«Die Wirtschaft kann den grössten Beitrag zum Klimaschutz leisten»

Im Rahmen eines kurzen Interviews stellt Christian Zeyer, Geschäftsführer swisscleantech, dem Engie-CEO ein paar kritische Fragen. Engie Services AG ist seit 2012 Mitglied bei swisscleantech.

Antonin Guez, ENGIE ist seit neun Jahren Mitglied bei swisscleantech und ist damit eine der ersten grossen Firmen, die zu swisscleantech gestossen ist. Was sind Ihre Gründe für diese Zusammenarbeit?

Im Vordergrund steht sicher die Übereinstimmung der Werte. ENGIE will genauso wie swisscleantech den Klimaschutz vorantreiben. Da ist eine Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsverband, der sich für klimataugliche Wirtschaft einsetzt, nur logisch. Denn das ist unsere Überzeugung: Die Herausforderung «Klimawandel» kriegen wir nur in den Griff, wenn Wirtschaft, Bevölkerung und Politik zusammenspannen.

Ist das auch der Grund, weshalb Sie sich für ein wirkungsvolles CO2-Gesetz einsetzen?

Wir sind überzeugt davon, dass die Wirtschaft den grössten Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, wenn sie die richtigen politischen Rahmenbedingungen erhält. Wer ein Gebäude baut und betreibt oder eine Industrieanlage realisiert, soll dies immer mit dem Blick auf das Klima tun. Denn das Heizen und Kühlen von Gebäuden macht zum Beispiel über 50% des Energieverbrauchs in der Schweiz aus. ENGIE nimmt hier als Expertin eine wichtige Position ein und setzt sich deshalb für das CO2-Gesetz ein. Schliesslich wollen wir der nächsten Generation eine intakte Umwelt hinterlassen.

Und ENGIE setzt dann die dazu notwendigen Konzepte um?

Genau: Als führender Komplettanbieter entlang des gesamten Gebäudelebenszyklus halten wir vielseitige Lösungen bereit, um unser Leben komfortabel und klimagerecht zu gestalten. Darauf sind wir stolz!

Also letztlich doch alles Geschäftsinteresse?

Persönliches und geschäftliches Interesse: Es bereitet mir grosse Freude, dass ich für eine Branche arbeite, die so viel zum Klimaschutz beitragen kann.  Rentable Projekte und Klimaschutz schliessen sich nicht aus und wir realisieren mit unseren Kunden Projekte, bei denen Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen. Zum Beispiel das Holzheizkraftwerk Sisseln, bei dem wir gemeinsam mit ewz für DSM Nutritional Products im Kanton Aargau ein Holzheizkraftwerk gebaut haben. Damit haben wir den CO2-Ausstoss massiv reduziert.

Stichwort Kunden-Motivation: sehen Sie da eine Veränderung in den letzten Jahren? Sind Klimaschutz und Energieeffizienz «modern» geworden?

In der Gesellschaft entwickelt sich das Bewusstsein für den Klimaschutz – natürlich wird Klimaschutz auch für unsere Kundinnen und Kunden immer wichtiger. Die Wirtschaft entwickelt hier spannende Umsetzungen, um den CO2-Ausstoss zu reduzieren. Dieser ganze Prozess geht aber nur langsam voran, deswegen ist das CO2-Gesetz so wichtig, insbesondere für so eine komplexe Branche wie die Baubranche. Dabei gehen wir als Themenführer mit gutem Beispiel voran.

Was macht ENGIE in diesem Bereich?

Einerseits sind wir an Gemeinschaftsprojekten, wie z.B. dem energieautarken Mehrfamilienhaus in Männedorf, beteiligt, andererseits führen wir auch selbst spannende Projekte aus, beispielsweise den Energie-Ring in Horw und Immensee oder die Power2Heat-Technologie. Als Komplettanbieterin trifft ENGIE zudem bereits in der Planungsphase wichtige Entscheidungen, die wegweisend für einen energieeffizienten Gebäudepark sind. Die Durchführung verschiedenster Projekte wird durch die Mittel der Digitalisierung, wie z.B. BIM oder IoT, unterstützt. So kann die Nachhaltigkeit von der Planung bis zur Erneuerung gemessen und sichergestellt werden.

Und natürlich spielen auch die Mitarbeitenden eine wichtige Rolle. Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeitenden für den Klimaschutz?

Einerseits versuchen wir natürlich, unsere Mitarbeitenden mit passenden Weiterbildungen «top im Job» zu machen. Bei der Motivation hilft auch unsere Mitgliedschaft bei swisscleantech: als Firma signalisieren wir, dass wir den Klimaschutz unterstützen. Das zieht auch motivierte Talente an. Und natürlich freuen wir uns darüber, wenn sich unsere Mitarbeitenden darüber hinaus engagieren, beispielsweise indem sie den Friends of swisscleantech beitreten und sich so für die klimataugliche Wirtschaft einsetzen. Zudem hat ENGIE das Projekt Green+ ins Leben gerufen. Dieses Projekt hat unter anderem zum Ziel, dass unsere Arbeitsweisen so angepasst werden, dass sie bis 2030 emissionsfrei sind. In der Schweiz bezieht sich unser Engagement im Rahmen der Anpassungen unserer «Ways of Working» auf die Bereiche Gebäude, Fahrzeugflotte, IT, Geschäftsreisen und Transport. Das funktioniert nur, wenn alle Mitarbeitenden am gleichen Strick ziehen.

