Energiestrategie 2050 zum zweiten Mal im Ständerat

Das erste Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050 enthält wichtige Schritte für eine verlässliche, wirtschaftsfreundliche und saubere Energieversorgung. Am 31. Mai 2016 wird der Ständerat die verbleibenden Differenzen zum Nationalrat beraten. Weil die vorberatende Kommission grösstenteils an den Beschlüssen des Ständerates aus der ersten Beratung festhält, gibt es viele Differenzen zu klären. Diese betreffen vorwiegend die erneuerbaren Energien.
Im Sinne einer effizienten Stromproduktion aus einheimischer erneuerbarer Energie stehen für swisscleantech folgende Elemente im Vordergrund:

  • Dezidierter Ausbau der erneuerbaren Energien: In einer Schweiz ohne Kernkraftwerke und nach Abschluss des Pariser Klimaabkommens gibt es zwei Alternativen zum Ausbau der einheimischen Erneuerbaren: Importe im grossen Stil und längere Betriebszeiten der alten Kernkraftwerke. Je höher die Richtwerte für den Ausbau der Erneuerbaren, desto eher können wir auf die weniger attraktiven Alternativen verzichten.
  • Echte Verfahrensbeschleunigung für erneuerbare Energien: Neu besteht ein nationales Interesse an der Nutzung der erneuerbaren Energien. Dies ist eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für Projektentwickler. Eine Mehrheit der vorberatenden Kommission will nun diese Verbesserung einschränken. Damit würde die erwünschte Beschleunigung der Verfahren ausbleiben.
  • Effizienz-check bei der Wasserkraft: National- und Ständerat sind sich einig, dass sie der Grosswasserkraft eine pauschale Unterstützung zusprechen wollen. Gleichzeitig will eine Mehrheit der Kommission auch Kleinstwasserkraftwerke unter 1 MW in das KEV-System aufnehmen. Dies ist nicht verhältnismässig.
  • Energiestrategie und Atomausstiegsinitiative nicht verknüpfen: Mit einer Verknüpfung der Energiestrategie mit der Atomausstiegsinitiatve ist der Energiewende nicht geholfen. Das über viele Jahre hinweg ausgearbeitete erste Massnahmenpaket ist in sich stimmig und soll so rasch wie möglich umgesetzt werden. Durch eine Kopplung an die Initiative würde das Inkrafttreten der Energiestrategie unnötig verzögert. Dies würde sich negativ auf die Planungs- und Investitionssicherheit für die Unternehmen auswirken, die sich an der Umsetzung der Energiestrategie beteiligen.

Im Nationalrat wird in dieser Session hoffentlich – trotz der bevorstehenden Abstimmung zur Milchkuh-Initiative – die Vorlage zum NAF (Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds) weiterberaten. Für swisscleantech steht dabei die Elektromobilitätsabgabe im Zentrum. Diese ist das Pendant zur Mineralölsteuer für alternativ angetriebene Fahrzeuge, um diese an der Strassenfinanzierung zu beteiligen. Eine Mehrheit will die Abgabe als Pauschalabgabe ausgestalten. Dies bestraft Wenigfahrer und bremst die Marktentwicklung der Elektromobilität unnötig. swisscleantech plädiert deshalb für eine leistungs- bzw. streckenabhängige Ausgestaltung der Abgabe.

 

Stellungnahme zur Änderung der Energieverordnung

In der bis zum 25.5.2016 laufenden Vernehmlassung beantragt das Bundesamt für Energie (BFE) per 1.1.2017 eine Erhöhung des Netzzuschlags für die Förderung erneuerbarer Energien von heute 1,3 Pr/kWh auf 1,5 Rp/kWh. swisscleantech unterstützt diesen Antrag ausdrücklich. Der Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion ist eine der Hauptstossrichtungen des ersten Massnahmepakets der Energiestrategie 2050, welche zurzeit im Parlament diskutiert wird. Mit dem heutigen Zuschlag von 1,3 Rp/kWh würde der weitere Ausbau weitgehend zum Erliegen kommen. Die vorgeschlagene Erhöhung ist eine Massnahme, die konsistent ist mit der aktuellen Politik der Bundesversammlung. Zuwarten hätte negative Auswirkungen auf die Energiestrategie.

