swisscleantech erhöht das Klimaziel für 2030 auf minus 45%


Die CO2-Emissionen im Inland müssen bis 2030 um mindestens 45% reduziert werden. Dieses ambitionierte Klimaziel hat swisscleantech beschlossen. Die rasche Reduktion ist aus wissenschaftlicher Sicht notwendig und stärkt zugleich den Werkplatz Schweiz.

Position
von swisscleantech
02.09.2019

Im Juli 2016 legte swisscleantech in einem Dokument dar, was das Pariser Klimaabkommen für die Wirtschaft bedeutet. Schon da betonte der Verband, dass das Abkommen nur erfüllt werden könne, wenn die Welt in der Periode zwischen 2050 und 2060 CO2-neutral werde. Deshalb müssten auch in der Schweiz der allergrösste Teil der Emissionen lokal reduziert werden. Denn in einer klimaneutralen Welt werden Kompensationen im Ausland ausgesprochen schwierig: Will ein Land Kompensationen verkaufen, müsste es mehr CO2 im Boden einlagern oder als Biomasse deponieren, als es durch technische Prozesse ausstösst. Für swisscleantech war es daher klar, dass die Schweiz ihre CO2-Emissionen innerhalb der beschriebenen Periode im Inland und linear, das heisst mit einer jährlich konstanten Rate, reduzieren müsse. Nur so wäre es möglich, dass die Schweiz ihren Beitrag zur Erfüllung des Klimaabkommens leisten könne. Entsprechend dieser Überlegungen und abgestimmt mit dem Vorschlag des Bundesrates forderte swisscleantech damals ein Reduktionsziel für 2030 von minus 50%, wobei vier Fünftel davon in der Schweiz erfolgen sollte. Das Ziel war damals bei weitem das ambitionierteste, das ein Wirtschaftsverband forderte.

In den vergangenen drei Jahren hat der Verband die Entwicklung der Klimawissenschaft intensiv verfolgt ‒ entsprechend der Satzung, die Politikempfehlungen auf naturwissenschaftliche Notwendigkeiten auszurichten. In dieser Zeit erschien eine Reihe von wissenschaftlichen Publikationen, die darauf hinwiesen, dass ambitioniertere Schritte nötig sind, um das Pariser Abkommen zu erfüllen und die weltweite Temperaturerhöhung unter 2°, wenn möglich unter 1.5° zu halten. Besonders eindrücklich belegte dies der im letzten Herbst publizierte Bericht des IPCC. Im Frühling 2019 wurde dieser Bericht durch eine Serie von weiteren Forschungsarbeiten1 bestätigt. Eine Erhöhung des Ziels für 2030 drängte sich deshalb aus wissenschaftlichen Gründen auf.

Gleichzeitig hat sich auch die Einschätzung verändert, was politisch machbar ist. Der Klimawandel wird dank der weltweiten Proteste in den Medien intensiv diskutiert, und auch in der Schweiz beginnt sich ein Konsens abzuzeichnen, dass die Schweiz beim Klimaschutz eine aktivere Rolle übernimmt. Denn schon heute liegen viele Lösungsansätze und innovative Technologien vor, um den CO2-Ausstoss deutlich zu senken. Zudem zeigt sich immer deutlicher, dass eine solche Entwicklung wirtschaftliche Chancen bietet. Ein ambitioniertes Klimaziel garantiert Planungssicherheit und schafft Innovationsanreize.

Der Vorstand von swisscleantech hat deshalb in der Sitzung vom 28. August 2019 beschlossen, ein neues Inlandziel für das Jahr 2030 von -45% zu setzen. Dieses ist im CO2-Gesetz zu verankern. Der Ständerat ist in der kommenden Session gefordert, hier ein klares Signal zu setzen. Gleichzeitig empfiehlt swisscleantech, das Gesamtziel von 50 % auf 60 % zu erhöhen. Damit würde die Schweiz signalisieren, dass sie Verantwortung übernimmt und dass sie dank ihrer Innovationskraft nicht nur in der Schweiz, sondern auch weltweit Emissionsreduktionen anstossen will.

Dieses Ziel ist ambitioniert, jedoch machbar und wirtschaftlich vorteilhaft, wie eine im Auftrag von swisscleantech erstellte Studie von econcept aufzeigt. Mit diesem wissenschaftlich abgestützten Ziel ist vorgegeben, dass die Emissionen linear, das heisst jährlich um 2.7%, abgesenkt werden. Auf diesem Pfad erreicht die Schweiz bis 2050 Klimaneutralität. Damit steht das Ziel auch in Einklang mit dem unlängst getroffenen Entscheid des Bundesrates für ein Netto-null-Ziel der Schweiz für das Jahr 2050.

swisscleantech ist überzeugt, dass es heute politisch möglich ist, auch ein ambitioniertes Ziel gesetzlich zu verankern. Die Dynamik der politischen Diskussion spricht genauso dafür wie die Dringlichkeit des Klimawandels und die vorhandenen technischen Ansätze zur Lösung. swisscleantech ist sich bewusst, dass ein ambitioniertes Ziel nur mit entsprechenden Massnahmen umgesetzt werden kann. Der Wirtschaftsverband engagiert sich deshalb nicht nur für die Zieldiskussion, sondern auch für die Ausgestaltung der erforderlichen politischen Instrumente und Rahmenbedingungen.

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