Solarstrom ist ein Pfeiler der Energieversorgung – aber nicht der einzige


Roger Nordmann verlangt in seinem neuen Buch «Solarplan für die Schweiz» zu Recht einen massiven Ausbau der Photovoltaik. Auf dem Weg in eine klimafreundliche und zuverlässige Stromversorgung spielen aber auch andere erneuerbare Energien eine Rolle.

Solarstrom steht im Zentrum der konkreten Energiestrategie, die Roger Nordmann entwirft. Der SP-Nationalrat, Präsident von Swissolar und Vorstandsmitglied von swisscleantech zeigt auf, wie die Stromproduktion durch PV-Anlagen bis ins Jahr 2050 um den Faktor 25 gesteigert werden soll. Das macht gleichzeitig einen deutlichen Ausbau der Speicherkapazitäten nötig.

Didaktisch geschickt breitet Roger Nordmann das Wissen um die Solarenergie und deren Integration in die Schweizer Stromlandschaft aus. Der Energiespezialist beginnt mit den Grundlagen der Photovoltaik und verfeinert seine Analysen immer weiter, bis er schliesslich auch die Herausforderungen beim Rollout der Solarenergie thematisiert. Dabei bleibt trotz komplexer Materie stets verständlich, was Nordmann sagt.

Wie ein roter Faden zieht der ausserordentliche Preiszerfall von Strom aus Photovoltaikanlagen durch das Buch. Allein in den letzten zehn Jahren sind die Produktionskosten von Solarstrom beinahe um den Faktor zehn gesunken. Dieser Preiszerfall hat drastische Folgen, was aber von vielen Kritikern der Solarenergie noch zu wenig zur Kenntnis genommen wird.

Denn damit geht auch eine Veränderung in der Wahrnehmung von Photovoltaikstrom und dessen Verwendung einher: Früher war dieser Strom so kostbar, dass man jede erzeugbare Kilowattstunde optimal nutzen wollte. Heute kann darauf verzichtet werden, alles aus den Anlagen herauszupressen. Am Mittag, wenn alle anderen Anlagen auch produzieren, kann die Ausbeute an Solarstrom auch heruntergefahren werden. Dies reduziert Stromspitzen im Netz dramatisch, ohne die Rentabilität gross zu schmälern.

Dieser Ansatz, peak shaving genannt, führt dazu, dass Netzüberlastungen vermieden werden können und der Photovoltaikstrom netzdienlich wird. Zusammen mit Anlagen in Ost-West-Orientierung und dem Trend zur Zwischenspeicherung – auch in Fahrzeugen – wird Photovoltaikstrom zu einer echten Stütze der Stromversorgung. Nicht nur im Sommer- sondern auch im Winterhalbjahr. Dass sich dank der neuen Nachfrage nun auch die Batterieforschung beschleunigt und die Preise dort ebenfalls sinken, ist nur positiv für diese Entwicklung.

Der von Roger Nordmann gewählte Ansatz, ganz auf die Solarenergie zu setzen, macht die Analyse einfacher. Die Umsetzung wird dadurch aber schwieriger und auch teurer. Aus diesem Grund andere erneuerbare Energien wie die Windenergie und die Möglichkeit des Stromimportes nicht komplett ausgeklammert werden. Die Stärke der Schweizer Stromversorgung liegt in der Produktionskapazität der Speicherkraftwerke. Diese Stärke gilt es zu nutzen. Import und Export können interessante Businessmodelle darstellen und der Schweiz eine günstige Stromversorgung garantieren. In der politischen Umsetzung gilt es, die Marktkräfte geschickt durch politische Massnahmen zu ergänzen. Hier scheint das Buch zuweilen dirigistische Massnahmen etwas stark in den Vordergrund zu stellen.

 

Roger Nordmann: Sonne für den Klimaschutz – ein Solarplan für die Schweiz. Zytglogge Verlag.
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