Webinar-Serie: Forschung für die Schweizer Energiezukunft

Im Moment dominiert die Coronakrise unser Leben. Die Bedrohung durch den Klimawandel wird aber nicht geringer. Will die Schweiz bis spätestens 2050 klimaneutral werden, muss die Energieversorgung grundlegend transformiert werden. Wie kann das gelingen? Welche sozialen, ökonomischen und regulatorischen Aspekte sind relevant? Und wie lassen sich private und öffentliche Akteure einspannen, damit Energie effizient genutzt wird?

Auf diese Fragen möchten wir Ihnen in dieser aussergewöhnlichen Zeit Antworten liefern. Wir starten deshalb eine Webinar-Serie: Jeweils am Donnerstag von 16.30 bis 18.00 Uhr stellen Wissenschaftler*innen ihre Forschung vor und diskutieren mit uns aktuelle Fragen.

Basis dieser Webinar-Serie bildet das Nationale Forschungsprogramme NFP «Energie» des Schweizerischen Nationalfonds. Wir sind stolz, dass wir diese führenden Forscher*innen der Schweiz dafür gewinnen konnten. Sie haben vor kurzem ihre Projekte abgeschlossen und haben dabei eine Vielzahl neuer Erkenntnisse erarbeitet, zur Förderung von erneuerbarer Energien und Lenkungsabgaben ebenso wie dazu, wie Haushalte ihren Energieverbrauch senken oder wie sich neue Mobilitätformen durchsetzen. Bis heute hat dieses Wissen kaum den Weg in die Öffentlichkeit gefunden. Umso mehr freuen wir uns, dass die NFP-Forscher*innen ihr Wissen mit uns teilen.

Eine wichtige Erkenntnisse schon vorweg: Mit den heute bekannten technischen und finanziellen Mitteln ist der Ausstieg aus der Kernenergie und der fossilen Energiewelt möglich, und zwar auf  wirtschaftliche und sozial verträgliche Art. Allerdings erfolgt dieser Wandel nicht von alleine, sondern alle müssen ihren Beitrag leisten. Genau dieses Grundverständnis trägt die Arbeit von swisscleantech, um die Wirtschaft klimatauglich zu machen.

Das erste Webinar zur Schweizer Energiezukunft findet am Donnerstag 30.4. um 16.30 Uhr statt und widmet sich der grundlegenden Frage nach Wahrnehmung und Umsetzung. Ihnen werden Forschungsresultate zur Akzeptanz erneuerbarer Energie, zum Umgang mit der Landschaft sowie zu Bedingungen eines gesellschaftlichen Konsens vermittelt. Hier finden Sie die näheren Informationen dazu.

Weitere geplante Webinare der Serie finden Sie in unserer Web-Agenda.

Mehr Informationen zu allen Projekten finden Sie unter: www.nfp-energie.ch 

CO2-Gesetz: Position zum Strassenverkehr

Der Strassenverkehr ist mit einem Anteil von einem Drittel nach wie vor die grösste CO2-Emissionsquelle in der Schweiz. Die Emissionen sind zurzeit 3.3% höher als 1990. Zum Vergleich: im Gebäudesektor sind die Emissionen seit 1990 um über einen Viertel gesunken. Dass die Emissionen weiter ansteigen, liegt an der wachsenden Verkehrsleistung (mehr gefahrene Kilometer) und der Zunahme an emissionsintensiven Personenwagen. Die neuen Zahlen des BFE zeigen, dass fast die Hälfte der Neuwagen Allradantrieb haben. Elektro- und Hybridautos machen lediglich 3% der Neuwagenflotte aus. Analog zur EU führte die Schweiz 2012 Emissionsvorschriften ein: ab 2015 gilt bei Neuwagen ein CO2-Ausstossgrenzwert von durchschnittlich 130g CO2/km. Aber bereits zum dritten Mal in Folge wurde dieses Ziel verfehlt.

Wirksame Effizienzgrenzwerte einführen
swisscleantech begrüsst deshalb die Weiterführung der CO2-Emissionsvorschriften für Fahrzeuge (ab 2021 von heute 130g auf 95g CO2/km), fordert aber ambitioniertere Emissionsvorschriften und das Beenden von Ausnahmen. Das ist realistisch, denn es ist zu erwarten, dass sich Elektrofahrzeuge und Fahrzeuge mit nicht-fossilen Antrieben in nächster Zukunft beschleunigt am Markt durchsetzen werden. Deshalb fordert swisscleantech einen Durchschnittsflottenzielwert der Neuwagenflotte von höchstens 50g CO2/km bis 2030.

