Im April publizierte die Erdöl-Vereinigung (neu Avenergy) Inserate unter dem Titel «Die CO2-arme Ölheizung». Darin wurde der Eindruck vermittelt, dank technologischen Entwicklungen liessen sich Ölheizungen künftig betreiben, ohne grössere Mengen CO2 auszustossen.
Gegen das Inserat erhob swisscleantech Beschwerde bei der Schweizerischen Lauterkeitskommission. Der Wirtschaftsverband warf der Erdöl-Vereinigung vor, irreführende Informationen über Ölheizungen zu verbreiten (hier der vollständige Beschwerdetext).
Werbung darf fast alles
Die Erdölbranche hat in der Zwischenzeit das Inserat angepasst und verzichtet unter anderem auf den Titel, den swisscleantech beanstandet hatte. Trotz der klaren Datenlage hat die Lauterkeitskommission die Beschwerde abgelehnt. Sie begründet das Urteil damit, dass sich die Aussagen im Inserat auf die Zukunft beziehen und «über behauptete Tatsachen für die Zukunft als nicht beweisbare Voraussagen naturgemäss verschiedene Meinungen bestehen können.»
Das Urteil zeigt für swisscleantech, dass Werbung über einen sehr grossen Spielraum verfügt und selbst Dinge in Aussicht stellen darf, die nach dem heute verfügbaren Wissen so nicht eintreffen werden.
Dies zeigt sich bei den drei konkreten Technologien, welche die Erdöl-Vereinigung im Inserat nannte: biogene Treibstoffe, die Kombination mit erneuerbaren Heizsystemen und der Einsatz von synthetischen, aus überschüssigem erneuerbarem Strom hergestellte Energieträger.
- Biogene Treibstoffe: Aus Tier- und Pflanzenabfällen hergestellt Energieträgen sind nicht in ausreichender Menge verfügbar.
- Kombi-Heizungen: Auch in Kombination mit erneuerbaren Energiesystemen wie Wärmepumpe stösst eine Ölheizung im Betrieb unverändert viel CO2 aus.
- Synthetische Energieträger: Die aus überschüssigem erneuerbarem Strom hergestellten Energieträger werden nicht im Gebäudesektor zum Einsatz kommen. Ihre Herstellung ist sehr aufwändig, sodass sie aus quantitativen und wirtschaftlichen Gründen dort zum Einsatz kommen, wo es keine Alternativen gibt (z.B. bei industriellen Prozessen oder im Flugverkehr). Für die Wärmeerzeugung in Gebäuden gibt es mit Wärmepumpen bereits heute wirtschaftliche erneuerbare Lösungen.
Zu allen drei Argumenten finden sich detaillierte Informationen in der Beschwerde.
Ölheizungen möglichst schnell ersetzen
In der Schweiz wird bei Einfamilienhäusern bei einem Ersatz der fossilen Heizung in 50% der Fälle wiederum eine fossile Heizung installiert, bei Mehrfamilienhäusern beträgt der Anteil sogar 60%. Angesichts der Lebenszeit von 20 bis 25 Jahren von Ölbrennern muss der Ersatz jetzt beginnen. Je schneller dies geschieht, umso besser für das Klima.