Stellungnahme zur Atomausstiegsinitiative

Damit wurde der Ausstieg aus der heutigen Technologie der Kernkraftwerke beschlossen und der Einstieg in eine erneuerbare Energiezukunft eingeleitet. Die Atomausstiegsinitiative möchte als Ergänzung dazu eine Frist für die Ausserbetriebnahme der bestehenden Kernanlagen festsetzen. Aus der Sicht von swisscleantech gibt es Argumente für und gegen die Initiative. Der Verband hat deshalb Stimmfreigabe beschlossen.

Überlegungen von swisscleantech zur Atomausstiegsinitaitive finden Sie im beigefügten Positionspapier.

Das Stromsparen auf Infrastrukturanlagen kann weitergehen!

Die drei Programme für Kläranlagen, Wasserversorgungen und Kehrichtverbrennungsanlagen laufen erfreulicherweise weiter, da der Verein InfraWatt den Zuschlag für die drei Folgeprogramme von ProKilowatt erhalten hat. Damit können Stromsparmassnahmen mit Payback > 4 Jahre und die vorgängigen Energieanalysen auch in den nächsten Jahren weiterhin gefördert werden. Mit den Förderprogrammen werden Betreiber unterstützt, die Energiepotenziale mittels Energiestudien zu ermitteln und sinnvollen Massnahmen daraus zu realisieren. Spätestens bei einer Sanierung oder Erneuerung der Anlage lohnt es sich also besonders, die Effizienzsteigerung bei den Stromverbrauchern anzugehen.

Bei den Kläranlagen können z.B. Massnahmen mit Umsetzung ab dem 1.10.16 wieder gefördert werden, bei den Wasserversorgungen und KVA auch noch weiter zurückliegende Realisierungen. Berücksichtigt werden alle Technologien zur Stromeinsparung in den verschiedensten Bereichen der Anlage. Bedingung ist, dass die Massnahmen realisiert und nicht anderweitig subventioniert werden. Auch Grossverbraucher können profitieren, wenn es sich um eine Übererfüllung handelt, also um Massnahmen bei Prozessen mit Payback > 4 Jahre oder bei Gebäuden mit Payback > 8 Jahre. Es werden keine gesetzlich verlangten Massnahmen gefördert, bei den Motoren z.B. müssen es IE4 und höher sein oder IE3 Motoren mit FU, Nassläufer-Umwälzpumpen mit EEI = 0.2, Trockenläufer-Wasserpumpen mit MEI = 0.5.
Die Programme «Energieeffiziente ARA», «Energieeffiziente WV» und «Energieeffiziente KVA» laufen also weiter.

Aktuelle Informationen und die detaillierten Vorgaben sind zu finden sie hier. Gesuche können eingereicht werden an info@infrawatt.ch.

Wichtige Pfeiler eingeschlagen

Mit dem ersten Massnahmenpaket werden wichtige Pflöcke für eine verlässliche, wirtschaftsfreundliche und saubere Energieversorgung eingeschlagen.

Das heute vom Parlament verabschiedete Massnahmenpaket bringt deutliche Vorteile gegenüber der aktuellen Gesetzgebung. swissclentech begrüsst insbesondere, dass das Gebäudeprogramm intensiviert und mit 450 Mio. Franken pro Jahr ausgestattet wird sowie steuerliche Anreize für Sanierungen und energieeffiziente Neubauten geschaffen werden. Auch die Senkung der CO2-Emissionen für Neuwagen auf das Niveau der EU ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Schweizer hätten eine hohe Investitionsbereitschaft und betonten immer wieder, wie fortschrittlich sie seien, meint Franziska Barmettler, Co-Geschäftsführerin von swisscleantech: «Wenn wir nun auf effiziente und elektrische Fahrzeuge setzen, ist dieses Ziele ohne Mehrkosten zu erreichen». Denn effizientere Fahrzeuge sind nicht teurer und die Preise für Elektrofahrzeuge sinken. Gleichzeitig bedauert swissclentech, dass im Bereich der Stromeffizienz einige griffige Massnahmen die parlamentarische Debatte nicht überlebt haben. Auf der Seite der Stromproduktion ist die massvolle Erhöhung der KEV ein wichtiger Schritt. Zusammen mit dem Neubauverbot für Kernkraftwerke wird damit der Weg in die Richtung einer nachhaltigen Energiezukunft eingeschlagen.

