Geschäftsmodelle für eine CO2-freie Speicherung überschüssigen Solarstroms

Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie (feasibility study) untersuchte ein Konsortium aus Bopp Consulting, Swissolar und Energie-Pool die Speicherpotenziale von Solarstrom in Speicherseen. Die Studie kommt zum Schluss, dass insbesondere ökologische und ökonomische Argumente dafür sprechen, Solarenergie in Speicherseen zu lagern. Allerdings steht der Ausführung die Möglichkeit der Entlastung vom Netzentgelt im Wege. Damit eine solche Art der Speicherung möglich wird, ist gemäss den Studienautoren ein attraktives Gesamtangebot notwendig. In diesem Fall sei aber eine WIN-WIN-Situation für den Speicherbetreiber wie auch für den Prosumer möglich.

Die Studie hält fast, dass ein gut konstruiertes Angebot einen positiven Effekt auf die durchschnittliche Anlagengrösse haben kann. Da heute der Eigenverbrauch einen wichtigen Ertragspfeiler darstellt, tendieren Gebäudebesitzer dazu, die Anlage eher zu klein zu dimensionieren, um den Eigenverbrauch optimieren zu können. Dies sei jedoch volkswirtschaftlich uninteressant, da bei kleinen Anlagen die Kosten pro installierter Kilowatt Peakleistung sehr viel schlechter seien als bei grossen Anlagen. 

Während des Studienzeitraums gelang es dem Konsortium nicht, ein EVU für einen praktischen Versuch zu gewinnen. In den Augen der Studienautoren ist dies bedauerlich, könnten doch solche Cloud-Speicherlösungen langfristig ein interessantes Businessmodell für EVU darstellen.

Stromabkommen: Geht uns der Strom aus?

Geht uns tatsächlich der Strom aus, wenn kein Stromabkommen zustande kommt? Um es kurz zu machen: Nein. Aber sicher ist, dass sich bei einem isolationistischen Kurs die Dinge für die Schweiz nicht vereinfachen.

Unabhängig vom Stromabkommen verfügen die Schweizer Kraftwerke – selbst nach dem Ausstieg aus der Kernkraft – über genügend Produktionsleistung, um jederzeit genügend grosse Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Dank unseren Speicherseen können wir Schwankungen jederzeit ausgleichen. Damit wir aber über den ganzen Winter genügend nachhaltig erzeugten Strom haben, ist es wichtig, dass in der die Schweiz und Europa weiterhin Anlagen für erneuerbare Energien zu gebaut werden.

Ganz auf Stromimporte aus den Nachbarländern zu verzichten, macht wenig Sinn – auch wenn wir theoretisch genug Anlagen bauen könnten, um unseren Strombedarf zu decken. Effizient ist es, nachhaltigen Strom dort zu beziehen, wo er am einfachsten und günstigsten produziert werden kann – solange der Transport auch gewährleistet ist.

Autarkie ist nicht sinnvoll

Dies ist auch das Hauptargument für ein Stromabkommen mit Europa. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass die Kosten für die Stromversorgung sinken, je besser die Koordination unter den Märkten ist. Das bedeutet idealerweise einen europäisch koordinierten Zubau von Leitungen und erneuerbaren Produktionskapazitäten sowie eine nahtlose Integration von allen Strommärkten.

An dieser Koordination sollte die Schweiz teilhaben können, denn dann würde sie in den Modellen zur Lastflussberechnung und Kapazitätsvergabe und hätte bessere Kenntnisse über die geplanten Lastflüsse durch die Schweiz. Heute ist unser Land vom Market Coupling, der gleichzeitigen Vermarktung von Stromproduktion und -transport ausgeschlossen. Dieser Ausschluss führt dazu, dass die Strompreise hierzulande höher sind als sie sein müssten.

Ohne Stromabkommen wird auch die Mitsprache beim Weiterausbau der Infrastruktur wegfallen. Beispielsweise könnte die Schweiz nächstens aus dem Verbund der europäischer Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E ausgeschlossen werden. Dies würde die Mitbestimmungsrechte der Schweiz auf dem Europäischen Strommarkt massiv einschränken.

