Stellungnahme: Revision der Verordnung über die Reduktion der CO2-Emissionen

Wir begrüssen die vom Bundesrat vorgesehene Revision der Verordnung über die Reduktion der CO2-Emissionen (CO2-Verordnung). Insbesondere begrüssen wir die Unterbindung der gegenwärtig praktizierten, missbräuchlichen Immatrikulationen von Elektrofahrzeugen und leichten Lieferwagen zum Zweck der unrechtmässigen Schönung des durchschnittlichen CO2-Werts der in Verkehr gesetzten Neuwagen.

Leider nützt der Bundesrat mit der vorgeschlagenen Revision den vorhandenen Spielraum zugunsten des Klimaschutzes nicht genügend aus. Weder die gültige CO2-Verordnung noch die nun vorgeschlagenen Änderungen können sicherstellen, dass die von der Eidgenossenschaft beschlossenen Ziele des Pariser Klimaabkommens fristgerecht erreicht werden. Dabei handelt es sich beim Bereich Strassenmobilität um einen der Hauptemittenten von Klimagasen (rund 33 Prozent). Zudem sind wir bei den CO2-Emissionen von neu in Verkehr gebrachten Personen- und Lieferwagen seit Jahren überdurchschnittlich weit vom anvisierten Zielpfad entfernt.

Lesen Sie mehr zu unseren Anträgen in unserer Stellungnahme.

VREG: Vorschlag erzeugt unnötige, neue Herausforderungen

Die vorgeschlagene Revision der Verordnung über die Rückgabe, die Rücknahme und die Entsorgung elektrischer und elektronischer Geräte (VREG) verstösst unseres Erachtens gegen beiden Prinzipien, weshalb wir die Revision ablehnen. Ein Marktversagen bestünde dann, wenn die Entsorgung elektrischer und elektronischer Geräte zu Umweltkosten in der Schweiz und/oder weltweit führen würde, die nicht zu verantworten sind. Zweck des Handelns müsste sein, diese Auswirkungen zu reduzieren.

Wie im Begleitbericht nachgewiesen, ist die Entsorgungsquote für elektrische und elektronische Geräte in der Schweiz sehr hoch. Da dank der vorgezogenen Gebühr die Entsorgung für die Konsumenten gratis ist, ist die Tatsache, dass die Entsorgung nicht zu 100% erfolgt, weniger dem Versagen des Systems anzulasten, sondern vielmehr der mangelnden Information und Sensibilisierung der Konsument*innen. Aufgrund der Untersuchungen der EMPA kann dem aktuell installierten System eine gute Leistung bezüglich derjenigen Geräte attestiert werden, die vom Entsorgungssystem als zu entsorgen erfasst werden.

Aufgrund der Externalitäten ist deshalb staatliches Handeln nicht angezeigt. Im Begleitbericht wird auch nicht die Leistung des Systems als Grund für die Revision angeführt, sondern die Sorge um die Frage, ob das System langfristig finanziell auf einer stabilen Basis ist. Allerdings bleibt das Bundesamt den Beweis schuldig, dass die aktuelle Situation nicht selbsttragend ist.

Den Eigenfinanzierungsgrad verbessern

Ginge man davon aus, die aktuelle Situation würde zu einem mangelhaften Eigenfinanzierungsgrad führen, müssten ergriffene Massnahmen daran gemessen werden, ob sie den Eigenfinanzierungsgrad verbessern.

Der Eigenfinanzierungsgrad kann verbessert werden, indem:

  • administrativer Overhead reduziert wird,
  • die Entsorgungskosten gesenkt werden,
  • die Beiträge erhöht werden oder
  • die Menge der Beitragszahlenden ausgeweitet wird.

Mit Sicherheit kann davon ausgegangen werden, dass die vorgeschlagene Regelung nicht zu einer Reduktion des administrativen Aufwandes führen wird. Im Gegenteil müssten in Zukunft mit dem System zusätzliche staatliche Stellen alimentiert werden, die es heute nicht braucht. Solche Stellen wären notwendig, wenn die Umweltleistung des Systems ungenügend wäre. Gerade dies kann aber nicht nachgewiesen werden.

Die vorgeschlagene Revision wird die Entsorgungskosten an sich nicht senken, da an diesen nichts verändert wird.

Die Höhe der Beiträge wiederum könnte in den selbstkontrollierten Systemen eigenständig und ohne Verordnungsänderung angepasst werden. Wie uns zumindest der Betreiber Swico, welcher die elektronischen Geräte entsorgt, mitteilt, ist jedoch eine Erhöhung dieser Beiträge aktuell gar nicht nötig, da das System über ausreichend Deckungsbeiträge und Reserven verfügt.

Sorgen bereitet uns und den Betreibern der Entsorgungssysteme sowohl inländische wie ausländische Trittbrettfahrer, die zwar Geräte verkaufen, jedoch keine vorgezogene Entsorgungsgebühr einziehen. Dabei ist, unter Berücksichtigung der Entwicklungen, der direkte Import von solchen Gütern die grössere Herausforderung für ein Entsorgungssystem.

Gerade hier kann aber die vorgelegte Vorlage nicht schlüssig beantworten, wie eine Verbesserung erreicht werden könnte. Um dies zu ermöglichen müsste die Entsorgungsgebühr am Zoll eingezogen werden. Ein direkter Zugriff auf Lieferanten im Ausland wäre rechtlich nicht möglich. Sollten sich diese weigern, die vorgezogene Gebühr zu leisten, ergäbe sich eine Ungleichbehandlung gegenüber inländischen Lieferanten.

Zusammengefasst muss also gesagt werden, dass die vorgeschlagene Revision die vorhandenen Probleme nicht in geeigneter Form adressiert und unnötige, neue Herausforderungen erzeugt.

Gegen steigende administrative Kosten

Neben diesen Überlegungen gibt es für uns einen weiteren Grund, die vorliegende Revision abzulehnen. Wir zweifeln daran, dass spezialisierte Separatsammlungen effizienter werden, wenn sie nicht als Monopolorganisationen geführt werden. Das vorgeschlagene Set-up, die eine staatliche Einnahme der Entsorgungsgebühr und die Möglichkeit einer Befreiung umfasst und ausserdem die Kontrolle der Sammelstellen dem Staat überantwortet, öffnet zwar Möglichkeiten für Konkurrenz, wird aber insgesamt nur dazu führen, dass die administrativen Kosten steigen.

