Als Unternehmen von den SDG profitieren

Das Swiss Triple Impact (STI) ist ein Programm, das sich dafür einsetzt, das Schweizer Ökosystem auf diese widerstandsfähige Wirtschaft auszurichten. Es wurde von der Non-Profit-Organisation B Lab Switzerland initiiert. Dieses auf europäischer Ebene einzigartige Programm unterstützt Schweizer Unternehmen dabei, ihren Beitrag zu den Zielen der Nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) zu messen und so die wichtigsten Verbesserungsbereiche zu identifizieren und gleichzeitig neue Geschäftsmöglichkeiten zu eröffnen und Innovationen zu fördern. Das STI-Programm schafft eine Dynamik, die ein landesweites Engagement ermöglicht, mit dem Gesamtziel, mehr als 3’000 Unternehmen in den verschiedensten Grössen und Sektoren zu mobilisieren.

Das STI-Programm bringt eine Gemeinschaft wirkungsorientierter Unternehmen zusammen und schafft ein Ökosystem von Organisationen, die sich für eine nachhaltige Zukunft einsetzen. Die Partnerschaft mit dem Wirtschaftsverband swisscleantech liegt daher auf der Hand. Beide Organisationen verfolgen dasselbe Ziel einer klimatauglichen Wirtschaft.

Während des gesamten dreijährigen Programms profitieren die teilnehmenden Unternehmen von den Instrumenten des B-Labs, wie dem SDG Action Manager, und erhalten maßgeschneiderte Unterstützung durch Coaching, Workshops, Peer-to-Peer-Lernnetzwerke und Zugang zu Experten auf diesem Gebiet. Es werden etwa zehn regionale Plattformen geschaffen, die sich jeweils aus erstklassigen Partnerorganisationen zusammensetzen, wie Handelskammern, der Wirtschaftsförderung, Arbeitgeberverbänden, akademischen Kreisen und anderen Schlüsselorganisationen, die in der lokalen Wirtschaft verankert sind. Unternehmen, welche STI-Programm abschliessen, indem sie sich Ziele setzen und ihre Aktionspläne in die Tat umsetzen werden Mitglied des STI-Verzeichnisses.

Wenn Sie mehr über das STI-Programm erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen zuerst eine Teilnahme an einem kostenlosen Webinar. Diese finden Sie in unserer Web-Agenda oder unter folgendem Link.

Alle Infos auf der STI-Webseite.

 

Referendum gegen CO2-Gesetz: Rückzugsgefecht der Ölindustrie

Tatsache ist, dass sogar einige Erdölkonzerne die Zeichen der Zeit erkannt haben. Beispielsweise kündigt BP an, bis 2050 klimaneutral zu sein. Wären alle Erdölkonzerne bereit, solche Ankündigungen umsetzen, hätten sie keinen Grund, das Referendum zu ergreifen. Schliesslich lässt das Gesetz mit pragmatischen Zielen und einem langfristigen Zeithorizont den Firmen genügend Spielraum, um schrittweise ihre Businessmodelle anzupassen.

«Das nun eingereichte Referendum ist eine unnötige Zwängerei. Es kann nicht sein, dass die Klimapolitik durch partikulare Interessen ausgebremst wird. Heute auf Klimaschutz zu setzen, ist nicht nur für die Umwelt gut, es ist auch wirtschaftlich sinnvoll. Wir werden das Referendum zusammen mit der Allianz ‘Wirtschaft für das CO2-Gesetz’ vehement bekämpfen und dem CO2-Gesetz zum Durchbruch verhelfen.», sagt Fabian Etter, Co-Präsident von swisscleantech.

Engagement im Klimaschutz bleibt wichtig

Eine Umfrage, die gfs-zürich im Auftrag von swisscleantech im Herbst 2020 zum dritten Mal durchgeführt hat, bestätigt, dass Engagement im Klimaschutz für die Schweizer Bevölkerung wichtig bleibt. Befragt zu ihrer Einstellung zum Klimaschutz, geben deutlich über 80% der Teilnehmenden an, dass der Fokus der Klimapolitik auf inländischen Reduktionen liegen müsse. Die Umfrage bekräftigt damit das wichtigste Teilziel des CO2-Gesetzes. Dieses fordert, dass mindestens drei Viertel aller Emissionsreduktionen in der Schweiz erzielt werden sollen. Anderer Meinung waren nur gerade 10% aller Befragten, die sich dafür aussprachen, Emissionsreduktionen im Ausland einzukaufen. Gegenüber den Vorjahren nahm der Anteil der Befragten, die den Schwerpunkt hier legen möchten, sogar ab. Dies ist nicht erstaunlich, denn Emissionsreduktionen im Inland bedeutet Wertschöpfung für die Schweizer Wirtschaft.