Die Energiewende ist Fortschritt
Mit der Energiestrategie 2050 setzt die Schweiz auf ein fortschrittliches und kostengünstiges Energiesystem. Die Risiken des Klimawandels, der Kernenergie und der Abhängigkeit von ausländischen fossilen Energieträgern können damit entscheidend entschärft werden. Gleichzeitig wird die Nutzung der erneuerbaren Energiequellen weltweit immer billiger, während die Kosten der Kernenergie stetig ansteigen. Die Energiestrategie macht unsere Unternehmen und Haushalte wettbewerbsfähig, spart Kosten und schafft Wertschöpfung in der Schweiz. Eine glaubwürdige und vernünftige Alternative gibt es nicht.

Zweite Etappe jetzt angehen
Mit Blick auf die zweite Etappe gilt es, sich Gedanken darüber zu machen, wie die Refinanzierung der Kraftwerke zur Stromproduktion zukünftig gewährleistet werden kann. Unter dem aktuellen Strommarktdesign ist ein Anreiz dazu unerlässlich. Die Sunset-Klausel bei der Einspeisevergütung verlangt daher nach einer neuen Lösung. Gleichzeit gilt es den Übergang vom Förder- zum Lenkungssystem anzugehen. Im Bereich der Mobilität setzt swisscleantech auf ein umfassendes Mobility Pricing. Im Bereich der Brennstoffe ist eine Erhöhung der CO2-Abgabe im Rahmen der laufenden Revision des CO2-Gesetzes einzuführen.

Angstmacherei hat Wirkung gezeigt

Das Grundanliegen der Initiative ist für alle Seiten unbestritten. «Aufgrund der hohen Zustimmung im Vorfeld der Abstimmung muss davon ausgegangen werden, dass die Angstmacherei der Gegner gewirkt hat. Dies bedauern wir», sagt Christian Zeyer, Co-Geschäftsführer von swisscleantech. Da auch der Gegenvorschlag abgelehnt wurde, haben wir nun kein Rezept für die kommenden Herausforderungen. Weil diese aber trotzdem existieren und nicht einmal von den Initiativgegnern bestritten wurden, muss dringend eine Alternative ausgearbeitet werden.

Das richtige Mass ist entscheidend
Das Ziel eines nachhaltigen Ressourcenverbrauchs wird breit anerkannt und ist zweifelsfrei dringlich. Wichtig ist, dass man sich darüber einigt, welches Mass sinnvoll ist. Die Diskussionen haben gezeigt, dass der ökologische Fussabdruck als Mass missverständlich ist. Demgegenüber gibt das Pariser Klimaabkommen einen besseren, international abgestimmten Rahmen. swisscleantech wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass die Schweiz das in Paris abgegebene Versprechen einhalten wird. «Wir fordern die anderen Wirtschaftsvertreter nun auf, mit uns an einen Tisch zu sitzen und gemeinsam eine Roadmap auszuarbeiten», resümiert Zeyer. Die Gegner seien nun verpflichtet, aktiv mitzuwirken.

Innovation macht’s möglich!, 3. swisscleantech Quartalsanlass 2016

«Wie bringen wir Innovationen voran?», fragte swisscleantech-Präsident Matthias Bölke zum Auftakt. Dabei strich Bölke heraus, wie wichtig es sei

  • das Thema Klimawandel emotional zu besetzen – dadurch fänden Menschen einen schnelleren Zugang zum Thema
  • sich auf den technologischen Fortschritt – welcher durch die Digitalisierung beschleunigt werde – einzulassen und/oder diesen voranzutreiben
  • uns mit «Policy Making» auseinanderzusetzen: die Wirtschaft tue bereits viel im Bereich Nachhaltigkeit – aber genügen diese freiwilligen Anstrengungen?

Bölke würdigte die Anstrengungen von swisscleantech in Bezug auf die Abstimmungskampagne zur «Grünen Wirtschaft» und rief die Anwesenden dazu auf, am kommenden Abstimmungssonntag ein JA in die Urne zu legen. «swisscleantech hat die Debatte stark und laut geführt und wir werden dies auch in Zukunft tun», versprach Bölke mit Blick auf das mögliche Referendum zur Energiestrategie 2050.