Aufgrund dieser Überlegungen sollte die Revision zurückgezogen und eine Lösung gefunden werden, die sicherstellt, dass insbesondere direkt importierte Geräte ihren Beitrag für die Entsorgung leisten. Wir vermuten, dass es nicht ausreicht, dies im Rahmen der Verordnung zu regeln. Vielmehr müssten Anpassungen im Umweltschutz- und Zollgesetz vorgenommen werden. Eine Veränderung der eingespielten Systeme sollte hingegen nur ins Auge gefasst werden, wenn eindeutig nachgewiesen ist, dass deren Leistung ungenügend ist. Dieser Nachweis wurde jedoch nicht erbracht. 

Die richtige Stromversorgung für eine klimataugliche Schweiz

Der Grund für die Revision ist eine Analyse des Bundesamtes für Energie (BFE), die aufzeigt, dass der aktuelle Zubau von erneuerbaren Energien nicht ausreicht, um die Schweiz klimatauglich zu gestalten. Klimatauglich bedeutet in diesem Zusammenhang, eine zu 100% erneuerbare, sichere und bezahlbare Stromversorgung sicherzustellen. Diese muss in der Lage sein, genügend Strom zu produzieren, damit wir die für den Klimaschutz notwendige Elektrifizierung der Bereiche Wärme und Mobilität vorantreiben können. Es müssen deshalb neue Anreize gesetzt werden, um den Zubau von erneuerbaren Energien zu beschleunigen.

Wer die Vernehmlassungseingaben der verschiedenen Wirtschaftsverbände genauer betrachtet, stellt fest, dass in der Schweiz immer noch aus ideologischen Schützengräben argumentiert wird. Auf der einen Seite findet sich der Dachverband economiesuisse, der jeglichen Ausbauzielen von erneuerbaren Energien kritisch gegenübersteht, weil er befürchtet, dass dies zu neuen Steuern führen wird. Economiesuisse schlägt zudem vor, das Thema Versorgungssicherheit dadurch zu adressieren, dass ein Teil des Netzzuschlags für den Bau neuer Gaskraftwerke verwendet werden soll. Fördert man gleichzeitig Gaskraftwerke und plant den Ausstieg aus der Förderung der Erneuerbaren, führt dies unweigerlich zum Anstieg der CO2-Emissionen. Der Wegfall der Kernkraftwerke kann nicht alleine durch den Import von Strom kompensiert werden. Dies zeigt, dass economiesuisse die Zeichen der Zeit nach wie vor nicht erkannt hat und dem Klimaschutz zu wenig Bedeutung beimisst.

Auf der anderen Seite positionieren sich Energieversorger und die neu gegründete Allianz der Schweizer Energiewirtschaft unter der Führung von AEE Suisse, deren Vernehmlassung stark von Eigeninteressen gekennzeichnet ist. Beispielsweise schlägt die Allianz ein Vergütungsmodell namens «gleitende Martkprämie» vor, das dem Staat die Risiken überträgt, während die Energieversorger das Recht behalten sollen, die Gewinne einzustreichen. Für swisscleantech geht dies zu weit. Es ist nachvollziehbar, dass die Branche eine gewisse Planungssicherheit und Anreize fordert, um die wirtschaftlichen Risiken ihrer Investments abzufedern. Es kann aber nicht sein, dass dies zu einer so einseitigen Verteilung von Gewinn und Verlust führt. Unternehmerische Risiken gehören zum Unternehmertum dazu.

swisscleantech hat einen anderen Ansatz gewählt: Für uns ist die Frage entscheidend, welche Entwicklungen aus der Perspektive der gesamten Volkswirtschaft richtig sind. Dabei gilt es zuerst die Probleme gründlich zu analysieren. Aufgrund unserer Datenanalyse sind auch wir zum Schluss gekommen, dass eine stärkere Incentivierung für neue Grossanlagen zur Erzeugung von erneuerbarem Strom zwingend notwendig ist, wenn wir die Versorgungssicherheit langfristig sicherstellen wollen. Allerdings sehen wir die Herausforderung vor allem in den Wintermonaten. Deshalb sind wir der Überzeugung, dass die Politik primär dieses Problem lösen muss.

Das BFE schlägt in seiner Vernehmlassungsvorlage vor, vermehrt auf Auktionsverfahren zu setzen, um den Zubau möglichst kosteneffizient zu regeln. Als Novum setzt das BFE auf Auktionen für Investitionsbeiträge. Wir erachten Auktionen für den Zubau von erneuerbaren Anlagen als sinnvollen Weg, da sie die Transparenz und die technologische Innovation fördern. Bei der Ausgestaltung der Auktionen müssen jedoch die Kosten für die Winterstromproduktion sehr stark gewichtet werden, da dadurch der Zubau in diesem gemäss unserer Analyse kritischen Zeitraum besonders gefördert wird.

swisscleantech möchte längerfristig noch deutlicher auf Auktionen setzen, als dies das BFE tut. Ob dabei auf eine Entschädigung pro erzeugte Kilowattstunde oder auf Investitionsbeiträge gesetzt wird, scheint uns sekundär. Beide Modelle stellen sicher, dass rentable Businessmodelle möglich sind, belassen jedoch einen grossen Teil des Risikos beim Produzenten. Viel wichtiger, so unser Schluss, ist jedoch die detaillierte Ausgestaltung der Auktionsmechanismen. Nur so kann sichergestellt werden, dass Fairness sowohl für die Produzenten wie für die Konsumenten ausgehandelt und inländischer erneuerbarer Strom in einem optimalen Preis-Leistungs-Verhältnis zur Verfügung gestellt werden kann. Deshalb werden wir auf die dazu notwendige Verordnung ein Augenmerk halten. Zudem ist für swisscleantech auch klar, dass es eine Straffung von Bewilligungs- und Beschwerdeverfahren braucht, um den nötigen Zubau in der Schweiz zu realisieren. Denn die aktuelle Situation mit langwierigen Verfahren schreckt viele Investoren ab.