Wir erklären Ihnen das CO2-Gesetz

Gesetze werden lebendig, wenn wir sie in den Kontext einbetten.  Dies wollen wir im Vorfeld der Abstimmung zum CO2-Gesetz gemeinsam tun und bieten Ihnen deshalb Brown Bag Lunches zu folgenden Fragen an:

  • Was sind die Forderungen der Klimawissenschaft?
  • Wie kann das CO2-Gesetze in dieses Forderungen und in die internationale Klimapolitik eingeordnet werden?
  • Was ist der vorgesehene Massnahmenmix?
  • Wie wirkt sich das CO2-Gesetz auf die Wirtschaft aus?

In einer abschliessenden Diskussion vertiefen wir die ausgeführten Punkte gemeinsam.

Dauer: 45 min
Datum: nach Vereinbarung

Für grössere Firmen bieten wir exklusive Anlässe an. Für kleinere Firmen organisieren wir gemeinsame Lunches.

Für Mitglieder swisscleantech und Unterzeichner von CEO4Climate.ch:

  • kostenlos

Für Nichtmitglieder:

  • gemeinsamer Anlass CHF 100 pro Firma
  • separater Anlass CHF 250 pro Anlass

Bei Interesse bitte eine Mail an sekretariat@swisscleantech.ch

 

 

Öffentliche Beschaffung kann viel zur Nachhaltigkeit beitragen

Der Markt für öffentliche Beschaffungen beträgt jedes Jahr rund CHF 40 Milliarden. Weil die öffentliche Hand gemäss der Schweizer Verfassung den Auftrag hat, im Bereich der Nachhaltigkeit vorbildlich zu agieren, kann die öffentliche Beschaffung klare Marktsignale setzen. Beschafft sie in nachhaltige Produkte, erhöht sich die Chance, dass sich diese Produkte auch im privaten Markt durchsetzen.

Die Überarbeitung des öffentlichen Beschaffungswesens ist daher für nachhaltig operierende Firmen ein Meilenstein. Dank der 2019 verabschiedeten Revision können Gemeinden, Kantone und auch der Bund ihre Beschaffung so ausgestalten, dass nicht das günstigste, sondern das vorteilhafteste Produkt beschafft wird. Gestaltet die öffentliche Hand die Ausschreibungen nach Kriterien der Nachhaltigkeit, können nachhaltige Produkte oder Dienstleistungen beschafft werden, auch wenn sie teurer sind als weniger nachhaltige Konkurrenzprodukte oder -dienstleistungen.

swisscleantech hat sich stark dafür eingesetzt, dass diese Denkweise im Gesetz Eingang findet. Im Rahmen einer Konferenz der KBOB (Koordinationskonferenz der Bau und Liegenschaftsorgane der öffentlichen Bauherren) berichtete swisscleantech Co-Präsident Carsten Bopp über erste Erfahrungen mit öffentlichen Beschaffungen unter dem neuen Beschaffungsrecht und erklärte, was es braucht, damit eine nachhaltige Beschaffung möglich ist.

Er identifizierte folgende Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit das Ergebnis der Beschaffung sowohl für Beschaffende wie auch für Auftragnehmende befriedigend ausfällt:

  1. Klare Kriterien: Die erwartete Umweltleistung muss in den Ausschreibungsunterlagen materiell sauber beschrieben werden. Wo immer möglich, muss sichergestellt sein, dass die Nachhaltigkeitsleistung quantifizierbar ist. Dabei gilt es auch dafür zu sorgen, dass die relevanten Normen zur Anwendung kommen.
  2. Förderung von Unternehmervarianten: Die Ausschreibungen sind so zu gestalten, dass Unternehmervarianten willkommen sind. Geschieht die Beschreibung des Produktes oder der Dienstleistung einschränkend und werden Unternehmervarianten ausgeschlossen, können sich innovative Produkte und Dienstleistungen nicht gegen etablierte Angebote durchsetzen. Unternehmervarianten sind deshalb ein wichtiger Treiber der Innovation. Zeigt die öffentliche Hand hier Mut, eröffnet dies viele Möglichkeiten.
  3. Genügend hohe Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung: Damit nachhaltige Produkte sich durchsetzen können, muss die Bewertung der Nachhaltigkeit einen deutlichen Niederschlag im Zuschlagskriterium finden. Geschieht dies nicht, verkommt der Nachweis der Nachhaltigkeit sehr oft zu einer Alibiübung. Eine Bewertung, die beispielsweise den Preis mit 50% technischer, 30% ökologischer Aspekte, und die Referenzen mit 20% berücksichtigt, hat sich in der Praxis bewährt.
  4. Richtige Bewertung des Preises: Dadurch, dass das öffentliche Beschaffungsrecht neu Lebenszykluskosten nicht nur zulässt, sondern sogar empfiehlt, besteht die Chance, dass in Zukunft langlebige aber teurere Produkte einen komparativen Vorteil erhalten. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit.