Christian Berg von Inficon zeigte auf, wie in der Halbleiterproduktion komplexe Erfindungen zu effizienteren Herstellungsverfahren und massiven Kosteneinsparungen führen. «Unsere Innovationen helfen Ressourcen-Ineffizienz zu verhindern, damit millionenschwere Maschinen nicht unnötig still stehen», so Berg. Innovation brauche Neugier; in der Anfangsphase sei zudem kein Geld damit zu verdienen, ausserdem müsse das Kundenbedürfnis nach dem neuen Produkt normalerweise erst geweckt werden bevor ein Absatzmarkt entstünde, lautete das Fazit von Berg.

«Innovation braucht (Fern-) Ziele», erklärte Christian Zeyer, Co-Geschäftsführer von swisscleantech. Der moderne Mensch verzichte nicht auf technische Errungenschaften wie Flugverkehr oder Schiffsreisen. Deshalb plädierte Zeyer für eine bessere Ausschöpfung der vorhandenen Potentiale, «um Lösungen zu finden, die helfen das uns bekannte System umzubauen.» In seinem Referat legte er dar, wie dank «Power to-X» die Energiestrategie den Vorgaben des Pariser Klimaabkommens gerecht werden kann.

Hermann Pengg von Audi stellte gleich zu Beginn seine These in den Raum: Elektro- und Wasserstoffautos könnten den Klimawandel nicht verhindern. Der Grund: Die Elektrifizierung der gesamten Autoflotte daure zu lange. «Aber vielleicht liegt die Lösung in der Entwicklung von neuen Kraftstoffen (e-fluels)?»

Diese Frage spielte Pengg Christoph Gebald von Climeworks zu. Climeworks ist Kooperationspartner von Audi und entwickelt Maschinen, um CO2 aus der Luft zu nehmen, um es anschliessend als Kraftstoff weiterzuverarbeiten (Power to Gas / Power to Liquid). «Wichtig ist», betonte Gebald, «dass das CO2 aus der Atmosphäre kommt – sonst bringt die Technologie dem Klima nichts.»

swisscleantech dankt allen Anwesenden und Referenten für den informativen Abend und die spannenden Diskussionen im Anschluss.

Dokumente zum Download
Führt ‘Speed im Vakuum’ zu Effizienzsteigerung in der Halbleiterindustrie? Christian Berg,Inficon
Bedeutung von Power-to-Liquid für die Klima- und Energiepolitik Christian Zeyer, swisscleantech
Muss Diesel aus dem Boden kommen? Mit Power-to-Liquid geht es auch anders Hermann Pengg, Audi
Der CO2-Kollektor von Climeworks und sein Potential für die Erreichung der Klimaziele Christoph Gebald, Climeworks

Potential von Erneuerbaren ist riesig

Intuitiv bieten sich dafür entweder erneuerbare Energien oder die Kernenergie an. Allerdings sind beide Energiequellen nur auf den ersten Blick CO2-frei. Denn, zumindest in der heutigen Zeit, werden sowohl die Anlagen als auch die zum Betrieb benötigten Brennstoffe der Kernkraftwerke so hergestellt, dass dabei CO2 emittiert wird. Diese spezifischen Emissionen, ausgedrückt in g CO2/kWh, sind entscheidend. Eine CO2-freie Stromerzeugung ist nur möglich, wenn die spezifischen Emissionen deutlich reduziert werden können und schliesslich ganz verschwinden. Für Strom von Photovoltaikanlagen werden in Publikationen oft Werte von über 100 g CO2/kWh rapportiert. Dabei handelt es sich leider oft um veraltete Zahlen. swisscleantech hat deshalb die Firma Quantis, ein international anerkannter Spezialist zur Berechnung von Lebenszykluskosten, beauftragt, nicht nur die aktuell korrekten Emissionen zu bestimmen, sondern auch die Veränderungen in der Vergangenheit nachzuzeichnen und die zukünftige Entwicklung abzuschätzen.

Emissionen haben sich reduziert und werden weiter sinken

Bei der Analyse stellte sich heraus, dass es zwei Faktoren besonders zu berücksichtigen gilt. Einerseits verbessert sich die Herstellungstechnologie, andererseits verändert sich der Strommix. Quantis kommt zum Schluss, dass sich die spezifischen Emissionen seit den 90er Jahren von 170 auf 42 g CO2/kWh reduziert haben. Aufgrund der heute bereits erkennbaren Entwicklungsschritte dürfte sich die spezifische Emission von Strom aus Solarenergie um einen Faktor 7 weiter verbessern. So dürften diese 2050 noch bei rund 6 g CO2/kWh liegen. Strom aus Photovoltaikanlagen wäre damit um einen Faktor 20 besser als der heutige Schweizer Strommix und 100 mal besser als der Europäische Strommix. Bei der Windenergie zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Windturbinen liefern bereits heute Strom mit sehr tiefen spezifischen CO2 Emissionen 12 g CO2/kWh. Diese werden schrittweise weiter sinken.