CO2-Kompensation
Nebst den Effizienzvorschriften für Neuwagen, müssen Treibstoffimporteure einen Teil der durch Benzin und Diesel verursachten CO2-Emissionen kompensieren, indem sie Emissionszertifikate aus dem In- und Ausland kaufen. Zurzeit erhöhen diese Massnahmen den Treibstoffpreis um ca. 1.5 Rp. pro Liter. swisscleantech begrüsst den Bundesratsvorschlag, Verkehrsemissionen zu maximal 90% durch die Treibstoffimporteure kompensieren zu lassen, fordert jedoch, wie der Ständerat, dass mindestens 20% – und nicht nur 15% – davon Kompensationsmassnahmen im Inland sein sollten. Dies trägt zwar nicht zur direkten Dekarbonisierung des Verkehrssektors, aber zum Klimaschutz im Inland bei. swisscleantech begrüsst auch, dass ein kleiner Teil der über den Treibstoffpreis finanzierten Klimaschutzmassnahmen für die Förderung der Elektromobilität reserviert werden soll. Damit wird sichergestellt, dass auch Kompensationsprojekte im Verkehrsbereich durchgeführt und die Wertschöpfung in der Schweiz gestärkt wird. 

Treibstoffabgabe
swisscleantech begrüsst grundsätzlich die Bepreisung von CO2. Betreffend die Diskussionen zur Einführung einer Treibstoffabgabe erachtet swisscleantech folgende Grundüberlegungen als wesentlich: Eine Treibstoffabgabe sollte, wie die bestehende CO2-Abgabe auf Brennstoffe, stufenweise eingeführt werden. Dazu sollten Zwischenziele für die Emissionsreduktion im Verkehrssektor festgelegt werden. Ebenso wie die bestehende CO2-Abgabe, sollte eine Treibstoffabgabe immer dann erhöht werden, wenn die Zwischenziele nicht erreicht werden. Die Einnahmen einer Treibstoffabgabe sollten analog zur Brennstoffabgabe zu einem grossen Teil an Bevölkerung und Wirtschaft rückverteilt werden.

Fazit
Die CO2-Emissionen des Verkehrs müssen bis 2030 um mindestens 25% sinken. Sonst müssen andere Sektoren überdurchschnittlich mehr leisten, um das 2030 Reduktionsziel im Inland zu erreichen. Daher braucht es neben den wichtigen Effizienzgrenzwerten zusätzliche Massnahmen im Verkehr. Längerfristig braucht es für eine nachhaltige Verkehrsstrategie ein umfassendes Mobility Pricing.

Weiterführende Informationen zur Totalrevision des CO2  Gesetzes
Für Rückfragen: politik(at)swisscleantech.ch

Es gilt, die richtigen Schlüsse zu ziehen beim Gegenentwurf

Stellungnahme swisscleantech

Aus Sicht von swisscleantech zieht der Bundesrat die falschen Schlüsse, wenn er die Gletscherinitiative durch einen Gegenvorschlag bekämpfen will, der auch in Zukunft fossile Brenn- und Treibstoffe zulässt. Der Pferdefuss der Initiative ist nämlich weniger das Verbot der fossilen Brennstoffe, sondern vielmehr die Tatsache, dass die Initiative negative Emissionen im Ausland verbieten will.

Fakt ist: in einer CO2-neutralen Welt gemäss dem Pariser Klimaabkommen werden echte negative Emissionen knapp und teuer werden. Eine weltweit vernetzte Volkswirtschaft, wie die Schweiz, muss in der Lage sein, solche negative Emissionen – falls sie denn von guter Qualität sind – weltweit einzukaufen. Dass diese negativen Emissionen sehr teuer sind, erklärt, warum der Bundesrat mit seinen Überlegungen zur Verwendung von fossilen Brennstoffen nicht die richtigen Schlüsse zieht.

Zwar ist es richtig, dass für Schutz- und Rettungseinsätze von Armee, Polizei oder Rettungsdiensten wohl auch 2050 kohlenstoffbasierte Kraftstoffe zur Anwendung kommen. Gleiches wird für Langstreckentransporte und Flugzeuge stimmen. Entscheidend ist jedoch, aus welcher Quelle diese Treibstoffe stammen. Aus dem Boden – davon ist swisscleantech jedenfalls überzeugt – sollten diese nicht stammen. Stattdessen ist es bereits heute möglich, solche Treibstoffe mit erneuerbarem Strom herzustellen. Der Bundesrat sollte deshalb seine Kräfte für solche Technologien einsetzen und mithelfen, diese bis 2050 auf eine stabile Basis zu bringen.