Werden die obigen vier Punkte berücksichtigt, kann die öffentliche Beschaffung viel zur Nachhaltigkeit beitragen. Wenn nicht, besteht die Gefahr, dass viel Energie in ineffizienten Prozessen verloren geht. Dies wäre schade, denn das Potenzial der öffentlichen Beschaffung ist sehr gross und die öffentliche Hand kann sich als Trendsetterin profilieren.

 

Präsentation von Carsten Bopp: «Gute Beispiele von Beschaffungen der öffentlichen Hand – Perspektive der Wirtschaft» (PDF)

Présentation de Carsten Bopp: «Exemples de bonnes pratiques en matière d’achats publics; point de vue des entreprises» (PDF)

swisscleantech unterstützt Petition von CHANCE5G

Im vergangenen Jahr hat sich swisscleantech intensiv mit dem Thema 5G auseinandergesetzt und den Dialog mit Experten aus Wissenschaft und Brance gesucht. Wie uns Prof. Martin Röösli, Strahlenexperte vom Schweizerischen Tropeninstitut fundiert aufzeigen konnte, sind trotz zahlreicher Studien keine gesundheitlichen Auswirkungen von 5G nachgewiesen. Zusammen mit unserem Mitglied Swisscom haben wir zudem eine Studie zur Rolle von 5G beim Klimaschutz in Auftrag gegeben. Forschende der EMPA und der Universität Zürich konnten aufzeigen, welche Beiträge leistungsfähige Mobilfunknetze für den Klimaschutz leisten können. Auf Basis dieser Studie beschloss der Vorstand von swisscleantech im Herbst 2020, der Trägerschaft CHANCE5G beizutreten. Die Plattform leistet einen Beitrag zu einem faktenbasierten Dialog und einer sachlichen Debatte zum Ausbau des 5G-Netzes in der Schweiz.

Steigender Datenkonsum

Warum braucht die Schweiz 5G? Die über die Telekommunikationsnetze transportierte Daten nehmen laufend zu. Die mobil übertragenen Datenmengen verdoppeln sich alle 18 Monate und treiben heutige Mobilfunknetze an ihre Grenzen. swisscleantech ist überzeugt, dass das Datenvolumen in Zukunft weiterhin steigen wird – viele datenintensive Anwendungen stehen in den Startlöchern. Die 4G-Netze kommen in städtischen Gebieten bereits vielerorts an ihre Grenzen – dadurch nimmt auch die Qualität ab.

Chancen für den Klimaschutz

Leistungsfähige Telekommunikationsnetze sind nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz entscheidend, sondern auch für den Klimaschutz. Grade der effiziente Umgang mit Energie und Rohstoffen ist auf zeitnahe, verlässliche Informationen angewiesen. Diese Nachfrage sollte mit einer möglichst effizienten Technologie gedeckt werden. Zudem profitieren neue Anwendungen und Technologien, die auch viel Klimaschutzpotential haben (z.B. Precision Farming, Autonomes Fahren oder Smart Work) von einem gut ausgebauten 5G-Netz. Unsere Studie hat denn auch gezeigt: Durch eine gezielte Nutzung der Möglichkeiten des 5G-Netzes für Anwendungen mit grossem Treibhausgas-Reduktionspotenzial lassen sich die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 in der Schweiz erheblich verringern.

Ungerechtfertigter Widerstand

Der Ausbau der 5G-Infrastruktur stiess in den letzten Monaten vermehrt auf Widerstand. Gewisse Kantone haben sogar ein Moratorium für Bewilligungen von 5G Antennen verhängt. Die Argumente gegen 5G basieren meistens nicht auf Fakten, sondern auf diffusen Ängsten, weshalb die Wissensvermittlung und der Dialog zum Thema so entscheidend ist.

Es wäre nicht zielführend, die steigende Nachfrage nach Bandbreite mit einem Ausbau der 4G-Infrastruktur abzudecken. Dies wäre auch nicht im Interesse von Nachhaltigkeit und Gesundheit. So ist bei gleicher Datenmenge sowohl der Energiebedarf wie auch die Strahlenbelastung bei 4G höher als bei 5G. Ausserdem bietet 5G die Möglichkeit, dass die Antenne ihre Strahlung mittels Beamforming fokussierter zum Nutzer oder zur Nutzerin bringt.

Oft wird auch der Ruf laut, man müssen sämtliche Risiken ausschliessen, bevor 5G ausgebaut werde. Einen solchen Beweis kann die Wissenschaft aus methodischen Gründen nie bieten, durchaus jedoch eine fundierte Risiko-Abschätzung. Diese hat für uns klar gemacht: Eine weitere Verzögerung im 5G-Ausbau wirkt sich negativ auf unser privates, wirtschaftliches und gesellschaftliches Leben aus.

Chance 5G hat im letzten Herbst eine Petition lanciert, die dem Widerstand eine positive Gegenkraft gegenüberstellen will. Diese Petition unterstützen wir. 

