Die Chancen der Innovation

Im ersten Referat widmete sich Dominique Kronenberg, COO des mittlerweile auf 130 Mitarbeitenden angewachsenen Start-ups Climeworks, dem Thema der negativen Emissionen. Die von Climeworks entwickelte Technologie absorbiert COaus der Luft und fängt es konzentriert ein. Heute bestehe das Businessmodell vor allem darin, COfür Anwendungen,  wie zum Beispiel die Begasung von Treibhäusern oder die Herstellung von kohlensäurehaltigem Mineralwasser, zur Verfügung zu stellen. Sobald begonnen wird, COaus der Atmosphäre zu filtern und im Boden zu lagern, wird sich der Anwendungsbereich der Technologie um ein Vielfaches multiplizieren. Dies würde einen grossen Beitrag leisten zum Klimaschutz. Auf die Frage, was der Erfolgsfaktor für ein Start-up sei, antwortete Kronenberg, dass persönliches Stehvermögen und gute Partnerschaften –innerhalb und ausserhalb der Firma – für den Erfolg zwingend seien.

Die bereinigte CO2-Buchhaltung

Im zweiten Referat stellte Lone Feifer, Director Sustainability & Architecture der VELUX Group und General Secretary der Active House Alliance, die Relevanz von Tageslicht und automatischen Fenstern vor. Letztere könnten zu einem Kernelement des intelligenten Hauses werden, welches mit einem Minimum an Energie ein Maximum an Gesundheit und Behaglichkeit für die Bewohner sicherstellt. Schlüsselkomponente dieser Fenster sind sogenannte Aktoren. Diese erlauben es, das Fenster automatisch zu beschatten, um Blendung zu vermeiden, und stellen durch elektrische Kipplüftung auch die Luftqualität sicher. Zudem investiert VELUX Group in eine nachhaltige Produktion und hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2041 CO2-neutral zu werden und sämtliche Emissionen, welche die Firma seit der Gründung ausgestossen hat, wieder aus der Atmosphäre zu holen. Dieses ambitionierte Projekt entstand in Zusammenarbeit mit dem WWF und fokussiert auf Aufforstungen, mit denen COim Holz des Waldes assimiliert werden soll.

Picking the Right

Im dritten Vortrag machte Steve Westly, Serial Entrepreneur und Chef eines grossen amerikanischen Investmentfonds, zwei Dinge deutlich. Erstens ist heute möglich, was vor 10-15 Jahren noch undenkbar war: mit nachhaltigen Produkten und nachhaltigen Firmen lässt sich eine erhebliche Mengen Geld verdienen. Am Beispiel der Kostensenkungskurve im Bereich der Photovoltaik und der Batteriepreise zeigte er auf, dass in den nächsten Jahren kein Weg an nachhaltigen Technologien vorbei führt. Zweitens wies Westly darauf hin, dass ohne die aktive Rolle des Staates Innovationen oft nicht zum Fliegen kommen. So seien beispielsweise Investitionen von 465 Mio $, welche die Obama-Administration in Tesla getätigt hatte, entscheidend dafür verantwortlich, dass Tesla bis heute überlebt und im Sommer 2020 bezüglich Börsenkapitalisierung den weltweit grössten Autohersteller Toyota überholt hat. Worauf er als Investor achtet, bevor er in eine Business-Idee investiert, lässt sich in fünf Punkten zusammenfassen:

  • Is It a Big Idea?
  • Clear Business Model/High Gross Margins?
  • Strong team: Has the CEO had a Major Exit?
  • Strong Sales Team?
  • Is There Revenue Growth?

Wichtig sei, sich immer wieder neu zu erfinden, oder um es in Steve Jobs Worten zu sagen: «If you don’t cannibalize yourself, someone else will.»

