftsleitung und Mitarbeitenden, die sich für das Thema Kreislaufwirtschaft begeistern können.
- Schliessen Sie einen Rahmenvertrag ab. Dieser hat keinerlei finanziellen Wert, regelt jedoch den Abschluss weiterer Einzelverträge, zum Beispiel in dem er Qualitätsanforderungen oder etwaige Abnahmepflichten im Vorhinein festlegt. Dies bietet Ihrem Lieferanten mehr Sicherheit bei der Absatzplanung, welche ihm motivieren sollte, Ihren Ansprüchen gerecht zu werden.
In diesen Rahmenverträgen sollte es unter anderem auch um Ambitionen gehen, ergänzt Marc Unger, Berater bei AT Osborne. Wenn die Beschaffung für jedes Projekt getrennt voneinander abgewickelt wird, bestehe zu wenig Anreiz, sich zu verbessern. Wenn man in einem Rahmenvertrag gemeinsame Ziele festlege, steige dieser hingegen. So könne man jeweils Einzelverträge für beispielsweise drei Jahre abschliessen. Wenn der Lieferant bei Vertragsablauf die Zwischenziele erreicht hat, wird ein neuer Vertrag mit höheren Zielen festgelegt usw. Weitere Informationen bezüglich solcher Kooperationen gibt es hier.
Des Weiteren gibt es inzwischen einige Produkte, die «as a service» angeboten werden. So zum Beispiel Philips Lighting. Hier kauft der Kunde ausschliesslich das Licht – die Verantwortung z.B. bezüglich der Wartung liegt beim Hersteller. Der Anreiz, das Produkt so langlebig und effizient zu gestalten wie möglich, steige dementsprechend.
In den anschliessenden Diskussionsrunden konnten die Teilnehmenden über das Gehörte sprechen und auf ihr Geschäft beziehen.