Milchkuh-Initiative: Argument der externen Kosten

Von den Medien wird dieses Argument der externen Kosten als halbrichtig eingestuft (z.B. Tages-Anzeiger vom 7.Mai 2016[1]). Im Folgenden werden deshalb die aktuellsten Zahlen und die Berechnung der externen Kosten dargestellt.

 

Was sind externe Kosten?
Ein Teil der Verkehrskosten ist für die Verkehrsteilnehmenden direkt spürbar, beispielsweise die Benzinkosten. Mit der Bezahlung von Benzin übernimmt der Verkehrsteilnehmende direkt einen Teil der von ihm verursachten Kosten. Durch das Tanken ergeben sich zudem Mineralölsteuereinnahmen, die teilweise für Unterhalt, Betrieb und Bau von Strassen eingesetzt werden. Diese direkt bezahlten Kosten nennt man interne oder private Kosten.
Daneben gibt es aber auch Kosten, die zwar durch den Verkehr verursacht werden, aber wofür die Verkehrsteilnehmenden nicht direkt bezahlen müssen. Typischerweise sind dies die externen Umwelt-, Unfall- und Gesundheitskosten. Verkehrslärm beispielsweise beeinträchtigt die Lebensqualität und die Gesundheit von Menschen, die in Verkehrsnähe wohnen. Dies kann indirekte Kosten in Form von Krankheiten und Spitalaufenthalten zur Folge haben. Dies sind die externen Kosten des Verkehrs.

Berechnung von externen Kosten
Zur Berechnung der externen Kosten gibt es verschiedene Studien. Die aktuellsten Zahlen liefert eine Studie des Bundesamtes für Raumentwicklung (ARE)[2] mit Daten von 2012. Sie berechnet die externen Kosten in 12 Bereichen[3], weist jedoch darauf hin, dass es weitere Kostenbereiche gibt, die nicht quantifiziert werden können. Insgesamt belaufen sich ihre Berechnungen auf 9.8 Milliarden CHF externer Kosten des Schweizer Verkehrssystem im Jahr 2012. Davon verursachte der Strassenverkehr mit 81% knapp 8 Milliarden CHF den Grossteil dieser Kosten. Die höchsten externen Kosten fallen in den Bereichen Klima, Lärm, Unfälle und luftverschmutzungsbedingte Gesundheitsschäden mit je 1.8 bis 2.2 Milliarden CHF an. Vergleicht man die Zahlen mit einer Studie[4], die auf Daten von 2010 beruht und dieselben Kostenbereiche abdeckt, wird deutlich, dass die externen Kosten im Verkehr angestiegen sind. Für das Jahr 2010 kam man auf eine Gesamtsumme der externen Kosten von 9.4 Milliarden CHF. Hauptverursacher war ebenfalls der motorisierte private Personenverkehr auf der Strasse mit Kosten von 5.5 Milliarden CHF.

Auch das Bundesamt für Statistik (BFS) publizierte letztes Jahr eine Studie zu den Kosten und Finanzierung des Verkehrs (KFV-Statistik) mit Daten von 2012.[5] Wie auch das ARE betrachtet das BFS jene externen Kosten, welche ausserhalb des jeweiligen Verkehrsträgers anfallen (Sicht Verkehrsträger). Die KFV-Statistik unterscheidet vier Typen von verkehrsbedingen Umwelt- und Gesundheitskosten: Luft, Lärm, Klima und Übrige[6]. Diese sind beinahe deckungsgleich mit den vom ARE berücksichtigten Kostenbereichen. Das BFS kommt zum Schluss, dass der private motorisierte Personenverkehr auf der Strasse 2012 mit 11.4 Milliarden CHF den Hauptanteil der gesamten Unfall-, Umwelt- und Gesundheitskosten auf Strasse und Schiene verursachte. 5.7 Milliarden CHF, also nahezu die Hälfte davon, wurden von der Allgemeinheit getragen und sind demnach externe Kosten.

