swisscleantech Position zur Totalrevision des CO2 Gesetzes

Eine innovative und weitblickende Klimastrategie hilft der Schweizer Wirtschaft, zukunftsfähig zu werden. Ein zögerliches Handeln hingegen wird mittel- und langfristig zu bedeutend höheren Kosten führen. Eine angemessene Revision des CO2-Gesetzes ermöglicht der Schweiz eine effektive Klimapolitik für die Jahre 2021-2030. Die zentralen Forderungen von swisscleantech sind:

  • Das 2030 Reduktionsziel erhöhen (mindestens 45% im Inland, 60% Gesamtziel)
  • CO2-Abgabe auf Brennstoffe gemäss Bundesratsvorschlag weiterführen
  • Zielvereinbarungen für Unternehmen effizient und fair ausgestalten
  • Gebäudesektor: Emissionsgrenzwert ab 2023 einführen, Gebäudeprogram weiterführen
  • Verkehrssektor: Emissionsgrenzwerte verschärfen, Zusätzliche Massnahmen einführen
  • Flugticketabgabe einführen
  • Technologiefonds sichern
  • Klimabildung und Kommunikation stärken

Lesen Sie mehr über die Positionen von swisscleantech zu weiteren Aspekten der Totalrevision des CO2-Gesetzes.

Im Inland reduzieren oder im Ausland kompensieren?

Während die parlamentarischen Beratungen zur Revision des CO2-Gesetzes in den Anfängen stecken, wird eine Frage in der Öffentlichkeit bereits rege diskutiert: Soll der Fokus eher auf Inlandreduktion oder auf Auslandkompensationen gelegt werden? Die Meinung gehen weit auseinander – dies zeigt beispielsweise auch der Beitrag von 10vor10 vom 19.Februar «Soll Klimaschutz ins Ausland ausgelagert werden?» Der Bundesrat schlägt vor, zwei Drittel der Emissionsreduktionen, die für die Zeit zwischen 2021-2030 vorgesehen sind, durch Auslandzertifikate zu erreichen.

Was spricht für Zertifikate?

  • Sie stellen ein interessantes Businessmodell für einige Firmen dar.
  • Sie könnten an Exporte von Schweizer Technologien geknüpft werden.
  • Der Kauf von Zertifikaten ist heute sehr günstig.
  • Zertifikate können helfen, nicht erreichte Ziele zu kompensieren.

 

Was spricht gegen Zertifikate?

  • Zertifikate haben heute oft eine fragwürdige Qualität. Von den zwischen 2008-2012 weltweit ausgestellten Zertifikaten wurde 75% eine ungenügende Umweltintegrität bescheinigt, d.h. sie bewirkten nur geringe oder gar keine Emissionsminderungen.
  • Es ist unklar, ob und wie der Zertifikatshandel ab 2020 ausgestaltet sein wird. Beispielsweise ist nicht geklärt, wie sichergestellt werden soll, dass Emissionsminderungen nicht doppelt angerechnet werden (vom Verkäufer und vom Käuferland). Neben der Schweiz setzen nur eine Handvoll weitere Länder auf dieses Instrument. (Kollmuss 2017)
  • Laut Pariser Klimaabkommen streben alle Vertragsstaaten ein Emissionsniveau von netto-null an. In Zukunft werden deshalb verlässliche Zertifikate knapp und teuer.
  • Auslandzertifikate bieten keinen Anreiz für wichtige Infrastrukturerneuerungen und Innovationen im Inland.
  • Der Kauf von Zertifikaten führt zu einem Mittelabfluss aus der Schweiz ins Ausland.

Wer sich bei der Klimapolitik zu stark auf Zertifikate und Emissionsreduktionen im Ausland abstützt, geht grosse ökonomisch und ökologisch Risiken ein. Eine wirkungsvolle Klimapolitik mit ambitionierten Zielen und Massnahmen im Inland lohnt sich somit aus Risiko- und Kostenüberlegungen.

Wichtig ist: Unsere Hausaufgaben müssen wir selber machen. Gerade in den Bereichen Verkehr und Gebäude sind unsere pro-Kopf-Emissionen auch im Vergleich zu anderen Ländern hoch – die Reduktionspotenziale aber ebenso. Im Infrastrukturbereich mit langen Investitionszyklen ist langfristiges Denken und Handeln wichtig und notwendig.