Weiterführender Link

swisscleantech Stellungnahme zur Vernehmlassung zur Revision des Energiegesetzes (EnGe)

Energiegesetz: Winterproduktion bei erneuerbaren Energien fördern

swisscleantech begrüsst die Position des Bundesrates zur Förderung des Ausbaus der erneuerbaren Energien in der Schweiz weitgehend. Das neue Gesetz soll in den kommenden Jahren einen starken Schub für erneuerbare Energien ermöglichen.

Darüber hinaus ist swisscleantech überzeugt, dass dieses Gesetz auf der Grundlage einer kohärenten Analyse der schweizerischen Besonderheiten definiert werden muss. Erstens muss die Erhöhung der erneuerbaren Produktion mit den Klimazielen der Schweiz vereinbar sein. Die Schliessung der Kernkraftwerke im Rahmen der Energiestrategie 2050, die Dekarbonisierung und Elektrifizierung von Schlüsselsektoren werden de facto eine erhebliche Erhöhung der Energieproduktion in der Schweiz erfordern. Diese Produktion wird aus erneuerbaren Quellen stammen müssen.

Zweitens muss die Schweiz auch in Zukunft über ein hohes Niveau an Versorgungssicherheit verfügen können. Die Analyse zeigt deutlich, dass die Wintermonate bezüglich Versorgungssicherheit mittel- und langfristig hohe Risiken bergen, wenn Wasserkraftwerke wenig produzieren. Die Umsetzung von Mechanismen, die eine massive Produktionserhöhung während der Wintermonate ermöglichen, sollte daher gefördert werden. Um diese Versorgungssicherheit zu gewährleisten, müssen Einsatzziele für den Winter definiert werden. Auch müssen die eingeführten Auktionsmechanismen die niedrigsten Winterproduktionspreise als Zuschlagskriterien verwenden.

Schliesslich begrüssen wir auch die Bereitschaft zur vollständigen Öffnung des Strommarktes in der Schweiz, die vom Bundesrat am 3. April 2020 bekräftigt wurde. Vor diesem Hintergrund der Marktöffnung muss auch dieses neue Energiegesetz und die Instrumente entwickelt werden.

Klimataugliche Wirtschaft mit steigendem Momentum

Swiss Re engagiert sich schon seit Langem gegen den Klimawandel und leistet Pionierarbeit. «Swiss Re hat den Paris Pledge for Action unterzeichnet, unterstützt die weltweite Senkung von Treibhausgas-Emissionen und leistet Beiträge zur Begrenzung der Erderwärmung», sagt Reto Schnarwiler, Head Group Sustainability von Swiss Re. «Auf der Investmentseite haben wir 2017 als eines der ersten Unternehmen der Branche unser Anlageportfolio auf ESG-Benchmarks umgestellt. Inzwischen haben wir uns verpflichtet, sowohl für unsere Vermögenswerte als auch für die Verbindlichkeiten bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Für die eigene Geschäftstätigkeit wollen wir dieses Ziel bereits bis 2030 umsetzen», so Reto Schnarwiler weiter. «Bis dann wollen wir möglichst viele Emissionen gezielt reduzieren und diejenigen, die sich nicht eliminieren lassen, durch natürliche oder technologische Massnahmen aus der Atmosphäre entfernen.»

Im Bereich der Reduktion und der Entfernung von Treibhausgasen sowie in der Erstellung der nötigen Rahmenbedingungen wird Swiss Re mit swisscleantech zusammenarbeiten. Reto Schnarwiler dazu: «Wir sprechen uns schon lange für die Notwendigkeit von Allianzen aus, um Fortschritte gegen den Klimawandel zu erreichen. Wir freuen uns deshalb, swisscleantech beizutreten, um gemeinsam konkrete Massenahmen für den Klimaschutz zu ergreifen.»

Für den Übergang zu einer klimatauglichen Wirtschaft will sich auch Siemens Schweiz einsetzen. «Ich bin stolz darauf, für eine Firma zu arbeiten, die mit ihren Technologien in den Bereichen Energieerzeugung und -verteilung, Gebäudetechnik, Industrie sowie Mobilität Lösungen zur Dekarbonisierung bietet», betont Matthias Rebellius, CEO von Siemens Schweiz. «Gebäude sind für 25% der CO2-Emissionen und 40% des Energieverbrauchs in der Schweiz verantwortlich, hier liegt ein grosses Potenzial.» Dabei geht Siemens als globaler Konzern mit gutem Beispiel voran. Als eines der ersten grossen Industrieunternehmen hat sich Siemens zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu werden. «Durch seinen branchenübergreifenden Ansatz ist swisscleantech für uns ein wichtiger Partner, um gesellschaftlich tragfähige Lösungen für die Bedrohungen des Klimawandels zu finden.»

Die Firma Romande Energie ist zu swisscleantech gestossen, weil die Elektrifizierung im Engagement gegen den Klimawandel eine wichtige Rolle spielt. «Die Schweiz muss bis 2050 aus den fossilen Energien aussteigen», weiss Christian Petit, CEO von Romande Energie. «Das ist zwar möglich, bleibt aber eine grosse Herausforderung». Um das Ziel zu erreichen, braucht es einerseits einen Zubau von neuen Produktionskapazitäten. Andererseits muss der Strommarkt agiler werden, um damit die Versorgungssicherheit zu stärken. Für Romande Energie ist es besonders wichtig, dass die Herausforderungen der Strombranche auch bei branchenübergreifenden Wirtschaftsverbänden ankommt. «Wir verfolgen das gleiche Ziel: eine CO2-neutrale Schweiz im Jahr 2050», führt Christian Petit aus, «und darum macht es für uns Sinn, mit swisscleantech zusammen zu arbeiten»

Als vierter grösserer Neuzugang ist per 1. Juli auch der Verband Gebäudehülle Schweiz zu swisscleantech gestossen. «Energieeffizienz im Gebäude ist nicht nur eine Frage von mehr Intelligenz, wir dürfen auch die Wärmedämmung nicht vernachlässigen.», betont Dr. André Schreyer, Geschäftsführer von Gebäudehülle Schweiz. «Den Gebäudebestand der Schweiz klimatauglich zu machen, ist eine grosse Herausforderung», hält André Schreyer fest. «Wir als Branche der Gebäudehüllenspezialisten sind jedoch motiviert, uns stark zu engagieren. Durch den gesamtwirtschaftlichen Ansatz von swisscleantech können wir voneinander lernen und es entstehen ganz neue Ideen und Synergien.»