Interessant ist festzustellen, dass die Covid-19-Pandemie an der Einstellung der Bevölkerung wenig geändert hat. Mehr als 60% der Befragten stimmten der Aussage zu, dass mit dem Klimaschutz ungeachtet der Effekte der Pandemie in gleicher Art fortgefahren werden müsse. Nur 19% widersprachen dieser Meinung, wobei rund ein Viertel dieser 19% den Klimaschutz sogar beschleunigen möchten.

Immer mehr Menschen wird klar, dass es für Klimaschutz auch mehr finanzielle Lenkung braucht: 54% der Befragten sprachen sich dafür aus, dass es richtig sei, die CO2-Abgabe zu erhöhen, wenn es nicht gelinge, die Ziele rechtzeitig zu erreichen. Nur halb so viele, also 27%, lehnten diese Aussage ab.

 

Mehr zur gfs-Umfrage

Pandemie kann Massnahmen zum Klimaschutz nicht ausbremsen

Dass Themen ein konjunkturelles Verhalten aufweisen, lässt sich in Sorgenbarometern immer wieder feststellen. Während im Jahr 2018 das CO2-Gesetz vom Parlament bachab geschickt wurde, war 2019 sehr stark geprägt durch die Klimajugend, weshalb das Klimathema in der öffentlichen Diskussion und in den Medien eine grosse Rolle spielte. Nicht weiter erstaunlich ist, dass das Jahr 2020 vor allem von der Covid-19-Pandemie dominiert wurde. Es ist deshalb interessant zu beobachten, wie sich die Einstellung der Bevölkerung zum Klimathema in den letzten drei Jahren verändert hat. Eine Untersuchung, die das Forschungsinstitut gfs-zürich im Auftrag von swisscleantech durchgeführt hat, gibt dazu einen guten Einblick.

In den drei Jahren 2018 bis 2020 wurde eine repräsentative Anzahl von Schweizer*innen zu ihrer Einstellung zu wichtigen Fragen der Schweizer Klimapolitik befragt. Im Jahr 2020 wurden die Fragen mit einer Einschätzung ergänzt, wie nun die Klimapolitik auf die Pandemie reagieren solle. Zusammengefasst kann man sagen, dass die Pandemie bisher kaum einen Einfluss auf die Einstellung der Schweizer*innen zum Klimaschutz hatte. Im Gegenteil: Es zeichnet sich sogar eine leichte Zunahme der Bereitschaft für engagierte Massnahmen ab.

Auf die Frage, ob die Pandemie eine Anpassung der Pläne bezüglich des Klimaschutzes nahelege, stimmten 64% der Aussage zu, die Schweiz solle mit ihren Plänen wie bisher geplant fortfahren. Nur 19% empfahlen, an den heute bekannten Plänen eine Veränderung vorzunehmen. Bemerkenswert ist, dass rund ein Viertel dieser 19% das Weiterführen der bisherigen Pläne ablehnte, weil diese Personen der Meinung waren, es sei jetzt an der Zeit, den Klimaschutz zu beschleunigen. Dies spiegelt sich auch in der Aussage, dass 31% der Befragten sogar betonten, Massnahmen für den Klimaschutz würden helfen, die Pandemie besser zu verdauen.

Nur 24% aller Befragten waren der Meinung, aufgrund der Pandemiesituation müsse nun der Klimaschutz zurückstecken. Mit 64% ist die Ablehnung zu dieser Aussage in der Westschweiz deutlich höher als in der Deutschschweiz (53%).

In den Antworten zeigt sich ein leichter Einkommenseffekt, was so gelesen werden darf, dass finanziell weniger gut gestellte Haushalte durch die Pandemie in der Tendenz stärker betroffen sind. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass besser gestellte Haushalte die stärkeren Verursacher von Treibhausgasen sind. Es ist deshalb besonders wichtig zu kommunizieren, dass gerade durch die in der Schweiz prominent vertretenen Lenkungsabgaben sozial schwächer Gestellte in der Tendenz eher profitieren (siehe Infras-Studie).

Nahezu unverändert sind die Schweizer*innen in den letzten drei Jahren der Meinung, dass der Klimaschutz vor allem in der Schweiz vorangetrieben werden soll und dass es keine empfehlenswerte Strategie ist, stattdessen im Ausland Zertifikate einzukaufen. Da kurzfristig der Einkauf von Zertifikaten deutlich günstiger ist, hätte auch hier eine Veränderung der Einstellung der Schweizer*innen erwartet werden können. Dies ist jedoch nicht so: In allen drei Jahren sind mehr als 80% der Befragten der Meinung, dass der Schwerpunkt der Massnahmen in der Schweiz liegen soll.Dies deckt sich mit dem Fokus des CO2-Gesetzes, das nur einen kleinen Anteil an ausländischen Zertifikaten vorsieht, drei Viertel der Emissionsreduktionen jedoch in der Schweiz vornehmen will.