 

Mitteilung des Bundes (03.04.2020): «Bundesrat will direkten Gegenentwurf zur Gletscher-Initiative ausarbeiten»

Mitteilung des Bundes (02.01.2020): «Gletscher-Initiative: Bundesrat eröffnet Vernehmlassung zu direktem Gegenentwurf»

Stärkung von einheimischen erneuerbaren Energien ist begrüssenswert

Stellungnahme swisscleantech

swisscleantech begrüsst, dass der Bundesrat bei der Förderung der erneuerbaren Energien vorwärts machen will. Allerdings sind die gemachten Vorschläge teilweise noch nicht vollständig kohärent. Beispielsweise ermöglicht die Liberalisierung tatsächlich neue Businessmodelle. Damit diese aber auch wirklich zu einem Zuwachs in der dezentralen Produktion führen, muss auch eine Lösung für die Netzteilregulierung gefunden werden, die lokalen Stromverbrauch auf der Niederspannungsebene bevorzugt. Sonst besteht kein Anreiz, Strom von lokalen Kleinproduzenten zu beziehen.

Gleiches gilt auch für die Förderung von Grosskraftwerken. swisscleantech geht mit dem Bundesrat darin einig, dass die notwendigen Ausbauziele alleine mit dezentralen Kleinkraftwerken nicht erreicht werden können. Eine Investitionsunterstützung für Grossanlagen ohne Eigenverbrauch ist deshalb zwingend notwendig, wenn 2023 die Einspeisevergütung wegfällt. Der Vorschlag des Bundesrates gleicht jedoch in vielen Fällen einem Flickenteppich und erscheint auf den ersten Blick zu wenig zielkohärent: Die Schweiz benötigt vor allem einen Zubau von Strom-Produktionskapazitäten für die Winterproduktion. Dieses Thema wird zwar kurz angeschnitten, jedoch nicht ausreichend diskutiert. swisscleantech hat bereits Anfang März einen Vorschlag dazu erarbeitet, den der Verband mit interessierten Kreisen weiter diskutieren will.

 

Zur Medienmitteilung «Bundesrat will einheimische erneuerbare Energien stärken und Strommarkt öffnen»

Der grüne Wirtschaftslobbyist – ein Porträt von Christian Zeyer

2019 war ein bedeutendes Jahr für die Klimapolitik und für unseren Verband: Im Rahmen der zahlreichen Klimastreiks gingen zehntausende besorgter Bürgerinnen und Bürger auf die Strassen. Die eidgenössischen Wahlen im Oktober 2019 galten als Klimawahl und führten bei den grünen Parteien zu historischen Resultaten. Auch bei Unternehmerinnen und Unternehmern war ein Wandel deutlich spürbar – swisscleantech verzeichnete einen starken Mitgliederzuwachs und stiess mit der Kampagne #CEO4Climate auf Gehör. 

Mittendrin: Christian Zeyer, Geschäftsführer von swisscleantech und überzeugter Kämpfer für eine Schweiz ohne fossile Energien. Die Reporterin Karin Bauer begleitete ihn ein halbes Jahr mit der Kamera – im Gespräch mit Parlamentarierinnen, auf Podiumsdiskussionen mit CEOs, in der Kletterhalle mit seinen Kindern und auf der Bühne bei der 10-Jahres-Jubiläumsfeier von swisscleantech.

Entstanden ist ein sehr persönliches Porträt. Schauen Sie es sich an!

SRF Reporter: Der grüne Wirtschaftslobbyist (ausgestrahlt am 15. März 2020)

CO2-Gesetz: Weichen für den Klimaschutz noch ambitionierter stellen

Mit der Totalrevision des CO2-Gesetzes definiert das Parlament die Schweizer Klimapolitik bis 2030. Es ist das wichtigste Instrument der Schweiz zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens und eines wirksamen Klimaschutzes. Die politischen Rahmenbedingungen entscheiden massgeblich darüber, ob sich die Schweiz in diesem Zukunftsmarkt als Lösungsanbieterin positionieren kann.

«Von einem modernen und wirksamen CO2-Gesetz profitiert die gesamte Volkswirtschaft: Innovationen werden belohnt, es entstehen neue Absatzmärkte. Und zusätzliche Investitionen helfen, die Energieeffizienz in verschiedenen Sektoren zu steigern», sagt Christian Zeyer, Geschäftsführer von swisscleantech.