Carsten Bopp, Co-Präsident von swisscleantech, stellt mit Freude fest, dass der Wirtschaftsverband in den letzten anderthalb Jahren sehr gut gewachsen ist. Die fundierte Arbeit von swisscleantech, beispielsweise bei der Revision des CO2-Gestzes, und die gesamtwirtschaftliche Verankerung zahlen sich immer mehr aus. «Nur gemeinsam und branchenübergreifend können wir die grossen Herausforderungen des Klimawandels meistern und deren Chancen ergreifen», ist Carsten Bopp überzeugt. 

 

 Über die Mitglieder:

Swiss Re. Die Swiss Re Gruppe ist einer der weltweit führenden Anbieter von Rückversicherung, Versicherung und anderen versicherungsbasierten Formen des Risikotransfers und hat sich zum Ziel gesetzt, die Welt widerstandsfähiger zu machen. Naturkatastrophen, Klimawandel, Langlebigkeit und Cyberkriminalität sind nur einige Beispiele für Herausforderungen, denen die Gruppe mit Weitsicht und Risikomanagement begegnet. Die Swiss Re Gruppe ist in drei Geschäftseinheiten gegliedert. Jede dieser Einheit verfügt über eine eigene Strategie und Zielsetzung, die gemeinsam zur Mission der Gruppe beitragen.

Siemens Schweiz. Als einer der grössten und beliebtesten Technologie-Arbeitgeber des Landes steht Siemens in der Schweiz seit 1894 für Innovationskraft. Zusammen mit den Kunden sorgt Siemens Schweiz mit ihren rund 5740 Mitarbeitenden für exzellente Zukunftslösungen, intelligent, umweltschonend, zuverlässig, wirtschaftlich, flexibel und auf individuelle Anforderungen zugeschnitten. Die eigene Forschung und Entwicklung im Land, die hervorragende Zusammenarbeit mit Hochschulen sowie das agile Arbeitsumfeld macht das Unternehmen zu einem entscheidenden Faktor für den Wissensstandort Schweiz.

Romande Energie. Als führender Energiespezialist und erster Stromversorger der Westschweiz bietet die Romande Energie Gruppe zahlreiche nachhaltige Lösungen in den Bereichen Energieverteilung, -dienstleistungen und -effizienz sowie Elektromobilität an. Durch ihre 100% erneuerbare Produktion, ihre innovativen Dienstleistungen und ihre unternehmerische Sozialverantwortung will die Gruppe gemeinsam mit Kunden, Investoren und Mitarbeitenden ein besseres Lebensumfeld schaffen. Romande Energie setzt sich täglich dafür ein, qualitativ hochwertige Dienstleistungen sowie eine zuverlässige Versorgung zu gewährleisten und ihre Kunden bei der Energiewende zu begleiten.

Gebäudehülle Schweiz. Gebäudehülle Schweiz ist als nationaler Branchenverband das führende Kompetenzzentrum und professionelle Dienstleistungsanbieter für die Gebäudehülle. Der Verband vertritt die Interessen der Gebäudehüllen-Unternehmungen und engagiert sich für optimale Rahmenbedingungen in der Branche. Die Kernkompetenzen von Gebäudehülle Schweiz umfassen die integrale Arbeitgeberpolitik, Bildungspolitik sowie die Anwendungstechnik.

 

Solarenergie: Chancen erkennen und rechtzeitig nutzen

Die Frage, ob das Solarpotenzial tatsächlich so gross ist wie es das Bundesamt für Energie (BFE) gemäss einer Studie des Berner Ingenieurbüros Meteotest analysiert hat, oder ob es eher so klein ist wie es eine neue Studie der ETH Lausanne (EPFL) besagt, ist nur einer der Aspekte, die im Artikel aufgeführt werden und sehr unterschiedlich interpretiert werden können.

Tatsächlich unterscheiden sich die beiden Analysen nur insofern, als dass die eine, nämlich die pessimistischere der EPFL, die Struktur der Dachflächen als gegeben annimmt. Gerade dies ist aber eine Annahme, die es zu hinterfragen gilt. Wenn wir davon ausgehen, dass Solarenergie tatsächlich eine wichtige Rolle in der zukünftigen Stromversorgung einnehmen muss, stellt sich die Frage, wo die dafür notwendigen Flächen herkommen sollen. Zur Verfügung stehen Freiflächenanlagen oder Gebäudeflächen, aber auch Parkplätzen und anderen Infrastrukturanlagen. Bereits ein Bruchteil der Siedlungsfläche von 3000 km2 wäre ausreichend, um die notwendige Solarenergie zu produzieren.

Die Aussage, dass nicht alle Dächer für Solarenergie geeignet sind, ist eine Momentaufnahme. Natürlich eignen sich Dächer mit einzelnen Lukarnen nicht optimal für Solaranlagen. Sie sind aber auch für die Wohn- oder Büronutzung nicht optimal.

Dachstrukturen sind das Resultat einer architektonischen Tradition. Hier kann man ansetzen, denn zwei andere wichtige Stossrichtungen der Energiewende laufen mit dem Interesse nach zusätzlichen Solaranlagen synchron. Einerseits sollten wir verdichteter bauen und andererseits die Gebäude – insbesondere deren Dächer – besser isolieren. Wird beides miteinander kombiniert und zusätzlich bei der Planung und Gestaltung darauf geachtet, dass die Dächer für Solarenergie optimiert werden, ergibt sich ein Potenzial mit dreifachem Nutzen: bessere Energieeffizienz und Wohnqualität, mehr Wohnfläche und zusätzliche Solarproduktion.