Die Rolle des Staates in der Innovation

Im letzten Vortrag ging Prof. Tobias Schmidt (ETH Zürich) der Frage nach, inwiefern staatliches Handeln für Innovationen förderlich oder hinderlich ist. Er plädierte dafür, dass es ein Miteinander von Staat und Unternehmertum geben müsse. Mit Sicherheit würden Rahmenbedingungen, wie die Internalisierung der externen Kosten sowie umweltgerechte Preise, eine wichtige Rolle dabei spielen, welche Technologien am Markt erfolgreich sind. Solche externen Preise festzulegen, könne nur Aufgabe des Staates sein. Zudem könne nachgewiesen werden, dass nicht nur Elektrofahrzeuge und Photovoltaikmodule, sondern auch zahlreiche andere Innovationen ohne eine Frühförderung des Staates kaum zu marktfähigen Produkten hätten werden können. Weil der Staat nicht dagegen gefeilt ist, auf falsche Technologien zu setzen, ist es wichtig, auf einen Portfolioansatz zu setzen und so innerhalb eines wichtigen Innovationsfeldes die technische Evolution zu ermöglichen. Im Übrigen sei es auch nicht bewiesen, dass der Markt in Bezug auf die Selektion von erfolgreichen Technologien so erfolgreich sei.

Politische Rahmenbedingungen

Hier setzt auch Nationalrätin Barbara Schaffner (GLP) an, die u.a. gemeinsam mit Susanne Vincenz-Stauffacher (FDP) die parlamentarische Gruppe Cleantech präsidiert. Die Gruppe arbeitet eng mit swisscleantech zusammen und soll Unternehmen den direkten Zugang ins Parlament ermöglichen.  Im Gespräch mit Christian Zeyer zeigt sie auf, welche Möglichkeiten zur Innovationsforderung in der Schweiz bestehen: Neben dem Technologiefonds, der Umwelttechnologieförderung und den Angeboten von Innosuisse gibt es neu auch Innobooster (z.B. energy Lab (HSLU), Applied Circular Sustainability Lab (ZHAW)). Diese Organisationen sollen helfen, Lücken zwischen firmeninterner Forschung und Grundlagenforschung zu schliessen. Oftmals bestünde die Herausforderungen darin, Innovationen im Markt zu etablieren. Dazu brauche es Venture Capital. Hier besteht in der Schweiz noch grosses Potenzial – dies bestätigten auch die Teilnehmenden des virtuellen Jahresanlasses.

 

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  • Dominique Kronenberg «Von der Idee zum Markterfolg: Die Geschichte von Climeworks» ab 00:11:55
  • Lone Feifer «Die bereinigte CO2-Buchhaltung» ab 00:36:05
  • Steve Westly «Picking the Right: What makes impact investment successful» ab 00:56:39
  • Prof. Dr. Tobias Schmidt «Die Rolle des Staates in der Innovation» ab 1:20:35
  • Gespräch Barbara Schaffner & Christian Zeyer ab 1:39:37     

Präsentationen

Climeworks D. Kronenberg: Von der Idee zum Markterfolg: Die Geschichte von Climeworks
Velux L. Feifer: Die bereinigte CO2-Buchhaltung
The Westly Group St. Westly: Picking the Right: What makes impact investment successful
ETH T. Schmidt Die Rolle des Staates in der Innovation

 

5G-Mobilfunknetze bieten Chancen für den Klimaschutz

Über kaum eine Technologie wurde in den letzten Monaten hitziger debattiert als über den Mobilfunk. Einig sind sich jedoch alle, dass unsere offene, wissensbasierte Volkswirtschaft auf gute Kommunikationsmöglichkeiten angewiesen ist.

Die über die Telekommunikationsnetze transportierte Daten nehmen laufend zu – mit Wachstumsraten von 20% und mehr pro Jahr. Man stelle sich vor, was das auf einer Strasse bedeuten würde! Der Stau auf der Datenautobahn ist also vorprogrammiert. Der wohl wichtigste Treiber im Mobilfunk ist zurzeit das Video-Streaming – sei dies für geschäftliche oder private Nutzung. Eine Abschwächung des Datenkonsums ist nicht zu erwarten, denn die nächsten datenintensiven Anwendungen wie Augmented Reality und Virtual Reality stehen in den Startlöchern. Eigentlich müsste man davon ausgehen, dass eine neue effizientere Nachfolgetechnologie, welche die Kapazität für alle deutlich vergrössert, in dieser Situation leichtes Spiel hätte. Dass der neue Mobilfunkstandard 5G, wie die weiter unten vorgestellte Studie zeigt, zudem die Basis für innovative Anwendungen ist, sollte in der Diskussion eigentlich helfen. Doch weit gefehlt.