Deshalb fordert swisscleantech ein Inlandsreduktionsziel von -40%. Die vom Bundesrat vorgeschlagenen Reduktion von -30% ist zu wenig ambitioniert. Die Auslandemissionen den Inlandemissionen gleichzustellen, wie das einige Akteure fordern, lehnen wir ab. Das Ziel entscheidet, ob künftig in der Schweiz investiert oder auf den Einkauf von Zertifikaten im Ausland gesetzt wird.

Dokumente zum Download
Position zur CO2 Gesetzesreform 
Präsentation swisscleantech anlässlich der Anhörung der UREK-N zum CO2-Gesetz
Kollmuss (2017): Chancen und Risiken beim Kauf von Emissionsminderungen im Ausland
Pariser Klimaabkommen: Bedeutung für die Schweiz und die Wirtschaft
Tages-Anzeiger: «Nun geht der Streit um die künftige Klimapolitik richtig los.»
Tages-Anzeiger: «Lässt sich Klimaschutz auslagern?»

Links zu weiteren Informationen
Hintergrundinformationen zum Pariser Klimaabkommen 
Offizielle Informationen einschliesslich Übersichtspräsentation zur Revision des BAFU

Fragen und Anmerkungen gerne an anja.kollmuss(at)swisscleantech.ch

 

Chancen und Risiken beim Kauf von Emissionsminderungen im Ausland

Die Schweiz will für ihr Klimaziel im Rahmen des Pariser Klimaabkommens bis 2030 ca. 59 Millionen Emissionszertifikate im Ausland erwerben. Das ist weit mehr als die 30 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen, die im Inland eingespart werden sollen. Doch der Einkauf von Auslandszertifikaten ist aus ökonomischen und ökologischen Gründen problematisch. Dies zeigt eine neue Studie von Anja Kollmuss, Klimapolitikberaterin und Research Associate des Stockholm Environment Institute, welche swisscleantech in Auftrag gegeben hat.

Für swisscleantech ist klar, dass Emissionszertifikate «mit Augenmass» eingesetzt werden müssen. Qualitativ hochstehende Zertifikate könnten durchaus eine Rolle spielen. Deshalb setzt sich swisscleantech für ein Inlandsreduktionsziel von -40% anstelle der vom Bundesrat vorgeschlagenen -30% ein. Klare, ambitionierte Ziele fördert inländische Innovation und bestimmen, ob die Schweizer Wirtschaft selber Klimalösungen entwickeln und Marktchancen nutzen kann, oder ob sie diese einkaufen muss.

Kollmuss hat ausserdem berechnet, wie viele Tonnen CO2 die Schweiz mit den 16.5 Mio. Zertifikaten, die sie für ihr Kyotoziel von 2008-2012 benutzte, tatsächlich im Ausland reduziert hat.

Die Studie wurde im Rahmen eines Berichtes des Tages-Anzeigers vom 6. Dezember 2017 erstmals veröffentlicht.

Mehr Informationen

 

 

CO2-Gesetz: Richtige Anreize setzen

Dieses Ziel entscheidet, ob künftig in der Schweiz investiert oder auf den Einkauf von Lösungen und Zertifikaten im Ausland gesetzt wird.„Die Ausgestaltung des CO2-Gesetzes bestimmt, ob die Schweizer Wirtschaft selber innovative Klimalösungen entwickeln und Marktchancen nutzen kann, oder ob sie diese einkaufen muss. Ein klares Ziel fördert inländische Innovation“, sagt Christian Zeyer, Geschäftsführer von swisscleantech.

Das Ziel muss von ambitionierten, ausgewogenen Massnahmen begleitet sein – dann gelingt auch die Umsetzung. Im Zentrum stehen Massnahmen im Bereich des Verkehrs und der Gebäude. „In beiden Bereichen sind unsere pro-Kopf-Emissionen auch im Vergleich zu anderen Ländern hoch – die Reduktionspotenziale aber ebenso“, erklärt Zeyer. Sich weitgehend auf Zertifikaten abzustützen und die Emissionsreduktionen im Ausland zu bescheinigen, ist ökonomisch und ökologisch mit Risiken verbunden, denn:

  • Es ist unklar, ob und wie der Zertifikatehandel ab 2020 ausgestaltet sein wird. Neben der Schweiz setzen nur eine Handvoll weitere Länder auf dieses Instrument.
  • In Zukunft werden Zertifikate knapp und teuer: Laut Pariser Klimaabkommen streben alle Vertragsstaaten ein Emissionsniveau von netto-null an. Verlässliche Zertifikate werden knapp. Wer bis dann seine Hausaufgaben nicht gemacht hat, zahlt.
  • Auslandzertifikate bieten keinen Anreiz für Innovationen im Inland.

