Der Europäische Druckwasserreaktor in Flamanville in der Normandie sollte die Modernisierung des alternden französischen Kernkraftwerkparks einleiten. 2007 wurde mit dem Bau des Reaktors mit einer Kapazität von 1650 Megawatt begonnen, 2012 sollte er fertig gestellt werden und 3,3 Milliarden Euro kosten. Doch nun musste der Energieriese EDFals Bauherr mitteilen, dass sich die Eröffnung weiter verschiebt, diesmal auf das vierte Quartal 2019, und dass die Baukosten weiter steigen, diesmal um 400 Millionen auf 10,9 Milliarden Euro.
Schäden in Schweissnähten der Dampfleitungen bilden laut der Mitteilung den Grund der Verschiebung. Von den 148 Schweissnähten weisen 33 Qualitätsmängel auf. Weitere 20 Schweissnähte müssen ebenfalls neu bearbeitet werden. Nur 85 Nähte müssen nicht geändert werden.
Die Verschiebung in der Normandie hat Folgen für das Kernkraftwerk Fessenheim. Der EDF-Verwaltungsrat hatte im April 2017 beschlossen, das Kraftwerk im Oberelsass, das 1977 ans Netz gegangen war, erst nach der Inbetriebnahme des neuen Druckwasserreaktors stillzulegen. Denn damit würde die Obergrenze der zulässigen Kapazität der Kernkraftwerke in Frankreich überschritten, die vom Gesetz über die Energiewende 2015 auf 63,2 Gigawatt festgelegt worden ist. In seiner jetzigen Mitteilung will sich der Staatskonzern noch nicht auf ein Datum zu Fessenheim festlegen. „Die Folgen auf den Betrieb der zwei Reaktoren in Fessenheim werden derzeit überprüft, insbesondere in Bezug auf das französische Gesetz zur Energiewende“, schreibt EDF.
Die Regierungen der beiden Basler Kantone hatten den französischen Präsidenten Emmanuel Macron im Januar in einem Briefgebeten, Fessenheim abzuschalten, wie dies die Vorgängerregierung zugesagt hatte. Sie seien über den Sicherheitszustand der beiden Reaktoren besorgt. stk