Rund ein Drittel des Stromverbrauchs im Zug wird für Heizung und Klimatisierung der Waggons genutzt. Doppelverglaste Fenster mit einer ultradünnen Metallschicht helfen den Temperaturaustausch mit der Aussenwelt zu begrenzen. Leider schwächt die Metallschicht auch die Durchlässigkeit für Mobilfunkwellen.
Einer Forschergruppe der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) hat dafür nun eine Lösung gefunden. Wie die EPFL mitteilt, ist es gelungen, mittels einer speziellen Lasergravur die Durchlässigkeit für Mobilfunkwellen zu erhöhen. Dabei werden lediglich 2,5 Prozent der Oberfläche der Metallschicht abgetragen, so dass deren gute thermische Eigenschaften erhalten bleiben. Erste Versuche an Prototypen waren erfolgreich: „Die von den Spezialisten der Fachhochschule der italienischsprachigen Schweiz (SUSPI) durchgeführten Messungen haben bewiesen, dass es funktioniert“, freut sich Andreas Schüler, Mitglied der Forschungsgruppe Nanotechnologie zur Umwandlung von Solarenergie an der EPFL, in der Mitteilung.
Auch in der Praxis wurden die Scheiben mittlerweile getestet. Das Berner Transportunternehmen BLS rüstete mit von der Firma AGC Verres Industriels hergestellten Scheiben einen ganzen Zug auf der Strecke Bern-Thun aus. Das Ergebnis war überzeugend: „Der Mobilempfang ist bei einem laserbehandelten Isolierglasfenster gleich gut wie bei einem ganz gewöhnlichen Glasfenster“, ist Andreas Schüler begeistert.
Bei BLS wird man deshalb ab September 2016 in den meisten der 36 Betriebszüge des Typs NINA alte Fenster ohne Wärmeschutz durch die innovativen Fenster ersetzten. „Die BLS trägt damit zur Markteinführung eines innovativen Produkts bei – bei gleichzeitiger Verbesserung der Energieeffizienz der Züge und ohne den Mobilfunkempfang der Passagiere zu beeinträchtigen“, wird Quentin Sauvagnat, NINA-Flottenverantwortlicher bei der BLS, zur Entscheidung zitiert. hs