Fazit: Die internationale Vernetzung hat die Schweiz bereits in der Vergangenheit stark gemacht: wirtschaftlich, politisch, wissenschaftlich und kulturell. Eine gute Vernetzung und enge Zusammenarbeit mit Europa ist sinnvoll – nicht nur beim Strommarkt. swisscleantech ist deshalb auch Teil des Wirtschaftskomitees von stark+vernetzt, das sich für eine konstruktive Europapolitik einsetzt. Wir sind überzeugt: Nur wenn wir für eine solide Partnerschaft mit unseren Nachbarn einstehen, können wir etwas bewegen. Heute und in Zukunft.

economiesuisse und die Zielvereinbarungen

Zu Recht lobt economiesuisse in ihrem NZZ-Gastkommentar die (freiwilligen) Zielvereinbarungen, wie sie Firmen mit der Cleantech Agentur Schweiz oder der Energieagentur der Wirtschaft eingehen können. Tatsächlich motiviert dieses Instrument Firmen, effizienter zu werden. Darum hat sich swisscleantech auch immer hinter diesen Prozess gestellt.

Aber: Damit Lenkungsabgaben funktionieren, muss der Staat ein Reduktionsziel setzen. Wird das Ziel nicht erreicht, erhöht der Staat die Abgabe, bis das Ziel erreicht wird. Bei Übererfüllung kann die Abgabe gesenkt werden. Zielvereinbarungen sind gerade deshalb so erfolgreich, weil sie mit diesem Mechanismus kompatibel sind. Steigt die Lenkungsabgabe, werden die Firmen dazu animiert, höhere Ziele zu erreichen.

Der Verband economiesuisse hat sich stets konsequent gegen eine solche zielkohärente Lenkungsabgabe eingesetzt – auch in der aktuellen Diskussion um das CO2-Gesetz im letzten Herbst. Da lautete ihre Empfehlung, die Lenkungsabgabe auf dem aktuellen Niveau zu begrenzen, obwohl Paris-kompatible Reduktionsziele noch lange nicht erreicht sind.

Diese Empfehlung hat daher zwei negative Effekte: Firmen, die noch keine Vereinbarung eingegangen sind, haben keinen zusätzlichen Anreiz, eine Zielvereinbarung einzugehen oder ihre Emissionen sonst zu reduzieren. Und auch innerhalb der Zielvereinbarungen sind die ausgehandelten Massnahmen weniger ambitioniert. Denn die Rentabilität der Massnahmen wird aufgrund der Höhe der Lenkungsabgabe bestimmt.

Fazit: Wer Zielvereinbarungen lobt, aber die Lenkungsabgaben begrenzt, hebelt eine sinnvolle Massnahme aus und macht damit nicht viel mehr als ein Lippenbekenntnis zum Klimaschutz.

Neue Gebäudeklimapolitik für die Schweiz

Energiegesetze für Gebäude sind kantonal geregelt, es besteht jedoch eine interkantonale Harmonisierung. Im Moment sind in vielen Kantonen die Energiegesetze in der Überarbeitung. swisscleantech beobacht die politischen Reaktionen auf die Entwicklung dieser Gesetzespakete seit einigen Jahren und stellt fest: Die MuKEn sind ein gutes Mitteln, um dafür zu sorgen, dass Neubauten energieeffizient gebaut werden.

Es fehlt jedoch ein genügend grosser Anreiz, um die Sanierungsrate von weniger als 1% auf 2-3% anzuheben. Mit der aktuellen Sanierungsrate wäre der Gebäudebestand erst in 80 bis 100 Jahren klimaneutral. Das ist deutlich zu langsam für die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Gemäss dem Abkommen sollte die Energieversorgung der Schweiz bis 2050 100% CO2-neutral sein.