Aus der Umfrage kann ebenfalls herausgelesen werden, dass die Zustimmung für Lenkungsabgaben in der Schweiz kontinuierlich zunimmt. Es gibt eine solide Zustimmung dafür, dass ein Teil des mit Lenkungsabgaben eingenommenen Geldes zweckgebunden für Gebäudemodernisierungen verwendet werden soll und dass es richtig ist, die Lenkungsabgaben anzuheben, wenn die Ziele nicht erreicht werden können.

Auch in dieser Umfrage lassen sich insgesamt Tendenzen feststellen, die oft diskutiert werden: Für Städter scheint die Klimakrise wichtiger zu sein als für die Landbevölkerung, und auch mit sozialem Status, Bildung und Einkommen nimmt die Besorgnis zu. Allerdings sind die Unterschiede nicht sehr gross. Mittlerweile ist die Klimakrise in der gesamten Bevölkerung ein wichtiges Thema.

 

Angaben zur Stichprobe:

  • 1018 Befragte (Random-/Quota-Verfahren)
  • Grundgesamtheit: Schweizer Bevölkerung im Alter von 18-97 Jahren
  • Telefonische Befragung (CATI)
  • Befragungszeitraum: 7. bis 29. Oktober 2020

Energiewende ist machbar und bezahlbar

Wenn der zusammenfassende Kurzbericht einer Studie 100 Seiten umfasst, wird auch der hinterlegte Gesamtbericht sehr lange sein. Damit schliesst die neuste Studie des Bundesamtes für Energie (BFE) zu den Energiesperspektiven 2050+ nahtlos an die Vorgängerstudie an, welche ebenfalls umfassendes Zahlenmaterial bot. Auch die Resultate fallen ähnlich aus – mit dem grossen Unterschied, dass zum ersten Mal mit einer vollständigen Dekarbonisierung bis 2050 gerechnet wird. In der Vorgängerstudie wurde dieses Ziel aus politischen Gründen ausgeschlossen. Die Resultate der neuen BFE-Studie sind dadurch viel näher an denen der Cleantech Energiestrategie, die swisscleantech 2014 veröffentlichte. Schon damals hielt unser Verband fest, dass die Elektrifizierung massgeblich vorangetrieben werden muss. Die BFE-Studie geht sogar weiter und rechnet mit einem Stromverbraucht von insgesamt 84 Terawattstunden (TWh) im Jahr 2050.

Damit ist einmal mehr und in tieferem Detaillierungsgrad nachgewiesen, was andere Studien bereits aufgezeigt haben: die Energiewende ist machbar und auch bezahlbar. Die Zahlen der Studie sind nach erster Prüfung plausibel und es ist hinterlegt, wie die anvisierte Strommenge produziert werden kann. Allerdings müssen auch passende Massnahmen für die Umsetzung ergriffen werden. Und dafür braucht es Bewegung in der Politik.

Gebäudebereich als Kernelement der Energiestrategie

Im Gebäudebereich zum Beispiel wird darauf hingewiesen, dass Sanierungsmassnahmen für die Zielerreichung essenziell sind – diese sich aber nur wirtschaftlich rechnen, wenn sie im normalen Sanierungszyklus erfolgen und über lange Zeit abgeschrieben werden. Der Gebäudebereich und dessen fossilfreie Beheizung ist ein Kernelement der vorgelegten Strategie. Deshalb muss sichergestellt werden, dass politische Massnahmen eingeleitet werden, die es Hauseigentümer*innen erlauben, auf unbürokratische Art Modernisierungsmassnahmen zu finanzieren und langfristig abzuschreiben. Eine Möglichkeit, wie das geschehen könnte, ist der im letzten Jahr von swisscleantech vorgestellte Modernisierungsfonds.

