Stellungnahme zur Beschleunigung beim Aus- und Umbau der Stromnetze


Die Vorlage des Bundesrats stellt eine wichtige Ergänzung zum deutlich angenommenen Stromgesetz und zum in der Beratung stehenden Beschleunigungserlass für den Ausbau der erneuerbaren Energien dar. Darum begrüssen wir im Grundsatz, dass der Bundesrat Vorschläge zur Beschleunigung des Netzausbaus erarbeitet hat. Die nun vorliegende Gesetzesrevision hat aber zu wenig Substanz und muss überarbeitet werden. Es wurde verpasst, das Thema des beschleunigen Netzausbaus ganzheitlich anzugehen. Der Fokus auf Grossprojekte und Übertragungsleitungen wird den Herausforderungen der Energiewende nicht gerecht.

Position
von Stefan Dörig & Christian Zeyer
17.10.2024

Die Energiewende findet im Verteilnetz statt

Die vorgeschlagenen Gesetzesänderungen fokussieren auf das Übertragungsnetz, während die Verteilnetze vernachlässigt werden. Angesichts der Ziele der Schweiz, bis 2050 klimaneutral zu werden, ist eine stärkere Konzentration auf die tieferen Netzebenen notwendig. Photovoltaikanlagen, Ladestationen und Wärmepumpen werden überwiegend lokal angeschlossen, weshalb der Netzausbau auf allen Ebenen beschleunigt werden muss. swisscleantech fordert raschere Verfahren für das Verteilnetz, um die Energiewende nicht zu gefährden, und plädiert für einen ganzheitlichen Ansatz, um bürokratische Hürden und lange Bewilligungsverfahren zu überwinden.

Ganzheitliche Planung von Produktionsanlagen und Netzen

Die Planung von Produktionsanlagen, Netzen und der dazu notwendigen Infrastruktur hat in einem abgestimmten Verfahren zu erfolgen. Es ist nicht nachvollziehbar, dass für den Ausbau des Verteilnetzes oft längere Bewilligungsverfahren erforderlich sind als für die Produktionsanlagen, die es unterstützen soll. swisscleantech fordert daher, dass die Bewilligungsverfahren für Produktionsanlagen und die dazugehörige Netzinfrastruktur im Energiegesetz parallel und einheitlich gestaltet werden. Dafür benötigt es eine enge Absprache mit den betroffenen Branchenakteuren. Insbesondere unterstützen wir eine Vereinfachung zu den Plangenehmigungen von Trafostationen wie in Art. 17 EnG vorgeschlagen.

Intelligenz vor Kupfer

Der Ausbau und die Verstärkung der Netze sind notwendig, aber die Verlegung neuer Kabel ist teuer und zeitaufwändig. Ein reiner Fokus auf zusätzliche Netze und Infrastruktur kann weder die Nachfrage nach neuen Anschlüssen decken noch Überlastungsprobleme schnell genug lösen. Selbst bei beschleunigten Verfahren drohen die Netze zum Engpass der Energiewende zu werden.

Eine bessere Auslastung durch flexible Verbraucher und Batterien ist ein wirksamer Ansatz, um Netzengpässe rasch anzugehen und gleichzeitig den Bedarf an neuen Netzkapazitäten zu senken. Intelligente Alternativen wie Demand Side Management sollten stärker berücksichtigt werden, da durch die zunehmende Elektrifizierung dezentraler Energieressourcen die Flexibilität der Netze steigen wird.

Eine weitere Option zur effizienteren Nutzung der Infrastruktur sind variable Netztarife, die einige Schweizer Netzbetreiber wie Groupe-E und Primeo bereits einsetzen. Hierfür sind Digitalisierung und der Ausbau von Smart Metern unerlässlich.

Das neue Stromgesetz bietet Verteilnetzbetreibern Möglichkeiten, dezentrale Flexibilitäten zu nutzen und die Netzkosten durch variable Tarife zu senken. Der Bundesrat sollte diese Optionen bei der Gesetzesänderung einbeziehen. Es liegt an den Netzbetreibern, die Chancen zu nutzen und die Energiewende voranzutreiben.

swisscleantech fordert eine rasche Anpassung aller Netzebenen, um die Schweiz auf den Weg zu einer klimaneutralen Energiezukunft zu bringen. Ein intelligentes, stabiles Stromnetz ist dafür unverzichtbar.