Eine wirkungsvolle Klimapolitik mit ambitionierten Zielen und Massnahmen im Inland lohnt sich auch aus Risiko- und Kostenüberlegungen. „Gerade im Infrastrukturbereich mit langen Investitionszyklen ist langfristiges Denken wichtig“, sagt Zeyer.

Klimaschutz ist kluge Wirtschaftspolitik

Für Bertrand Piccard ist der Fall klar: Die sauberen Technologien sind kein Ding der Zukunft, sondern Gegenwart. „Für Solarimpulse haben wir die Technologie der Gegenwart verwendet, und trotzdem konnten wir ohne Emissionen, ohne Lärm fast unendlich lange fliegen“, sagte der Flugpionier, Gründer der Stiftung Solarimpulse und Ehrenpräsident von swisscleantech in einer Videobotschaft zur Veranstaltung „2 Jahre nach Paris – Entwicklungen, Strategien und Lösungsansätze für die Klimapolitik“ am 29. November in Bern. Saubere Technologien seien nicht ökologisch, sondern schlicht logisch. Sie helfen Jobs zu schaffen, Gewinne zu sichern und Wachstum zu schaffen, so Piccard. „Aber ich bin pessimistisch, wenn ich sehe, wie lange die Technologien zu ihrer Umsetzung brauchen.“ Das habe auch mit den politischen Vorgaben zu tun. „Es braucht einen ehrgeizigen rechtlichen Rahmen, um die Innovationen umzusetzen.“

Kleine Fortschritte am Klimagipfel

Die Schaffung eines solchen rechtlichen Rahmens für die Welt braucht Zeit, Ausdauer und Verhandlungsgeschick, wie das Referat von Dina Spörri zeigte. Die stellvertretende Leiterin der Schweizer Delegation bei den Klimaverhandlungen ging auf den Stand, die Herausforderungen und Ziele der internationalen Klimapolitik zwei Jahre nach Paris ein. Der Pariser Klimagipfel 2015 sei ein Erfolg gewesen, weil es die Teilung der Welt in Industrie- und Entwicklungsländer aufgebrochen und ein umfassendes, dauerhaftes, robustes und rechtlich verbindliches Abkommen hervorgebracht habe. Nun gehe es darum, das Abkommen auch in verbindliche Regeln für alle Länder umzusetzen. Der Klimagipfel in Bonn im November habe dabei einige Fortschritte gebracht. So konnte man sich auf den Umfang und den wesentlichen Inhalt der künftigen Regeln einigen sowie die Modalitäten des sogenannten Talanoa-Dialogs festlegen. Dieser Dialog war bereits auf dem Pariser Klimagipfel für 2018 als erste Bestandsaufnahme der klimapolitischen Massnahmen der Vertragspartner vereinbart worden.

Zu den Knacknüssen der Klimaverhandlungen gehört laut Spörri derzeit die unklare Rolle der USA nach der Ankündigung von Präsident Donald Trump, sein Land aus dem Klimaabkommen zurückziehen zu wollen. Aber auch die alte Trennung in Industrie- und Entwicklungsländer komme immer wieder in verschiedenen Formen auf den Verhandlungstisch. Nun sollen am nächsten Klimagipfel im polnischen Kattowitz 2018 die Umsetzungsrichtlinien des Klimaabkommens endgültig verabschiedet werden.