Erneuerbare und einheimische Energieversorgung ausbauen

Wichtig ist auch der Hinweis, dass der Zubau an erneuerbaren Energien dringend beschleunigt werden muss. Beispielsweise ist die Steigerung der Stromproduktion aus Solaranlagen von aktuell 2.2 TWh auf 34 TWh kein Spaziergang. Folgendes Ziel sollte anvisiert werden: jedes geeignete Dach muss annähernd vollflächig mit Fotovoltaik versehen werden. Damit dies möglich wird, kommen wir nicht darum herum, Investitionen über geeignete Programme anzureizen. Auch hier ergibt sich eine Kohärenz in der Politikentwicklung: mit dem Vernehmlassungsverfahren für die Überarbeitung des Energiegesetzes hat der Bundesrat erkennen lassen, dass er bereit ist, die notwendigen Massnahmen einzuleiten. Deutlich wird aber auch, dass die grosse Herausforderung in der Winterversorgung liegt. In der Konsequenz muss die Förderpolitik noch mehr auf die Steigerung der Winterproduktion ausgerichtet werden

Potenziale für «negative Emissionen» nicht verschwenden

Als kleine Kritik am Bericht ist anzumerken, dass nicht nachvollziehbar ist, warum davon ausgegangen wird, dass ein Grundstock von 12 Mio. t CO2-Emissionen aus Abfallverbrennungsanlagen, Landwirtschaft und industriellen Prozessen verbleiben muss. Angesichts der rasanten Entwicklungen im Bereich der nicht-fossilen Grundstoffe und biogenen Ersatzstoffe ist zu erwarten, dass in vielen Bereichen bis 2050 taugliche Ersatzrohstoffe gefunden sind. Potenziale für negative Emissionen, bei denen COaus der Atmosphäre entfernt und im Boden gespeichert werden, sollten nicht für diese Zwecke vergeudet werden. Sie sollten vielmehr dazu genutzt werden, den Klimawandel möglichst abzumildern.

Wir können es uns leisten

Natürlich stellen sich Fragen zu den Kosten des skizzierten Szenarios. Beruhigt stellen wir fest, dass die in der Studie ausgewiesenen Mehrkosten gering sind. Im jährlichen Schnitt wären Mehrausgaben von etwa 2.5 Mia. CHF oder 0.3 Prozent des mittleren Bruttosozialproduktes notwendig. Das ist verkraftbar, insbesondere, weil gleichzeitig Arbeitsplätze geschaffen werden und weil die Alternative – ein ungebremster Klimawandel – immer noch um ein Vielfaches teurer wäre.

Gletscher-Initiative: Initiativtext ist dem Gegenentwurf vorzuziehen

Die wohl wichtigste Differenz zwischen Initiativtext und Gegenentwurf ist die Forderung eines Verbots fossiler Energien ab 2050 seitens der Initianten. Verbote bieten sich als Mittel der Politik an, wenn es nicht (nur) darum geht, ein Verhalten zu begrenzen, sondern wenn ein Verhalten gänzlich unerwünscht ist. Beispielsweise erliess der damals aus sieben liberalen Bundesräten zusammengesetzte Bundesrat 1876 ein Rodungsverbot für den Schweizerwald und legte damit den Grundstein für die Umweltschutzgesetzgebung. Auch in anderen Bereichen legen Verbote die Basis für eine freiheitliche Gesellschaft, beispielsweise das Verbot von Preisabsprachen.

Ein Verbot fossiler Energien ab 2050 ist nicht nur ein klares Signal an die Gesellschaft, sondern motiviert auch die Schweizer Wirtschaft, sich frühzeitig mit neuen Geschäftsfeldern auseinander zu setzen. Langfristig sind neue Businessmodelle, Investitionen in klimataugliche Technologien und neue Infrastrukturen im Energiebereich wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg der Schweiz. Die Botschaft an Industrien, die stark von fossilen Rohstoffen abhängig sind, muss deutlich sein: Infrastrukturen und Prozesse, die auf fossilen Rohstoffen basieren, müssen spätestens bis 2050 elektrifiziert sein, oder an synthetische Treibstoff, Biogas oder Wasserstoff adaptiert werden. Dies gilt insbesondere auch für Transportinfrastrukturen.

Das Verbot von fossilen Energien schafft damit Planungssicherheit. Es bleiben 30 Jahre Zeit, das Ziel zu erreichen. Die Sicherheit und der Schutz der Schweizer Bevölkerung ist dadurch nicht tangiert. Die meisten der zur Gewährleistung der Sicherheit notwendigen Einsatzgeräte können ihren Dienst genauso gut mit elektrischen Antrieben erfüllen. Wo dies nicht gegeben ist, werden bis 2050 ausreichende Mengen an erneuerbaren Treibstoffen zur Verfügung stehen.

Mehr Spielraum für Treibhausgassenken

Auch bei einem Verbot von fossilen Brenn- und Treibstoffen wird es weiterhin Restemissionen geben. Für diese braucht es Kompensationsmöglichkeiten durch negative Emissionen. Es muss deshalb möglich sein, auf negative Emissionen, bzw. Senkenleistungen zurückzugreifen.

