Die E-Mobilität nimmt Fahrt auf

Mobilität als grosses Ganzes im Auge behalten

Nach langer Stagnation kommt die Elektrifizierung des Personenverkehrs zunehmend in Schwung. Dies wird mittelfristig zu Emissionsreduktionen führen. Insbesondere der Güterverkehr hinkt jedoch bei der Dekarbonisierung hinterher – um auch in diesem Bereich Lösungen zu finden, haben wir 2022 die Arbeitsgruppe Grüne Logistik lanciert.

Die CO2-freie Mobilität hat bei swisscleantech als Teil der Agenda 2030 hohe Priorität. Dies mit gutem Grund: Rund ein Drittel der CO2-Emissionen in der Schweiz gehen auf den inländischen Verkehr zurück. Daran haben die Personenwagen mit 70% den grössten Anteil, gefolgt vom schweren Strassengüterverkehr mit 12%.

Beim motorisierten Individualverkehr (MIV) ist der Trend erfreulich, der Anteil der rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen an den Neuzulassungen  steigt stetig (2021: 13,3%, 2022: 17,3%). Auch die technologischen Fortschritte in der E-Mobilität bringen immer bessere Leistungen zu erschwinglicheren Preisen sowie Batterien mit weniger seltenen Erden hervor. Und die Politik schafft mit der zunehmenden Förderung der Ladeinfrastruktur zusätzliche Anreize für den Umstieg auf die E-Mobilität. Hier werden wir uns vor allem im Rahmen des CO2-Gesetzes für Rahmenbedingungen einsetzen, die E-Autos fördern.

Neuer Schub in der grünen Logistik

Im Hinblick auf die Dekarbonisierung hinkt der Strassengüterverkehr dem motorisierten Individualverkehr klar hinterher. So waren 2022 von allen neu zugelassenen schweren Nutzfahrzeugen nur 6 % elektrisch betrieben (dazu 1% mit Gas, 0.1% mit Wasserstoff). Die Herausforderungen in der Verkehrswende für die Logistik sind vielfältig: So stellen die höheren Anschaffungskosten eines E-LKW eine Hürde für viele Logistikunternehmen dar. Dazu kommen die hohen Investitionen in die zusätzlich benötigte Ladeinfrastruktur sowie ein grosser Bedarf an zusätzlichem Know-how.

Um gemeinsam mit unseren Mitgliedern neuen Schwung in die Dekarbonisierung des Güterverkehrs zu bringen, hat swisscleantech im Oktober 2022 die Arbeitsgruppe Grüne Logistik lanciert. Hier bewährt sich der branchenübergreifende Ansatz von  swisscleantech: Zahlreiche Unternehmen entlang der gesamten Logistik-Wertschöpfungskette kommen im Rahmen der AG an einen Tisch, um über Lösungsansätze zu diskutieren – Fahrzeughersteller und Importeure, Logistik- und Transportunternehmen, Dienstleistungsempfänger und Endkunden. So haben sich bei einem ersten Austausch klare Handlungsfelder abgezeichnet. Dazu gehört das enge Begleiten der relevanten politischen Geschäfte (CO2-Gesetz, LSVA-Gesetz) sowie der intensive Austausch mit Energieversorgungsunternehmen, um über innovative Lösungen zur Finanzierung der Ladeinfrastruktur zu sprechen. Hier zeichnen sich als Ergebnis der AG schon erste Projekte ab, bei denen sich Unternehmen zur Realisierung einer gemeinsamen Ladeinfrastruktur zusammentun wollen.

Die Mobilität als grosses Ganzes im Auge behalten

Sowohl beim Güter- als auch beim Personenverkehr gilt es stets, eine ganzheitliche Sicht auf die Mobilität zu bewahren. Denn für eine nachhaltige Mobilität reicht es nicht, lediglich den fossil betriebenen Verkehr zu elektrifizieren.

Vielmehr müssen wir auch Lösungen finden, um die Mobilität ressourcenoptimal organisieren zu können. Oft unterbewertet wird in diesem Zusammenhang der Raumverbrauch der Verkehrsträger: So transportiert der öffentliche Verkehr eine deutlich höhere Anzahl Passagiere auf gleichem Raum als der motorisierte Individualverkehr.

In einem Land wie der Schweiz, in dem Raum ein knappes Gut darstellt, braucht es daher eine vertiefte Diskussion zur Flächeneffizienz in der Mobilität. Hier sind neue Ansätze gefragt, welche die Flächeneffizienz der Verkehrsträger widerspiegeln und Anreize so setzen, damit eine möglichst flächeneffiziente Mobilität geschaffen wird. Um diese Diskussion anzustossen, hat swisscleantech 2022 zusammen mit Avenir Mobilité und dem Amt für Mobilität des Kanton Zürich die Lancierung des Mobilitätstrialogs beschlossen. Im 2023 wird dieser lanciert, um zusammen mit relevanten und interessierten Organisationen über mögliche Stossrichtungen zu diskutieren.

Gregory Germann
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