Oft wird in dieser Diskussion der Ruf nach einem 100%-Unschädlichkeitsbeweis laut. Einen solchen Beweis kann die Wissenschaft aus methodischen Gründen nie bieten, aber durchaus eine valide Abschätzung, ob das Risiko eingegangen werden kann oder nicht. Den Status der Kontroverse teilt das mobile Telefonieren aber mit vielen anderen alltäglichen Dingen wie dem Verzehr von Pommes-Frites oder der Anwendung von Deodorants.

In dieser Pattsituation lohnt es sich, den Nutzen der 5G-Technologie für das Klima genau zu analysieren. Dazu hat ein Forschungsteam um Professor Hilty von der Universität Zürich im Auftrag von swisscleantech und Swisscom eine Studie durchgeführt. Darin untersuchten die Forschenden einerseits den Energie- und Ressourcenbedarf für den Netzausbau- und betrieb und verglichen dabei die Technologien 4G und 5G. Der Schluss des Forschungsteams ist sehr deutlich: pro Gigabyte transferierter Daten ist der 5G-Standard etwa viermal energieeffizienter. Andererseits untersuchte das Forschungsteam verschiedene Anwendungsfelder, die durch den 5G-Standard gefördert würden. Ob flexibles Arbeiten, Smart Grid oder Präzisionslandwirtschaft – jedes dieser Anwendungsfelder birgt grosse Potenziale für die Energieeffizienz und den Klimaschutz. Die Einsparung an Emissionen ist mit diesen Anwendungen gemäss Studie massiv grösser als die Emissionen, die durch den Netzbau- und -betrieb entstehen. Fazit: Durch eine gezielte Nutzung der Möglichkeiten des 5G-Netzes für Anwendungen mit grossem Treibhausgas-Reduktionspotenzial lassen sich die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 in der Schweiz erheblich verringern.

In einer Gesamtbetrachtung kommt swisscleantech daher zu folgendem Schluss: Betrachtet man die technologischen Vorteile und Potenziale des 5G-Standards sowie die aktuelle wissenschaftliche Evidenz, muss der Weg für den 5G-Standard in der Schweiz geebnet werden. In seiner letzten Vorstandssitzung hat unser Wirtschaftsverband daher beschlossen, dem Unterstützungskomitee CHANCE 5G beizutreten.

 

Weiterführende Informationen:

Link zur Studie: Next generation mobile networks. Problem or opportunity for climate protection. Dr. Jan Bieser, Dr. Beatrice Salieri, Dr. Roland Hirschier, Prof. Dr. Lorenz M. Hilty. Universtiy of Zurich, Empa. Zurich, St. Gallen, October 2020.

CO2-Gesetz: friends of swisscleantech wollen Big Oil kontern

Die Organisation der Einzelmitglieder des schweizerischen Wirtschaftsverbands swisscleantech ist deshalb bestürzt über die Ankündigung von Big Oil, auf Kosten unserer Kinder das Referendum zu ergreifen. Auch dass sie dabei Unterstützung durch einen Teil der Klimajugend bekommen, macht die Sache nicht besser. Ein Nein würde die Schweizer Klimapolitik um Jahre zurückwerfen und keine Verbesserung bringen.

Die friends of swisscleantech rufen nun zum Top-the-Vote-Challenge auf. Per sms «IVote» an die Nummer 488 (CHF 2 ) sollen doppelt so viele Stimmen für das CO2-Gesetz gesammelt werden, wie es für ein Referendum brauchen würde. Der Ertrag wird für die Kampagne zur Rettung der Schweizer Klimapolitik verwendet.