Die Potentiale für negative Emissionen sind weltweit ungleichmässig verteilt. swisscleantech ist daher überzeugt dass es wirtschaftlich ineffizient ist, Treibhausgassenken für allfällige Restemissionen auf das Inland zu begrenzen, wenn günstigere und womöglich bessere Lösungen im Ausland verfügbar sind. Obwohl es schwierig ist, die Entwicklung dieses Marktes vorauszusehen, sollte sich die Schweiz die Option offenlassen, in Lösungen im Ausland zu investieren. In jedem Fall muss aber die Qualität gewährleistet und CO2 dauerhaft aus der Atmosphäre eliminiert werden. Kompensationen können eine vorübergehende Lösung für zu langsame Emissionsreduktionen im Inland sein und sind damit aber nur die zweitbeste Lösung. 

Weitere Anliegen finden Sie in unserer Stellungnahme.

Die Chancen der Innovation

Im ersten Referat widmete sich Dominique Kronenberg, COO des mittlerweile auf 130 Mitarbeitenden angewachsenen Start-ups Climeworks, dem Thema der negativen Emissionen. Die von Climeworks entwickelte Technologie absorbiert COaus der Luft und fängt es konzentriert ein. Heute bestehe das Businessmodell vor allem darin, COfür Anwendungen,  wie zum Beispiel die Begasung von Treibhäusern oder die Herstellung von kohlensäurehaltigem Mineralwasser, zur Verfügung zu stellen. Sobald begonnen wird, COaus der Atmosphäre zu filtern und im Boden zu lagern, wird sich der Anwendungsbereich der Technologie um ein Vielfaches multiplizieren. Dies würde einen grossen Beitrag leisten zum Klimaschutz. Auf die Frage, was der Erfolgsfaktor für ein Start-up sei, antwortete Kronenberg, dass persönliches Stehvermögen und gute Partnerschaften –innerhalb und ausserhalb der Firma – für den Erfolg zwingend seien.

Die bereinigte CO2-Buchhaltung

Im zweiten Referat stellte Lone Feifer, Director Sustainability & Architecture der VELUX Group und General Secretary der Active House Alliance, die Relevanz von Tageslicht und automatischen Fenstern vor. Letztere könnten zu einem Kernelement des intelligenten Hauses werden, welches mit einem Minimum an Energie ein Maximum an Gesundheit und Behaglichkeit für die Bewohner sicherstellt. Schlüsselkomponente dieser Fenster sind sogenannte Aktoren. Diese erlauben es, das Fenster automatisch zu beschatten, um Blendung zu vermeiden, und stellen durch elektrische Kipplüftung auch die Luftqualität sicher. Zudem investiert VELUX Group in eine nachhaltige Produktion und hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2041 CO2-neutral zu werden und sämtliche Emissionen, welche die Firma seit der Gründung ausgestossen hat, wieder aus der Atmosphäre zu holen. Dieses ambitionierte Projekt entstand in Zusammenarbeit mit dem WWF und fokussiert auf Aufforstungen, mit denen COim Holz des Waldes assimiliert werden soll.

Picking the Right

Im dritten Vortrag machte Steve Westly, Serial Entrepreneur und Chef eines grossen amerikanischen Investmentfonds, zwei Dinge deutlich. Erstens ist heute möglich, was vor 10-15 Jahren noch undenkbar war: mit nachhaltigen Produkten und nachhaltigen Firmen lässt sich eine erhebliche Mengen Geld verdienen. Am Beispiel der Kostensenkungskurve im Bereich der Photovoltaik und der Batteriepreise zeigte er auf, dass in den nächsten Jahren kein Weg an nachhaltigen Technologien vorbei führt. Zweitens wies Westly darauf hin, dass ohne die aktive Rolle des Staates Innovationen oft nicht zum Fliegen kommen. So seien beispielsweise Investitionen von 465 Mio $, welche die Obama-Administration in Tesla getätigt hatte, entscheidend dafür verantwortlich, dass Tesla bis heute überlebt und im Sommer 2020 bezüglich Börsenkapitalisierung den weltweit grössten Autohersteller Toyota überholt hat. Worauf er als Investor achtet, bevor er in eine Business-Idee investiert, lässt sich in fünf Punkten zusammenfassen:

  • Is It a Big Idea?
  • Clear Business Model/High Gross Margins?
  • Strong team: Has the CEO had a Major Exit?
  • Strong Sales Team?
  • Is There Revenue Growth?

Wichtig sei, sich immer wieder neu zu erfinden, oder um es in Steve Jobs Worten zu sagen: «If you don’t cannibalize yourself, someone else will.»