Zu Recht, weil klimapolitisch wirksamer, geht die Variante des Ständerats über den Vorschlag des Bundesrates hinaus. Dies trifft nur in geringerem Masse auf die Empfehlungen der Umweltkommission des Nationalrats (UREK-N) zu.

«Um die wissenschaftlich breit abgestützten Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, reicht die Vorlage in der jetzigen Version nicht aus. Dafür bräuchte es ambitioniertere Klimaziele und entsprechend wirksame Massnahmen.», sagt Zeyer.

swisscleantech erkennt Verbesserungspotenzial, unter anderem beim Inlandziel und im Gebäudebereich:

  • Um das Langfristziel des Bundesrates – Klimaneutralität bis 2050 – zu erreichen, braucht es ein ambitionierteres Inlandziel. Bei dem von der Kommissionsmehrheit vorgeschlagenen Ziel sinken die Inlandemissionen ab 2021 nur noch um 1% jährlich. Paris-kompatibel wäre eine Reduktion von rund 3% pro Jahr. Ein wirksames Inlandziel ist wichtig und hilft, unsere Infrastrukturen für die Zukunft zu rüsten. Reduktionspotenziale sind genügend vorhanden. Mit einem schwachen Inlandziel steigt der Bedarf nach Auslandzertifikaten. Diese sind mit Risiken behaftet und zunehmend teurer.
  • Die Einführung des Emissionsstandards für Gebäude hat die Kommissionsmehrheit der UREK-N aufgeweicht: Statt einer flächendeckenden Gültigkeit ab 2023 soll allen Kantonen, welche die MuKEn 2014 bereits in ihre Energiegesetze übernommen haben, eine Übergangsfrist bis 2026 gewährt werden. Aufgrund der langen Lebensdauer von Öl- und Gasheizungen läuft der Gebäudebereich damit Gefahr, die Klimaziele zu verfehlen. Mit einem wirksamen Gebäudestandard profitieren Haushalte zunehmend von klimaverträglichen Heizungen. Diese sind im Betrieb meist günstiger und entlasten die Mieter.

Die Totalrevision des CO2-Gesetzes bleibt ein wichtiger Meilenstein. Das Gesetz ermöglicht es, wichtige Erfahrungen mit neuen Instrumenten zu sammeln: Eine Flugticketabgabe kann helfen, klimafreundlichere Verkehrsalternativen konkurrenzfähiger zu machen. Es wird eine Grundlage geschaffen, um den globalen Klimafussabdruck des Schweizer Finanzplatzes transparent zu machen. Und ein Klimafonds kann dazu beitragen, mit verursachergerecht erhobenen und zielgerichtet eingesetzten Mitteln die Klimaeffizienz in verschiedenen Sektoren zu steigern.

«Die Revision des CO2-Gesetzes ist ein erster wichtiger Schritt, um die vollständige Transformation weg von den fossilen Energien voranzutreiben. Um den Unternehmen Investitions- und Planungssicherheit zu garantieren, sollte das Gesetz so schnell wie möglich verabschiedet werden», so Zeyer.

Noch mehr Schub für eine klimataugliche Wirtschaft

2019 war ein ausserordentliches Jahr, gerade mit Blick aufs Klima. Global wurden die zweithöchsten Temperaturen seit Messbeginn registriert, in der Schweiz gingen zehntausende klimabesorgter Menschen auf die Strassen. Und auch die Unternehmen bewegen sich, das zeigen die Mitgliederzahlen von swisscleantech: Innert Jahresfrist gewann der Wirtschaftsverband 125 neue Mitglieder mit über 26‘000 Mitarbeitenden, aus allen Branchen und von Startups bis zu Grossfirmen wie Swisscom, ZKB und der Pöyry Schweiz AG.

«Die Unternehmen stärken mit ihrem Beitritt zu swisscleantech die Stimme für eine klimataugliche Wirtschaft und eine wirtschaftstaugliche Klimapolitik. Wir wollen, dass die Schweiz ihre CO2-Emissionen deutlich senkt. Und dass Schweizer Unternehmen eine Vorreiterrolle einnehmen, den Klimawandel zu stoppen, im Inland wie im Ausland. Eine darauf ausgerichtete liberale Wirtschaftspolitik ist eine zentrale Voraussetzung für den Erfolg», sagt Fabian Etter, neuer Co-Präsident von swisscleantech.

Das Umdenken innerhalb der Wirtschaft zeigt die Kampagne CEO4Climate beispielhaft. Diesen Appell der Wirtschaftsführerinnen und -führer für eine griffige Klimapolitik hat swisscleantech mitinitiiert. Bereits mehr als 325 Leader der Schweizer Wirtschaft haben den Aufruf unterzeichnet.

