Dass Themen ein konjunkturelles Verhalten aufweisen, lässt sich in Sorgenbarometern immer wieder feststellen. Während im Jahr 2018 das CO2-Gesetz vom Parlament bachab geschickt wurde, war 2019 sehr stark geprägt durch die Klimajugend, weshalb das Klimathema in der öffentlichen Diskussion und in den Medien eine grosse Rolle spielte. Nicht weiter erstaunlich ist, dass das Jahr 2020 vor allem von der Covid-19-Pandemie dominiert wurde. Es ist deshalb interessant zu beobachten, wie sich die Einstellung der Bevölkerung zum Klimathema in den letzten drei Jahren verändert hat. Eine Untersuchung, die das Forschungsinstitut gfs-zürich im Auftrag von swisscleantech durchgeführt hat, gibt dazu einen guten Einblick.
In den drei Jahren 2018 bis 2020 wurde eine repräsentative Anzahl von Schweizer*innen zu ihrer Einstellung zu wichtigen Fragen der Schweizer Klimapolitik befragt. Im Jahr 2020 wurden die Fragen mit einer Einschätzung ergänzt, wie nun die Klimapolitik auf die Pandemie reagieren solle. Zusammengefasst kann man sagen, dass die Pandemie bisher kaum einen Einfluss auf die Einstellung der Schweizer*innen zum Klimaschutz hatte. Im Gegenteil: Es zeichnet sich sogar eine leichte Zunahme der Bereitschaft für engagierte Massnahmen ab.
Auf die Frage, ob die Pandemie eine Anpassung der Pläne bezüglich des Klimaschutzes nahelege, stimmten 64% der Aussage zu, die Schweiz solle mit ihren Plänen wie bisher geplant fortfahren. Nur 19% empfahlen, an den heute bekannten Plänen eine Veränderung vorzunehmen. Bemerkenswert ist, dass rund ein Viertel dieser 19% das Weiterführen der bisherigen Pläne ablehnte, weil diese Personen der Meinung waren, es sei jetzt an der Zeit, den Klimaschutz zu beschleunigen. Dies spiegelt sich auch in der Aussage, dass 31% der Befragten sogar betonten, Massnahmen für den Klimaschutz würden helfen, die Pandemie besser zu verdauen.
Nur 24% aller Befragten waren der Meinung, aufgrund der Pandemiesituation müsse nun der Klimaschutz zurückstecken. Mit 64% ist die Ablehnung zu dieser Aussage in der Westschweiz deutlich höher als in der Deutschschweiz (53%).
In den Antworten zeigt sich ein leichter Einkommenseffekt, was so gelesen werden darf, dass finanziell weniger gut gestellte Haushalte durch die Pandemie in der Tendenz stärker betroffen sind. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass besser gestellte Haushalte die stärkeren Verursacher von Treibhausgasen sind. Es ist deshalb besonders wichtig zu kommunizieren, dass gerade durch die in der Schweiz prominent vertretenen Lenkungsabgaben sozial schwächer Gestellte in der Tendenz eher profitieren (siehe Infras-Studie).
Nahezu unverändert sind die Schweizer*innen in den letzten drei Jahren der Meinung, dass der Klimaschutz vor allem in der Schweiz vorangetrieben werden soll und dass es keine empfehlenswerte Strategie ist, stattdessen im Ausland Zertifikate einzukaufen. Da kurzfristig der Einkauf von Zertifikaten deutlich günstiger ist, hätte auch hier eine Veränderung der Einstellung der Schweizer*innen erwartet werden können. Dies ist jedoch nicht so: In allen drei Jahren sind mehr als 80% der Befragten der Meinung, dass der Schwerpunkt der Massnahmen in der Schweiz liegen soll.Dies deckt sich mit dem Fokus des CO2-Gesetzes, das nur einen kleinen Anteil an ausländischen Zertifikaten vorsieht, drei Viertel der Emissionsreduktionen jedoch in der Schweiz vornehmen will.
Aus der Umfrage kann ebenfalls herausgelesen werden, dass die Zustimmung für Lenkungsabgaben in der Schweiz kontinuierlich zunimmt. Es gibt eine solide Zustimmung dafür, dass ein Teil des mit Lenkungsabgaben eingenommenen Geldes zweckgebunden für Gebäudemodernisierungen verwendet werden soll und dass es richtig ist, die Lenkungsabgaben anzuheben, wenn die Ziele nicht erreicht werden können.
Auch in dieser Umfrage lassen sich insgesamt Tendenzen feststellen, die oft diskutiert werden: Für Städter scheint die Klimakrise wichtiger zu sein als für die Landbevölkerung, und auch mit sozialem Status, Bildung und Einkommen nimmt die Besorgnis zu. Allerdings sind die Unterschiede nicht sehr gross. Mittlerweile ist die Klimakrise in der gesamten Bevölkerung ein wichtiges Thema.
Angaben zur Stichprobe:
- 1018 Befragte (Random-/Quota-Verfahren)
- Grundgesamtheit: Schweizer Bevölkerung im Alter von 18-97 Jahren
- Telefonische Befragung (CATI)
- Befragungszeitraum: 7. bis 29. Oktober 2020