Als Massstab für die Entwicklung des Strommix wurde China als Referenz genommen. China setzt im Moment sowohl auf erneuerbare Energien wie auch auf Kernenergie. Würde die China ausschliesslich auf erneuerbare Energien setzen, wäre das Resultat sogar noch besser. Interessant ist die folgende, weitergehende Extrapolation: Sobald Solaranlagen ausschliesslich aus erneuerbarer Energie gefertigt werden, streben die spezifischen Energien gegen Null.

PV-Module haben doppelten Nutzen

Natürlich müssen die erneuerbaren Energien den Beweis antreten, dass mit ihnen genügend Energie erzeugt werden kann. Dies ist insbesondere bei der Solarenergie eine Herausforderung, da die Energiedichte von Sonnenlicht gering ist. Allerdings darf man nicht vergessen, dass gleichzeitig grosse Flächen zur Verfügung stehen. Denn immer öfter übernehmen PV-Module einen doppelten Nutzen. Sowohl bei Dächern wie auch bei Fassaden können PV-Elemente als Wetterschutzschicht zur Anwendung kommen. Da gleichzeitig Dachziegel oder Fassadenelemente eingespart werden können, ergibt sich sowohl ökologisch wie auch ökonomisch ein interessantes Businessmodell. Parallel dazu macht die kurzfristige Speicherung von Strom aktuell grosse Fortschritte.

Insgesamt stehen heute in der Schweiz rund 480 km2 Gebäudefläche zur Verfügung. Neue Berechnungen auf Basis des Cleantech Energiemodells zeigen: Wird diese nur zur Hälfte genutzt, reicht es aus, um zusammen mit Windenergie, Wasserkraft und Geothermie genügend Strom für die Versorgung der Schweiz zur Verfügung zu stellen. Da das Potential von Windenergie in der Schweiz beschränkt ist, wird hier auf europäische Importe abgestützt.

Generell spricht sich swisscleantech gegen ein Technologieverbot aus. Wir haben jedoch bezüglich Extremfallrisiko und Endlagerung Vorbehalte gegenüber den heutigen Kernkraftwerken. Da Technologieverbote aus Sicht einer innovativen Volkswirtschaft keinen Sinn machen, hat swisscleantech stattdessen 2015 Positivkriterien publiziert, mit denen man Technologien zur Stromerzeugung überprüfen kann. [3]

[1] Quantis (2016): Vergangene und zukünftige Trends im Klimafussabdruck von Photovoltaik-Strom (swisscleantec_pv-development)

[2] Quantis (2016): Vergangene und zukünftige Trends im Klimafussabdruck von Wind-Strom (swisscleantec_windelectricity-development)

[3] swisscleantech (2015): 8 Kriterien für neue Technologien zur Bereitstellung von Energie («Positivkriterien»)

Grüne Wirtschaft: swisscleantech setzt auf Fakten statt Panikmache

An der Erkenntnis, dass wir nur eine Erde haben und auf Dauer nicht mehr verbrauchen können, als diese hergibt, führe kein Weg vorbei.

Gemäss den zwei heute veröffentlichten Meinungsumfragen sei das Rennen um die Volksinitiative für eine grüne Wirtschaft noch offen. Klar sei nur, dass ein grosser Teil des Stimmvolkes die Vorteile einer nachhaltigen Wirtschaft erkenne und an deren Innovationskraft glaube.

Angesichts der von Fakten völlig losgelösten Panikmache seitens der Gegner der Volksinitiative  müsse die verbleibende Zeit für eine sachliche Diskussion genutzt werden. swisscleantech appelliert an die Gegner, sich den Informationen und Zahlen zu stellen, die swisscleantech veröffentlicht hat. „Es ist schade, wie die Gegner der Initiative konsequent unsere Zahlen und Fakten ignorieren und der Diskussion darüber ausweichen“, so Co-Geschäftsführer Christian Zeyer.

