Im Interview mit dem „Tages-Anzeiger“ beschreibt Michael Braungart seine Vision ökologischen Wirtschaftens. Darin kommt Abfall nur als „schlechte Qualität“ vor. Stattdessen müssten Produkte oder ihre Komponenten, die verschleissen, „so gestaltet werden, dass sie in die Biosphäre gehen, also kompostierbar sind“. Papier, so der Entsorgungspionier werde heutzutage nur deswegen zu Altpapier verarbeitet, weil die in ihm enthaltenen Schadstoffe beim Kompostieren massiv die Umwelt verunreinigen würden.
Gleichzeitig spricht sich der als Erfinder der Kreislaufwirtschaft geltende Chemiker für eine Wiederverwertung von Produktkomponenten und Materialien aus. Produkte wie Autos oder Küchengeräte „müssen so gebaut werden, dass sie in die Technosphäre zurückgehen“. „Langlebigkeit ist kein ökologisches Ziel“, konstatiert Braungart. Produkte wie Waschmaschinen sollten vielmehr nur so lange genutzt werden, bis der Einsatz einer neuen, umweltschonenderen und energiesparenderen Produktgeneration sinnvoll ist. Sein Konzept der Cradle-to-Cradle-Produkte geht dabei vom Verkauf von Dienstleistungen, anstelle von Produkten aus. Teppiche beispielsweise könnten als „zehn Jahre Fussbodenverpackungsversicherung“ verkauft und danach wieder ausgebaut und recycelt werden. Ein Beispiel, dass dies sogar billiger sein kann als herkömmliche Produkte, liefert der Ex-Greenpeace-Aktivist gleich mit: „Die Firma Gessner in Wädenswil“, so Braungart, „stellt kompostierbare Gewebe her“. Weil sie ihr Abwasser damit direkt in den See leiten kann, werden Kosten für Arbeitsschutz und Umwelttechnik gespart. hs