Klimapolitik braucht Macher und Macherinnen

Die Zukunft gehört laut Bundesrätin Simonetta Sommaruga den erneuerbaren Energien. Jetzt brauche es aber zusätzliche Anstrengungen, sagte die Energie- und Umweltministerin am Sommeranlass von swisscleantech an der Hochschule für Technik Rapperswil. «Die Zeit ist reif für die Sonnenenergie. Wenn nur schon die gut geeigneten Dächer für Photovoltaik genutzt würden, dann könnten sie doppelt so viel Strom erzeugen wie alle Atomkraftwerke in der Schweiz zusammen.“ Es brauche aber auch Investitionen in die Wasserkraft und den Wind. Das erhöhe die Versorgungssicherheit, nutze der Umwelt und stärke den Werkplatz. „Wir sollten die Milliarden Franken, die wir in die Ölstaaten schicken, hier investieren.» Jetzt solle man nicht mehr nur Diskussionen über die richtige Klima- und Energiepolitik führen, sondern den Worten Taten folgen lassen. «Deshalb bin ich gern zu swisscleantech gekommen», sagte Sommaruga vor den mehreren hundert Teilnehmern der Veranstaltung. «Sie sind diejenigen im Land, die wissen, wie man das umsetzt. Deshalb setze ich auf sie.»

Christian Zeyer hatte zuvor auf die zentrale Rolle der Politik verwiesen. Für den Erfolg erneuerbarer Energien seien staatliche Subventionen entscheidend gewesen, sagte der Geschäftsführer von swisscleantech in seinem Referat. So seien die Preise der Photovoltaik auch deshalb von 100 Dollar pro Watt 1976 auf 0,287 Dollar 2018 gesunken, weil das deutsche Einspeisegesetz von 1990 die Installation von Photovoltaikanlagen gefördert habe. Mit der grösseren Menge an Anlagen seien die Preise für die einzelne Anlage gesunken. «Wirtschaftlichkeit wird erreicht, wenn der Markt gross ist. Aber die Marktdurchdringung wird nur erreicht, wenn die Wirtschaftlichkeit gegeben ist», sagte Zeyer. «Da wird die Politik gebraucht.»

Es sei klar, was getan werde müsse, so Zeyer. swisscleantech habe im vergangenen Herbst in der Publikation «Der Weg in eine klimafreundliche Zukunft» zwölf Schritte aufgezeigt. Diese reichten von der Gebäudeeffizienz und der CO2-freien Wärme über nachhaltige Mobilität und flexible Arbeit zu erneuerbaren Energien und Energiespeicher sowie zur Kreislaufwirtschaft. «Damit kann man den Klimawandel stoppen», so Zeyer. «Jetzt ist der Moment». In einem ersten Schritt seien die Ständeräte gefragt, ein sauberes CO2-Gesetz mit klaren Zielen zur CO2-Reduktion zu erarbeiten. Später müsse der Strommarkt so gestaltet werden, dass er die Kosten abbilde. Schliesslich brauche es auch eine Bepreisung der Mobilität, in die alle Kosten einbezogen würden.

Wie dringlich eine wirksame Klimapolitik ist, machte Henrik Nordborg deutlich. «Wir sind nicht annähernd auf Kurs, das 2-Grad-Ziel von Paris zu schaffen», sagte der Professor und Studiengangleiter Erneuerbare Energien und Umwelttechnik an der Hochschule Rapperswil. Der Grund: Der globale Energiebedarf wächst schneller als die erneuerbaren Energien. Das Wachstum der Wirtschaft sei noch nicht vom Wachstum des CO2-Ausstosses entkoppelt. Die Voraussetzungen sind gegeben: Photovoltaik und Windenergie seien nicht mehr zu teuer, beide komplementär. Inzwischen gebe es auch zahlreiche Speichermöglichkeiten, etwa die chemische Speicherung von Strom, das sogenannte Power-to-X, an der auch die Hochschule Rapperswil forscht. Doch es reiche nicht, die richtigen Technologien zu haben. Denn das Wissen um den Klimawandel sei schon vier Jahrzehnte alt. Aber weder die Politik noch die Wissenschaft hätten aus dem Wissen den Schluss gezogen, dass sie auch handeln müssten.