Es braucht neue Businessmodelle, um die Modernisierungsrate zu erhöhen. Diese neuen Anreize müssen die wichtigsten Gründe adressieren, die Hausbesitzer davon abhalten, ihre Gebäude so umzubauen, dass sie CO2-neutral und bei hohem Komfort betrieben werden können. Diese sind beispielsweise hohe upfront Investitionen, unrealistische Renditeerwartungen und mangelnde Information. Die beiden letzten Hinderungsgründe hängen direkt miteinander zusammen: Wenigen Hausbesitzer ist bewusst, dass zum Beispiel eine Wärmedämmung währen 40 und mehr Jahren ihre Dienste erfüllt. Kalkuliert man jedoch richtig und schreibt man sie aber über die Lebensdauer ab, wird Klimaschutz rentabel und bezahlbar.

 

Mehr Infos

Download Präsentation «Eine neue Gebäudeenergiepolitik für die Schweiz» (PDF)

Blog «Gebäudeklimapolitik: Ein neues geflügeltes Wort?»

 

Wie funktioniert kreislauffähige Beschaffung?

Die Ansätze der Kreislaufwirtschaft bergen auch bei der Beschaffung von Gütern, Maschinen und Dienstleistungen grosse Potentiale im Bereich der Kosten- und Ressourcenoptimierung. Doch wie können solche Potentiale genutzt werden und welche Schritte sind nötig, um zusammen mit Anbietern kreislauffähige Beschaffungslösungen zu entwickeln? Anhand zweier Praxisbeispielen aus den Niederlanden gingen wir unter anderem diesen Fragen nach. 
 
In einer Einleitung erläuterte Raphael Fasko von Rytec AG den Begriff «Kreislaufwirtschaft» und stellte die verschiedenen Strategien und Wirtschaftsmodelle der Kreislaufwirtschaft vor. 
 
Godard Croon vom Beratungsunternehmen Copper8 stellte klar: Es gibt keine Patentlösung für jedes Unternehmen, wenn es um kreislauffähige Beschaffung geht! Das fange bereits bei der Definition einer «Kreislaufwirtschaft» an und gehe weit über rein technische Aspekte hinaus – der gesamte Prozess, zum Beispiel die Kooperation mit Lieferanten, sowie das Finanzierungsmodell müssen ebenso betrachtet werden. Dies habe jedoch auch den Vorteil, dass jedes Unternehmen eine für sich wirklich passende Lösung entwickeln könne. Croon gibt Unternehmen, die kreislauffähig beschaffen wollen, dafür folgende Tipps: 
  • Entscheiden Sie nicht nur nach Preis: Günstiger ist nicht immer besser. Setzen Sie jedoch einen maximalen Preis, den Sie bereit sind zu zahlen. Die Kriterien könnten z.B. so gewichtet werden: Preis 20%, Aktionsplan 45%, zirkuläre Aspekte des Produkts (z.B. Materialherkunft, Rezyklierbarkeit) 20%, gesellschaftlicher Mehrwert 15%.
  • Fragen Sie Ihren Lieferanten nach einem Aktionsplan, um zu sehen wie realistisch die vereinbarten Ziele sind. Wie funktioniert zum Beispiel die Demontage des Produkts?
  • Sie werden nicht alles von heute auf morgen ändern können, aber jede Frage, die Sie stellen, wirkt sich auf den Markt aus.
  • Kreislaufwirtschaft messen: Achten Sie auf Zertifikate (z.B. Cradle-to-Cradle), führen Sie Lebenszyklusanalysen für Ihre Produkte durch, nutzen Sie Tools wie Circular IQ
  • Bringen Sie alle Lieferanten an einen Tisch. Sollte ein Lieferant sich zunächst nicht mit dem Thema Kreislaufwirtschaft auseinandersetzen wollen, dann überlegt er es sich womöglich anders, wenn er mitbekommt, dass die Konkurrenz dies tut.
  • Sie können die kreislauffähige Beschaffung nicht im Alleingang umsetzen: Holen Sie sich Unterstützung von der Geschäftsleitung und Mitarbeitenden, die sich für das Thema Kreislaufwirtschaft begeistern können.
  • Schliessen Sie einen Rahmenvertrag ab. Dieser hat keinerlei finanziellen Wert, regelt jedoch den Abschluss weiterer Einzelverträge, zum Beispiel in dem er Qualitätsanforderungen oder etwaige Abnahmepflichten im Vorhinein festlegt. Dies bietet Ihrem Lieferanten mehr Sicherheit bei der Absatzplanung, welche ihm motivieren sollte, Ihren Ansprüchen gerecht zu werden. 
In diesen Rahmenverträgen sollte es unter anderem auch um Ambitionen gehen, ergänzt Marc Unger, Berater bei AT Osborne. Wenn die Beschaffung für jedes Projekt getrennt voneinander abgewickelt wird, bestehe zu wenig Anreiz, sich zu verbessern. Wenn man in einem Rahmenvertrag gemeinsame Ziele festlege, steige dieser hingegen. So könne man jeweils Einzelverträge für beispielsweise drei Jahre abschliessen. Wenn der Lieferant bei Vertragsablauf die Zwischenziele erreicht hat, wird ein neuer Vertrag mit höheren Zielen festgelegt usw. Weitere Informationen bezüglich solcher Kooperationen gibt es hier.
 