Weitere Informationen

 

Eine nachhaltige öffentliche Beschaffung bleibt aktuell

Mit einem Marktvolumen von über 40 Milliarden CHF ist die öffentliche Beschaffung für Unternehmen von grosser Bedeutung. Gleichzeitig sind Firmen, die nachhaltige Produkte anbieten, wichtige Partner für Bund, Kantone, Gemeinden und Städte. Die Verfassung verpflichtet die Behörden, eine Vorbildfunktion bezüglich Nachhaltigkeit einzunehmen. Im Zuge der Revision des BöB gilt seit 2019, dass die Beschaffung von ressourceneffizienten, emissionsarmen und fairen Produkten und Dienstleistungen durch entsprechende Zuschlagskriterien gefördert werden darf.

Vom gesamten Beschaffungsvolumen der öffentlichen Hand betreffen rund 20% den Bund. Der überwiegende Teil (80%) des öffentlichen Beschaffungswesens wird auf kantonaler Ebene (Kantone, Städte und Gemeinden) abgewickelt und macht 32 Milliarden CHF der 40 Milliarden CHF aus. Diese Beschaffungen werden durch kantonale Beschaffungsgesetze geregelt. Die Kantone haben im Hinblick auf eine Harmonisierung eine interkantonale Vereinbarung für das öffentliche Beschaffungswesen auf Basis des Bundesrechts erarbeitet. Der Ratifizierungsprozess dieser Vereinbarung durch die einzelnen Kantonsparlamente hat 2020 begonnen und wird die Kantonen auch 2021 beschäftigen. swisscleantech hat sich bereits auf Bundesebene stark engagiert und begleitet auch den Ratifizierungsprozess auf kantonaler Ebene, denn dies wird eine starke und effektive Umsetzung des neuen Beschaffungsrechts ermöglichen.

Das neue Gesetz erlaubt den Behörden, nicht mehr allein wirtschaftliche Kriterien für die Vergabe eines öffentlichen Auftrags heranzuziehen, sondern verstärkt auch Qualitäts- und Nachhaltigkeitsaspekte zu berücksichtigen. Jedoch fehlt es den Behörden an Beispielen, wie Ausschreibungen unter Berücksichtigung dieser neuen Kriterien durchgeführt werden können. swisscleantech hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, zusammen mit Mitgliedern und Partnern, konkrete Beispiele für die Verankerung von Nachhaltigkeit in den Ausschreibungen zu erarbeiten. Die Beispiele decken sowohl die öffentliche Beschaffung von Waren als auch von Dienstleistungen ab. Sie beschreiben detailliert den Ansatz der Auftraggeber zur Stärkung der Nachhaltigkeit, die Logik der verwendeten Auswahl- und Zuschlagskriterien sowie die Empfehlungen, die zu berücksichtigen sind, um den Nachhaltigkeitsaspekt in der Ausschreibung zu stärken.

Wenn Sie an Ausschreibungen mit einer starken nachhaltigen Komponente in der Schweiz teilgenommen haben (als Auftraggeber oder Dienstleister), zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Wir sind sehr interessiert, mehr darüber zu erfahren.

Winterstromauktion für mehr erneuerbare Energien

Die untenstehenden Überlegungen haben wir mittlerweile weitergeführt:
Zum aktuellen Beitrag

Seit der Abstimmung zur Energiestrategie im Jahr 2017 ist die Stossrichtung klar: wir müssen aus der Kernenergie aussteigen und den Klimawandel bekämpfen. Beides sind Herausforderungen, die wir als Gesellschaft gemeinsam meistern müssen. Werden die alternden Kernkraftwerke voraussichtlich Mitte der dreissiger Jahre dieses Jahrhunderts schrittweise ausgeschaltet, ist davon auszugehen, dass Stromproduktion und -nachfrage im Winter in der Schweiz deutlich auseinanderklaffen. Obwohl Energieeffizienz für die Energiestrategie 2050 eine wichtige Rolle spielt, wird die schnelle Elektrifizierung des Verkehrs und der schrittweise Ersatz der Ölheizungen durch Wärmepumpen dennoch zu einem höheren Strombedarf in der Schweiz führen. Auf der Basis seines Energiemodells hat der Wirtschaftsverband swisscleantech die Versorgungslage Mitte der vierziger Jahre dieses Jahrhunderts analysiert und kommt zum Schluss: nur wenn heute intensiv in den Ausbau der erneuerbaren Energien investiert wird, kann die Situation gemeistert werden. Natürlich kann bis zu einem gewissen Grad Strom auch importiert werden. Es wird aber notwendig sein, die passenden Leitungskapazitäten dafür bereitzuhalten. Ausserdem muss der Strom auch zur Verfügung stehen. Eine Garantie dafür gibt es nicht. Vielmehr ist davon auszugehen, dass im Falle eines Strommangels jedes Land zuerst für sich selbst schauen wird.