Weitere Informationen:
https://top-the-vote.ch

Kontakt:
Peter Metzinger, +41 79 628 61 26

CO2-Gesetz bereit für Schlussabstimmung – Rasche Umsetzung jetzt wichtig

Die finale Fassung des CO2-Gesetzes stellt wichtige Weichen und setzt den nötigen Rahmen für eine engagierte Schweizer Klimapolitik der nächsten Jahre: Das Gesetz enthält eine breite Palette an sozialverträglichen und mehrheitsfähigen Massnahmen und bietet viele Innovationsanreize. Dies stärkt den Werkplatz Schweiz und kommt der Gesellschaft als Ganzes zugute.

«Das CO2-Gesetz wird nicht ausreichen wird, um den Klimawandel einzudämmen, doch: es ist ein mehrheitsfähiges Gesetz und darum ein wichtiger Schritt auf dem Weg in Richtung netto-null CO2-Emissionen bis 2050. Unternehmen brauchen Investitions- und Planungssicherheit. Darum muss das Gesetz rasch umgesetzt werden», hält Geschäftsführer Christian Zeyer fest.

Schweizer Wirtschaft organisiert sich

Hinter dem CO2-Gesetz stehen grosse Teile der Wirtschaft. Dies zeigt einerseits die Kampagne #CEO4Climate, in deren Rahmen sich bereits über 440 namhafte Schweizer CEOs für verbindliche Ziele und Massnahmen einsetzen, damit das Pariser Klimaabkommen zeitgerecht umgesetzt werden kann. Bereits mehrmals forderten die Unterzeichnenden die Parlamentarier*innen dazu auf, ihr Anliegen zu berücksichtigen: Ein ambitioniertes CO2-Gesetz zu verabschieden. In diesen Tagen wendet sich die Bewegung in einem offenen Brief an Gewerbeverband und economiesuisse, mit dem Aufruf, das Referendum gegen das Gesetz nicht zu unterstützen.

Für eine schlagkräftige Allianz gegen das Referendum haben sich zudem bereits erste namhafte Branchen- und Dachverbände zum Komitee «Schweizer Wirtschaft für das CO2-Gesetz» zusammengeschlossen. Auch swisscleantech ist Gründungsmitglied und ist überzeugt, dass das Komitee schnell an Grösse und Breite zulegen wird.

«Für einen Abstimmungskampf müssen alle Kräfte gebündelt werden, denn das CO2-Gesetz ist ein sehr wichtiges Fundament, auf das man bauen kann. Ein Fundament, das der Wirtschaft viele Chancen eröffnet», so Fabian Etter, Co-Präsident von swisscleantech.

Mobiles Arbeiten: lessons learnt und zukünftige Visionen

Vier Präsentation führten uns durch den Abend: Res Witschi (Swisscom) zeigte Daten und Messungen, wie der Lockdown unsere Arbeitsmobilität verändert hat. Dr. Anna Luca Heimann (Psychologisches Institut UZH) informierte über eine  aktuell laufende Studie, die über das Befinden und die Produktivität der Mitarbeiter im Homeoffice forschte. Volker Gässler und Ricarda Reimer (vComm Solutions AG) blickten in die Zukunft und erklärten, wie Fernmeetings dank virtuellen 3D Welten bald aussehen können. Ivo Horvat-Puzak (Swisscom Future Work Experience) gab Einblick, wie sich die Firmen aufgrund von COVID-19 verändert haben. Nach den kurzweiligen Inputreferaten folgte ein Podiumsgespräch mit allen Referenten. Man war sich einig: Aus COVID-19 haben sowohl die Arbeitnehmenden als auch die Arbeitgebenden eine steile Lernkurve hingelegt. Im April mussten viele Firmen lernen, mit plötzlichen Veränderungen umzugehen, die auch grosse Auswirkungen auf unsere zukünftige Arbeitsmobilität haben. Ein Verhältnis von Heim-/Büroarbeit von 60/40 oder gar 70/30 wird sich laut den Experten langfristig durchsetzen. Dies zieht auch Anpassungen bei den Büroräumlichkeiten mit sich. Unser Mitglied AFRY Schweiz denkt bereits laut über eine «Vergooglisierung» ihres Hauptsitzes nach. Dies bedeutet: mehr Fokus auf Kollaborationsräume und insgesamt weniger personalisierte Büros. Dadurch soll die Zeit im Büro effizient, bewusst und mit intensiverem sozialem Austausch genutzt werden, bevor man sich wieder ins Homeoffice zurückzieht.

