Der technologische Wandel und der Mittelbedarf für dringlichere Verkehrsprobleme sprechen dafür, auf Intelligenz statt auf Beton zu setzen. Eine Entscheidung zum heutigen Zeitpunkt wäre falsch und gemäss ASTRA auch nicht nötig.
Ob eine zweite Röhre durch den Gotthard gebaut werden soll, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös beantwortet werden. Zu viele Fragen sind noch offen. «Der Verkehr im Jahr 2035 wird ein anderer sein als heute», sagt Nick Beglinger, Präsident von swisscleantech. Bis zur Inbetrieb-nahme des neuen Tunnels im Jahr 2030 werden automatisches Fahren und Fahrassistenzsysteme weit verbreitet sein. Sicherheitssysteme am Fahrzeug zur Verhinderung von Auffahrunfällen und Verlassen der Fahrspur werden Standard. «Das Sicherheits-Argument für die zweite Röhre verliert im Hinblick auf diese zukünftigen Entwicklungen an Bedeutung», betont Beglinger.
Was hingegen bereits heute bekannt ist: Die Staus, welche hohe volkswirtschaftliche Kosten erzeugen, entstehen nicht am Gotthard, sondern in der chronisch überlasteten Agglomeration. Dort wird der grosse Investitionsbedarf der nächsten Jahre entstehen. Es ist deshalb falsch, die knappen Steuermittel in eine zweite Gotthardröhre zu investieren, die keine Kapazitäts-erweiterung bringt und zu hohen, langfristigen Unterhaltskosten führt.
Ein JA zur zweiten Gotthardröhre wäre daher eine übereilte Entscheidung ohne Zeitnot. Das ASTRA bestätigt neu, dass die heute bestehende Röhre bis 2035 weiterbetrieben werden kann, und nicht wie ursprünglich angenommen bis 2025. Ein übereilter Entscheid ist nicht nötig. Es bleiben 10 Jahre, um alle offenen Fragen zu klären.
Für eine zukunftsfähige, CO2-arme Mobilität sind andere Aspekte entscheidend. Für swisscleantech stehen die Verlagerung von der Strasse auf die Schiene, die Verbreitung der Elektromobilität und Ansätze wie Self-driving oder Shared driving im Vordergrund. Mit dem Bau der NEAT setzt die Schweiz auf den Schienengüterverkehr, ein Gebiet, das ein grosses Innovationspotential hat. In diesem Zusammenhang sollte auch das Konzept der Lang-Rola mit Terminals bei Basel und Chiasso nochmals überarbeitet werden.
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