Die Rolle des Staates in der Innovation

Im letzten Vortrag ging Prof. Tobias Schmidt (ETH Zürich) der Frage nach, inwiefern staatliches Handeln für Innovationen förderlich oder hinderlich ist. Er plädierte dafür, dass es ein Miteinander von Staat und Unternehmertum geben müsse. Mit Sicherheit würden Rahmenbedingungen, wie die Internalisierung der externen Kosten sowie umweltgerechte Preise, eine wichtige Rolle dabei spielen, welche Technologien am Markt erfolgreich sind. Solche externen Preise festzulegen, könne nur Aufgabe des Staates sein. Zudem könne nachgewiesen werden, dass nicht nur Elektrofahrzeuge und Photovoltaikmodule, sondern auch zahlreiche andere Innovationen ohne eine Frühförderung des Staates kaum zu marktfähigen Produkten hätten werden können. Weil der Staat nicht dagegen gefeilt ist, auf falsche Technologien zu setzen, ist es wichtig, auf einen Portfolioansatz zu setzen und so innerhalb eines wichtigen Innovationsfeldes die technische Evolution zu ermöglichen. Im Übrigen sei es auch nicht bewiesen, dass der Markt in Bezug auf die Selektion von erfolgreichen Technologien so erfolgreich sei.

Politische Rahmenbedingungen

Hier setzt auch Nationalrätin Barbara Schaffner (GLP) an, die u.a. gemeinsam mit Susanne Vincenz-Stauffacher (FDP) die parlamentarische Gruppe Cleantech präsidiert. Die Gruppe arbeitet eng mit swisscleantech zusammen und soll Unternehmen den direkten Zugang ins Parlament ermöglichen.  Im Gespräch mit Christian Zeyer zeigt sie auf, welche Möglichkeiten zur Innovationsforderung in der Schweiz bestehen: Neben dem Technologiefonds, der Umwelttechnologieförderung und den Angeboten von Innosuisse gibt es neu auch Innobooster (z.B. energy Lab (HSLU), Applied Circular Sustainability Lab (ZHAW)). Diese Organisationen sollen helfen, Lücken zwischen firmeninterner Forschung und Grundlagenforschung zu schliessen. Oftmals bestünde die Herausforderungen darin, Innovationen im Markt zu etablieren. Dazu brauche es Venture Capital. Hier besteht in der Schweiz noch grosses Potenzial – dies bestätigten auch die Teilnehmenden des virtuellen Jahresanlasses.

 

Veranstaltung verpasst? Schauen Sie den Livestream nach!

  • Dominique Kronenberg «Von der Idee zum Markterfolg: Die Geschichte von Climeworks» ab 00:11:55
  • Lone Feifer «Die bereinigte CO2-Buchhaltung» ab 00:36:05
  • Steve Westly «Picking the Right: What makes impact investment successful» ab 00:56:39
  • Prof. Dr. Tobias Schmidt «Die Rolle des Staates in der Innovation» ab 1:20:35
  • Gespräch Barbara Schaffner & Christian Zeyer ab 1:39:37     

Präsentationen

Climeworks D. Kronenberg: Von der Idee zum Markterfolg: Die Geschichte von Climeworks
Velux L. Feifer: Die bereinigte CO2-Buchhaltung
The Westly Group St. Westly: Picking the Right: What makes impact investment successful
ETH T. Schmidt Die Rolle des Staates in der Innovation

 

5G-Mobilfunknetze bieten Chancen für den Klimaschutz

Über kaum eine Technologie wurde in den letzten Monaten hitziger debattiert als über den Mobilfunk. Einig sind sich jedoch alle, dass unsere offene, wissensbasierte Volkswirtschaft auf gute Kommunikationsmöglichkeiten angewiesen ist.

Die über die Telekommunikationsnetze transportierte Daten nehmen laufend zu – mit Wachstumsraten von 20% und mehr pro Jahr. Man stelle sich vor, was das auf einer Strasse bedeuten würde! Der Stau auf der Datenautobahn ist also vorprogrammiert. Der wohl wichtigste Treiber im Mobilfunk ist zurzeit das Video-Streaming – sei dies für geschäftliche oder private Nutzung. Eine Abschwächung des Datenkonsums ist nicht zu erwarten, denn die nächsten datenintensiven Anwendungen wie Augmented Reality und Virtual Reality stehen in den Startlöchern. Eigentlich müsste man davon ausgehen, dass eine neue effizientere Nachfolgetechnologie, welche die Kapazität für alle deutlich vergrössert, in dieser Situation leichtes Spiel hätte. Dass der neue Mobilfunkstandard 5G, wie die weiter unten vorgestellte Studie zeigt, zudem die Basis für innovative Anwendungen ist, sollte in der Diskussion eigentlich helfen. Doch weit gefehlt.