Verbindliche Inlandziele treiben Innovation

Aber auch in der nationalen Klimapolitik wird noch kräftig gebremst, wie eine Diskussion von swisscleantech-Geschäftsführer Christian Zeyer und Beat Ruff, stellvertretendem Leiter Infrastruktur, Energie und Umwelt der economiesuisse, gezeigt hat. Ruff bestand darauf, dass bei der bevorstehenden Revision des CO2-Gesetzes keine verbindlichen Inlandziele für die CO2-Reduktion verabschiedet werden sollen. economiesuisse stehe hinter dem Ziel der Schweiz, den CO2-Ausstoss bis 2030 um 50 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Aber der grössere Wirtschaftsdachverband lehne eine verbindliche Unterteilung in einen Inland- und einen Auslandsteil ab. Die Emissionen sollten dort reduziert werden, wo es am günstigsten sei, so Ruff. Und das sei oft im Ausland. Man solle die „niedrig hängenden Früchte“ zuerst pflücken.
Christian Zeyer widersprach. Heute ständen der Gebäudebereich und der Verkehr für einen wesentlichen Teil des CO2-Ausstosses. Doch gerade in diesen Bereichen seien die Erneuerungszyklen lang und zudem würden die Kosten oft falsch berechnet. „Deshalb braucht es verbindliche Vorgaben jetzt.“ Er verwies auch darauf, dass anspruchsvolle aber realistische Inlandziele die Innovation fördern und eine wirtschaftsfördernde Wirkung haben. Für die Firmen der Effizienzwirtschaft sei diese eine grosse Chance. Ausserdem kann sichergestellt werden, dass die Schweiz ihre Hausaufgaben erledigt. „Die Unternehmen sagen uns, dass sie einen Schweizer Heimmarkt brauchen, um im Ausland agieren zu können.“

Die Klugen gehen voran

Wie sehr klare Vorgaben helfen können, den CO2-Ausstoss zu verringern, zeigte Stefan Vannoni. Der Direktor von Cemsuisse verwies darauf, dass sein Verband 2003 als erster eine Zielvereinbarung mit dem Bund abgeschlossen habe. Seither hätten die Schweizer Zementhersteller ihren CO2-Ausstoss um 62 Prozent gesenkt. „Und es gibt noch Luft nach unten.“ Auch Wolfgang Schwarzenbacher sprach sich für klare Vorgaben aus. „Die Technologie geht in Richtung Effizienz“, sagte der Chef von ENGIE Schweiz und Vorstandsmitglied von swisscleantech. „Erneuerbare Lösungen müssen heute keinen Vergleich mehr scheuen.“ Aber es gebe noch einiges zu tun. So nutzten viele Industrieunternehmen noch nicht das Potential von Abwärme. „Es braucht Inlandziele“, so seine Schlussfolgerung. Auch aus der Sicht der Architektin Tanja Rösner von aardeplan in Baar braucht es staatliche Vorgaben. Das Bewusstsein des Sinns und der Notwendigkeit von Nachhaltigkeit sei noch nicht bei allen Bauherrschaften angekommen. „Daher braucht es Gesetze.“

Vorausschauende Unternehmen gehen voran. So bezieht die AXA Winterthur einen Teil ihres Strombedarfs vom Windpark auf dem Mont Crosin. Die Versicherung ist an diesem grössten Windpark in der Schweiz beteiligt. AXA habe sich auch von Anfang an für die Energiestrategie 2050 ausgesprochen, wie Thomas Hügli sagte, der Chief Sustainability Officer der Versicherung. Und die Schweizer Postboten tragen die Post seit Anfang 2017 nur noch mit Elektrorollern aus, wie Anne Wolf sagte, die Leiterin Corporate Sustainability. Mehr noch: Alte Batterien der Elektroroller erhalten bei der Post ein zweites Leben. Sie speichern nun im umgebauten Postgebäude von Neuenburg den Sonnenstrom vom Dach.

Viele Unternehmen haben verstanden, was Bertrand Piccard sagt: „Es geht nicht darum, dass die Schweiz die Welt retten soll“, so der Flugpionier in seiner Botschaft. „Sondern es geht darum, ob die Schweiz ihre eigene Wirtschaft und ihre eigene Industrie retten kann.“

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COP23: Langsamer, aber stetiger Fortschritt

Sicher ist, dass an der Klimakonferenz wichtige Fortschritte gemacht werden konnten. Ihr Motto «further, faster, together» konnte die Konferenz dennoch nicht einlösen. Es wäre allerdings auch vermessen gewesen, dies zu erwarten.

swisscleantech Geschäftsführer Christian Zeyer war mit der Schweizer Verhandlungsdelegation während zwei Wochen vor Ort und vergleicht die Klimakonferenz retrospektiv mit einer fragilen Seifenblase, die durch den kleinsten Windstoss ihre Richtung ändern könne.