Eine andere Möglichkeit zur Verbesserung der gemeinsamen Kollaboration präsentierte vComm Solutions AG. Bei einfachen Besprechungen kann man gut auf gängige Tools wie Videokonferenzen und Webinare zurückgreifen. Doch je komplexer die Interaktion oder die Sitzungsinhalte werden, desto eher wünscht man sich personalisierte Treffen. Die 3D-Welt «AULA» macht dies möglich: Die Sitzungsteilnehmenden schlüpfen in einen Avatar und  sich damit in einer 3D-Welt frei bewegen. Auch der Austausch funktioniert (fast) wie an physischen Treffen. Entgegen der Erwartungen soll ein Meeting mit Avatars weniger ermüdend sein als ein klassischer Videocall. Wer weiss, vielleicht können wir bald gänzlich auf physische Meetings verzichten und uns in einer ganz neuen (Computer-)Welt treffen. Ganz nebenbei ermöglichen solche innovative Tools auch, Kosten und CO2-Emissionen einzusparen. Wir sind gespannt, was weitere technologische Innovationen mit sich bringen.

Schweizer Wirtschaft organisiert sich für das CO2-Gesetz

Das neue CO2-Gesetz definiert wirksame und verlässliche Rahmenbedingungen für eine aktive und nachhaltige Klimapolitik mit dem Ziel, die CO2-Emissionen bis 2050 auf Netto Null zu bringen. Grosse Teile der Schweizer Wirtschaft unterstützen diese Vorlage, weil sie Planungs- und Investitionssicherheit bietet. Sie sind überzeugt, dass ein Mix an regulierenden Vorschriften, freiwilligen Massnahmen und attraktiven Anreizen eine solide Grundlage liefert für eine nachhaltige und treibhausgasarme Wirtschaft, die sich primär an Chancen orientiert. Ein proaktiver Klimaschutz, wie ihn das neue CO2-Gesetz vorsieht, in Kombination mit zielgerichteten Reformen wirkt wachstumsfördernd auch für die Schweizer Wirtschaft. Dies hat unlängst auch die OECD in einem Bericht festgehalten, als sie darauf hinwies, dass sich mit einer integrierten Strategie für Wachstum und Klimaschutz die Wirtschaftsleistung der G20-Länder bis 2021 im Schnitt um ein Prozent jährlich und bis 2050 um 2,8 Prozent steigern lässt. Rechnet man die Vermeidung wirtschaftlicher Schäden durch Klimaschutz ein, kann die Wirtschaftsleistung bis 2050 um fast 5 Prozent gesteigert werden. Eine aktuelle Studie der Wärmeinitiative Schweiz rechnet beispielsweise allein im Gebäudebereich mit einer zusätzlichen jährlichen Wertschöpfung von 1.5 Milliarden Franken. Eindrückliche Zahlen, gerade auch im Kontext der weltweiten Pandemiekrise mit ihren gravierenden Folgen für die Wirtschaft.

