Zukunft braucht Mut


Die Technologien für eine saubere Wirtschaft sind da, sie müssen nur eingesetzt werden. Doch es fehlt der politische Mut, die geeigneten Rahmenbedingungen zu schaffen. Es braucht gute Beispiele - und einen Verband wie swisscleantech, der sich für die Interessen der Zukunft einsetzt. Das hat der Frühjahrsanlass des Verbands gezeigt.

Artikel
von swisscleantech
07.03.2019

Der grosse Saal im Hotel National war bis auf den letzten Platz besetzt, als swisscleantech am Mittwoch seinen Frühjahrsanlass zum Thema „Mehr Mut im Klimaschutz“ durchführte. Unter den Teilnehmern waren mehr junge Leute als an Veranstaltungen von Wirtschaftsverbänden üblich – es ging auch um ihre Zukunft. Doch ausgerechnet die Schweiz, die einst etwa bei der sauberen Stromerzeugung durch Wasserkraft und bei der Elektrifizierung der Eisenbahn Pionierarbeit geleistet hat, ist für die Zukunft schlecht aufgestellt. „Die Schweiz ist kein Pionier mehr“, sagte Christian Zeyer, der Geschäftsführer von swisscleantech, zur Einleitung. Platz 25 bei den erneuerbaren Energien in Europa, letzter Platz bei der CO2-Intensität der Neuwagen, höchster Anteil an fossilen Brennstoffen in der Gebäudeheizung – das Land hat sich auf den Lorbeeren der Vergangenheit zur Ruhe gebettet.

Dabei sind die Voraussetzungen für eine saubere Wirtschaft gegeben. „Die Technologie ist da, den Wandel zu gestalten“, sagte Carsten Bopp, CEO der Tessiner Pini Group und frisch gewählter Präsident von swisscleantech. Die Energiewende dürfe daher nicht weiter aufgeschoben werden, die Mobilitätswende auch nicht. Ähnlich klang es bei Hans Gut, CEO der MAN Energy Solutions in Zürich. „Wir haben genug erneuerbare Energien, ohne Einbussen bei der Lebensqualität hinnehmen zu müssen.“ Es sei auch nicht richtig, Öl und Gas zu verbrennen. Gut hat deshalb zusammen mit einem Dutzend anderen Schweizer Unternehmenschef die Politiker im Herbst in einem Brief aufgefordert, ein griffiges CO2-Gesetz zu verabschieden– vergeblich, wie sich zeigen sollte.

Für Tiana Angelina Moser war denn auch die Ablehnung des Inlandziels durch die SVP-FDP-Mehrheit im Nationalrat „ein frustrierender Moment“. Aber das politische System bevorteile Interessenvertreter, welche Veränderungen verhindern wollen, so die grünliberale Nationalrätin aus Zürich. Gerade deshalb brauche es swisscleantech, warf Roger Nordmann ein. „Es gibt zu viele Interessenvertreter des Bestehenden“, sagte der Waadtländer SP-Nationalrat und Vorstandsmitglied von swisscleantech. „swisscleantech ist in diesem Sinn der Vertreter der Interessen der Zukunft.“

Aus der Sicht von Antoinette Hunziker-Ebneter ist die Rückwärtsgewandheit, wie sie in der Ablehnung des Inlandziels zum Ausdruck kam, auch unter den Wirtschaftsführern in der Schweiz verbreitet. „Es fehlt manchmal einfach der Mut“, sagte die Gründerin und Chefin der Forma Futura Invest AG. „Es geht vielen angesichts des hohen Wohlstandes nur um den Erhalt der Errungenschaften.“ Es brauche daher erfolgreiche Beispiele einer nachhaltigen Wirtschaft und einen institutionalisierten Dialog zwischen Politik und Wirtschaft.

Da sieht Carsten Bopp den Platz von swisscleantech. Der Verband sei eine Plattform, auf der sich Meinungen bilden könnten. „Wir wollen die Themenführerschaft ausbauen“, so der neue Verbandspräsident. Doch um mehr politisches Gewicht zu erhalten, brauche es mehr Mitglieder. Bopp setzte die Latte hoch: Der Verband müsse die Zahl der Mitgliedsheute von heute 260 auf 1000 steigern. Das Potenzial dafür ist da, gab sich Fabian Etter überzeugt, Verwaltungsratspräsident der Elektro Etter AG und Vizepräsident von swisscleantech. „swisscleantech ist der einzige branchenübergreifende Wirtschaftsverband, der sich für die Nachhaltigkeit einsetzt.“ 

 

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