Debatte um die Raumkosten
Die externen Kosten für den Raumbedarf sind bei den Berechnungen zwingend zu berücksichtigen. In den oben genannten Studien sind diese in den Natur-und Landschaftskosten enthalten. Einerseits wurden externe Kosten durch Habitatsverluste (Flächenverbrauch und die negativen Folgen für Ökosysteme und Biodiversität) ermittelt, andererseits die externen Kosten durch Habitatsfragmentierung (Trennwirkungen für Tiere). Dabei wurde, nach umfassenden Flächenanalysen, der gesamte Flächenverbrauch von Strasse (und auch Schiene) berücksichtigt.[7]

ETH-Professor Gunzinger[8] geht noch einen Schritt weiter und erstellt Schätzungen für den Raumbedarf, wenn die Benutzer des öVs auf den privaten Strassenverkehr umsteigen würden. Dies spielt insbesondere für en Pendlerverkehr eine grosse Rolle. Ein Auto beanpsrucht zwischen 67 m2 (bei Tempo 30) und 267 m2 (bei Tempo 120)[9]. Würden alle Passagiere eines gefüllten Zürcher Cobra-Trams das Auto nehmen, dann hätten sie einen Strassenbedarf von mehr als 4 km Länge. Dies entspricht etwa 111 Cobra-Trams. Obwohl das Auto in dicht besiedelten Gebieten wie der Stadt Zürich nur 25% der Personen transportiert, braucht es 76% der gesamten Mobilitätsfläche. Der öffentliche Verkehr hingegen benötigt etwas mehr als 20% und ist zuständig für 50% der Passagiertransporte.
Unter Berücksichtigung dieser Überlegungen würden die externen Kosten des Verkehrs sogar noch höher ausfallen.

Unsicherheiten
Von Medien und Politikern werden die offiziellen externen Folgekosten des Verkehrs vielfach nur als halbrichtig klassifiziert. Dadurch verliert das Argument der externen Kosten zu Unrecht an Glaubwürdigkeit. Dass externe Kosten nicht unkompliziert zu berechnen sind, wissen auch die Experten und haben demzufolge Schwankungsbreiten in ihre Berechnungen einbezogen. Generell sind die offiziellen Zahlen eher eine Unter- als eine Übertreibung.

Quellenangabe und Links zu weiteren Informationen
[1] Tages-Anzeiger vom 7.Mai 2016: Der Faktencheck zur «Milchkuh-Arena» oder auch Sonntagszeitung vom 8.Mai 2016 (nur Print)
[2] Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) (2016): Externe Kosten und Nutzen des Verkehrs in der Schweiz. Strassen-, Schienen-, Luft- und Schiffverkehr 2010 bis 2012.
[3] Luftverschmutzungsbedingte Gesundheitsschäden, Gebäudeschäden, Ernteausfälle, Waldschäden, Biodiversitätsverluste; Lärm; Klimaerwärmung; Natur- und Landschaftskosten; Bodenschäden durch toxische toffe; Belastungen aus vor- und nachgelagerten Prozessen; Unfälle; Zusatzkosten in städtischen Räumen
[4] Ecoplan / Infras (2014): Externe Effekte des Verkehrs 2010. Monetarisierung von Umwelt-, Unfall- und Gesundheitseffekten. Kurzfassung.
[5] Bundesamt für Statistik (BFS) (2015): Kosten und Finanzierung des Verkehrs. Strasse und Schiene 2012.
[6] Mit „Übrige“ sind beispielsweise Habitatsverluste und –fragmentierungen durch Verkehrsinfrastrukturen, Bodenschäden durch toxische Stoffe, diverse Umwelt- und Gesundheitskosten durch dem eigentlichen Verkehr vor- und nachgelagerte Prozesse (z.B. Bau und Entsorgung von Fahrzeugen und Verkehrsinfrastruktur) gemeint.
[7] Die Kosten für den Landerwerb sind keine externen Kosten, sondern Teil der Verkehrsprojekte und bereits bei den Infrastrukturkosten abgedeckt.
[8] Gunzinger, Anton (2015): Kraftwerk Schweiz. Plädoyer für eine Energiewende mit Zukunft. Zytglogge Verlag. (Kapitel 26)
[9] Zum Vergleich: Ein Fussgänger benötigt 1 m2 Platz und Velofahrer 10 m2. (siehe Gunzinger: 2015, Kapitel 26)