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Vor dem Hauptanlass hatten Mitglieder von swisscleantech die Möglichkeit, vier Forschungsanlagen auf dem Gelände der Hochschule zu besichtigen. Diese Anlagen könnten für die Energiezukunft der Schweiz eine zentrale Rolle spielen. 

Power-to-Gas-Anlage: Umwandlung und Speicherung von erneuerbarem Strom

Power-to-Gas ist ein Verfahren, um erneuerbare elektrische Energie und wiederverwendetes CO2 in chemische Energie in Form eines Gases umzuwandeln. Mit dieser Technologie kann man überschüssigen Strom langfristig vom Sommer in den Winter speichern in Form von Methan. Das hergestellte erneuerbare Gas kann in der bestehenden Gasinfrastruktur verteilt werden und für erneuerbare Mobilität oder im Winter für die Produktion von Wärme und Strom verwendet werden. Der Nachteil dieser Technologie sind die hohen Verluste, die sich durch die Umwandlungsprozesse ergeben; der Wirkungsgrad von Strom zu erneuerbarem Gas beträgt momentan ca. 55%. Das Ziel der HSR-Forschungsanlage  ist, diesen Wirkungsgrad durch neue Innovationen auf 70% zu erhöhen. 

Mobilität der Zukunft: Elektro-, Wasserstoff und Methanfahrzeuge

Die Mobilität der Zukunft wird mit erneuerbarer Energie angetrieben: Eine Möglichkeit ist die Elektromobilität mit Strom aus der Batterie oder mit Strom, der im Auto in einer Brennstoffzelle aus Wasserstoff produziert wird. Eine zweite Möglichkeit sind Verbrennungsmotoren, die mit Biogas oder Gas aus einer Power-to-Gas-Anlage betrieben werden. Diese Möglichkeit ist jetzt sofort umsetzbar und erlaubt grosse Reichweiten sowohl für Personenwagen als auch im Schwerlastverkehrt. In der Zukunft werden sich die verschiedenen Technologien ergänzen und die Mobilität der Zukunft gemeinsam prägen.

Solarenergie

Die Energiestrategie 2050 setzt neben der Wasserkraft auf Solarenergie als wesentliche Säule zur Versorgung von Gebäuden und Industrie mit Wärme und Strom. Das Institut für Solartechnik betreibt ein akkreditiertes Prüfinstitut zur Qualitäts- und Leistungsprüfung von Solarkomponenten. Im Aussenlabor auf dem Dach eines Campus-Gebäudes wird eine Vielzahl von Solar-Komponenten betrieben und der Stand der Technik und aktuelle Neuentwicklungen zur Erzeugung von Solarwärme und Solarstrom evaluiert.

Wasseraufbereitung

Die Bereitstellung von hygienisch einwandfreiem Trinkwasser an entlegenen Standorten oder in Entwicklungsländern stellt eine grosse technische Herausforderung dar. Mit der schwerkraftgetriebenen Membrantechnik (Ultrafiltration) liegt eine Lösung vor, die mit Photovoltaik kombiniert eine weitere Effizienzsteigerung aufweist und interessante Anwendungsfelder erschliesst.

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Präsentation von Prof. Dr. Henrik Nordborg, Hochschule für Technik Rapperswil (PDF)

Präsentation von Dr. Christian Zeyer, swisscleantech (PDF)

Fotos: © Michael Buholzer

Videostatement BR Sommaruga über swisscleantech

Videostatement BR Sommaruga über Investition für den Klimawandel im Inland

Kurzfilm des Sommeranlasses «Energiezukunft Jetzt!»

«Eine klimaneutrale Energieversorgung gelingt nur zusammen mit der Wirtschaft»

Bis 2050 muss die Energieversorgung vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt werden, damit die Schweiz klimaneutral wird. Dafür nötige Technologien werden an der der HSR Hochschule für Technik Rapperswil entwickelt. Bei ihrem Auftritt am Mitgliederevent von swisscleantech besuchte Bundesrätin Simonetta Sommaruga auch die Power-to-Gas-Anlage. Diese Schlüsseltechnologie für eine CO2-neutrale Energieversorgung treibt die HSR mit Forschungsprojekten voran. Sie erlaubt es, überschüssige erneuerbare Elektrizität langfristig zu speichern und fossile Energiequellen zu ersetzen.