Es ist deshalb die Aufgabe der Schweizer Energiepolitik, eine Zielgrösse für die minimal notwendige Eigenversorgung der Schweiz festzulegen und diese auch anzustreben. Alleine aufgrund der Preissignale auf dem Strommarkt wird es nicht möglich sein, diesen Ausbau zu stemmen –die Organisation des Strommarktes steht einem Ausbau, der schnell genug ist, im Wege. Insofern ist die Situation nicht anders als sie in den meisten europäischen Ländern ist. In Europa wird deshalb auf Auktionen für Stromproduktionsanlagen gesetzt. Auch die Schweiz wird über kurz oder lang ein solches Programm lancieren müssen. Im politischen Diskurs sind jedoch die Verfechter von Auktionen und die Gegner jeglicher Förderung weit voneinander entfernt.

swisscleantech ist deshalb der Meinung, dass für einen Kompromiss neue Wege beschritten werden müssen. Es ist absehbar, dass aufgrund des starken Preisverfalls der Fotovoltaik im Sommer kaum mehr Strommangellagen entstehen dürften. Es scheint deshalb nur logisch, Auktionen so zu trimmen, dass sie vor allem die Winterstromproduktion bevorzugen. Bei einer solchen Auktion würden sich die Interessen der Produzenten und jene der Konsumenten decken. Deshalb – so sind wir überzeugt – ist es möglich, Kompromisse zu finden. Ausserdem vertreten wir die Meinung, dass es möglich sein muss, einen Weg in Richtung technologieneutrale Auktionen einzuschlagen. Denn: für technologisch reife Technologien wie die Wind-, Wasser und Solarenergie sollte nicht mehr unterschieden werden, welche Technologie in der Stromproduktion gefördert wird. Stattdessen soll bei der Vergabe zentral sein, inwiefern die Technologie in der Lage ist, zu günstigen Konditionen während jenen Zeiten Strom zu produzieren, in denen er knapp ist. Wählt man einen geschickten Weg über Einmalvergütungen, sollte es auch möglich sein, die unterschiedlichen Lebensdauern der einzelnen Technologien auf geeignete Art auszugleichen und auch zu vermeiden, dass sich der Staat über lange Jahre an Verträge bindet.

swisscleantech arbeitet seit einem halben Jahr an einer Lösung für dieses Problem. Bleiben Sie mit uns in Kontakt – wir halten Sie über die weitere Entwicklung unserer Idee auf dem Laufenden.

Mittlerweile haben wir das Winterstromauktionsmodell weiterentwickelt:
Zum aktuellen Beitrag

swisscleantech unterstützt die Trinkwasserinitiative

Pflanzenschutzmittel werden in der landwirtschaftlichen Produktion breit eingesetzt. In der Schweiz werden davon über 2000 Tonnen pro Jahr verkauft, wobei Fungizide und Herbizide den grössten Teil ausmachen. Obwohl der Bundesrat per Gesetz Grenzwerte für Pflanzenschutzmittel definiert, werden diese häufig überschritten, sodass bereits heute beträchtliche Kosten und Schäden in der Trinkwasserversorgung, Gesundheit, Biodiversität und Klima entstehen. Gleichzeitig stammen 95% der Ammoniakemissionen aus der Landwirtschaft, 90% davon aus der Tierhaltung. Ammoniak versauert Böden und belastet Gewässer und Trinkwasser. Die Schweizer Landwirtschaft verursacht zudem ca. 13% der Treibhausgasemissionen im Inland. 80% der Lachgas- und 83 % der Methanemissionen stammen aus der Landwirtschaft. Dafür ist hauptsächlich der Einsatz von Stickstoffdüngern auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen verantwortlich.

Es besteht Handlungsbedarf, um die Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Es wurden deshalb zwei Volksinitiativen eingereicht: die Trinkwasserinitiative & die Pestizidverbotsinitiative, wobei letztere deutlich restriktiver ist. Da sich in den vergangenen Monaten im Parlament kein tragfähiger, breitabgestützter und wirksamer Lösungsansatz zur nachhaltigeren Gestaltung der Landwirtschaft abgezeichnet hat, hat sich swisscleantech entschieden, die Trinkwasserinitiative zu unterstützen.

Trinkwasserinitiative im Überblick

Die eidgenössische Volksinitiative «Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung – Keine Subventionen für den Pestizid- und den prophylaktischen Antibiotika-Einsatz» (Trinkwasserinitiative) wurde 2018 von einem Komitee aus parteilosen Bürger*innen eingereicht. Zu den Unterstützenden gehören die Arbeitsgemeinschaft Wasserwerke Bodensee-Rhein, der Schweizerische Verein des Gas- und Wasserfaches (SVGW), die Stiftung Konsumentenschutz, diverse Umweltorganisationen und Einzelpersonen mit unterschiedlichen Parteienzugehörigkeiten.

Bei einer Annahme der Initiative würden nach Ablauf der Übergangsfrist von 8 Jahren nur noch diejenigen Landwirtschaftsbetriebe mit Direktzahlungen und Subventionen unterstützt, welche folgende Bedingungen erfüllen:

  • Verzicht auf den Einsatz von Pestiziden, die bisher in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt werden
  • Verzicht auf den prophylaktischen Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung
  • Die Tierbestände sollen nur noch so gross sein, dass sie ohne Futtermittelimporte ernährt werden können.

Zusätzlich will die Trinkwasserinitiative den Bund verpflichten, ihre landwirtschaftliche Forschung, Beratung, Ausbildung und Investitionshilfen gezielt auf eine pestizidfreie Nahrungsproduktion auszurichten und in diese Sektoren zu investieren.