«Wir spüren bei Unternehmerinnen und Unternehmern einen Wandel. Vielen wird klar, dass sie ihr Geschäftsmodell ändern müssen. Sie wollen passende Gesetze, damit nachhaltige Businessmodelle rentabel sind. Uns hat beeindruckt, dass so viele Firmenchefs bei CEO4Climate mitmachen wollen und sich persönlich für einen strategischen und gesellschaftlichen Wandel einsetzen», sagt Carsten Bopp, Co-Präsident von swisscleantech.

swisscleantech hat 2019 den Weg zu einer klimatauglichen Schweiz mitgestaltet: Bei der laufenden Revision des CO2-Gesetzes verfolgt swisscleantech als einziger Wirtschaftsverband ein CO2-Reduktionziel im Inland, das dem Pariser Klimaabkommen entspricht. Mit dem Konzept eines schweizweiten Fonds für Gebäudemodernisierung hat der Verband die Diskussion lanciert, damit mehr energetische Sanierungen durchgeführt werden. Und beim Bundesgesetz über das öffentliche Beschaffungswesen hat sich swisscleantech mit Erfolg dafür eingesetzt, dass bei Vergabeverfahren neu auch Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtig werden.

Wegen des Coronavirus wurde die Generalversammlung mittels digitaler Übertragung durchgeführt. Dabei wurde der bisherige Vizepräsident Fabian Etter, Mitglied der Geschäftsleitung der Energie Zukunft Schweiz AG und Verwaltungsrat der Elektro Etter AG, zum Co-Präsidenten gewählt. Er steht zusammen mit Carsten Bopp, seit 2019 Präsident von swisscleantech, an der Spitze des Verbands. Gleichzeitig verstärkt swisscleantech den Vorstand mit profilierten Persönlichkeiten aus der Wirtschaft. Barbara Dubach, Marco Grossmann, Cornelia Luchsinger, Thomas Schneider und Marcel Winter sind in den Vorstand gewählt worden.

  • Barbara Dubach ist Gründerin und Geschäftsführerin von engageability, einem Kompetenzzentrum für Nachhaltigkeit und Stakeholder Engagement, und Leiterin Wissens- und Technologietransfer des NFP 73.
  • Marco Grossmann ist Partner und Mitglied der Geschäftsleitung des Beratungsunternehmens ecos und leitet das Team «Grüne Wirtschaft».
  • Cornelia Luchsinger ist Key Account Managerin für Firmenkunden bei der Zürcher Kantonalbank und betreut Unternehmen aus den Bereichen Energie, Strom und Mobilität.
  • Thomas Schneider ist Bankratspräsident der Basellandschaftlichen Kantonalbank und verfügt dank seiner über 30-jährigen Tätigkeit bei Credit Suisse und Ernst & Young über profunde Erfahrung in der Bank- und Finanzbranche.
  • Marcel Winter ist Geschäftsführer und Länderverantwortlicher der Pöyry Schweiz; das Ingenieurunternehmen tritt nach dem Zusammenschluss mit AF künftig als AFRY Gruppe auf.

Den Vorstand verlassen haben Daniel Wiener und Dr. Christina Würthner. swisscleantech bedankt sich bei ihnen für ihren wertvollen langjährigen Einsatz, mit dem sie den Verband in der herausfordernden Zeit vorangebracht haben.

Download Bild Carsten Bopp und Fabian Etter

 

Vorstandsmitglieder an der swisscleantech Generalversammlung 2020 (v.l.n.r. Barbara Dubach, Marco Grossmann, Daniel Eugster, Carsten Bopp, Cornelia Luchsinger, Fabian Etter, Marcel Winter, This Schwendimann, Franziska Barmettler. Nicht im Bild: Jürg Grossen, Roger Nordmann, Cédric Jeanneret, Thomas Schneider)

 

Anreize auf Winterstromproduktion ausrichten

Eine Überschlagsrechnung macht klar: Wenn die Schweizer Kernkraftwerke gegen Ende der Dreissigerjahre ausser Betrieb gesetzt werden und bis dahin nicht genügend Ersatzkapazitäten zur Verfügung stehen, klaffen Angebot und Nachfrage beim Strom auseinander. Trotz möglichen Einsparungen in vielen Bereichen dürfte die Stromnachfrage aufgrund der neuen Technologien, die es für den Klimaschutz braucht, steigen (Elektrifizierung von Gebäudebeheizung und Verkehr).

