Swissgrid widerlegt Kostenargument gegen die Energiewende


Der heute veröffentlichte Bericht «Strategisches Netz 2025» zeigt für verschiedene Szenarien die notwendigen Massnahmen auf, um das Schweizer Übertragungsnetz für die Zukunft fit zu machen. Eine erste Analyse der Resultate gibt Entwarnung bezüglich der Kosten der Energiewende.

Der Grossteil des nachgewiesenen Ausbaubedarfs sind sogenannte «Ohnehin–Kosten», also Kosten, die im Wesentlichen den Status Quo erhalten oder für die Stabilität des Netzes in jedem Fall notwendig sind. Die Studie zeigt auch: mit geeigneten Massnahmen können im Übertragungsnetz Mehrkosten auf Grund der Energiewende vollständig vermieden werden.

Die genaue Kenntnis des benötigten Netzausbaus ist für die Umsetzung der Energiestrategie 2050 zentral. swisscleantech begrüsst deshalb, dass Swissgrid die Initiative ergriffen und die nun vorliegenden Simulationen vorgenommen hat. Besonders die Simulation des Szenarios «Sun», welches die Einbindung eines hohen Anteils an Solarenergie abbildet, ist für swisscleantech von Interesse. «Die Resultate bestätigen unsere Vermutung: Die Energiewende wird keine Zusatzkosten im Übertragungsnetz hervorrufen», sagt Christian Zeyer, Co-Geschäftsleiter von swisscleantech. Gemäss Swissgrid kann nämlich im Szenario «Sun» auf zusätzliche Ausbauten verzichtet werden, sofern die richtigen Massnahmen auf den unteren Netzebenen getroffen werden. «Diese Massnahmen werden sich auch positiv auf das gesamte Netz auswirken» meint Zeyer. «Folgende drei Entwicklungen führen dazu, dass dies schon fast zum Selbstläufer wird»:

Erstens unterliegen die Preise für Batterien einem starken Preiszerfall. Dies wird dazu führen, dass immer mehr Einzelgebäude und Kleinnetze den Bedarf und die Produktion lokal optimieren und Produktionsspitzen für Zeiten mit hohem Verbrauch in Batterien zwischenspeichern.
Zweitens führen das Smart Grid und das Internet of Things dazu, dass Verbraucher und Produzenten nicht mehr autonom agieren, sondern sich koordinieren. Dadurch ergibt sich weiterer Spielraum, die Kapazitätsreserven im Netz zu schonen und besser auszunutzen.
Drittens werden PV-Anlagen immer günstiger. Noch vor wenigen Jahren stellte jede nicht produzierte Kilowattstunde einen empfindlichen Verlust für den Produzenten dar. Heute sind die Stromgestehungskosten von PV-Anlagen jedoch so tief, dass es verkraftbar ist, die absolute und sehr seltene Produktionsspitze weg zu kappen. Wird die Leistung z.B. auf 70% begrenzt, gehen kaum 5% der Produktion verloren.

Diese Überlegungen gelten nicht nur für das Übertragungsnetz, sondern auch für die Verteilnetze, wie konkrete Projekte zeigen.  «Ab heute kann definitiv niemand mehr behaupten, die Energiewende würde einen teuren Netzausbau bedingen», so Zeyer.

Der nun von Swissgrid geplante Ausbau wird sich hingegen für Stromerzeuger lohnen. Gerade die Energiestrategie ermöglicht auf europäischer Ebene neue Businessmodelle für unsere Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke, wie auch für unsere Energieversorger. So erlauben es die ausgebauten Leitungen, die Schweiz zu einem guten Preis-Leistungsverhältnis mit erneuerbarem Strom zu versorgen.

swisscleantech regt an, dass Swissgrid die technischen Möglichkeiten bei der Übertragungstechnik noch stärker berücksichtigt. «Dank der Unterbodenlegung von Leitungen und dem teilweisen Umstieg von Wechselstrom auf Hochspannungsgleichstrom könnte trotz Ausbau ein Qualitätsgewinn in der Landschaft erreicht werden », meint Christian Zeyer. «Allfällige Mehrkosten sind – dank grösserer Akzeptanz – bei der direkt betroffenen Bevölkerung gut investiertes Geld.»