NEIN zu einer irreführenden Verkehrspolitik

Die Initiative ignoriert die technologischen Entwicklungen und steht im Widerspruch zu einer umfassenden Lösung der verkehrspolitischen Herausforderungen. Sie zeigt falsche Wege auf, weil sie das Verursacherprinzip verletzt und letztlich zu mehr Stau in Städten und Agglomerationen führt.

Eine zukunftsfähige Mobilität setzt auf den öffentlichen Verkehr genauso wie auf Elektromobilität und automatisches Fahren. Darum brauchen wir eine Verkehrsfinanzierung aus einem Guss. Alle benötigten Infrastrukturen – von der Strasse über Infrastruktur für den Langsamverkehr bis zum öffentlichen Verkehr müssen aufeinander abgestimmt werden. Auch Massnahmen mit Lenkungswirkung werden in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Die unausgewogene Milchkuh-Initiative steht dem jedoch im Weg, indem sie die Erträge aus der Mineralölsteuer einseitig für die Strasseninfrastruktur einsetzen will.

Die Initiative verletzt das Verursacherprinzip
Es ist zwar richtig, dass heute jährlich 1.5 Milliarden Franken aus dem Strassenverkehr in die allgemeine Bundeskasse fliessen. Gleichzeit verursacht der Strassenverkehr Umwelt- und Gesundheitskosten, die von der Allgemeinheit getragen werden. Rechnet man die Kosten aufgrund von Luftverschmutzung, CO2-Emissionen, Unfällen, Lärm und die Landkosten mit ein, übersteigen die Gesamtkosten die Gesamteinnahmen des Strassenverkehrs. «Will der Strassenverkehr die Einnahmen für sich beanspruchen, soll er auch die Kosten tragen», meint Christian Zeyer, Co-Geschäftsführer von swisscleantech. Die Initianten wollen das Verursacherprinzip nur auf der Einnahmeseite korrekt anwenden, was gemäss Zeyer nicht fair sein kann.

Die Initiative führt letztlich zu mehr Stau
Die Milchkuh-Initiative würde die Investitionen in den öffentlichen Verkehr kürzen, was letztlich den Strassenbenützern zuwiderläuft: Der Personenverkehr auf der Strasse benötigt etwa 50 Mal mehr Raum pro Person als der öffentliche Verkehr. Würden bedeutend mehr Pendler statt des öffentlichen Verkehrs das Auto benutzen, käme es schnell zu einem Verkehrskollaps in Ballungszentren. Oder der Platzbedarf für die benötigten Strassen würde ganze Städte einnehmen. «Eine Quersubventionierung der Schiene ist somit im Interesse der Strassenbenützer», ist Zeyer überzeugt.

Dokumente zum Download
Argumentarium

Auftakt zur Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens in New York

Nebst der Schweiz werden über 160 Staaten zu den Erstunterzeichnern des historischen Abkommens gehören. Dies zeigt die hohe Wichtigkeit des Klimaschutzes und den grossen Konsens, der international bei diesem Thema herrscht. Auch die Schweiz steht in der Pflicht zur Umsetzung der angestrebten Ziele.