So auch an der Klimakonferenz: Jedes Wort gilt es abzuwägen, denn auch nur das kleinste Missverständnis könnte eine ganze Verhandlung zum Kippen bringen. Diplomatisches Fingerspitzengefühl, korrekte Formulierungen und viel Geduld sind Voraussetzungen, wenn Verhandlungen vorankommen sollen.

Interessen für eine Umsetzung überwiegen

Das «Minimalziel», wie der Schweizer Delegationschef Franz Perrez zum Abschluss sagte, sei erreicht worden in Bonn. Die Arbeit der letzten zwei Wochen liegt in Form von mehreren hundert Seiten dicken Textentwürfen vor. Sie umfassen alle Positionen der Verhandlungsdelegationen zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Wichtig ist schlussendlich der Wille und das Interesse aller Verhandlungsparteien, das Pariser Abkommen auch tatsächlich umzusetzen.

Die Wirtschaft kann und soll hier einen wichtigen Beitrag leisten. In immer mehr Ländern wird beispielsweise die Effizienzwirtschaft zu einem gewichtigen Faktor. Diese darf und soll auch prominent und stolz auftreten. Vorwürfe, es ginge ihnen nur um die eigenen Interessen, sind fehl am Platz. Was gibt es dagegen zu sagen, wenn ein Wirtschaftszweig zur Lösung eines Weltproblems beitragen möchte und deshalb Rahmenbedingungen fordert, die für diese Wirtschaft von Vorteil sind?

Auf Wiedersehen in Polen

Auch wenn die Bonner Klimakonferenz unter den Erwartungen mancher blieb, gab es dennoch wichtige Fortschritte. Die zusammengetragenen Grundlagen müssen nun im Verlauf des nächsten Jahres konsolidiert werden. Anschliessend – vom 3. bis 14. Dezember 2018 – werden sich die Vertragsparteien von neuem in Polen treffen. Der Weg zu einer verlässlichen und transparenten Umsetzung des Pariser Abkommens ist noch weit und die Zeit drängt. Doch nur diese wiederkehrenden Konferenzen bieten eine Chance, dass ein weltweites Abkommen geschmiedet wird.
Eines dürfen wir aber nicht vergessen: Die Umsetzung eines internationalen Klimavertrages erfolgt auf lokaler Ebene. Wir müssen also weiterhin alles dransetzen, eine moderne, wirtschaftsfreundliche Energie- und Klimapolitik voranzutreiben.

Fragen und Anregungen gerne an: christian.zeyer(at)swisscleantech.ch

fokuskreislaufwirtschaft: Baubranche – Gebäude als Ressourcenlager

Nach einem einleitenden Referat zu den verschiedenen Aspekten der Kreislaufwirtschaft wurden die 33 anwesenden Personen über den technischen Stand im Bereich Rückbau, über das grosse Potential und die Notwendigkeit von Baustoffrecycling, sowie über aktuelle Herausforderungen und Hemmnisse, welche dieses Verfahren mit sich bringt, informiert.

In den beiden weiteren Referaten wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufgezeigt, wie die Zukunft der Bau- und Immobilienbranche aussehen könnte und teilweise schon aussieht. Gebäude werden so von Anfang an als Rohstofflager angesehen und entsprechend designt. Dabei steht eine sortenreine Zerlegungsfähigkeit des Gebäudes im Zentrum, die den Erhalt der Material-Qualität garantiert. Noch einen Schritt weiter geht die ‚Registrierung‘ der verbauten Materialien in einem Gebäude. Durch diese Hinterlegung der relevanten Daten hat der aktuelle oder zukünftige Gebäudeeigner stets den Überblick über den ‚materiellen Wert‘ seines Gebäudes. Auf einer übergeordneten Ebene hilft dieses Material-Kataster, die ‚verbauten Rohstofflager’ in einem bestimmten Gebiet zu kennen und mit diesen zu planen.