Oft wird in dieser Diskussion der Ruf nach einem 100%-Unschädlichkeitsbeweis laut. Einen solchen Beweis kann die Wissenschaft aus methodischen Gründen nie bieten, aber durchaus eine valide Abschätzung, ob das Risiko eingegangen werden kann oder nicht. Den Status der Kontroverse teilt das mobile Telefonieren aber mit vielen anderen alltäglichen Dingen wie dem Verzehr von Pommes-Frites oder der Anwendung von Deodorants.

In dieser Pattsituation lohnt es sich, den Nutzen der 5G-Technologie für das Klima genau zu analysieren. Dazu hat ein Forschungsteam um Professor Hilty von der Universität Zürich im Auftrag von swisscleantech und Swisscom eine Studie durchgeführt. Darin untersuchten die Forschenden einerseits den Energie- und Ressourcenbedarf für den Netzausbau- und betrieb und verglichen dabei die Technologien 4G und 5G. Der Schluss des Forschungsteams ist sehr deutlich: pro Gigabyte transferierter Daten ist der 5G-Standard etwa viermal energieeffizienter. Andererseits untersuchte das Forschungsteam verschiedene Anwendungsfelder, die durch den 5G-Standard gefördert würden. Ob flexibles Arbeiten, Smart Grid oder Präzisionslandwirtschaft – jedes dieser Anwendungsfelder birgt grosse Potenziale für die Energieeffizienz und den Klimaschutz. Die Einsparung an Emissionen ist mit diesen Anwendungen gemäss Studie massiv grösser als die Emissionen, die durch den Netzbau- und -betrieb entstehen. Fazit: Durch eine gezielte Nutzung der Möglichkeiten des 5G-Netzes für Anwendungen mit grossem Treibhausgas-Reduktionspotenzial lassen sich die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 in der Schweiz erheblich verringern.

In einer Gesamtbetrachtung kommt swisscleantech daher zu folgendem Schluss: Betrachtet man die technologischen Vorteile und Potenziale des 5G-Standards sowie die aktuelle wissenschaftliche Evidenz, muss der Weg für den 5G-Standard in der Schweiz geebnet werden. In seiner letzten Vorstandssitzung hat unser Wirtschaftsverband daher beschlossen, dem Unterstützungskomitee CHANCE 5G beizutreten.

 

Weiterführende Informationen:

Link zur Studie: Next generation mobile networks. Problem or opportunity for climate protection. Dr. Jan Bieser, Dr. Beatrice Salieri, Dr. Roland Hirschier, Prof. Dr. Lorenz M. Hilty. Universtiy of Zurich, Empa. Zurich, St. Gallen, October 2020.

CO2-Gesetz: friends of swisscleantech wollen Big Oil kontern

Die Organisation der Einzelmitglieder des schweizerischen Wirtschaftsverbands swisscleantech ist deshalb bestürzt über die Ankündigung von Big Oil, auf Kosten unserer Kinder das Referendum zu ergreifen. Auch dass sie dabei Unterstützung durch einen Teil der Klimajugend bekommen, macht die Sache nicht besser. Ein Nein würde die Schweizer Klimapolitik um Jahre zurückwerfen und keine Verbesserung bringen.

Die friends of swisscleantech rufen nun zum Top-the-Vote-Challenge auf. Per sms «IVote» an die Nummer 488 (CHF 2 ) sollen doppelt so viele Stimmen für das CO2-Gesetz gesammelt werden, wie es für ein Referendum brauchen würde. Der Ertrag wird für die Kampagne zur Rettung der Schweizer Klimapolitik verwendet.

Weitere Informationen:
https://top-the-vote.ch

Kontakt:
Peter Metzinger, +41 79 628 61 26

CO2-Gesetz bereit für Schlussabstimmung – Rasche Umsetzung jetzt wichtig

Die finale Fassung des CO2-Gesetzes stellt wichtige Weichen und setzt den nötigen Rahmen für eine engagierte Schweizer Klimapolitik der nächsten Jahre: Das Gesetz enthält eine breite Palette an sozialverträglichen und mehrheitsfähigen Massnahmen und bietet viele Innovationsanreize. Dies stärkt den Werkplatz Schweiz und kommt der Gesellschaft als Ganzes zugute.

«Das CO2-Gesetz wird nicht ausreichen wird, um den Klimawandel einzudämmen, doch: es ist ein mehrheitsfähiges Gesetz und darum ein wichtiger Schritt auf dem Weg in Richtung netto-null CO2-Emissionen bis 2050. Unternehmen brauchen Investitions- und Planungssicherheit. Darum muss das Gesetz rasch umgesetzt werden», hält Geschäftsführer Christian Zeyer fest.