Was spricht für die Trinkwasserinitiative

  • Einsatz von Pflanzenbehandlungs- und Schädlingsbekämpfungsmitteln ist bereits heute mit sehr hohen Kosten verbunden (Kauf und Einsatz der Mittel, Gesundheitskosten, Kosten wegen Ökosystemschäden, Regulierungskosten etc.).
  • Es besteht klarer Handlungsbedarf: Kleingewässer weisen bereits heute zu hohe Konzentrationen an Herbiziden, Fungiziden und Insektiziden auf.
  • Massnahmen, die im Rahmen der AP22+ hätten umgesetzt werden sollen, werden voraussichtlich sistiert. Auch die PaIv. 19.475 wird aller Voraussicht nach keinen tragfähigen Lösungsansatz bieten.
  • Förderbeiträge, die einen schädlichen Einfluss auf das Klima und die Umwelt haben, würden gekürzt und abgeschafft. Die Annahme der Initiative würde einen Anreiz schaffen, die Landwirtschaft nachhaltig und wirtschaftlicher zu gestalten.
  • Um eine Nahrungsmittelkalorie zu produzieren, importiert die Schweizer Landwirtschaft zwei Kalorien, sodass eine Umlenkung der staatlichen Subventionen in eine pestizidfreie Lebensmittelproduktion die Auslandabhängigkeit der Schweiz reduzieren könnte.
  • Wegen der hohen Tierbestände geben die Schweizer Landwirte im Schnitt pro Jahr bis zu 1.5 Mia. CHF für zugekaufte Futtermittel aus (sprich fast 30’000.- CHF pro Hof und Jahr).
  • Neue marktwirtschaftliche Chancen könnten realisiert werden, alternative Methoden zur Reduktion des Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft könnten sich besser durchsetzen (z.B. Züchtungen von krankheitsresistenten Sorten, optimierte Anbaumethoden um Nützlinge zu fördern, bessere Abstimmung von Fruchtfolgen oder die mechanische Entfernung von Unkraut).

Pestizidverbotsinitiative im Überblick

Die Initiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» wurde 2018 von der parteiunabhängigen Bürgerbewegung Future3.0 aus Neuenburg eingereicht. Sie geht deutlich weiter als die Trinkwasserinitiative und wird von wenigen kleineren Organisationen, z.B. dem Schweizerischen Fischereiverband, und Einzelpersonen unterstützt.

Sie fordert ein Verbot synthetischer Pestizide in der landwirtschaftlichen Produktion, in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und in der Boden- und Landschaftspflege. Gleichzeitig soll der Import von Lebensmitteln, die mit synthetischen Pestiziden hergestellt wurden oder diese enthalten, verboten werden. Für einen Ausstieg aus der Anwendung von Pestiziden sehen die Initianten eine Übergangsfrist von zehn Jahren vor.

Was spricht gegen die Pestizidverbotsinitiative

  • Probleme sind erkannt, im Zusammenhang mit dem Aktionsplan Pflanzenschutz und der AP22+ sollen Massnahmen zur Verbesserung der Situation umgesetzt werden
  • Weitrechende und kontraproduktive Folgen für die Schweizer Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie und Lebensmittelsicherheit, da
    • effiziente Hilfsmittel zum Schutz von landwirtschaftlichen Kulturen und Ernten fehlen
    • mit höheren Produktionskosten und teureren Lebensmittel zu rechnen wären, sodass Einkaufstourismus gefördert würde.

 

Entnehmen Sie alle Informationen unserem Positionspapier (PDF)

Strategie Nachhaltige Entwicklung 2030 braucht messbare Ziele

 Mit seiner Strategie Nachhaltige Entwicklung 2030 zeigt der Bundesrat auf, wie er die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung in den nächsten zehn Jahren umsetzen will. swisscleantech begrüsst das Engagement des Bundesrates für eine Gesamtstrategie der Nachhaltigkeitsentwicklungen der Schweiz. In der Nachhaltigkeit sind viele Themen eng miteinander verknüpft, unter anderen der Energie- und Ressourcenverbrauch sowie die damit verbundenen Emissionen. Eine integrale Strategie zur Nachhaltigkeit muss alle diese Aspekte integrieren. Darüber hinaus begrüsst swisscleantech, dass der Bundesrat auch internationale Verpflichtungen berücksichtigt. In der Tat kann eine kohärente Strategie nur entwickelt werden, wenn die Auswirkungen der Schweizer Wirtschaft im Ausland berücksichtigt werden. 

Kohärente Gesamtstrategie

Generell werden die verschiedenen Nachhaltigkeitsaspekte zu unabhängig voneinander behandelt. Es gibt viele Bereiche, die miteinander verknüpft sind. Die Absenkung des fossilen Energieverbrauchs im Gebäude- und Verkehrssektor wird zum Beispiel nur erreicht, wenn die Elektrifizierung dieser Sektoren vorangetrieben wird. Damit wird auch der Stromverbrauch in der Schweiz ansteigen. Ebenso wird das Recycling und die Wiederverwendung von Ressourcen in der Schweiz einen zusätzlichen Energieeinsatz erfordern. Es ist daher nicht zielführend, die Bereichen Energie, Ressourcen und Klima isoliert voneinander zu betrachten. Nur eine integrierte, kohärente Strategie führt zu einer effizienten Problembewältigung. Der Strategie Nachhaltige Entwicklung 2030 fehlt ein integrierter Ansatz, der diese Aspekte zusammenführt. 