Wenn wir vor der Wahl stehen, unsere Landschaft und Seen mit Solaranlagen zu übersäen, oder alternativ unsere architektonische Tradition an die Bedürfnisse der Energieerzeugung anzupassen, sollten wir wohl Letzteres tun. Wir sollten nicht vergessen, dass in der dichtbesiedelten Schweiz Widerstände gegen Freiflächenanlagen zu erwarten sind.

Ähnlich pessimistisch wird im Artikel das Abregeln von Solaranlagen und die Verfügbarkeit von Speichern dargestellt. Damit wir das Abregeln der Spitzenleistung wie auch die notwendigen Speicherkapazitäten richtig einordnen können, muss berücksichtigt werden, dass das Kappen der Leistungsspitzen nur zu einem sehr geringen Abfall der Energieproduktion bei Solaranlagen führt. Die Auswirkungen einer Reduktion der Leistungsspitzen verschlechtert deshalb die Kostensituation bei Photovoltaikanlagen kaum. Werden die obersten 30 Prozent der Leistung einer Solaranlage abgeregelt, reduziert sich die produzierte Strommenge um weniger als 5 Prozent. Mit den ständig sinkenden Batteriekosten wird auch die Zwischenspeicherung der produzierten Energie rentabler. Gerade in der Batterieentwicklung sind wir erst am Anfang einer rasanten technischen Entwicklung. Im Verbund mit Pumpspeichersystemen und anderen Kurzzeitspeichern werden die Batterien dafür sorgen, dass das Stromversorgungssystem trotz volatiler Produktion stabil bleibt.

Damit eröffnet sich für die Schweiz ein interessantes Businessmodell: Strom aus volatilen Quellen dann einzukaufen, wenn er in Europa verfügbar ist und zusätzlich Spitzenstrom aus den flexiblen Kraftwerken in den Bergen zur Verfügung stellen, wenn Strom in Europa knapp werden sollte. Fazit: Die klimaneutrale Schweiz ist zu schaffen, wenn wir die Chancen erkennen und rechtzeitig nutzen.

 

Quelle: NZZ am Sonntag, «Gegen den Strom», 5. Juli 2020.

Bitte die Energieeffizienz nicht unterschätzen!

Beispiel Fernwärme: Die Studie setzt bei ihren Prognosen stark auf diese Energieform, und das durchaus zu Recht. Insbesondere in hoch verdichteten Innenstädten führt wohl kein Weg an Fernwärme-Netzen vorbei, wenn die heute üblichen Ölheizungen eliminiert werden sollen. Richtigerweise hält die Studie fest, dass dies nur möglich ist, wenn die Gemeinden dazu die richtigen Massnahmen ergreifen. Ohne Energierichtplan mit verbindlicher Anschlusspflicht und ohne Bereitschaft, in die Vorfinanzierung zu gehen, wird es sehr schwierig, solche Netze zu realisieren.

Gleichzeitig wächst die Rentabilität von Fernwärmenetzen mit dem Wärmebedarf entlang der Leitung. Fernwärmenetze haben deshalb vor allem in den Kernstädten eine Zukunft – in den weniger dichten Agglomerationsgürteln jedoch nicht unbedingt, denn dort wird sich der Wärmebedarf aufgrund besserer Energieeffizienz der Gebäude verringern. Aus Sicht von swisscleantech ergibt sich deshalb hier ein Vorbehalt zu den Aussagen der Studie.

Einen Vorbehalt haben wir auch bezüglich der Aussage, dass Holz vor allem für die Beheizung zu verwenden sei. Will die Schweiz bis 2050 CO2-neutral werden, muss sie auf fossile Rohstoffe verzichten – nicht nur bei der Energieerzeugung, sondern auch in der chemischen Industrie oder beim Bau. Natürlich sollte auch Holz dort eingesetzt werden, wo es im Kampf gegen die Klimakrise am meisten bringt – und das ist nicht als Brennstoff. Wärmepumpen sind im Normalfall die bessere Wahl.  Anders sieht es aus, wenn für spezielle Prozesse Temperaturen über 80°C gefordert sind. Hier kann Holz eine nützliche Alternative zu fossilen Brennstoffen sein.

Fazit: Wollen wir in der Schweiz spätestens 2050 alle Gebäude ohne CO2-Ausstoss heizen und gleichzeitig vollständig aus den fossilen Rohstoffen aussteigen, dann ist es matchentscheidend, die Gebäudeeffizienz zu verbessern. Fernwärme macht überall dort Sinn, wo auch nach einer umfassenden Effizienzsteigerung ein hoher Energiebedarf vorhanden ist, und Holz oder Abfallbiomasse sollten nur dort als Brennstoffe eingesetzt werden, wo hohe Temperaturen gefordert sind. Dann kommt es gut.    

Mehr Informationen zur erwähnten Studie und zur Wärme Initiative Schweiz

CO2-Gesetz: Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung

Als in der Wintersession 2018 das CO2-Gesetz durch den Nationalrat zuerst verwässert und dann versenkt wurde, standen die Zeichen für eine engagierte Schweizer Klimapolitik schlecht. Seither hat sich die Situation, trotz oder gerade wegen der COVID-19-Pandemie, deutlich verändert. Gestern hat der Nationalrat ein CO2-Gesetz verabschiedet, das zwar weiterhin Verbesserungspotenzial aufweist, jedoch eine solide Basis für eine Paris-kompatible CO2-Gesetzgebung für die nächsten zehn Jahre legt.

Nachdem das Parlament 2018 noch beschlossen hatte, überhaupt kein verbindliches Ziel für Inlandreduktionen festzulegen, hat der Nationalrat nun für den Ständerat die Latte hoch gelegt und den Inlandanteil am Gesamtziel auf 75 Prozent erhöht. Die Vorlage sah ursprünglich nach der Beratung im Ständerat einen Inlandanteil von 60 Prozent vor, wie es auch der Bundesrat vorgeschlagen hatte. Mit dem vom Nationalrat vorgeschlagenen Ziel ist die Schweizer Klimapolitik noch immer nicht auf einem Paris-kompatiblen Pfad, aber eindeutig besser unterwegs.