Zwischen den Referaten konnten die Teilnehmendenden in der Kleingruppe anhand der Inputs ihre eigenen Erfahrungen aus ihrem Unternehmen oder ihrem beruflichen Alltag diskutieren und austauschen. Die Durchmischung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ergab spannende und angeregte Diskussionen, welche später am Apéro noch weitergeführt wurden.

Dokumente zum Download
Präsentation: Landkarte der Kreislaufwirtschaft und „neue“ Geschäftsmodelle 
Präsentation: Baustoffrecycling & Baustoffrecycling+ 
Präsentation: Bauen für die Circular Economy mit Cradle to Cradle 
Präsentation: Material Matters – Business Models for the Circular Economy
Flyer & Programm fokuskreislaufwirtschaft

Vertiefte Diskussion über Wasserzinsen nötig

swisscleantech setzt sich dafür ein, dass:

  • die Wasserkraft nachfragedienlich ausgebaut wird.
  • die Produktionskosten transparent gemacht werden und Produktionsbeiträge aus der Marktprämie nur da ausgeschüttet werden, wo die Produktionskosten effektiv zu ungenügenden Deckungsbeiträgen führen.
  • nachfragedienliche Neubauten und umfassende Sanierungen im Rahmen des Netzzuschlags finanziert werden können, wobei der Mechanismus so zu gestalten ist, dass die Produktion systemdienlich ist und die Beiträge bei steigenden europäischen Strompreisen automatisch sinken.

Stellungnahme zum aktuellen Revisionsvorschlag
Die vorgeschlagene Revision beurteilen wir als nicht zielführend. Wir sind jedoch der Meinung, dass die Wasserzinsen flexibel da reduziert werden können, wo nachgewiesen ist, dass die Kraftwerke tatsächlich fehlende Deckungsbeiträge aufweisen. Dieser Berechnung sind angemessene Amortisationszeiten und der heutigen Situation angepasste Zinssätze zu hinterlegen. Diese Übergangslösung kann ohne Senkung des Maximalbetrags und durch die Kantone autonom im Gespräch mit den Berggemeinden ausgehandelt werden.

swisscleantech fordert  eine umfassende Diskussion der Wasserzinsen, die dazu führt, dass die Wasserzinsen wirklich zu einem solidarischen Element der Förderung der Alpenregion wird.

Die vorgeschlagene Revision würde bei den Gemeinden zu kurzfristigen, finanziellen Einbussen führen. Trotz aller Vorbehalte gegenüber dem aktuellen System, welches dazu führt, dass Gemeinden mit Finanzmitteln entschädigt werden, die nur mit dem Standortvorteil, aber nicht mit den Bedürfnissen im Gleichgewicht sind, scheint uns eine schnelle Anpassung ohne umfassende Diskussion nicht angezeigt.

Im Rahmen dieser Diskussion fordern wir grösstmöglich Transparenz über die effektive Kostensituation.

 

fokuskreislaufwirtschaft – Veranstaltungsreihe zur Kreislaufwirtschaft

Sie wollen Kreislaufwirtschaft verstehen, die neuesten Trends und Projekte im Auge behalten oder sich sogar als Enabler engagieren? Machen Sie mit bei fokuskreislaufwirtschaft und erfahren Sie aus erster Hand von den neuesten nationalen und internationalen Entwicklungen.
Kreislaufwirtschaft («Circular Economy») ist mehr als Recycling. Es geht vom Design über Remanufacturing, Wartung und Logistik bis hin zu neuen Geschäftsmodellen – und kann für Unternehmen einen substantiellen Wettbewerbsvorteil darstellen.

Die Kreislaufwirtschaft ist ein globaler Megatrend in seiner Entstehungsphase, den die EU als Wachstumsmotor für die Wirtschaft (EU Circular Economy) versteht. Das Konzept wird von einer wachsenden Anzahl von Konzernen aufgegriffen (CE100, Ellen MacArthur Foundation). Für den Wissens-, Forschungs- und Entwicklungsstandort Schweiz ist die damit verbundene Innovationswelle eine Riesenchance.