Des Weiteren gibt es inzwischen einige Produkte, die «as a service» angeboten werden. So zum Beispiel Philips Lighting. Hier kauft der Kunde ausschliesslich das Licht – die Verantwortung z.B. bezüglich der Wartung liegt beim Hersteller. Der Anreiz, das Produkt so langlebig und effizient zu gestalten wie möglich, steige dementsprechend. 
 
In den anschliessenden Diskussionsrunden konnten die Teilnehmenden über das Gehörte sprechen und auf ihr Geschäft beziehen. 
 

Gebäudeklimapolitik: Ein neues geflügeltes Wort?

An der Modernisierung der Gebäude führt kein Weg vorbei, wenn die Schweiz das Pariser Abkommen erfüllen will. Spätestens 2050, also in bald 30 Jahren, sollten alle Gebäude ohne CO2- Emissionen beheizt werden. Davon sind wir noch weit entfernt. Fakt ist: Europaweit hat die Schweiz den Gebäudebestand mit dem höchsten Anteil an fossilen Heizungen. Deshalb braucht die Schweiz nicht nur eine Energiepolitik für das Gebäude – sie braucht eine Gebäudeenergiepolitik.
 
Aber: Auch wenn mit Wärmepumpen bereits heute die meisten Gebäude mit deutlich tieferen CO2-Emissionen beheizt werden könnten, muss die Effizienz im Gebäudebestand parallel dazu steigen, während gleichzeitig die erneuerbare Produktion gesteigert wird. Nur so kann das Ziel des CO2 freien Gebäudeparks rechtzeitig erreicht werden.
 
Damit klimaneutrale Modernisierungen kostenoptimal durchgeführt werden können, müssen die Marktkräfte spielen. Lenkungsabgaben sind auf dem Weg dazu hilfreich. Analysen zeigen jedoch, dass dies nicht ausreicht. Genauso wichtig ist es, dafür zu sorgen, dass Lebenszykluskosten in der Kalkulation zur Anwendung kommen und dass möglichst transparente und aktuelle Informationen zur Verfügung stehen.
 
swisscleantech hat sich zum Ziel gesetzt, ein ergänzendes Politikfeld zu erschliessen, welches den Prozess der klimaneutralen Modernisierung unseres Gebäudebestandes beschleunigen könnte. Dabei werden bekannte und erfolgreiche politische Werkzeuge auf eine neue Art kombiniert. Absenkpfade, wie sie bei Verpflichtungslösungen im Industriebereich (Act/EnaW) zur Anwendung kommen, koppeln wir mit Risikoabsicherungen, wie sie zum Beispiel in der Form von Exportrisikogarantie zur Anwendung kommen und ergänzen sie mit Finanzierungsmechanismen, wie sie bei der Wohnbauförderung erfolgreich eingesetzt werden. Das Resultat ist ein Fonds, der helfen soll, unsere Bestandesgebäude kostenoptimal zu modernisieren.
 
Mehr Informationen zu einem solchen Modernisierungsfonds stehen in der Form eines Konzeptpapiers und einer Kurzpräsentation zur Verfügung.