Stromimporte sind möglich, jedoch nur begrenzt ausbaubar. Dank der Speicherseen sind die Herausforderungen in der Schweiz bezüglich der kurzfristigen Versorgungsicherheit zwar eher gering. Das bestätigt einmal mehr die neu aufgelegte «System Adequacy»-Studie des Bundes. Speicherseen sind ausgesprochen gut geeignet, die fluktuierende Produktion auszugleichen. Allerdings können sie diese Funktion gegen Ende des Winters nicht mehr wahrnehmen, wenn vorher zu grosszügig Strom produziert wurde und die Seen leer sind.

Grosse Anlagen fördern

Will die Schweiz nicht einseitig vom Import und der Lieferfähigkeit des Umlandes abhängig sein, reicht es nicht, alleine auf die aktuell boomenden Kleinanlagen zu setzen. Es ist notwendig, auch in zusätzliche, grosse Produktionsanlagen zu investieren. Das bestätigt auch das Ende Februar veröffentlichte Grundlagenpapier der eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom). Alle Studien der letzten Jahre zeigen, dass das Angebot vor allem im Winter sehr viel knapper sein wird als die Nachfrage, so dass die Versorgungssicherheit gefährdet wird.

Damit die Schweiz das Pariser Klimaabkommen erfüllen kann, müssen neue Anlagen erneuerbaren Strom liefern. Dafür braucht es Investitionsanreize, gerade für grosse Anlagen. Derzeit werden kaum mehr grosse PV-Anlagen, Wasserkraftanlagen oder Windturbinen gebaut.

Kriterien für Investitionsanreize

In einer umfassenden Analyse hat swisscleantech in einem Diskussionspapier 17 Eigenschaften identifiziert, die mögliche Anreizsysteme beschreiben. Dabei stechen zwei Aspekte hervor: Investitionsanreize müssen erstens marktnahe und zweitens problembezogen gesetzt werden. Der erste Aspekt spricht eindeutig für die Durchführung von Auktionen. Aus dem zweiten Kriterium folgt, dass Investitionsanreize so gesetzt werden sollten, dass Winterstrom bevorzugt wird.

swisscleantech stellt deshalb einen neuen Ansatz zur Diskussion: Ausschreibungen sollen in Zukunft saisonal erfolgen. Konkret soll nur noch Strom entschädigt werden, der im Winter produziert wird. Strom, der im Sommer produziert wird, soll nicht oder nur noch beschränkt unterstützt werden.

Paradigmenwechsel in der Strompolitik

Dies entspricht einem Paradigmenwechsel. Warum macht das Sinn? Aufgrund der Technologieentwicklung ist es absehbar, dass in den nächsten 30 Jahren, in denen die Stromversorgung neu ausgerichtet wird, nur Photovoltaik- und Windanlagen in der Lage sind, so signifikante zusätzliche Produktionskapazitäten zur Verfügung zu stellen. Wegen der begrenzten Windpotentiale in der Schweiz kommt Photovoltaik eine entscheidende Bedeutung zu. Solaranlagen produzieren jedoch rund zwei Drittel der Energie im Sommer und nur rund einen Drittel im Winter.

Für Winterstrom optimierte Anlagen

Hier besteht jedoch Optimierungspotential. Je nach Lage und Exposition können Solaranlagen bis zu 50% ihrer Produktion im Winter zur Verfügung stellen. Im Mitteland ist der Winterstromanteil bei PV-Anlagen, die in die Fassade integriert, deutlich höher. Genauso bei Anlagen in schneereichen Regionen: Sie profitieren von der Reflexion des Sonnenlichts im Winter. Ein innovatives Beispiel dafür ist die PV-Anlage, welche die Axpo an der Staumauer des Muttsees installieren will.

Werden die Anreize so ausgestaltet, dass Winterstrom deutlich besser entschädigt wird, animiert dies Anlagenbetreiber, ihre Anlagen so zu bauen dass sie für die Winterstromproduktion optimiert sind.

Überschüssigen Strom speichern

Selbst Anlagen, die auf Windstrom ausgerichtet sind, werden einen grossen Anteil ihrer Produktion im Sommer zur Verfügung stellen. Auch für dieses Stromangebot kann eine sinnvolle Nachfrage geschaffen werden: Über Power-to-X-Technologien lassen sich mit überschüssigem erneuerbarem Strom lagerfähige Energieträger wie synthetisches Methan oder synthetisches Benzin herstellen. Diese Energieträger können vor allem im Langstreckentransport eine wichtige Rolle spielen.