Veranstaltungsformat

Im Rahmen von fokuskreislaufwirtschaft wird viermal im Jahr eine Nachmittagsveranstaltung zu einem zentralen Thema der Kreislaufwirtschaft angeboten. Pioniere der Kreislaufwirtschaft informieren über den internationalen Stand der Technik und präsentieren praktische Beispiele aus ihren Unternehmen.
Jede Veranstaltung beginnt mit der Einordnung des Veranstaltungsthemas in den Kontext des Megatrends Kreislaufwirtschaft. Nach den Inputreferaten folgt in einem interaktiven Teil der direkte Austausch zwischen Experten und Praktikern. In kleinen Gruppen können die Teilnehmenden dann mögliche Anwendungen im eigenen Betrieb diskutieren. Als Teilnehmer werden gezielt die zum Thema passenden Unternehmen und Akteure angesprochen, so dass ein Austausch unter Fachleuten entsteht.

Während der Veranstaltungsreihe werden wir einerseits zentrale Fragestellungen und Themen der Kreislaufwirtschaft branchenübergreifend diskutieren und andererseits die aktuellen Herausforderungen und Trends der Kreislaufwirtschaft branchenspezifisch beleuchten.

  • Designprinzipien – Beispiele und Funktion von biologischem und technischem Kreislauf, langlebigem und reparierbarem Design, Modularität, Zerlegbarkeit und Verzicht auf ökotoxische Chemie.
  • Materialien –  Anforderungen an Materialien, Forschungsbedarf, Fragen zur Lieferkette, Überlegungen zu bestehenden Recyclingsystemen.
  • Kreislaufschliessung –  Design zur Schliessung der Stoffkreisläufe, inkl. Produktrückholung, Zerlegung und Wiederverwertung.
  • Geschäftsmodelle – Nutzen statt besitzen, Miete- und Servicemodell statt Verkaufsmodell, Wettbewerbsvorteile und Zusammenspiel mit Kreislaufdesign.
  • Kulturwandel – Umstrukturierung von Abläufen und Prozessen sowie Motivation und Weiterbildung von Mitarbeitenden.
  • Rechtliche und finanzielle Herausforderung – Finanzierungs-, Versicherungs- und rechtlichen Fragen für neue Geschäftsmodelle, Risiken und Lösungsansätze.
  • Kundenperspektive – Kreislaufprodukte haben oft tiefere Total Cost of Ownership: Auswirkungen und Chancen für die Einkaufsabteilungen von Unternehmen.
  • Ökologischer Nutzen – Ökologische Bewertung von Kreislaufdesign, optimale Nutzungsdauer von Produkten, Ökobilanzen.

Die erste Veranstaltung dazu findet am 14. November statt!

 

Hintegrundinformationen zum Pariser Klimaabkommen

Ende 2015 haben sich die Länder dieser Welt – mit ganz wenigen Ausnahmen – zu mehr Klimaschutz verpflichtet und das Pariser Klimaabkommen verabschiedet. Die Hauptelemente des Pariser Klimaabkommens sind:

  • Die Erderwärmung soll auf deutlich unter 2°, wenn möglich unter 1.5°, begrenzt werden. Globale Treibhausgasemissionen sollen in der 2. Jahrhunderthälfte auf Netto-Null sinken.
  • Alle Länder sind angehalten, sich Reduktionsziele zu setzen. Die Ziele sind im Fünf-Jahres-Rhythmus kontinuierlich zu verstärken. Werden die Ziele verfehlt, führt dies allerdings nicht zu Sanktionen.
  • Ein grosses Gewicht liegt auf den Anpassungsmassnahmen, inklusive Mechanismen für «dauerhaften Verlust und reversiblen Schaden» («Loss & Damage»-Konzept).
  • Entwicklungsländer sollen pro Jahr mit 100 Mia. USD bei der Klimafinanzierung unterstützt werden.
  • Die globalen Finanzströme sollen in klimaverträgliche Anlagen umgelenkt werden. Damit sollen unter anderem auch Investitionen in Billionen-USD-Höhe umgelenkt werden.

Das Klimaabkommen ist Ende 2016 in Rekordzeit in Kraft getreten, nachdem 55 Vertragsparteien, die insgesamt 55% der globalen Treibhausgas verantworten, zugestimmt haben.

Bis dato haben 174 der 195 Vertragsstaaten das Abkommen ratifiziert. Die Schweiz hat das Abkommen offiziell am 6. Oktober 2017 ratifiziert und ist seither offizielle Vertragspartnerin.

Dokumente zum Download
Pariser Klimaabkommen: Bedeutung für die Schweiz und die Wirtschaft