In ihrem Referat äusserte sich die Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation zur Rolle der Wirtschaft und des Verbands swisscleantech beim Klimaschutz.  

«swisscleantech setzt sich seit zehn Jahren für eine klimaneutrale Energieversorgung ein. Der Wirtschaftsverband nimmt damit in der Schweiz eine zentrale Rolle ein, um den erforderlichen Ausstieg aus den fossilen Energien zu schaffen. Dieser Wandel kann nur zusammen mit der Wirtschaft gelingen. Als Innovationsstandort ist die Schweiz hier in einer sehr guten Position», sagte Bundesrätin Sommaruga.   

Unternehmer für einen ambitionierten Klimaschutz

Der Ruf nach einem ambitionierten Klimaschutz hat auch die Schweizer Wirtschaft erreicht. Das zeigt die wachsende Zahl der Mitglieder, die swisscleantech unterstützen.

«Seit Anfang Jahr haben wir über 70 Firmen aus verschiedensten Branchen als Mitglieder gewinnen können. Immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer erkennen, dass jetzt der Zeitpunkt zum Handeln gekommen ist. Angesichts der Herausforderung des Klimawandels spielt unternehmerische Innovation eine zentrale Rolle, was viele wirtschaftliche Chancen mit sich bringt. Dafür braucht es jedoch die richtigen politischen Rahmenbedingungen. Seit seiner Gründung vor zehn Jahren setzt sich swisscleantech genau dafür ein», sagt Fabian Etter, Vize-Präsident von swisscleantech und Verwaltungsratspräsident der Elektro Etter AG.

Schweizer Forschung für einen ambitionierten Klimaschutz

An der HSR forschen mehr als 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in vier Instituten in den Bereichen Energie- und Umwelttechnik intensiv an einer nachhaltigen Zukunft. Die HSR ist sehr stark national und international vernetzt und arbeitet eng mit Wirtschaft und Industrie sowie anderen Forschungsinstitutionen zusammen.

«Zwei Drittel des Schweizerischen Energiekonsums basieren auf fossilen Quellen und verursachen CO2-Emissionen. Bei der Umstellung auf eine fossilfreie Energieversorgung stellen sich viele Umsetzungsfragen. Darauf lieferte die angewandte Forschung und Entwicklung der HSR konkrete Antworten. Die Transformation wird ausserdem nur gelingen, wenn hinreichend viele gut ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung stehen. Die HSR hat als erste Fachhochschule der Schweiz einen Studiengang Erneuerbare Energien und Umwelttechnik gegründet und bildet seit dem Jahr 2010 junge Ingenieurinnen und Ingenieure für die Energiewende aus», sagt Henrik Nordborg, Studiengangleiter Erneuerbare Energien und Umwelttechnik an der HSR.

Mehr Qualität und Nachhaltigkeit in der öffentlichen Beschaffung

Fast zwei Jahre verhandelten National- und Ständerat darüber, nach welchen Kriterien öffentliche Aufträge vergeben werden sollen. Dabei geht es um ein Marktvolumen von über 40 Milliarden Franken. Im Rahmen der Totalrevision des Bundesgesetzes über das öffentliche Beschaffungswesen (BöB) hat das Parlament nun wesentliche Aspekte geklärt. So ist die Nachhaltigkeit als Gesetzesziel verankert worden. Folgerichtig ist die Berücksichtigung von geltenden Umweltschutzbestimmungen im Vergabeverfahren für verbindlich erklärt worden. Weiter sind die Zuschlagkriterien mit mehreren Qualitätsaspekten ergänzt worden. Zudem soll der Zuschlag künftig an das «vorteilhafteste» statt wie bisher an das «wirtschaftlich günstigste» Angebot gehen.

«Das neue Vergaberecht stärkt den Qualitätswettbewerb und fokussiert nicht länger auf den Preiskampf. Damit wird im öffentlichen Beschaffungswesen ein eigentlicher Paradigmenwechsel eingeläutet. Für Firmen und Behörden ändert sich die Ausgangslage: Das neue Gesetz stärkt die Möglichkeiten, Güter und Dienstleistungen nicht nur bezüglich des Anschaffungspreises zu beurteilen – neu können die Kosten über den gesamten Lebenszyklus betrachtet und dabei auch allfällige Umweltkosten berücksichtigt werden. Damit wird Innovation angeregt und belohnt», erläutert Martina Novak, Leiterin Politik bei swisscleantech.