Wirtschaft klimatauglich – unser neuer Jahresbericht ist online!

swisscleantech steht für «Wirtschaft klimatauglich». Wir wollen, dass die Schweiz ihre CO2-Emissionen deutlich senkt. Und dass wir als Schweizer Unternehmen eine Vorreiterrolle einnehmen, den Klimawandel zu stoppen, im Inland wie im Ausland. Eine darauf ausgerichtete liberale Wirtschaftspolitik ist eine zentrale Voraussetzung für den Erfolg.

Doch was zeichnet eine klimataugliche Wirtschaft aus? In unserer Publikation «Der Weg in eine klimafreundliche Zukunft» haben wir das bereits 2018 aufgezeigt. Eine klimataugliche Wirtschaft sorgt dafür, dass die Gebäude CO2-neutral werden, der Verkehr elektrifiziert wird und dass stets genügend erneuerbarer Strom zur Verfügung steht. Damit dieser Wandel gelingt, müssen CO2-Emissionen einen korrekten Preis erhalten.

Was auf dem Weg in eine klimataugliche Schweiz nötig ist, zeigen die Projekte, die wir 2019 angepackt haben. Stichwort CO2-Gesetz: Als einziger Wirtschaftsverband verfolgen wir in der laufenden Gesetzesrevision ein CO2-Reduktionziel im Inland, das dem Pariser Klimaabkommen entspricht und verlangen griffige Massnahmen. Stichwort Gebäudesanierung: In diesem Jahr haben wir die Diskussion um einen schweizweiten Fonds für Gebäudemodernisierung lanciert, damit mehr energetische Sanierungen durchgeführt werden. Stichwort Politik: Für die eidgenössischen Wahlen 2019 haben wir die Plattform energy4climate lanciert, die Kandidierende vereint, die sich für eine wirksame Klima- und Energiepolitik einsetzen.

2019 war ein ausserordentliches Jahr, gerade mit Blick aufs Klima. Meteorologisch (global das zweitwärmste Jahr seit Messbeginn), gesellschaftlich (Zehntausende klimabesorgter Menschen auf den Strassen), politisch (starker Zuwachs bei Grünliberalen und Grünen). Und auch bei Unternehmerinnen und Unternehmern spüren wir einen Wandel. Vielen wird klar, dass sie ihr Geschäftsmodell ändern müssen. Dabei reicht es nicht, den Energieverbrauch um ein paar Prozent zu senken oder etwas weniger Plastik zu verwenden. Über kurz oder lang müssen wir aus den fossilen Energieträgern aussteigen und vollständig auf erneuerbare Quellen setzen.

Beispielhaft für dieses Umdenken steht die Initiative CEO4Climate. Diesen Appell der Wirtschaftsführer an die Politik haben wir mitinitiiert. Bereits mehr als 230 Leader der Schweizer Wirtschaft fordern öffentlich einen griffigen Klimaschutz. Sie wollen passende Gesetze, damit nachhaltige Businessmodelle rentabel sind. Uns hat beeindruckt, dass so viele Firmenchefs mit machen und sich persönlich für einen strategischen und gesellschaftlichen Wandel einsetzen.

Unser Engagement für eine klimataugliche Wirtschaft ist gefragt, das zeigen die Mitgliederzahlen. Innert Jahresfrist haben wir 125 neue Mitglieder mit über 26‘000 Mitarbeitenden gewonnen, aus allen Branchen und von Startups bis zu Grossfirmen. Sie alle stärken mit ihrem Beitritt die Stimme für eine klimataugliche Wirtschaft und eine wirtschaftstaugliche Klimapolitik. Und wir setzen alles daran, dass sich der Mitgliederzuwachs im 2020 nochmals beschleunigt. Auch die Basis an Unterstützern wollen wir stärken, Stiftungen ebenso wie Privatpersonen. Denn mit einer klimatauglichen Wirtschaft gewinnen alle – das Klima, die Unternehmen und die Gesellschaft.

Lesen Sie mehr in unserem Jahresbericht!

PDF-Download

Wasserstoff: Energieträger der Zukunft?

Wasserstoff ist beim Ausstieg aus den fossilen Energien ein vielversprechender Energieträger – vorausgesetzt, er wird richtig eingesetzt. swisscleantech zählt gleich vier Unternehmen als Mitglieder, die sich mit dieser Zukunftstechnologie und ihren Anwendungen befassen. Hier fassen wir das wichtigste nochmals zusammen.