Zu einer solchen kohärenten Strategie sehr viel beitragen würde ein grundsätzliches Bekenntnis zur Kostenwahrheit und zur Internalisierung der externen Kosten. Auch wenn wir durchaus anerkennen, dass dieses Konzept nicht in jedem Fall zur Zielerreichung reicht, sollte die Internalisierung der externen Kosten die Basis jeder liberalen Umweltpolitik sein. 

Gleichwertige Behandlung von Ressourcen-, Energie- und Klimathemen

Darüber hinaus ist swisscleantech überzeugt, dass eine Strategie auch klar messbare Ziele setzen muss. Wir bedauern, dass sich der Bundesrat in vielerlei Hinsicht mit Absichtserklärungen ohne numerische Ziele und Verbindlichkeit begnügt. Die verschiedenen Themen der Strategie werden unterschiedlich gehandhabt. Einerseits werden klare Ziele für den Energie- und Klimabereich aufgeführt (Sektion 4.2), oft mit klar definierten und messbaren Zahlen. Andererseits beschränken sich die Konsum- und Produktionsziele (Sektion 4.2) oft auf Absichtserklärungen. swisscleantech hält fest, dass die Themen Nachhaltige Produktion und Konsum hinter den Klima- und Energiethemen zurückbleiben. Allerdings ist es notwendig, dass ressourcenbezogene Fragen ebenso gründlich behandelt werden wie Energie- und Klimafragen. 

Eine ehrgeizige internationale Strategie verabschieden

Darüber hinaus stellt swisscleantech einen deutlichen Unterschied zwischen der Präzision der formulierten Ziele für das In- und Ausland fest. Doch die Zahlen sind eindeutig: Die Schweiz gehört zu den Ländern mit der höchsten Pro-Kopf-Verschmutzung der Welt, wenn man die Verschmutzung aus dem Ausland mit einbezieht. Beinahe dreimal wäre die Erde erforderlich, wenn alle wie die Schweizer Bevölkerung leben würden, und 60% der Umweltbelastung der Schweiz wird im Ausland erzeugt. 1 Es ist daher absolut notwendig, dass die Schweiz eine kohärente Strategie im Kampf gegen den Klimawandel und Ressourcenverbrauch im Ausland verfolgt. swisscleantech ist sich der Komplexität eines solchen Projekts und der Schwierigkeit der Umsetzung einer solchen Strategie bewusst. Die Handlungshebel für Aktivitäten im Ausland sind per Definition schwächer und schwieriger zu implementieren. swisscleantech ist jedoch der Ansicht, dass die Bemühungen für eine ehrgeizige Strategie derzeit zu schwach sind. Insbesondere muss die Schweiz sich dafür einsetzen, dass Länder, die sich stark für die Nachhaltigkeit engagieren wollen, dies gemeinsam tun. Indem sie «Coalitions of the Willing» formen, verfügen sie über genügend Marktmacht, um auch unilateral handeln zu können. 

Transparenz verstärken

Der liberale Ansatz für eine starke Klima- und Umweltpolitik erfordert eine starke Transparenz für den Verbraucher. Die sozialen und ökologischen Auswirkungen müssen für den Verbraucher klar ersichtlich sein. Idealerweise sollten negative Externalitäten in den Preis integriert werden. In einem globalisierten Konsumsystem müssen die externen Effekte jedoch länderübergreifend ähnlich definiert und die Berechnungsmethoden harmonisiert werden. Gegenwärtig sind viele internationale Anstrengungen erforderlich, um diese Transparenz zu erhöhen und zu harmonisieren. Die Schweiz als Importeurin vieler Güter muss diese Transparenz auf internationaler Ebene fördern. 

Lesen Sie unsere ganze Stellungnahme (PDF)

Gewerbe profitiert vom CO2-Gesetz

Klammheimlich hat sich inzwischen auch der Gewerbeverband zum CO2-Gesetz geäussert. Obwohl er im Herbst 2020 noch Unterschriften für das Referendum gegen das neue CO2-Gesetz gesammelt hat, konnte er sich gestern zu einer Stimmfreigabe durchringen. Es ist als positives Zeichen zu werten, dass der Gewerbeverband seinen ursprünglichen Entscheid noch einmal durchdacht hat.

Auf der Webseite des Gewerbeverbandes wird die beschlossene Stimmfreigabe in einem knappen Fünfzeiler kommentiert. Dies bestätigt, wie uneins der Verband in diesem politischen Geschäft unterwegs ist. Offenbar kam die Unterstützung für die Sammelphase nur sehr knapp zu Stande. Dies bestätigt, was swisscleantech auch bei der Initiative CEO4Climate beobachtet: immer mehr Gewerbetreibende bekennen sich zum CO2-Gesetz, weil sie wissen, dass eine ambitionierte Klimapolitik notwendig ist.

Dass engagierte Gewerbebetriebe diesen Entscheid nicht bereuen werden, zeigt ein Blick in die Statistik. Es gibt kaum eine Branche, bei der die Kosten des Energiekonsums im Vergleich zur Wertschöpfung mehr als 2 Prozent ausmachen. Steigende Energiepreise verändern die Preise der angebotenen Dienstleistungen kaum. Der Effekt ist ausserdem vernachlässigbar, weil diese Preisveränderungen für alle Marktteilnehmer gelten.