Die Beschaffungen der öffentlichen Hand haben einen grossen Einfluss auf die Wirtschaft und das Gewerbe. Ein auf die Qualität ausgerichtetes Gesetz kann diese Hebelwirkung optimal nutzen.

«Spannend ist, dass sich namhafte Wirtschaftsverbände, die wichtige Anbieterinteressen vertreten, aus der ordnungspolitischen Denke gelöst und die Weichenstellungen an den langfristigen Interessen ihrer Mitglieder orientiert haben. Von bauenschweiz bis Swiss Textiles haben sich viele Verbände nicht nur für den Qualitätswettbewerb, sondern auch für das Zuschlagskriterium Nachhaltigkeit ausgesprochen. Dies, obwohl economiesuisse das Gesetzesziel Nachhaltigkeit abgelehnt hat. Dieselben Akteure haben dann aber keinen Moment gezögert, sich zusammen mit economiesuisse, Swissmem und swisscleantech – auch mit Blick auf die Interessen der Exportindustrie – für eine Strategie der offenen Märkte einzusetzen. Die Diskussion um die «Kaufkraftdifferenzierung» bleibt ein Wermutstropfen. Die Einigungskonferenz hat jedoch eine Lösung gefunden, aus der klar hervorgeht, dass sich die Schweiz ihren vertraglichen Pflichten, die sich aus dem WTO-Recht und dem bilateralen Beschaffungsabkommen mit der EU ergeben, nicht entziehen will.  Eine wichtige Klarstellung!», so Marc Steiner, Richter am Bundesverwaltungsgericht und Mitglied des Wissenschaftsbeirats von swisscleantech.

Versorgungssicherheit: Der Bundesrat ist am Ball

Der Bundesrat will die Speicherkapazitäten im Energiesektor ausbauen. Dies schlägt er mit der laufenden Revision der Energieförderungsverordnung (EnFV) vor. swisscleantech begrüsst diese Neuerung. Sie reicht aber nicht aus, um die Versorgungssicherheit zu verbessern. Vielmehr braucht es neue Anreize, um die Produktion von erneuerbarem Winterstrom anzukurbeln. Dazu können verschiedene Technologien beitragen: Windturbinen weisen häufig einen Winterstromanateil von 60% aus, und bereits standardmässige PV-Anlagen produzieren etwa 30% ihres Stroms im Winter. Zudem kann der Winterertrag von Photovoltaikanlagen mit Fassadenmodulen, bifazialen Modulen sowie Anlagen im Berggebiet gesteigert werden.

Keine Senkung der Einmalvergütung

Eine weitere Senkung der Einmalvergütung für kleine Photovoltaikanlagen, wie sie der Bundesrat ebenfalls vorschlägt, lehnt swisscleantech ab. Dies würde den Ausbau ausgerechnet in jenem Marktsegment gefährden, das derzeit noch wächst. Mit Blick auf die Ausbauziele ist eine Anpassung zum jetzigen Zeitpunkt deshalb falsch. Vielmehr ist es nötig, die Bewilligungspraxis zu vereinfachen.

Was es braucht, sind neue Anreizmodelle für Photovoltaikanlagen ohne Eigenverbrauch. Für diese Anlagen lohnen sich Investitionen heute nicht, und so bleibt ein erhebliches Potential auf grossen, gut geeigneten Dachflächen ungenutzt.

Eigenverbrauch fördern

Die in der Revision der Energieverordnung (EnV) vorgeschlagene Präzisierung bei Zusammenschlüssen zum Eigenverbrauch (ZEV) begrüsst swisscleantech. Damit wird es leichter, diese für eine erneuerbare Energiezukunft wichtigen Projekten zu realisieren.

Bundesgesetz über den unterirdischen Gütertransport (CST)

Der unterirdischen Gütertransport stellt insbesondere in den Agglomerationen eine interessante Alternative für die Feinverteilung von Gütern dar. Die Kombination von langsamem, kontinuierlichem Warenfluss, Zwischenlagerung und Entlastung der bestehenden Infrastrukturen sowie auch der Einbezug der City Logistik haben das Potenzial zu grösserer Effizienz und kleinerem Umweltverbrauch.