Revision der Verordnung zum Stilllegungs- und Entsorgungsfonds (SEFV)

Welche Sicherheiten im Rahmen der Fonds für die Stilllegung und für die Entsorgung notwendig sind, misst sich daran, wie man das Risiko von Kostenüberschreitungen einschätzt. Wer sich nicht mit den konkreten Fachfragen täglich auseinander setzt, ist nicht in der Lage, den Finanzbedarf qualifiziert abzuschätzen. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Kostenüberschreitungen bei grossen Bauprojekten eher die Regel sind. Diese Informationen mahnen zur Vorsicht.

Die beiden Interessen «finanzielle Reserve» und «Bau zusätzlicher erneuerbaren Anlagen» könnten in Einklang gebracht werden, indem den Kernkraftwerksbetreibern ermöglicht wird, Finanzmittel statt auf dem Finanzplatz in Projekte zur Erstellung von erneuerbaren Energieerzeugungsanlagen in der Schweiz zu investieren. Beispielsweise könnte man so das Projekt Trift realisieren, welches im Moment noch nicht rentabel ist, jedoch langfristig mit Sicherheit einen wichtigen Beitrag an die Stromversorgung der Schweiz leisten wird. Man kann argumentieren, dass dieses Vorgehen für die Zukunft der Schweizer Stromversorgung besser und nicht unbedingt risikoreicher ist als die Anlagen am Finanzmarkt.

Zeit, die Schweizer Klimaziele zu erhöhen?

Der Weltklimarat stellt fest, dass die globalen CO2-Emissionen bis 2030 um etwa 45% gegenüber dem Niveau von 2010 gesenkt werden und bis 2050 netto-null (CO2-neutral) erreicht haben müssen. So besteht eine 50% Chance, den Klimawandel auf 1.5 Grad zu beschränken.

Verteilt man das verbleibende CO2-Budget gemäss heutiger Bevölkerungszahl, stehen der Schweiz ca. 550 Mio. Tonnen zu. Das vorgeschlagene Inlandziel des Bundesrats und auch das von swisscleantech geforderte Ziel von minus 40% bis 2030 führen beide zu höheren kumulativen CO2-Emissionen. 

Sollte swisscleantech also ein ambitionierteres Schweizer Klimaziel fordern? swisscleantech will Ziele vertreten, die eine enkeltaugliche Zukunft ermöglichen. Aber höhere Zielforderungen nützen wenig, wenn sie keinen politischen Einfluss haben. swisscleantech führt daher zurzeit eine Mitgliederumfrage zum Thema durch. 

Das Infoblatt in der linken Seitenleiste stellt die wichtigsten Fakten und Fragen zusammen. Hier können sie auch eine Präsentation dazu runterladen:  PPT_Schweizer Klimaziel 2030

swisscleantech Mitglieder können sich hier an der Umfrage beteiligen.

Für mehr Informationen kontaktieren Sie bitte politik@swisscleantech.ch.  

Zukunft braucht Mut

Der grosse Saal im Hotel National war bis auf den letzten Platz besetzt, als swisscleantech am Mittwoch seinen Frühjahrsanlass zum Thema „Mehr Mut im Klimaschutz“ durchführte. Unter den Teilnehmern waren mehr junge Leute als an Veranstaltungen von Wirtschaftsverbänden üblich – es ging auch um ihre Zukunft. Doch ausgerechnet die Schweiz, die einst etwa bei der sauberen Stromerzeugung durch Wasserkraft und bei der Elektrifizierung der Eisenbahn Pionierarbeit geleistet hat, ist für die Zukunft schlecht aufgestellt. „Die Schweiz ist kein Pionier mehr“, sagte Christian Zeyer, der Geschäftsführer von swisscleantech, zur Einleitung. Platz 25 bei den erneuerbaren Energien in Europa, letzter Platz bei der CO2-Intensität der Neuwagen, höchster Anteil an fossilen Brennstoffen in der Gebäudeheizung – das Land hat sich auf den Lorbeeren der Vergangenheit zur Ruhe gebettet.