Engagiert sich eine Unternehmer*in rechtzeitig für Effizienz, wird sie sogar zur Nettogewinnerin. Grosse Teile der im CO2-Gesetz festgelegten Lenkungsabgaben werden nämlich an die Unternehmen zurückverteilt. Wer also effizient arbeitet, erhält im Verhältnis mehr zurück als er einbezahlt. Und: die vorhandenen Effizienzpotenziale sind erheblich, dies kann jedes Jahr den Berichten von Act und EnAW entnommen werden. swisscleantech ist aktuell dabei, diese Zusammenhänge in ein einem Forschungsprojekt aufzuarbeiten.

Viele gewerbliche Branchen profitieren massgeblich von einer engagierten Klimapolitik. Die Modernisierung des Gebäudeparks beispielsweise bedeutet zusätzliche Jobs für viele Branchen. Insgesamt wird das Gewerbe also wenig belastet und kann von einer engagierten Klimapolitik profitieren.

Geeinte Wirtschaft für das CO2-Gesetz

Lange hat sich economiesuisse in Schweigen gehüllt. Nachdem im Herbst die Vertreter der Erdölindustrie den Verband verlassen haben, markiert economiesuisse nun wieder Präsenz auf dem klimapolitischen Tapet. Die heutige Jahrespressekonferenz zeigt, dass die Flurbereinigung economiesuisse erlaubt, die Klimapolitik vorausschauender zu definieren.

Die heute vorgestellte Position orientiert sich erfreulicherweise an einem klaren Bekenntnis zur CO2-Neutralität im Jahr 2050 – das damit verbundene «Ja» zum CO2-Gesetz ist ein Signal des Aufbruchs, das von swisscleantech mit Erleichterung zur Kenntnis genommen wurde. Eine kohärente Klimapolitik lässt sich nur mit einer geeinten Wirtschaft etablieren. So gelingt es, die damit verbundenen Chancen auch wirklich zu ergreifen. Deshalb ist ein gemeinsames Eintreten für das CO2-Gesetz in Hinblick auf die Abstimmung vom 13. Juni sehr entscheidend.  

Nicht erstaunlich ist, dass sich economiesuisse für eine möglichst marktwirtschaftlichen Klimapolitik einsetzen will. Auch aus der Perspektive von swisscleantech sind Lenkungsabgaben ein entscheidender Schritt: was COausstösst, muss verteuert und damit unattraktiv werden. Die durch economiesuisse entschieden vertretene Meinung, dass auch der Verkehr schnellstmöglich fossilfrei werden müsse, fordert swisscleantech schon lange.

In zwei Bereichen greift die Position von economiesuisse jedoch (noch) zu kurz:

  • Auch diesmal beschränkt sich economiesuisse auf die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft. Die Herausforderungen des Klimawandels sind so gross, dass sich die Wirtschaft fragen muss, wie sie die Gesellschaft aktiv dabei unterstützen kann, bis 2050 CO2-neutral zu werden. Es ist klar: der Klimawandel ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine unternehmerische Chance. In Zukunft muss eine wichtige Leitfrage der Wirtschaft sein, wie sie mit ihren Produkten und Dienstleistungen die Bevölkerung dabei unterstützen kann, Komfort und Nachhaltigkeit auf einen Nenner zu bringen. Den Firmen, denen dies gelingt, winken grosse Gewinne.
  • Damit diese Firmen Erfolg haben, benötigen sie die richtigen Rahmenbedingungen. Das Credo «so wenig Staat wie möglich» müsste ersetzt werden durch ein neues Credo: «So wenig Staat wie nötig». Ziel des Staates muss sein, Marktversagen zu korrigieren. Der Markt ist das optimale Mittel, um die Wirtschaft kurzfristig, d. h. über einen Horizont von einigen Jahren, zu optimieren. Wenn es darum geht, langfristige Ziele zu setzen, ist der Markt sehr oft blind. Es ist Aufgabe des Staates, das langfristig Notwendige festzulegen. Eine geschickte und verlässliche Politik ist für die Wirtschaft essenziell, denn sie bedeutet Planungssicherheit. Wer beispielsweise in erneuerbare Energien investieren will, oder Gebäude umbauen will, damit sie kein COmehr ausstossen, ist auf langfristig planbare Rahmenbedingungen angewiesen. Damit nicht nur die Wirtschaft «klimatauglich», sondern die Klimapolitik auch «wirtschaftstauglich» gestaltet wird, muss die Wirtschaft sehr früh bei der Erarbeitung von gesetzlichen Rahmenbedingungen am Tisch sitzen. Dabei müssen wir neue Ideen an den Verhandlungstisch bringen und uns für faire, weitsichtige und breit abgestützte Lösungen einsetzen. Ein von swisscleantech lanciertes Beispiel dafür ist der Gebäudesanierungsfonds.

So funktionieren eine klimatauglich Wirtschaft und eine wirtschaftstaugliche Klimapolitik. Dafür setzen wir uns weiterhin mit vollem Elan ein und hoffen, in Zukunft vermehrt mit economiesuisse zusammenspannen zu können.