Die grosse Herausforderung besteht darin, die notwendigen Investitionen bereitzustellen. Für swisscleantech ist es nachvollziehbar, dass diese Investitionen durch Private getätigt werden sollten.

Unabhängig davon, wer die neue Infrastruktur in den unterirdischen Gütertransport finanziert, ist Planungssicherheit notwendig. Nur so kann davon ausgegangen werden, dass interessierte Investoren bereit sind, sich an einem konkreten Projekt zu beteiligen.

In diesem Sinne ist eine Ausarbeitung eines umfassenden Gesetzes eine sinnvolle und zentrale Voraussetzung, um eine potenziell zukunftsfähige Idee vorantreiben zu können.

Lesen Sie unsere Stellungnahme zu den einzelnen Fragen im angefügten PDF.

Wo stehen wir in der Mobilitätspolitik?

Eine Ergänzung durch eine Lenkungsabgabe auf Treibstoffe ist laut Teilnehmenden möglich, ihre Umsetzung jedoch umstritten. Die Lenkungswirkung ist wohl (zu) gering, solange die Preisaufschläge klein sind. Eine hohe Lenkungsabgabe, die wirklich zu einer Verkehrsreduktion führen würde, hätte hingegen erheblichen Tanktourismus zur Folge.

Die Diskussionen zeigten aber, dass in der Verkehrspolitik über einen sehr wichtigen Aspekt nicht qualifiziert gesprochen wird. Nämlich dass der Raumverbrauch des Verkehrs zu Opportunitätskosten führt, die in keiner Rechnung mitberücksichtigt werden. Steigt insbesondere in den Agglomerationen der Verkehr weiter an, bedeutet dies, dass schrittweise mehr Raum für die Mobilität zur Verfügung gestellt werden müsste. Im Siedlungsraum würde die Erweiterung der Infrastruktur aber Raum konsumieren, der heute anderweitig genutzt wird. Es müssten Häuser für zusätzliche Strassen abgebrochen werden und alternative Nutzungen wie Parks etc. würden verunmöglicht. Insgesamt würde die Lebensqualität in den Agglomerationen sinken.

Diese Diskussion ist vor allem dann zentral, wenn über die Rolle des öffentlichen Verkehrs nachgedacht wird. Die Verkehrsrechnung des Bundes weist nämlich nach, dass von den bisher erfassten Kosten der motorisierte Individualverkehr eine Kostendeckung von über 86% aufweist, während der öffentliche Verkehr eine von weniger als 50% aufweist. Aufgrund dieser Fakten könnte geschlossen werden, dass der öV vom MIV quersubventioniert ist. Eine Stärkung des MIV würde daher externe Kosten reduzieren. Intuitiv ist jedoch klar, dass eine solche Stossrichtung wenig erfolgversprechend wäre, da dadurch die Verkehrsbelastung deutlich zunehmen würde.

Der öffentliche Verkehr schafft es, dank Organisation und Infrastruktur, Personenmobilität mit wenig Raumbedarf zur Verfügung zu stellen. Dies ist der Beweis dafür, dass die Kosten der Raumnutzung in Zukunft in die Mobilitätsrechnung einbezogen werden müsste.

BRACK.CH: So geht nachhaltige Logistik

 

So sieht eine Erfolgsgeschichte aus: Als Student begann der Aargauer Roland Brack damit, Computer zusammenzubauen, im Estrich des Elternhauses. Heute ist BRACK.CH der grösste unabhängige Online-Fachhändler der Schweiz. Das Handelsunternehmen ist Teil der Competec-Gruppe, die das grösste E-Commerce-Logistikzentrum der Schweiz betreibt. Pro Jahr werden 1.7 Millionen Pakete versendet. Das Zentrum basiert auf einem ausgeklügelten Kleinlagersystem aus Norwegen, bei welchem Roboter auf Rädern im Einsatz sind.

Am Member2Member-Anlass von swisscleantech liessen sich rund 30 Teilnehmende die innovative Logistik von BRACK.CH erklären. Mit dieser neuen Eventreihe fördert der Wirtschaftsverband die Vernetzung seiner Mitglieder und stärkt den politischen Dialog.