Verbände und Unternehmen schliessen sich zusammen

Während einzelne Wirtschaftsverbände noch zögern oder gar mit einer Ablehnung des CO2-Gesetzes liebäugeln, haben sich erste, namhafte Verbände der Energie- und Bauwirtschaft zum Komitee «Schweizer Wirtschaft für das CO2-Gesetz» zusammengeschlossen. Dazu zählen u.a. Branchenverbände wie suissetec, EIT.swiss, Gebäudehülle Schweiz, Isolsuisse, sia, USIC, Holzbau Schweiz, InfraWatt, Swissolar und Holzenergie Schweiz, aber auch Dachorganisationen wie AEE Suisse oder Swisscleantech. Zusammen vertreten sind mehr als 25’000 Unternehmen mit rund 500’000 Arbeitsplätzen. Kommt hinzu, dass erste Gespräche mit Vertretungen der Finanz- und Versicherungswirtschaft, der IT- und Telecomwirtschaft sowie der Industrie, Logistik und des Detailhandels darauf schliessen lassen, dass das Komitee rasch an Grösse und Breite zulegen wird. Die Gründungsmitglieder des Vereins «Schweizer Wirtschaft für das CO2-Gesetz» sind überzeugt, dass sich, wie schon 2017, als sie ein vergleichbares Wirtschaftskomitee für die Energiestrategie 2050 mit mehr als 200 Mitgliedern organisierten, auch dieses Mal rasch eine schlagkräftige Allianz organisieren lässt.

Mehr erfahren: https://co2-gesetz-jetzt.ch
Kontakt: Stefan Batzli, Sprecher des Komitees & Geschäftsführer AEE Suisse, 079 420 46 66     

Gründungsmitglieder des Vereins «Schweizer Wirtschaft für das CO2-Gesetz»:
AEE Suisse, EIT.swiss, Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz, Fernwärme Schweiz, Gebäudehülle Schweiz, Holzbau Schweiz, Holzenergie Schweiz, InfraWatt, Isolsuisse, Ökostrom Schweiz, sia, Suissetec, Swisscleantech, Swissisol. Swissolar, USIC

Initiative zur Konzernverantwortung – Stimmfreigabe beschlossen

swisscleantech teilt die Kernanliegen der Konzernverantwortungsinitiative, wonach Schweizer Unternehmen Menschenrechte & Umweltstandards auch im Ausland respektieren und in weltweiten wirtschaftlichen Tätigkeiten verbessern und stärken sollen. Die Identifikation, transparente Kommunikation und Behebung von allfälligen Verfehlungen, bilden eine wichtige Grundlage nachhaltigen Wirtschaftens.

Im Rahmen der parlamentarischen Beratungen hat sich swisscleantech für einen indirekten Gegenvorschlag zur Initiative in der Version des Nationalrats eingesetzt: Dieser nahm die Kernanliegen der Initiative auf, konkretisierte gleichzeitig viele Umsetzungsaspekte und hätte eine pragmatische, wirksame und rasche Umsetzung der Anliegen der Initiative über das Aktienrecht ermöglicht. swisscleantech bedauert es, hat sich dieser Gegenvorschlag am Ende nicht durchgesetzt.

Sowohl die Initiative, als auch der nun vorliegende Gegenvorschlag – der zur Anwendung kommt, sollte die Initiative abgelehnt werden – weisen an unterschiedlicher Stelle Schwachstellen oder Unklarheiten auf. So weitet die Konzernverantwortungsinitiative die bestehende Haftungsnorm auf Tochterfirmen aus, ohne den Kreis der erfassten Unternehmen klar abzustecken. Auch bleiben Fragenzeichen im Zusammenhang mit der Beweislast, ob diese neu beim Unternehmen liegt, was eine Abkehr von einem zentralen Element unseres Rechtsstaats bedeuten würde, der nicht unilateral durch die Schweiz eingeführt werden kann.

Gleichzeitig lässt der nun vorliegende Gegenvorschlag viele zentrale Punkte offen: der Kreis erfasster Unternehmen wird stark eingeschränkt, die Haftpflicht für Töchter bleibt ungeregelt und die massgebenden Bestimmungen sehr vage.

Aus diesem Grund, hat swisscleantech die Stimmfreigabe beschlossen. Unabhängig vom Ausgang der Abstimmung erachtet swisscleantech die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz durch Schweizer Unternehmen im In- und Ausland als zentral – sie trägt dazu bei, unsere Wirtschaft klimatauglicher und resilienter zu machen.

