USA fördern fahrerlose Autos


Washington - Neue Richtlinien sollen den fahrerlosen Autos in den USA zum Durchbruch verhelfen. Bislang gab es dort keine einheitlichen Vorschriften. Die Richtlinien sollen auch der Sicherheit dienen, in erster Linie aber die weitere Forschung voranbringen. Die Hersteller sind zufrieden.

News
von swisscleantech
21.09.2016

Boston. Die USA haben am Dienstag Richtlinien für die Nutzung von fahrerlosen Autos veröffentlicht. Damit soll die schnell wachsende Branche weiter gefördert werden. Auch wenn es sich nicht um ein Gesetz handelt, nutzen die Behörden die Richtlinien, um den Entwicklern in Detroit und dem Silicon Valley ihre Unterstützung zuzusichern. Von den fahrerlosen Autos werden eine Entlastung des Verkehrs, weniger Staus und weniger Verkehrstote erwartet.

„Wir sehen eine Zukunft, in welcher der Pendler die Hände vom Steuer nehmen kann, arbeiten oder entspannen kann und nicht mehr frustriert oder erschöpft ist“, sagte Jeffrey Zients vom Nationalen Wirtschaftsrat.

Forschung soll nicht eingeschränkt werden

Behörden und Branchenvertreter sind aber auch wegen der zahlreichen unterschiedlichen Regelungen zunehmend besorgt. Gemeinden und Bundesstaaten haben bislang selbst entschieden, wie sie mit den fahrerlosen Autos umgehen. Zudem kommen ständig neue Technologien auf den Markt. Die neuen Richtlinien sollen nun zu einer Vereinheitlichung führen. „Das ist jetzt ein Kulturwechsel“, sagte Verkehrsminister Anthony Foxx. „Wir wollen aber auch nicht zu viele Vorschriften machen und Beweise einfordern. Man muss auch Vertrauen haben. Wir schauen mal, wo das hinführt.“

Insbesondere die Forschung soll durch die Richtlinien nicht eingeschränkt werden. „Wir sind in einigen Bereichen ganz bewusst nicht ins Detail gegangen“, sagte der Sprecher der Behörde National Highway Traffic Safety Administration, Bryan Thomas. „Wir haben die Punkte angesprochen, die uns wichtig sind – den Rest überlassen wir den Entwicklern.“

Hersteller sind zufrieden

Die Richtlinien werden zu einem Zeitpunkt veröffentlicht, an dem der Wettbewerb in der Branche immer mehr zunimmt. Alphabet, die Konzernmutter von Google, die Fahrdienstanbieter Lyft und Uber sowie klassische Autobauer wie Ford und Volvo arbeiten intensiv an der Technologie. Dabei kommt es auch zu Rückschlägen. Im Mai ist der Fahrer eines autonom fahrenden Tesla tödlich verunglückt, da das Fahrzeug einen Lastkraftwagen nicht vom Himmel unterscheiden konnte. Tesla hat eine Neuerung angekündigt, mit der das Problem behoben wird.

So hat auch die Lobbygruppe Self-Driving Coalition for Safer Streets die Richtlinien begrüßt. Sie vertritt die meisten Autobauer, nicht aber Tesla. Die Gruppe hat schon lange darauf hingewiesen, dass die Vielzahl an unterschiedlichen Vorschriften und Regelungen die Forschung behindert. So wollte Kalifornien eigentlich einen Führerschein für fahrerlose Autos einführen. Die Hersteller haben darauf hingewiesen, dass dies eigentlich ein Rückschritt für die neue Technologie sei und das Vorhaben verhindert.

Auch die Alliance of Automobile Manufacturers lobt die Richtlinien. Sie seien der richtige Schritt, da sich die Technologie schnell entwickelt. Die Autobauer würden nun gemeinsam mit den Behörden daran arbeiten, den fahrerlosen Autos so schnell wie möglich zum Durchbruch zu verhelfen. Tesla hat die Einführung nicht kommentiert.

Basis für Branchenstandard

Die Richtlinien beinhalten 15 Sicherheitsvorschriften. Diese beziehen sich auf Prüfverfahren, Notfallsysteme und die Frage, wie die fahrerlosen Autos in das bestehende System von Verkehrsregeln eingegliedert werden. Keine Veränderung gibt es hingegen im Hinblick auf die Zuständigkeit des Staates bei Zulassung, Führerscheinen und Versicherungen.

Zudem sollen die Richtlinien eine Basis für einen zukünftigen Branchenstandard werden. „Wir glauben, dass wir das richtige Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Innovation erzeugt haben. Und dass wir gezeigt haben, dass diese Aspekte miteinander vereinbar sind“, hieß es von offizieller Seite bei der Vorstellung der Richtlinien.

John Dyer, Boston