Digitale Lösungen und Klimaschutz gehen Hand in Hand

Roland Brack betonte am Mitgliederanlass, dass BRACK.CH die Pakete klimaneutral versendet. Authentisch zeigte er auf, weshalb Nachhaltigkeit für ihn zentral ist und weshalb sein Unternehmen vor kurzem swisscleantech Mitglied geworden ist. Roland Brack: «Die Entscheidung, bei swisscleantech Mitglied zu werden, ist uns leicht gefallen. Wir nehmen Nachhaltigkeit sehr ernst. Mit unserer Logistiklösung zeigen wir, wie innovative digitale Lösungen und Klimaschutz Hand in Hand gehen. Damit solche Pionierleistungen möglichst viele Nachahmer finden, braucht es das Engagement von swisscleantech. So entstehen Rahmenbedingungen für ein zukunftsfähiges Unternehmertum.»

Deutliches Mitgliederwachstum im Jubiläumsjahr

swisscleantech Vizepräsident Fabian Etter, der durch den Anlass führte, wies auf die ehrgeizigen Ziele hin, die sich der Verband für 2019 gesetzt hat. Im Jubiläumsjahr – swisscleantech wurde 2009 gegründet – soll die Mitgliederzahl verdoppelt werden. Weiter zeigte er auf, wie die Digitalisierung die Fokusthemen von swisscleantech voranbringt: Der technologische Wandel beschleunigt den Wandel zu einer CO2-neutralen Schweiz, zu einer zukunftsfähigen Stromversorgung und neue Geschäftsmodelle. Besonderes Gewicht legt der Verband laut Fabian Etter auf Smart City. Hier bringt sich swisscleantech verstärkt in den politischen Diskurs ein und arbeitet auf einen regulatorischen Rahmen hin, in dem sich das Potential der Digitalisierung entfalten kann.

Roland Brack (zweiter von rechts) und Oezkan Arin von BRACK.CH (rechts), mit Matthias Schwendimann, Fabian Etter und Katia Alich von swisscleantech

Präsentation zum Hochladen

swisscleantech befürwortet Gletscherinitiative

Die eidgenössische Volksinitiative für ein gesundes Klima (Gletscherinitiative) fordert einen neuen Artikel in der Bundesverfassung, welcher festhält, dass die Schweiz ihre Treibhausgasemissionen im Inland bis 2050 linear auf netto-null senkt.

Diese Forderung ist eine konkrete Umsetzung des Pariser Klima-Abkommens, das die Schweiz 2015 unterzeichnet hat. Zwar hat die Schweiz das Pariser Abkommen ratifiziert, aber ein rechtlich verbindlicher Absenkpfad bis netto-null fehlt bis jetzt.

Der Berichtes des Weltklimarates zeigt auf, dass die Auswirkungen des Klimawandels auf Wirtschaft und Gesellschaft bei einer Erwärmung von 2 Grad deutlich gravierender sind als bei einer Erwärmung von 1,5 Grad. Die Umsetzung des Pariser Abkommens ist daher dringlich.

Die Gletscherinitiative ist ein wichtiger Schritt in Richtung Umsetzung, denn sie will die Verpflichtungen aus dem Pariser Abkommen in der Verfassung verankern. Mit dem geforderten Treibhausgasneutralität in 2050 und den verlangten Zwischenzielen werden die Stützpfeiler eines planbaren, kontinuierlichen Ausstiegs aus den fossilen Energieträgern gesetzt.

Daher unterstützt swisscleantech die Gletscherinitiative. Wir sind durch unseren Vorstand This Schwendimann im Initiativkomitee vertreten.

Mehr Informationen zur Initiative finden Sie hier: https://www.klimaschutz-schweiz.ch/

Weitere Informationen zur Schweizer Klimapolitik

 

 

 

swisscleantech befürwortet Flugticketabgabe

Im Rahmen der CO2-Gesetzesrevision wird im Parlament eine Flugticketabgabe diskutiert.

