Der Bundesrat plant im Sommer die Ausschreibung von weiteren fossilen Reservekraftwerken zur Absicherung der Schweizer Stromversorgung. Dies soll eine Kraftwerksleistung von 1000 Megawatt bereitstellen und würde Beschaffungskosten von rund einer Milliarden Franken verursachen. Dieses Konzept basiert teilweise auf veralteten Daten und nutzt die Speicherseen als grossen Standortvorteil der Schweiz nur wenig.
Fokus auf bestehende Anlagen
Werden stattdessen bestehende Anlagen genutzt und auch der Zubau der erneuerbaren Energien mit einbezogen, kann diese Leistung schneller und deutlich günstiger zur Verfügung gestellt werden.
Folgende Schritte sind dazu notwendig:
- Festlegung einer Wasserkraftreserve von rund 700 GWh und Sicherung dieser Reserven durch ein innovatives, in der Studie beschriebenes Konzept, welches garantiert, dass in einer Knappheitssituation auch tatsächlich ausreichend erneuerbare Energie zur Verfügung steht.
- Rascher Ausbau der neuen erneuerbaren Stromproduktion gemäss den Zielsetzungen im Mantelerlass, das heisst auf eine Jahresproduktion von mindestens 35 TWh im Jahr 2035. Die Winterstromproduktion dieser neuen Kraftwerke vergrössert das Angebot von Strom im Winter und wird teilweise auch dafür benutzt, die Leerung der Speicherseen zu bremsen.
- Einbezug von aussengesteuerten Notstromaggregaten, die von Swissgrid reguliert werden und ein Reservekraftwerk mit insgesamt 280 MW Leistung bilden.
- Verpflichtung von weiteren Notstromaggregaten zur Reduktion des Strombedarfes im Netz. Geschätzte Leistung: 400 MW als Nachfragereduktion im Stromnetz.
- Berücksichtigung des bestehenden Reservekraftwerkes Birr mit 250 MW Leistung und Verlängerung der Betriebsbewilligung in Notsituationen über 2026 hinaus.
- Parallel und ergänzend dazu: Umsetzung von Strom-Einsparmassnahmen verschiedenster Art.
Deutliche Kostenersparnisse möglich
Mit dem vorgeschlagenen Vorgehen könnte bereits für den kommenden Winter 2023/24 eine Kraftwerkskapazität von 1000 MW bereitgestellt werden. Setzt man die Bedingungen in geeigneter Form, wird eine mindestens vergleichbare Produktionssicherheit zu 85% tieferen Kosten möglich (Projektkosten von 140 Millionen Franken gegenüber 909 Millionen Franken für die Realisierung der Gaskraftwerke).
Zum Beitrag in der Neuen Zürcher Zeitung (Paywall)