Dabei sind die Voraussetzungen für eine saubere Wirtschaft gegeben. „Die Technologie ist da, den Wandel zu gestalten“, sagte Carsten Bopp, CEO der Tessiner Pini Group und frisch gewählter Präsident von swisscleantech. Die Energiewende dürfe daher nicht weiter aufgeschoben werden, die Mobilitätswende auch nicht. Ähnlich klang es bei Hans Gut, CEO der MAN Energy Solutions in Zürich. „Wir haben genug erneuerbare Energien, ohne Einbussen bei der Lebensqualität hinnehmen zu müssen.“ Es sei auch nicht richtig, Öl und Gas zu verbrennen. Gut hat deshalb zusammen mit einem Dutzend anderen Schweizer Unternehmenschef die Politiker im Herbst in einem Brief aufgefordert, ein griffiges CO2-Gesetz zu verabschieden– vergeblich, wie sich zeigen sollte.

Für Tiana Angelina Moser war denn auch die Ablehnung des Inlandziels durch die SVP-FDP-Mehrheit im Nationalrat „ein frustrierender Moment“. Aber das politische System bevorteile Interessenvertreter, welche Veränderungen verhindern wollen, so die grünliberale Nationalrätin aus Zürich. Gerade deshalb brauche es swisscleantech, warf Roger Nordmann ein. „Es gibt zu viele Interessenvertreter des Bestehenden“, sagte der Waadtländer SP-Nationalrat und Vorstandsmitglied von swisscleantech. „swisscleantech ist in diesem Sinn der Vertreter der Interessen der Zukunft.“

Aus der Sicht von Antoinette Hunziker-Ebneter ist die Rückwärtsgewandheit, wie sie in der Ablehnung des Inlandziels zum Ausdruck kam, auch unter den Wirtschaftsführern in der Schweiz verbreitet. „Es fehlt manchmal einfach der Mut“, sagte die Gründerin und Chefin der Forma Futura Invest AG. „Es geht vielen angesichts des hohen Wohlstandes nur um den Erhalt der Errungenschaften.“ Es brauche daher erfolgreiche Beispiele einer nachhaltigen Wirtschaft und einen institutionalisierten Dialog zwischen Politik und Wirtschaft.

Da sieht Carsten Bopp den Platz von swisscleantech. Der Verband sei eine Plattform, auf der sich Meinungen bilden könnten. „Wir wollen die Themenführerschaft ausbauen“, so der neue Verbandspräsident. Doch um mehr politisches Gewicht zu erhalten, brauche es mehr Mitglieder. Bopp setzte die Latte hoch: Der Verband müsse die Zahl der Mitgliedsheute von heute 260 auf 1000 steigern. Das Potenzial dafür ist da, gab sich Fabian Etter überzeugt, Verwaltungsratspräsident der Elektro Etter AG und Vizepräsident von swisscleantech. „swisscleantech ist der einzige branchenübergreifende Wirtschaftsverband, der sich für die Nachhaltigkeit einsetzt.“ 

 

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Deutlicher Mitgliederzuwachs bei swisscleantech und Erneuerung des Vorstands

swisscleantech war 2018 erfolgreich unterwegs. Die Mitgliederzahl wuchs auf 260, allein seit Dezember konnten 30 neue Mitglieder gewonnen werden. Im laufenden Jahr wird ein noch stärkeres Mitgliederwachstum angestrebt. Zu dieser Entwicklung tragen die Dringlichkeit eines effizienten Klimaschutzes sowie die neuen, attraktiven Mitgliederkonditionen bei, die von der Generalversammlung genehmigt worden sind.

Carsten Bopp (48), der neu gewählte swisscleantech Präsident, ist Group CEO der PINI Swiss Engineers AG, einem führenden Schweizer Ingenieurunternehmen, und Verwaltungsrat der Cargo sous terrain AG. Er gehört seit März 2018 dem Vorstand von swisscleantech an.