Schweizer Wirtschaft organisiert sich

Hinter dem CO2-Gesetz stehen grosse Teile der Wirtschaft. Dies zeigt einerseits die Kampagne #CEO4Climate, in deren Rahmen sich bereits über 440 namhafte Schweizer CEOs für verbindliche Ziele und Massnahmen einsetzen, damit das Pariser Klimaabkommen zeitgerecht umgesetzt werden kann. Bereits mehrmals forderten die Unterzeichnenden die Parlamentarier*innen dazu auf, ihr Anliegen zu berücksichtigen: Ein ambitioniertes CO2-Gesetz zu verabschieden. In diesen Tagen wendet sich die Bewegung in einem offenen Brief an Gewerbeverband und economiesuisse, mit dem Aufruf, das Referendum gegen das Gesetz nicht zu unterstützen.

Für eine schlagkräftige Allianz gegen das Referendum haben sich zudem bereits erste namhafte Branchen- und Dachverbände zum Komitee «Schweizer Wirtschaft für das CO2-Gesetz» zusammengeschlossen. Auch swisscleantech ist Gründungsmitglied und ist überzeugt, dass das Komitee schnell an Grösse und Breite zulegen wird.

«Für einen Abstimmungskampf müssen alle Kräfte gebündelt werden, denn das CO2-Gesetz ist ein sehr wichtiges Fundament, auf das man bauen kann. Ein Fundament, das der Wirtschaft viele Chancen eröffnet», so Fabian Etter, Co-Präsident von swisscleantech.

Mobiles Arbeiten: lessons learnt und zukünftige Visionen

Vier Präsentation führten uns durch den Abend: Res Witschi (Swisscom) zeigte Daten und Messungen, wie der Lockdown unsere Arbeitsmobilität verändert hat. Dr. Anna Luca Heimann (Psychologisches Institut UZH) informierte über eine  aktuell laufende Studie, die über das Befinden und die Produktivität der Mitarbeiter im Homeoffice forschte. Volker Gässler und Ricarda Reimer (vComm Solutions AG) blickten in die Zukunft und erklärten, wie Fernmeetings dank virtuellen 3D Welten bald aussehen können. Ivo Horvat-Puzak (Swisscom Future Work Experience) gab Einblick, wie sich die Firmen aufgrund von COVID-19 verändert haben. Nach den kurzweiligen Inputreferaten folgte ein Podiumsgespräch mit allen Referenten. Man war sich einig: Aus COVID-19 haben sowohl die Arbeitnehmenden als auch die Arbeitgebenden eine steile Lernkurve hingelegt. Im April mussten viele Firmen lernen, mit plötzlichen Veränderungen umzugehen, die auch grosse Auswirkungen auf unsere zukünftige Arbeitsmobilität haben. Ein Verhältnis von Heim-/Büroarbeit von 60/40 oder gar 70/30 wird sich laut den Experten langfristig durchsetzen. Dies zieht auch Anpassungen bei den Büroräumlichkeiten mit sich. Unser Mitglied AFRY Schweiz denkt bereits laut über eine «Vergooglisierung» ihres Hauptsitzes nach. Dies bedeutet: mehr Fokus auf Kollaborationsräume und insgesamt weniger personalisierte Büros. Dadurch soll die Zeit im Büro effizient, bewusst und mit intensiverem sozialem Austausch genutzt werden, bevor man sich wieder ins Homeoffice zurückzieht.

Eine andere Möglichkeit zur Verbesserung der gemeinsamen Kollaboration präsentierte vComm Solutions AG. Bei einfachen Besprechungen kann man gut auf gängige Tools wie Videokonferenzen und Webinare zurückgreifen. Doch je komplexer die Interaktion oder die Sitzungsinhalte werden, desto eher wünscht man sich personalisierte Treffen. Die 3D-Welt «AULA» macht dies möglich: Die Sitzungsteilnehmenden schlüpfen in einen Avatar und  sich damit in einer 3D-Welt frei bewegen. Auch der Austausch funktioniert (fast) wie an physischen Treffen. Entgegen der Erwartungen soll ein Meeting mit Avatars weniger ermüdend sein als ein klassischer Videocall. Wer weiss, vielleicht können wir bald gänzlich auf physische Meetings verzichten und uns in einer ganz neuen (Computer-)Welt treffen. Ganz nebenbei ermöglichen solche innovative Tools auch, Kosten und CO2-Emissionen einzusparen. Wir sind gespannt, was weitere technologische Innovationen mit sich bringen.