Die Klimaforschung zeigt, dass eine Abkehr von den fossilen Energien unabdingbar ist. In Paris wurde klar: Die Zukunft ist erneuerbar, denn auch die Politik macht sich auf den Weg, wirksame Massnahmen umzusetzen. Das Klimaabkommen von Paris ist damit ein klares Signal an die Märkte. Die beschlossene Begrenzung der Klimaerwärmung auf deutlich unter 2°C, nach Möglichkeit sogar auf 1.5°C, eröffnet immense Marktchancen für die nachhaltige Wirtschaft. Insbesondere in den Bereichen Energiemanagement, Gebäudetechnik, effiziente Fahrzeuge, erneuerbare Energien, Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Finanzanlagen sind weltweit Lösungen gefragt.

Die Voraussetzung für die Realisierung dieser Marktchancen ist, dass die einzelnen Länder nun ihre nationalen Klimapläne erarbeiten und umsetzen. Aus Sicht von swisscleantech hat die Schweiz hier ganz klar Nachholbedarf. Das vom Bundesrat gesetzte Reduktionsziel von minus 30 Prozent im Inland bis 2030 ist klar ungenügend. Eine Reduktion der Inlandemissionen um mindestens minus 40 Prozent ist machbar und in Übereinstimmung mit der Energiestrategie 2050 wirtschaftlich vertretbar.

Sie können die Unterzeichnungszeremonie ab 14.30 Uhr Schweizer Zeit LIVE auf dem United Nations Web TV mitverfolgen

Stellungnahme Stromversorgungsgesetz

Seit über einem Jahr arbeitet das BFE an der Überarbeitung des StromVG. swisscleantech engagiert sich in diesem Prozess, da das StromVG die Rahmenbedingungen für die Umsetzung der Energiewende mitbestimmt. Besonders wichtig für die dezentrale Stromproduktion ist es dabei, dass die Netzkosten fair abgerechnet werden. Die neuen Vorschläge des BFE gehen in eine Richtung, die für swisscleantech falsch ist: In Zukunft soll für die Abrechnung der Netzkosten der Energieverbrauch weniger wichtig, dafür die maximale Leistung wichtiger werden. Diese Entwicklung bedroht die Rentabilität von PV Anlagen mit Eigenverbrauch und setzt generell die falschen Anreize. Eine Abrechnung nach Leistung ist vergleichbar mit der Idee, die Steuern für den Bau und Unterhalt von Strassen nach der Grösse der Hauseinfahrt zu bemessen.

 

«Unternehmen setzen auf die Energiewende», 1. swisscleantech Quartalsanlass 2016

Zu Beginn ergriff der neu gewählte Präsident, Matthias Bölke, das Wort: Er verdankte die Pionierleistung von Nick Beglinger und blickte zuversichtlich in die swisscleantech Zukunft. In seiner Funktion als Präsident werde er die Wirtschaftsrelevanz des Verbandes stärken, den Verband breiter verankern und zwischen swisscleantech und anderen Akteuren Brücken bauen. 

David Thiel von IWB brachte in seiner Präsentation die Visionen des Unternehmens in Bezug auf die Stromversorgung zum Ausdruck: In Zukunft werde Elektrizität sowohl zentral als auch dezentral produziert und verteilt – die Herausforderung bestünde darin, die zentralen und dezentralen Welten miteinander zu verbinden. Ausserdem müsse die angestrebte Vollversorgung mit erneuerbarer Energie marktfähig werden. Der Übergang von der Förderung zur Lenkung sei deshalb zu begrüssen.