Wasserstoff (H2) als Energieträger hat viele Vorteile, zum Beispiel:

  • Keine Abgase, kein CO2: Brennstoffzellen erzeugen Strom aus Sauerstoff und Wasserstoff. Das einzige Abgas, das dabei entsteht, ist Wasserdampf. Das gilt aber nur, wenn H2 aus erneuerbarer Energie hergestellt wird. Dieser heisst denn auch «grüner Wasserstoff». Wird H2 aus fossilen Energien hergestellt (sogenannter «grauer Wasserstoff»), sind die CO2-Emissionen beträchtlich.
  • Grosse Reichweite für Fahrzeuge: Wasserstoff verfügt über eine hohe Energiedichte. Wird er in Fahrzeugen eingesetzt, ist deren Reichweite deshalb fast so hoch wie bei Diesel- und Benzinfahrzeugen. Zum Vergleich: Ein Elektroautos hat eine Reichweite von ca. 500 Kilometer, ein mit einer Brennstoffzelle betriebenes H2-Autos hat eine von ca. 800 Kilometer. Weil die Energiedichte von Wasserstoff deutlich höher als bei einer Batterie, sind die Fahrzeug deutlich leichter. Das macht H2 zu einer attraktiven Technologie für den Schwerverkehr.
  • Ressourcenverbrauch für Brennstoffzelle relativ niedrig: Das einzige seltene Metall, das in einer Brennstoffzelle gebraucht wird, ist Platin. Im Fahrzeugbereich liegt Recyclingrate dafür bei etwa 50 %. Eine E-Auto Batterie ist deutlich schwerer (mehrere 100 Kilogramm) und benötigt grosse Mengen an Lithium und Cobalt. Bis heute wird Lithium in Europa nicht rezykliert, bis 2030 soll die Recyclingquote bei rund 10% liegen.

Wasserstoff (H2) hat aber auch einen substantiellen Nachteil: 

  • Die H2-Technologie ist nicht energieeffizient: Neben diesen Vorteil hat Wasserstoff einen substantiellen Nachteil: die geringe Energieeffizienz. Bis Wasserstoff ein Fahrzeug antreiben kann, muss Energie mehrfach umgewandelt werden (siehe Grafik). Je öfter Energie umgewandelt wird, desto schlechter ist der Wirkungsgrad. Von der Stromherstellung bis zur Verwendung im Motor sind es noch 25-35 Prozent, das heisst bis zu drei Viertel der Energie können nicht genutzt werden. Der Wirkungsgrad eines Elektroautos beträgt 70-80%. Deshalb braucht es dreimal mehr Strom, um die erforderliche Leistung zu erbringen. Daher ist Wasserstoff als Treibstoff auch teurer, als wenn Strom direkt geladen werden kann.

Quelle: SRU Gutachten Seite 81 ff.

 

swisscleantech Position zu Wasserstoff als Energieträger

Wasserstoff als Energieträger kann zur Dekarbonisieren beitragen, wenn die Technologie strategisch richtig eingesetzt wird.

Der Ausstieg aus den fossilen Energien und das Ziel, bis spätestens 2050 den CO2-Ausstoss auf netto-Null zu reduzieren, erfordern eine zunehmende Elekrifizierung des Verkehrs, der Gebäude und der Industrie. Es braucht daher einen starken Ausbau der erneuerbaren Energie (Solar, Wind, etc). Die steigende Nachfrage kann jedoch nur gedeckt werden, wenn Strom möglichst effizient eingesetzt wird. D.h. wo immer eine direkte Stromnutzung möglich ist, muss diese der indirekten Nutzung via H2 vorgezogen werden.

Wichtige und sinnvolle Anwendungsgebiete für H2 sind überall dort, wo die direkte Nutzung von Strom nicht oder nur schwer möglich ist und wo lange Distanzen zurückgelegt werden müssen. Dazu gehören der Schwerverkehr und der Schiffsverkehr. Unsere Mitglieder H2 Energy, GreenGT und Aquon  arbeiten im Schwerverkehr, bei Hochleistungsfahrzeugen und bei Booten bereits an solchen Anwendungen

Ausserdem ist Wasserstoff auch für die saisonale Speicherung von überschüssigem Sommerstrom wichtig. Damit lässt sich im Winter Strom und Wärme produzieren. swisscleantech Mitglied Energie 360° AG dazu arbeitet an Lösungen.

Präsentationen 

Wasserstoff als Energieträger 
Prof. Dr. Markus Friedl, Hochschule für Technik Rapperswil

Politische Einbettung zum Thema Wasserstoff
Anja Kollmuss, swisscleantech 

Projektpräsentationen von swisscleantech-Mitgliedern

Herzlichen Dank an unsere Mitglieder Energie 360° AG, H2 Energy AG, Swiss Sustainable Yachts AG – AQUON und GreenGT