«Angesichts der globalen Herausforderung des Klimawandels spielt unternehmerische Innovation eine zentrale Rolle. Der nötige Wandel kann nur zusammen mit der Wirtschaft gelingen, und dafür braucht es die richtigen Rahmenbedingungen. Seit seiner Gründung vor zehn Jahren setzt sich swisscleantech dafür ein. Die politischen Entwicklungen der letzten Monate zeigen: Nur wenn Wirtschaft und Politik zusammenspannen, kann Klimaschutz erfolgreich sein», sagt Carsten Bopp, der neue swisscleantech Präsident.

Carsten Bopp löst Matthias Bölke an der Spitze von swisscleantech ab. Matthias Bölke stand dem Verband seit 2016 vor und widmet sich nun seinen neuen Aufgaben im Schneider Electric Konzern ausserhalb der Schweiz.

«swisscleantech war und ist für die Schweiz ein entscheidender Verband, der sich kontinuierlich für Klimaschutz, Nachhaltigkeit und somit für eine progressive Schweizer Wirtschaft einsetzt. Ich bin froh, dass sich der Verband in den letzten Jahren erneuert hat und wünsche ihm alles Gute für die Zukunft», sagt Matthias Bölke.

«Ich danke Matthias Bölke für sein grosses Engagement für swisscleantech. Damit hat er massgeblich dazu beigetragen, dass der Verband heute erfolgreich in die Zukunft blicken kann», so Carsten Bopp.

Verstärkung des Vorstands

Gleichzeitig verjüngt swisscleantech den Vorstand. Mit Daniel Eugster (46) und Franziska Barmettler (36) sind zwei profilierte Persönlichkeiten in den Vorstand gewählt worden. Daniel Eugster ist Geschäftsführer und Inhaber der Haustechnik Eugster in Arbon und FDP-Kantonsrat im Thurgau. Franziska Barmettler ist Sustainability Manager bei IKEA Schweiz und war zuvor für den Migros Genossenschafts-Bund sowie für swisscleantech tätig. Den Vorstand verlassen haben Felix Gassmann, René Herzog, Lorenz Isler und Wolfgang Schwarzenbacher. swisscleantech bedankt sich bei ihnen für ihren wertvollen langjährigen Einsatz, mit dem sie den Verband in der herausfordernden Zeit vorangebracht haben.

Die beiden Vorstandsmitglieder Fabian Etter, Verwaltungsratspräsident der Elektro Etter AG, und Dr. Christina Würthner, Chief Financial & Strategy Officer bei enersis, engagieren sich künftig als Vizepräsidenten für swisscleantech.

«Ich freue mich sehr darauf, mit dem verjüngten Vorstand und gemeinsam mit der Geschäftsstelle die wichtige Arbeit von swisscleantech voranzubringen, damit die Schweizer Unternehmen die Chancen nutzen können, die sich auf dem Weg in eine CO2-neutrale Zukunft bieten. Die Revision des CO2-Gesetzes und die Regulierung des Strommarktes sind für uns zwei zentrale politische Geschäfte, für die wir uns einsetzen, um diesem Ziel einen wichtigen Schritt näher zu kommen», so Bopp.

 

Über Carsten Bopp (Foto)

Carsten Bopp (48) ist Group CEO der PINI Swiss Engineers AG. Die PINI Gruppe ist ein Ingenieurs-, Planungs- und Beratungsunternehmen und fokussiert sich auf Infrastrukturprojekte in den Bereichen Transport, Mobilität und Energie. Die Gruppe beschäftigt rund 300 Mitarbeiter an 8 Standorten in der Schweiz, Frankreich, Italien und Österreich. Zudem ist Carsten Bopp Inhaber der Bopp Consulting GmbH, einer Beratungsfirma in den Bereichen General Management, Human Resources sowie Marketing und Kommunikation. Als Verwaltungsrat der Cargo sous terrain AG, als Vorstandsmitglied beim House of Logistics & Mobility (HOLM) in Frankfurt und als ehemaliger Verwaltungspräsident bei Bombardier in der Schweiz engagiert er sich seit längerer Zeit für eine effiziente, sichere und umweltfreundliche Mobilität. Seit März 2018 ist Carsten Bopp im swisscleantech Vorstand. Er ist Schweizer und Deutscher Bürger und lebt in Zürich.