Auch im Bereich der Massnahmen ist der Nationalrat nicht vom eingeschlagenen Pfad abgewichen. Beispielsweise wurden Lenkungsabgaben wie die CO2-Abgabe auf fossile Brennstoffe gestärkt, Bestimmungen zur Förderung der Effizienz der Fahrzeugflotte verabschiedet oder eine Flugticketabgabe mit grosser Mehrheit überwiesen – trotz neuerlicher Kontroverse im Vorfeld.

«Nun ist es am Ständerat, den Deckel draufzumachen und das CO2-Gesetz endgültig zu verabschieden.», freut sich Christian Zeyer, Geschäftsführer von swisscleantech.

Weiter kann festgehalten werden, dass die COVID-19-Pandemie das Bekenntnis der Schweizer Wirtschaft zu einer wirksamen Klimapolitik nicht abgeschwächt hat. Im Gegenteil: Nicht nur im Parlament, auch bei den Schweizer Unternehmen wird am eingeschlagenen Kurs festgehalten. So haben mehr als 400 Firmen den Aufruf #CEO4Climate – für eine Klimapolitik mit Weitsicht unterzeichnet. Dasselbe Bild ergab eine Umfrage unter 3000 Schweizer Firmen zum Thema Klimawandel, die swisscleantech in den letzten Wochen durchgeführt hat. Mit über 90 Prozent sprachen sich die teilnehmenden Firmen (rund 600 an der Zahl) für eine engagierte Klimapolitik aus (Link zur Umfrage). Diese Einstellung bestätigt auch Fabian Etter, Co-Präsident von swisscleantech.

«COVID-19 soll die Wirtschaft nicht daran hindern, die bereits beschlossenen Massnahmen für den Klimaschutz umzusetzen. Im Gegenteil: mit einer proaktiven Klimapolitik kommt die Schweiz auch besser und nachhaltiger aus der aktuellen Krise heraus. Das vom Nationalrat beschlossene CO2-Gesetz stellt die Weichen dafür»

Klimaschutz muss auch in der COVID-19-Krise auf der politischen Agenda bleiben

swisscleantech hat sich Gedanken gemacht, wie es mit der Wirtschaft und dem Klima nach der COVID-19-Pandemie weitergeht. Dabei hat uns interessiert, was unsere Mitglieder und weitere Firmen aus dem näheren Umfeld der klimatauglichen Wirtschaft denken. Aus diesem Grund hat swisscleantech zwischen dem 23. April und dem 7. Mai 2020 eine Online-Umfrage durchgeführt und diese an rund 2000 Personen von Schweizer Unternehmen geschickt. Zusätzliche Personen konnten über die sozialen Medien erreicht werden. Mit fast 600 Personen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, war die Resonanz gross.

Besonders interessiert haben uns persönliche Erfahrungen sowie die Frage, welchen Einfluss die COVID-19-Krise auf politische und wirtschaftliche Aspekte des Klimaschutzes hat. Die Ergebnisse zeigen einerseits, dass Klima-und Umweltthemen in der aktuellen Krise ebenso stark dominieren. Andererseits gibt es nachhaltig orientierte Firmen quer durch alle Branchen gibt, die bereit sind, Massnahmen für den Klimaschutz umzusetzen. Jetzt erst recht!

«Die Covid-19 Pandemie lehrt uns, dass wir Risiken frühzeitig adressieren müssen. Wir haben jetzt die Chance, neue Wege für eine klimafreundliche und klimaresistentere Wirtschaft zu beschreiten.», Dr. Barbara Dubach, Geschäftsführerin engageability Leiterin Wissens- & Technologietransfer NFP 73, Vorständin swisscleantech

Gegen 90% der Befragten betonen, dass es nun einen Effort brauche, damit das Klima nicht von der politischen Agenda verschwinde. Genau dafür setzt sich swisscleantech ein. Über die Frage, wie Klimaschutz die COVID-19-Krise und die politische Agenda zusammenhält, hat swisscleantech, zusammen mit dem Verband öbu, eine Kurzstudie verfasst. Mehr Infos dazu finden Sie hier.

Generelle Auswirkungen der COVID-19-Krise

Die COVID-19-Krise hat den Alltag auf den Kopf gestellt und die Berichterstattung der Medien über Wochen hinweg dominiert. Dennoch sagen die meisten Befragten, dass sie Klima- und Umweltthemen derzeit am meisten beschäftigten (66%) – mehr als die COVID-19-Krise (63%) und mehr als die wirtschaftliche Stabilität (43%). Weniger Gedanken machen sich die Befragten um die Zukunft ihres Unternehmens (33%) und um ihre persönliche Situation (26%).

«Kaum jemand hätte vor drei Monaten gedacht, dass so einschneidende Massnahmen ohne Zögern umgesetzt würden. Entschlossenes Handeln als Kollektiv ist möglich. Die Klimakrise fordert von uns ähnliches.», Thomas Schneider, Bankratspräsident BLKB, Vorstand swisscleantech

Die COVID-19- und die Klimakrise hängen zusammen und zwar nicht nur, weil aufgrund der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zwangspause die CO2-Emissionen kurzfristig zurück-gehen. Die grosse Mehrheit der Befragten sieht in der aktuellen Situation generelle und längerfristige Chancen für den Klimaschutz. Zwei Themen stehen dabei im Fokus: die COVID-19-Krise könnte die lokale Beschaffung stärken und das Mobilitätsverhalten nachhaltiger werden.

Immerhin 44% der Befragten rechnen damit, dass sie ihr Mobilitätsverhalten auch in Zukunft ändern werden. Über die Hälfte ist der Ansicht, dass die Art, wie wir arbeiten, langfristig durch die COVID-19-Krise beeinflusst wird. Während des Lockdowns hatten bereits drei Viertel der Befragten ihre tägliche Arbeitsweise angepasst.