Die Schweizer Emissionen des Flugverkehrs betragen jährlich rund 5 Mio. Tonnen CO2. Die gesamte Klimawirkung entspricht also 20-50% der Schweizer Inlandemissionen. Jede Schweizer*in fliegt zurzeit im Durchschnitt jährlich knapp 9000 Kilometer, Tendenz stark steigend. Eine vom BAFU in Auftrag gegebene Studie prognostiziert, dass sich die CO2-Emissionen der Schweizer Landesflughäfen ohne zusätzliche Massnahmen zwischen 2014 und 2030 verdoppeln werden.

Eine Flugticketabgabe kann den Flugverkehr noch nicht auf einen Paris-kompatiblen Weg lenken, ist aber trotzdem ein wichtiger Schritt, weil sie ein Signal sendet und eine Lenkungswirkung haben kann. Deshalb empfiehlt swisscleantech die Einführung dieser Lenkungsabgabe. Die Einnahmen sollten möglichst vollständig an die Bevölkerung zurückerstattet werden. Lesen Sie mehr dazu in swisscleantechs Position zur Flugticketabgabe.

Mehr zur CO2 Gesetzesrevision

Wie gut geht es der Wasserkraft?

Noch viel mehr als bei anderen Technologien sind die Kosten bei der Erstellung eines Wasserkraftwerkes sehr unterschiedlich. Deshalb ist es auch nicht weiter erstaunlich, dass einige Wasserkraftwerke gut rentieren und andere weniger. Drei Aspekte sind zu berücksichtigen: Art des Wasserkraftwerks, Alter des Wasserkraftwerks und Abschreibungsbedarf. Ganz offensichtlich unterscheiden sich Speicherkraftwerke, Laufkraftwerke und Pumpspeicherkraftwerke. Letztere, zu denen auch das im Artikel erwähnte Kraftwerk Linth-Limmern gehört, sind im Moment defizitär und werden das wohl auch noch auf Jahre hinaus bleiben. Speicherkraftwerke sind dank ihrer Flexibilität interessant, Flusskraftwerke aufgrund der eher geringeren Baukosten. Entscheidend für die Rentabilität sind vor allem auch das Alter der Kraftwerke und die angewendeten Abschreibungszyklen. Aus älteren Studien weiss man, dass die Rentabilität von alten Anlagen, bei denen die Abschreibungen aus der Erstellung weitgehend getätigt sind, rentabel sind, während neue Anlagen und solche, die umfassend renoviert worden sind, eher teurerer Kosten aufweisen und dann oft nicht oder nur knapp rentabel betreiben werden können.  

Diese Überlegungen geben nun den Blick frei auf die wichtigen Schlüsse, die leider im Artikel nicht gezogen werden: Viele der heute rentablen Anlagen werden in den nächsten Jahren in einen neuen Erneuerungszyklus eintreten. Als Folge davon wird ihre Rentabilität geschwächt. Die Massnahmen in den Erneuerungszyklen sind jedoch nötig, um auch langfristig die Produktion zu erhalten und sie allenfalls auszuweiten. Damit sind wir beim zweiten Problem: Weil die Kosten der Erstellung einer neuen Wasserkraftanlage sehr stark von den örtlichen Gegebenheiten wie Wasserfluss und Gefälle abhängen, muss leider festgehalten werden: Die günstigen Potentiale in der Wasserkraft sind längst gebaut. Neue Anlagen werden in den meisten Fällen zu Preisen produzieren, die bei den heute üblichen Strompreisen nur knapp rentabel oder sogar unrentabel sein werden. In diesem Fall wird der Ausbau wohl nicht erfolgen.

Im Hinblick auf den Ausstieg aus der Kernkraft sind das nicht besonders gute Nachrichten. Deshalb ist der Titel des Artikels («Die Wasserkraft lohnt sich») nicht unproblematisch. Auch wenn die Wasserkraft insgesamt heute finanziell wieder besser dasteht, muss weiterhin dafür gesorgt werden, dass die Anreize für Erneuerung, Optimierung und Ausbau erhalten bleiben. Aufgrund der hohen Kosten ist es nicht sinnvoll, jeden verbleibenden Bach zu turbinieren. Gleichwohl gibt es Potentiale in der Wasserkraft, die trotz fehlender Rentabilität im Sinne der Versorgungssicherheit heute realisiert werden sollten.

Quelle:

NZZ am Sonntag: Die Wasserkraft lohnt sich (nur für Abonnenten zugänglich)