Swiss Engineering und swisscleantech gemeinsam für Klimaschutz

Call-to-Action: Erstes Treffen der Friends of swiscleantech

Am 16. September trafen sich in Rapperswil 20 engagierte «Friends of swisscleantech» zu einem ersten physischen Treffen. Unter dem Motto «Call-to-Action» wurde diskutiert, welche Aktionen diese neue Bewegung voranbringen würde. Nach kurzer Diskussion kristallisierten sich drei wichtige Stossrichtungen heraus:

Primär geht es darum, jetzt auch politisch aktiv zu werden: Ende September wird das Parlament das CO2-Gesetz verabschieden und es ist davon auszugehen, dass die SVP oder der Gewerbeverband das Referendum dagegen ergreifen werden. Darum gilt es jetzt zu mobilisieren. Auch wenn das CO2-Gesetz nicht ausreicht, um die Klimakrise zu bekämpfen, so legt es doch eine gute Grundlage für weitere Massnahmen. Die Friends of swisscleantech wollen mit einem klaren Statement zur nationalen Kampagne beitragen: «Die Wirtschaft steht hinter dem Gesetz». Damit das gelingt, müssen in den nächsten Monaten möglichst viele Leute aus der Wirtschaft mobilisiert werden – aus allen Branchen und auf allen Ebenen, vom Fachpersonal bis in die Führungsebene. Ausserdem wollen wir helfen, irreführende Behauptungen in Zeitungen und Social Media richtigzustellen. Es wartet also viel Arbeit und Unterstützung ist dringend gefordert.

Parallel dazu möchten wir – mit etwas weniger Hochdruck – einen gut bestückten Referentenpool aufbauen, der bereit ist, für das Thema Klimaschutz fachlich kompetente Sensibilisierungsarbeit zu leisten.

Die dritte Stossrichtung widmet sich der nötigen Präsenz in den sozialen Medien. Abgesehen von der eher statischen Homepage, die durch swisscleantech gewartet wird, wollen die Friends of swisscleantech daher die bereits existierende LinkedIn-Gruppe ausbauen.

Interview mit Beat Dobmann, Präsident Swiss Engineering STV UTS ATS

Warum hat sich Swiss Engineering entschieden, mit swisscleantech das Projekt Friends of swisscleantech zu lancieren?

Beat Dobmann: Als Ingenieure wissen wir, dass wirtschaftliche Entwicklung zulasten des Klimas nicht mehr länger funktioniert. Viele von uns suchen ein Gefäss, um kreativ an der Lösung zu arbeiten. Gute Arbeit im Job reicht nicht mehr, wir müssen auch auf der politischen Ebene aktiv werden. Jetzt müssen alle Parteien zur Lösung beitragen.

Und dabei sollen die «Friends» helfen?

Ja, gemeinsam wollen wir eine klare Stimme pro Klimaschutz werden. Wir wollen mit dem Mythos aufräumen, dass Klimaschutz der Wirtschaft schade. Das Gegenteil ist wahr: Klimaschutz hilft der Wirtschaft. Um erfolgreich zu werden, müssen viele aktiv mitmachen, wir müssen eine Bewegung werden. Darum begrüsse ich es sehr, dass sich die Friends in Rapperswil das erste Mal physisch begegnet sind. Das gibt neue Dynamik.

Sind Sie auch Teil dieser Bewegung?

Ja, ich bin Mitglied der 1. Stunde! Am Anlass in Rapperswil konnte ich zwar aus Termingründen nicht dabei sein. Ich bin aber gespannt auf die kommenden Aktivitäten und werde mich aktiv einbringen.

Mehr über die «Friends of swisscleantech» erfahren

Dynamik im Bereich der Kreislaufwirtschaft

Der Konsum soll ökologischer gestaltet, Stoffkreisläufe geschlossen und dadurch die Umweltbelastung in einer Gesamtbetrachtung massgeblich reduziert werden. Die Gesetzesvorlage soll innovative und zukunftsweisende Rahmenbedingungen aufweisen, die sich auf die Bedürfnisse von Wirtschaft und Gesellschaft abstützen. Für die Ausarbeitung wird die Umweltkommission des Nationalrats eigens eine Subkommission einsetzen. Dies ist ein grosser und wichtiger Schritt.