«COVID-19 beschleunigt die Digitalisierung enorm. Ganze Geschäfts-prozesse, Kundenkommunikation und Teamkollaboration finden virtuell statt. Weniger Geschäftsreisen – das erhöht die Effizienz und leistet einen wertvollen Beitrag gegen den Klimawandel.», Marcel Winter, Country Manager AFRY Gruppe Schweiz, Vorstand swisscleantech

Wie sich die COVID-19-Krise auf die Unternehmen auswirkt

Rund 60% Befragten rechnen damit, dass sich das wirtschaftliche Umfeld für ihr Unternehmen durch die COVID-19-Krise eher oder sicher verschlechtern wird. Am grössten ist die Skepsis im Marketing- und Kommunikationssektor, weniger kritisch werden die Aussichten in den Bereichen Logistik, Energiewirtschaft und Bildungswesen gewertet.

«Innert kurzer Zeit sind globale Wertschöpfungsketten zusammenge-brochen. Umso wichtiger ist nun der Auf- und Ausbau resilienter und klimatauglicher Strukturen. Die Kreislaufwirtschaft bietet hierzu Ansätze für ressourcenschonende, lokalere und zukunftsfähige Geschäftsmodelle.», Marco Grossmann, Partner und Mitglieder der Geschäftsleitung, Leiter «Grüne Wirtschaft», ecos AG, Vorstand swisscleantech

Erfreulich ist jedoch, dass nur weniger als 10% aller Firmen angeben, dass sie Investitionen in Klimaschutzprojekte oder in klimataugliche Produkte zurückstellen oder ganz streichen werden. Mehr als 50% von allen Firmen lassen sich vom eingeschlagenen Kurs nicht abbringen, mehr als 10% wollen in Zukunft sogar vermehrt auf nachhaltige Produkte setzen. Gleichzeitig zeigen auch diese Resultate eine gewisse Unsicherheit: Fast 20% der Firmen können zurzeit noch nicht sagen, ob sie ihr Investitionsverhalten in diesem Bereich ändern werden.

«Der Weg zu Enkeltauglichkeit führt über die Innovation. Der richtige Zeitpunkt für Innovation ist jetzt!», This Schwendimann, Verwaltungsratspräsident & Geschäftsleitung Schwendimann AG und Geschäftsleitung System Alpenluft AG, Vorstand swisscleantech

Was der Staat jetzt tun soll

Gegen 90% der Befragten betonen, dass es nun einen Effort brauche, damit das Klima nicht von der politischen Agenda verschwindet. Gleichzeitig gehen die Teilnehmer*innen davon aus, dass jetzt ein günstiger Moment sei, um die Transition hin zu einer klimatauglichen Wirtschaft einzuleiten. Grosser Konsens besteht auch darin, dass die internationale Zusammenarbeit in der Bekämpfung des Klimawandels intensiviert werden muss. Dies ist auch ein klarer Auftrag an den Bundesrat, dass er in den internationalen Klimaverhandlungen weiterhin eine starke Rolle einnehmen soll.

Mehr als 40% der Teilnehmenden halten ein öffentliches Konjunkturprogramm eher für sinnvoll. Besonders beachtenswert ist, dass eine grosse Mehrheit (93%) der Meinung ist, dass ein Konjunkturprogramm konkrete Forderungen an den Klimaschutz enthalten sollte. Somit sehen viele der Befragten eine Chance darin, dass Konjunkturprogramme den Weg hin zu einer klimatauglichen Wirtschaft freimachen können.

«Das Massnahmenpaket des Bundes sowie die SNB helfen kurzfristig, um die Wirtschaft zu stützen und Arbeitsplätze zu erhalten. Längerfristige Unterstützungen müssen mit Bedacht gewählt werden – sie sollen nicht aktuelle Strukturen zementieren, sondern Innovation fördern und Anreize auf dem Weg in eine klimatauglichere Zukunft setzen.», Dr. Cornelia Luchsinger, Key Account Managerin ZKB, Vorständin swisscleantech

Worauf es beim Klimaschutz ankommt

Darauf angesprochen, welche Aspekte im Kampf gegen die Klimakrise besonders wichtig sind, ergibt sich ein erstaunlich deutliches Bild: die Politik muss im Engagement gegen die Klimakrise eine herausragende Bedeutung einnehmen. Auf der Massnahmenebene wurde von den Teilnehmer*innen mit über 70% angegeben, dass sie der Meinung sind, Energiepreise seien heute zu tief.

«Wirtschaft und Bevölkerung wollen jetzt konkret den Ausstoss von CO2 reduzieren und die Kreislaufwirtschaft fördern. Dafür soll die Politik passende Anreize und Spielregeln setzen.», Roger Nordmann, Nationalrat SP Waadt, Präsident swissolar, Vorstand swisscleantech

Mehr als 50% monierten auch, dass Anreize für Investitionen zu klein seien. Dies deckt sich mit der hohen Zustimmung (75%) zur Aussage, dass fehlender politischer Konsens heute eine der grössten Herausforderungen beim Klimaschutz darstellt und eine engagierte Klimapolitik bremst. Diese Antwort zeigt, wie wichtig die Aufgabe von Verbänden wie swisscleantech ist. Wir sehen unsere Aufgabe genau darin, zu helfen, dass politischer Konsens über die Parteigrenzen hinaus möglich wird. Wir sind überzeugt: die klimataugliche Wirtschaft nützt allen.

Als zweite grösste Herausforderung werden mit 73% zu billige fossile Energieträger genannt. Hingegen sind nur etwa 15% der Teilnehmenden der Ansicht, dass zu wenig Technologien vorhanden sind, um den Herausforderungen der Klimakrise gerecht zu werden. Auch wirtschaftliche Nachteile, die aus einem engagierten Kampf gegen die Klimakrise entstehen können, spielen für die Teilnehmenden eine untergeordnete Rolle.

