Cleantech Energiestrategie


Der Wirtschaftsverband swisscleantech hat heute mit Präsident Nick Beglinger, Patronatsvorsteher Bertrand Piccard und Vertretern der Energieversorgern und der Industrie die Cleantech Energiestrategie vorgestellt. Damit zeigt swisscleantech einen machbaren Weg in ein sauberes und risikoarmes Energiezeitalter unter Einhaltung der Klimaziele.

Der Verband fokussiert auf Energieeffizienz, Erneuerbare und intelligentes Netz. Er rückt die Umsetzung und wirtschaftlichen Chancen der Energiewende ins Zentrum.

“Es geht nicht primär darum, etwas für die Umwelt zu tun“ ist Bertrand Piccard, Solar-Pionier und Präsident des swisscleantech Patronats überzeugt. „Es geht vielmehr um die Frage wo wir, wo die Schweizer Volkswirtschaft in 20, 30, 40 Jahren steht. Sind wir erfolgreich, unabhängig – Vorreiter oder bleiben wir in der Abhängigkeit von knapper werdenden Ressourcen, deren Nutzung unsere Existenz bedroht?“

Die Schweiz steht vor einer historischen Wende. Weder eine ‘weiter wie bisher’ Strategie noch endloses Debattieren sind Optionen. Wirtschaft und Konsumenten brauchen Planbarkeit, d.h. eine klare Richtungsweisung der Politik. Der Klimawandel und die Ereignisse in Fukushima haben uns die Limiten unseres heutigen Energieversorgungssystems dramatisch aufgezeigt. Risiken und Abhängigkeiten müssen reduziert werden.

Jetzt geht es darum, den Einstieg in das Cleantech Energiezeitalter zu schaffen. Der Wirtschaftsverband swisscleantech hat noch vor den tragischen Umfällen in Japan diese Stossrichtungen in einem Strategiepapier gefordert. In den drei Monaten seither hat swisscleantech ein Cleantech Energiemodell erstellt, drei Workshops mit über ca. 40 Experten durchgeführt und das Strategiepapier, welches heute publiziert wird, erarbeitet.

„Ein Ausstieg aus der Kernkraft und der Kampf gegen den Klimawandel können unter einen Hut gebracht werden.“ legt Nick Beglinger, Präsident von swisscleantech dar. „Die Resultate unseres Energiemodels zeigen wie.“ Im wesentlichen setzt swisscleantech konsequent auf eine Vollkostenrechnung im Energiebereich, um damit die heute bereits vorhandenen Technologien zu fördern und konsequent umzusetzen. Die dafür nötigen Rahmenbedingungen würden nicht nur die Energieeffizienz, Erzeugung mit erneuerbaren Energien und intelligente Netze entscheidend voran bringen, sondern auch neue Jobs schaffen und die Innovation vorantreiben. „So ist der Ausstieg und die 1 Tonnen CO2 Gesellschaft zu schaffen. Andere Länder werden uns folgen – denn es braucht auch ein internationales Abkommen”. Als Cleantech Vorreiter würde die Schweiz auch wirtschaftlich profitieren, “die Vorteile überwiegen die Nachteile deutlich” laut Beglinger.

Jörg Ryser von Energie Wasser Bern (ewb) erläutert, dass dazu auch die Energie-Versorgungsunternehmen (EVUs) einen Beitrag leisten können und wollen. „Als Energieversorger dürfen uns untragbare Risiken, Umweltbelastung und Klimawandel nicht gleichgültig sein – das ist für uns nichts Neues“. So verfügt das Unternehmen, welches in der Region Bern 70‘000 Haushalte und 8000 Unternehmen mit Elektrizität und Gas versorgt, mit dem Ökofonds bereits heute ein funktionstüchtiges Instrument, um erneuerbare Energien und Energieeffizienz zu fördern. „Mit passenden Rahmenbedingungen können wir heute der Cleantech Energiezukunft zum Durchbruch verhelfen.

Martin Brettenthaler von Pavatex betont, dass auch ein energieintensives Unternehmen sich den Herausforderungen der Energiewende stellen kann. So hat z.B. Pavatex, der führende Hersteller von Dämmstoffen aus Holzfasern, seine Energie- und Klima-Performance markant verbessert: Pavatex hat seit 2001 den spezifischen Energiebedarf seiner Produkte um ein Drittel reduziert. Im gleichen Zeitraum wurde die Produktion der Dämmstoffe fast verdoppelt, trotzdem gingen die CO2-Emissionen um fast ein Drittel zurück. „Aus Sicht der energieintensiven, im starken Wettbewerb mit dem Ausland stehenden Schweizer Industrie ist ein energiepolitischer Schweizer Alleingang ohne die nötigen Ausnahmeregelungen in der Überganszeit zu einem internationalen Abkommen, das gleich lange ökonomische Spiesse schafft, gefährlich. Es darf nicht zu einer Abwanderung der Produktion führen. Die politischen Realitäten in der Schweiz nehmen wir aber zur Kenntnis und jetzt sind konkrete Taten gefragt. Für energieintensive Unternehmen braucht es dazu marktwirtschaftliche Instrumente.“ erläutert Martin Brettenthaler.

Christian Zeyer, Leiter Energie bei swisscleantech und Hauptautor des Cleantech Energiemodells legt dar, mit welchen Annahmen und Technologie Strategien swisscleantech arbeitet. “Die wichtigen Parameter unserer Strategie sind durch die führenden Experten der jeweiligen Bereiche gut abgestützt. Uns ging es in keiner Weise darum, einzelnen Industriezweigen Vorteile zu schaffen. Im Gegenteil, wir haben versucht, den ökonomisch und ökologisch sinnvollsten Weg zu definieren – und einer für den auch politische Mehrheiten gefunden werden können”.

Die Cleantech Energiestrategie wird vom Wirtschaftsverband swisscleantech publiziert. Der Verband umfasst ca. 210 Mitglieder (inklusive den EVUs KWO, IWB, Enalpin, EWB, EKZ, Romande Energie und SIG) sowie diverse Branchenverbänden im swisscleantech Verbandsbeirat. Diese Unternehmen befürworten einen geordneten Ausstieg aus der Kernkraft, einen dezidierten Einstieg in ein Cleantech Energiezeitalter und erwarten von der Politik jetzt ein klares Signal. Damit erhalten die Firmen langfristig planbare und konkrete Rahmenbedingungen. Für die Mehrheit der Schweizer Haushalte und Firmen ist eine energiepolitische Wende mit 20-30% Energiekostenanstieg finanzierbar. Für energieintensive Unternehmen darf ein Kostenanstieg von 10% nicht überschritten werden. swisscleantech fordert daher das Parlament auf, mit der Festlegung von ersten, kurzfristig umsetzbaren Massnahmen bereits in der Sommersession den Energiewandel einzuleiten.

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