Seit dem Scheitern der Umweltschutzgesetzesrevision im Jahre 2015 und der Ablehnung der Initiative «Grüne Wirtschaft», gab es einige parlamentarische Vorstösse zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft sowie eine Reihe von Bottom-up-Initiativen aus der Wirtschaft. Die grossen Würfe blieben allerdings aus. Die Umweltkommission des Nationalrats setzt hier an und möchte neue Rahmenbedingungen schaffen. Die Subkommission, die mit der Ausarbeitung der Gesetzesvorlage betraut ist, konstituiert sich gegenwärtig und wird ihre Arbeiten demnächst aufnehmen. Die Vorlage wird voraussichtlich im Frühjahr 2021 von der Plenarkommission beraten, worauf eine Vernehmlassung folgen wird. Das Plenum des Nationalrats wird sich vermutlich ebenfalls bereits 2021 mit dem Gesetzesentwurf befassen können, bevor es an die ständerätliche Umweltkommission und den Ständerat als Zweitrat zur Beratung weitergegeben wird.

Das Thema Kreislaufwirtschaft wird im Jahr 2021 somit wieder vermehrt präsent auf der politischen Agenda sein. swisscleantech wird die parlamentarischen Arbeiten eng begleiten und die Interessen ihrer Mitglieder in den politischen Prozess einbringen.

Den Schweizer Finanzsektor klimatauglich machen

Das Klimaabkommen von Paris verpflichtet die Staatengemeinschaft dazu, die Finanzflüsse klimaverträglich auszurichten. Es geht einerseits darum, klimaschädliche Investitionen zu unterbinden und andererseits um die Finanzierung von neuen klimafreundlichen Technologien, Strategien und Infrastrukturen.

Die Auswirkungen der Finanzströme können, wie sich in der Vergangenheit gezeigt hat, ein Systemrisiko für unsere gesamte Volkswirtschaft darstellen. Die Umlenkung globaler Finanzströme in nachhaltige Investitionen macht deshalb auch aus Risikoüberlegungen Sinn. Denn der Schweizer Finanzplatz trägt mit über 9% zum Bruttoinlandprodukt bei und ist somit ein wichtiger Sektor für die Volkswirtschaft.

Nachdem bereits in der EU wichtige Schritte eingeleitet wurden (vgl. Anhang 1), um die Finanzplätze klimafreundlicher zu gestalten, hat sich in den letzten zwölf Monaten auch in der Schweiz einiges bewegt. Im Nachgang zu den Klimademonstrationen fanden Gespräche zwischen verschiedenen Finanzinstituten und der Klimajugend statt. Ausserdem veröffentlichte der Bund im Juni 2020 seinen Bericht zu Sustainable Finance und auch die Bankiervereinigung bezog Position.

Im Herbst 2020 soll das CO2-Gesetz verabschiedet werden. Es stellt einen ersten Schritt in Richtung eines nachhaltigen Finanzplatzes dar. Um dem komplexen Thema aber richtig gerecht werden zu können, müssen schrittweise weitere Gesetzespakete angepasst werden.

Im Juni 2020 haben sowohl der Bundesrat wie auch SwissBanking zu den aktuellen Fragen Stellung bezogen. Swisscleantech hat dies zum Anlass genommen, ein bereits im Herbst 2019 verabschiedetes Positionspapier zu aktualisieren. Swisscleantech nimmt dabei mit Freude zur Kenntnis, dass einige der damals festgehaltenen Punkte nun sowohl vom Bundesrat wie auch von SwissBanking aufgenommen wurden.

Das erarbeitete Papier umfasst die Positionen von swisscleantech unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungen. Details finden Sie in unserem Positionspapier