«Energie- und Ressourcenverbrauch müssen einen verursacher-gerechten Preis haben, damit sie nicht im Übermass konsumiert werden. So wird die Energie- und Ressourceneffizienz gesteigert und der Verbrauch ohne Nutzen reduziert.», Jürg Grossen, Präsident glp und Nationalrat, Inhaber und Geschäftsführer Elektroplan Buchs & Grossen AG und ElektroLink AG, Vorstand swisscleantech

Die finanzielle Belastung, sowohl auf der Ebene des individuellen Haushalts als auch der Schweizer Wirtschaft, wird von weniger als 10% der Befragten als Herausforderung im Klimaschutz genannt. Dies ist konsistent mit der Antwort, welche auf die Fragen, ob weitere Steuern oder Abgaben sinnvoll wären, um die Wirkung der Massnahmen gegen die Klimakrise zu verstärken, gegeben wird. Eine überragende Mehrheit von 80% aller Teilnehmenden beantworteten diese Frage mit «Ja» oder «Eher ja».

Erfreulich ist, dass alle sechs Ziele, welche der Wirtschaftsverband swisscleantech sich in seiner «Agenda 2030» gesetzt hat, bei den Befragten auf grosse Resonanz stossen. Abgesehen vom Aspekt der nachhaltigen Beschaffung, der den Befragten möglicherweise zu unscharf oder zu wenig bewusst ist, finden alle Ziele jeweils bei über 40% aller Befragten eine Bestätigung. Dabei muss berücksichtigt werden, dass aus den sechs zur Verfügung gestellten Ziele jeweils nur drei ausgewählt werden konnten. Dass fast alle Ziele bei dieser schwierigen Auswahl gleich bewertet wurden, zeigt deutlich: Die Kursrichtung für die Arbeit von swisscleantech stimmt.

«Mit den sechs Zielen der Agenda 2030 identifiziert swisscleantech die richtigen Themen und setzt den Kurs für eine klimataugliche Wirtschaft.», Cédric Jeanneret, Mitglied der Geschäftsleitung «Energie Transition» Services Industriels Genève (SIG), Vorstand swisscleantech

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Konzepte für die Mobilität der Zukunft

Nicht nur wegen der Emissionen, sondern auch wegen des Landverbrauchs ist eine nachhaltige Mobilität nur möglich, wenn wir auch über unser Verkehrsverhalten nachdenken. Drei Ansatzpunkt wurden im Webinar von swisscleantech intensiv diskutiert.

Im ersten Referat stellte Martin Ruesch, Leiter Verkehrs- und Transportberatung Zürich von Rapp Trans eine Studie vor, die mit der Methode des Backcastings erarbeitete, welche Massnahmen auf dem Weg zu einer CO2-freien Güterlogistik in den Städten notwendig wären. Die Studie demonstriert, dass es möglich ist, dieses Ziel zu erreichen. Es lässt sich jedoch nicht durch eine einzelne Massnahme erreichen. Verschiedene Stossrichtungen wie neue Antriebe, aber auch neue Versorgungskonzepte – zum Beispiel unterirdische Versorgungswege –  und sogar Veränderungen im Konsumverhalten müssen zusammenspielen, damit dieses Ziel erreicht werden kann. Entscheidend ist auch der Wille zur politischen Gestaltung.

Im zweiten Referat stellte Dr. Roman Rudel, Institutsleiter – Fachhochschule Südschweiz (SUPSI), ein Forschungsprojekt vor, in dem versucht wurde, das Mobilitätsverhalten von Teilnehmenden durch eine App zu beurteilen und zu beeinflussen. Tatsächlich liess sich durch das Projekt eine nachhaltige Optimierung des Verkehrsverhaltens hin zu mehr Nachhaltigkeit nachweisen. Wichtige Faktoren, um eine Veränderung zu erreichen, sind Transparenz und Gamification. Wie auch aus Projekten zur Motivation für die Energieeffizienz bekannt ist, ist der Vergleich mit anderen Personen ein starker Treiber für eine Verhaltensänderung. Auch die Möglichkeit, an der Verlosung von Preisen teilzunehmen, kann Teilnehmende dazu motivieren, sich umweltgerechter zu verhalten. Aufgrund des Studiendesigns stellt sich jedoch die Frage, ob durch die Auswahl der Versuchsteilnehmenden möglicherweise Personen selektioniert wurden, die bereits sensibilisiert sind. Damit eine solche App tatsächlich eine Wirkung erzielen würde, müsste es möglich sein, sie breitflächig zur Anwendung zu bringen.

Im dritten Referat stellte Daniel Jan Reck von der ETH Zürich Untersuchungen zur Verwendung von Sharing-Modellen vor. Aufgrund der Resultate kann davon ausgegangen werden, dass Sharing zwar einen Effekt hat, jedoch nur dann die Umweltauswirkungen deutlich verbessert, wenn gleichzeitig eine Veränderung im Mobilitätsverhalten stattfindet. Ersetzt beispielsweise das Sharing-Modell einen Zweitwagen, ergibt sich eine geringe Reduktion im Energieverbrauch, weil die Sharing-Fahrzeuge in der Tendenz kleiner sind. Zudem wird die Anzahl der Fahrzeuge und damit die benötigte graue Energie reduziert. Die Fahrleistung nimmt jedoch nicht ab. Es ist deshalb wichtig, dass Sharing-Konzepte in ein Gesamtökosystem eingebaut sind, welches den Nutzer dazu animiert, auf ein eigenes Fahrzeug zu verzichten und eher den öffentlichen Verkehr zu nutzen. Erst dann führt Carsharing zu einer besseren Umweltbilanz im Verkehr.

In einem abschliessenden Panel waren sich die Referenten einig, dass «Raum» eine knappe Ressourcen in der Schweiz ist – besonders in den Agglomerationen. Es ist deshalb erstaunlich, dass die Diskussion, ob die Nutzung des Raums etwas kosten dürfe, nicht geführt wird. Aus ökonomischer Sicher verwundert es jedoch nicht, dass ein Gut, das knapp ist, aber keinen Preis hat, übernutzt wird. Die Folge davon sind Staus. Eine mögliche Lösung wäre es, der Raumnutzung einen Preis zugeben. Ein Teilnehmer merkte richtigerweise an, dass dies eine herausfordernde Diskussion sei. Die Panelteilnehmenden waren sich einig darin, dass diese Diskussion dringend geführt werden müsse.

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