Versorgungssicherheit: Ausbau von erneuerbaren Energien nötig


Die Versorgungssicherheit betrifft uns alle. Die Schweiz braucht ein gewisses Mass an Selbstversorgung, Stromimport aus dem Ausland reicht nicht.

Artikel
von Dr. Christian Zeyer
24.10.2018

Die Frage des weiteren Ausbaus der erneuerbaren Energien ist ein Wettlauf gegen die Zeit. In der Theorie könnte der Markt über den Zerfall der bestehenden Produktionskapazitäten und die dadurch folgenden Preissteigerungen durchaus in der Lage sein, den Zubau nützlicher Kapazitäten sicherzustellen. Voraussetzung wäre, dass der europäische CO2-Preis eine ausreichende Höhe erreicht und Knappheitspreise zugelassen werden. Die Frage ist, was passiert, wenn eine oder beide dieser Voraussetzungen nicht erfüllt werden. Wird es unter diesen Umständen gelingen, die CO2-Emissionen aus der Stromversorgung schnell genug zu senken?

Gelingt dies nicht, sind die dadurch entstehenden externen Kosten gross – europaweit gesehen resultiert ein grosser Teil der CO2-Emissionen aus der Produktion von Strom. In Deutschland beispielsweise stammt mehr als ein Drittel der THG-Emissionen aus dem Kraftwerkspark. Das Pariser Klimaabkommen ist nicht einzuhalten, wenn das Angebot an erneuerbaren Energien nicht drastisch erweitert wird, da gleichzeitig neue Verbraucher aus Verkehr und Gebäudeheizung in Zukunft auf Strom setzen sollen. Es erscheint aus einer gesamtwirtschaftlichen Perspektive sinnvoll, den Zubau von erneuerbaren Energien durch geeignete Methoden zu fördern. Denn Null-Grenzkosten-Märkte gibt es viele und sie bedürfen meistens gewissen Hilfskonstruktionen. Warum sollte dies im Strommarkt anders sein? Quoten und Auktionen sollten in Betracht gezogen werden. Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Mitnahmeeffekte möglichst klein gehalten werden.

In der Schweiz stellt sich die Frage zum Ausbau der erneuerbaren Energien besonders akzentuiert. Aufgrund der aktuellen Fördersituation hat sich der Zubau von grossen PV-Anlagen in den letzten Jahren halbiert. Aktuell werden vor allem kleine Anlagen realisiert, die aber deutlich teurer produzieren als grosse Anlagen. Windkraftanlagen werden kaum gebaut – wobei da nicht nur die mangelnde Rendite ein Nadelöhr darstellt, sondern auch die komplexe Bewilligungspraxis. Ohne Investitionsbeihilfen können in der Schweiz jedoch keine Windenergieanlagen gebaut werden. Auch bei der Wasserkraft zeichnet sich ab, dass nach Auslaufen der KEV keine neuen Anlagen gebaut werden. Diese Situation könnte dazu führen, dass die Ziele der Energiestrategie 2050 für das Jahr 2030 nicht erfüllt werden. Rein ökonomisch gesehen, könnte man auf den Zubau im Ausland setzen und importieren. Aber dies ist eine Wette auf Zeit. Aus der Sicht von swisscleantech muss rechtzeitig auf das Ende der kostendeckenden Einspeisevergütung ein alternatives, marktnäheres Modell zur Verfügung stehen.

 

(Dieser Blogbeitrag beruht auf den Erkenntnissen einer Weiterbildung, welche am 23. Oktober von swisscleantech und Swisspower durchgeführt wurde. Weitere Partner der Veranstaltung waren Swissolar und Suisse-Eole)