An die Befürworter der Initiative geht der Appell, alle Kräfte zu mobilisieren, um möglichst viele Unentschlossene und Verunsicherte zu einem Ja zu bewegen und den Urnengang selbst nicht zu vergessen.

Schweizer KMU formieren sich für eine «Grüne Wirtschaft»

Sie anerkennen die Innovationskraft der Schweiz und bezeichnen diese als ihren wichtigsten Wettbewerbsvorteil, den sie stärken wollen. Gleichzeitig betonen sie, dass sich die Innovation im Vergleich zu 1982 deutlich beschleunigt hat und wir uns gar nicht vorstellen können, was im Jahr 2050 alles möglich sein wird. Ihre Beispiele zeigen, dass bereits heute schon vieles möglich ist. An einer Medienkonferenz in Bern haben Vertreter von Schweizer KMU die Bedeutung der Innovation als wichtigsten Rohstoff der Schweiz betont und darauf hingewiesen, dass die Schweiz eines der innovativsten Länder weltweit ist. Sie wollen diesen wichtigsten Wettbewerbsvorteil nicht nur erhalten, sondern im Wissen um die grossen Veränderungen, die der Klimawandel und die Begrenztheit der Ressourcen mit sich bringen werden, noch weiter stärken. Die Initiative setze auf Innovation, Ressourcen schonendere Technologien und Kreislaufwirtschaft, so die Befürworter. Dabei gehe es weder um Verzicht, noch um Massnahmen bei den Konsumenten. Es gebe schon heute die nötigen technischen Lösungen für nachhaltiges Wirtschaften. Die Möglichkeiten in 34 Jahren könne man sich gar nicht vorstellen.

Markus Tonner, CEO von InnoRecycling, zeigte, dass wir nach heutigem Stand der Technik bald 90% des schweizweit produzierten Abfalls rohstofflich nutzen können und dass die Recyclingquote in 34 Jahren vielleicht bei weit über 90% liegen wird. Aus den stets wachsenden Müllbergen, so Tonner, könnten wir neu eigene Rohstoffquellen schaffen und die Schweiz insofern unabhängiger vom Ausland und von volatilen Märkten machen. Dazu brauche es bloss den Willen, existierende Technologie auch zu implementieren und deren Entwicklung voranzutreiben.

Tanja Rösner-Meisser, Unternehmensleiterin des Architekturbüros aardeplan, führte aus, dass nachhaltig erstellte Gebäude zu einer erhöhten Kundenzufriedenheit führen und effizientester zu sanieren oder umzubauen sind. Zudem schaffe nachhaltiges Bauen eine Nachfrage nach gut ausgebildeten Fachkräften und damit Arbeitsplätze in der Schweiz, die nicht so einfach ausgelagert werden könnten.

Ansgar Igelbrink, Präsident Bauwerk Brand, erläuterte, wie seine Firma das «Cradle to Cradle®» Konzept umsetzt. Es sei keine leichte Aufgabe, dieses Konzept zu erfüllen, aber es zahle sich aus, denn erfreulicherweise forderten immer mehr Bauherren Produkte für den Innenausbau, die dem «Cradle to Cradle®» Konzept entsprechen. Die Innovation sitze in der Schweiz und könne nicht einfach ins Ausland verlagert werden.

Samuel Schweizer, Mitglied des Verwaltungsrats der Ernst Schweizer AG, Metallbau, zeigte auf, wie die verarbeitende Industrie den ökologischen Fussabdruck seit 1978 verringert hat und gab sich überzeugt, dass eine weitere massive Verringerung des Fussabdrucks möglich und nötig ist.

Gerhard Andrey, von der Liip AG, nannte den derzeitigen technologischen Fortschritt atemberaubend, eine Entschleunigung sei nicht in Sicht. Wer die Grüne Wirtschaft auf dem Stand der heutigen Technologie schlecht rede, wolle einfach keine Veränderung, sondern weiterhin die Kosten der Allgemeinheit abwälzen. Das sei weder liberal noch marktwirtschaftlich.

Jürg Grossen, CEO Elektroplan, ging darauf ein, wie einfach es bereits mit der heute verfügbaren Technik ist, sehr viel Energie in bestehenden Gebäuden und zudem im Mobilitätsbereich zu sparen und damit einen geringeren Fussabdruck hinzukriegen, ohne dabei auf Komfort, Lifestyle und Sicherheit verzichten zu müssen. De Investitionen zahlten sich aus, weil weniger Technik und mehr Intelligenz eingesetzt werde und sich der Komfort damit klar verbessern liesse.

Flavio Ravani, CEO Swissrenova, verwies darauf, seine Firma baue heute Häuser so, dass sie kaum mehr Heizenergie brauchten. Das mache Sinn für die Umwelt und spare den Besitzern Geld. Das sei heute schon daily business und werde in Zukunft noch weiter zunehmen.

Die Volksinitiative für eine Grüne Wirtschaft will, dass die Schweiz bis 2050 nachhaltig wirtschaftet. Der «ökologische Fussabdruck» der Schweiz soll – auf die Weltbevölkerung hochgerechnet – eine Erde nicht überschreiten. Auch die EU und andere Länder haben sich ein solches Ziel gesetzt.

Bundesrat und Parlament werden die Umsetzungsschritte definieren. Laut den Befürwortern ist das Ziel identisch mit den Verpflichtungen, die die Schweiz mit dem Pariser Abkommen eingegangen ist.

Dokumente zum Download
Gerhard Andrey, von der Liip AG
Jürg Grossen, CEO Elektroplan
Ansgar Igelbrink, Präsident Bauwerk Brand (Medienmitteilung Bauwerk, Bildübersicht Cradle-to-Cradle Bauwerk)
Flavio Ravani, CEO Swissrenova
Markus Tonner, CEO von InnoRecycling
Tanja Rösner-Meisser, Unternehmensleiterin des Architekturbüros aardeplan
Samuel Schweizer, Mitglied des Verwaltungsrats der Ernst Schweizer AG

Pariser Klimaabkommen: Bedeutung für die Schweiz und die Wirtschaft

Dadurch verpasst die Schweiz die grosse Marktdynamik, die sich jetzt weltweit in den vorausgehenden Ländern aufbaut. swisscleantech ruft alle Stakeholder dazu auf, sich auf Paris-kompatible Ziele zu einigen und rasch eine wirtschaftsfreundliche Umsetzungsstrategie zu entwickeln. Der Verband hat heute dazu ein Diskussionspapier veröffentlicht.

Wie die Bauwirtschaft und Hausbesitzer von der Initiative Grüne Wirtschaft profitieren

Im New Climate Economy Report (2014) wird deutlich aufgezeigt: Es ist ein sinnvolles Investitionsprogramm, unsere Infrastrukturen so umzubauen, dass sie nachhaltiger werden. Für den Energieverbrauch wie auch für den CO2-Ausstoss spielen die Wohngebäude eine wichtige Rolle. Dabei muss der ganze Gebäudebestand berücksichtigt werden. Neubauten weisen dank der Verschärfung der Baugesetze heute eine Qualität auf, die einen klimafreundlichen Betrieb ermöglichen. Rund 75% der bestehenden Bausubstanz ist jedoch nach wie vor in einem Zustand, der bezüglich Effizienz unbefriedigend ist.

Der Hausbesitzer muss sich daher heute fragen, wie sein Haus in 20 oder 30 Jahren auf dem Markt positioniert sein wird. Altbauten konkurrieren mit Neubauten, die einen höheren Komfort aufweisen und im Betrieb günstiger sind. Die Marktfähigkeit dieser Altbauten wird immer schlechter.

Deshalb lohnt es sich, bei der nächsten Sanierung den Energieverbrauch eines Gebäudes genauer anzuschauen und gezielt zu optimieren. Rechnet man den Komfortgewinn und die Energieeinsparungen über die ganze Lebensdauer, ist eine solche Sanierung bereits heute profitabel.

Um die Klimaziele zu erreichen, bräuchten wir eine Sanierungsrate von 2-3 %. Dies bedeutet, dass ein Gebäude etwa alle 40 Jahren umfassend saniert werden sollte. Dies ist ein Wert, der auch von Immobilienbewirtschaftern als vernünftig angeschaut wird. Zurzeit dümpelt die Sanierungsrate jedoch bei rund 1%. Der Sanierungszyklus beträgt 100 Jahre – viel zu lang.

Mit der Initiative «Grüne Wirtschaft» setzen wir uns ein klares Ziel. Dieses Ziel wird die Innovation in der Bauwirtschaft stimulieren und die Sanierungsrate ankurbeln.