Nötig sei u.a. ein gesetzlicher Rahmen, der die Energiewende vorantreibe sowie Anreize für Ökonomie – die Schweiz müsse wettbewerbsfähig bleiben –, Ökologie und Innovation. Am Schluss würden die Kunden mit ihrer Kaufkraft entscheiden, welches Stromprodukt sie wünschen. Thiel mahnte das Publikum, die schweizerischen Trümpfe nicht aus der Hand zu geben: Grosswasserkraft, Transit- und Batteriefunktion und hohe Versorgungssicherheit.

Martin Rauen, langjähriger Mitarbeiter von Viessmann, erklärte, dass die Schweiz bezüglich Energiewende in vielen Bereichen weiter als Deutschland sei. «Die Technologien stehen zur Verfügung», erklärte Rauen, «aber man verdient (noch) kein Geld damit.» Bis jetzt sei dies erst mit fossiler Energiegewinnung möglich. Rauen erklärte, wie das 1917 gegründete Familienunternehmen Viessmann sich für Nachhaltigkeit einsetze: Herr Viessmann investiere Unternehmensgewinne bewusst in die Entwicklung grüner Technologien. So hat das Unternehmen am Standort Allendorf die von der EU für 2020 und der Bundesregierung für 2050 anvisierten Ziele bereits heute mit am Markt verfügbarer Technik erreicht – und sogar übertroffen.

Thomas Koller von enersis vermarktet mit seinem Start-up Lösungen, die in der Schweiz entwickelt wurden, im Ausland. Oft gäbe es zwischen dem politischen Ziel einer Gemeinde oder eines Landes und der Technologie eine Lücke, die es zu schliessen gälte. enersis stellt Tools wie Simulationsanalysen und online Portale zur Verfügung, um diese Lücke zu schliessen. Allgemein müsse der Energiewende-Markt stärker von Schweizer Firmen besetzt werden. Schweizer Firmen könnten von der deutschen Energiewende profitieren. «Wir sollten keine Märkte hergeben (z.B. an US-amerikanische Firmen), wir sollten sie besetzen», so Koller abschliessend.

Nick Beglinger, abtretender Präsident, betonte in seiner Abschlussrede, dass eine «schöne und gute Phase zu Ende geht.» Der Rücktritt würde ihm nicht leicht fallen, sei aber auch befreiend. Er unterstrich nochmals seine wichtigsten Botschaften: Es bestünde «No Dilemma» (Link Video) zwischen einer erfolgreichen Wirtschaft und Klimaschutz. Es brauche aber klare Rahmenbedingungen durch die Politik, dann könne die Umsetzung dem Markt überlassen werden.

Inhaltlich sei swisscleantech in den vergangen 6 Jahren oft richtig gelegen. Jetzt brauche es keine grossen Visionen mehr, denn «der Inhalt steht – jetzt braucht es eine breitere Verankerung und konkrete Umsetzung», erklärte Beglinger.

swisscleantech wird sich in Zukunft auf weniger Themen fokussieren: Diese thematische Fokussierung sei richtig – erst dadurch werde es möglich, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Eine Übereinstimmung wird schwieriger oder gar unmöglich je grösser der Themenfächer sei.

Beglinger wünscht sich für die Schweiz bei der Energiewende «ganz vorne mit dabei zu sein» – denn diese fände auf jeden Fall statt. Player, die ganz vorne mitspielen, könnten für sich Chancen rausholen. Er mahnte die Schweiz, den Anschluss nicht zu verpassen – im Moment sei die Schweiz noch vorne dabei, aber sie bewege sich in einer viel langsameren Gangart als die Konkurrenz.

Nick Beglinger widmet sich in Zukunft vermehrt seiner eigenen Stiftung Cleantech21 (neuer Name von FFGS) und bleibt mit swisscleantech als Ehrenpräsident eng verbunden.

Zum Schluss übergab Co-Geschäftsführer Christian Zeyer im Namen des Teams das Abschiedsgeschenk: Die 10 Meilensteine mit Nick in Broschürenform.

Wir bedanken uns bei allen Referenten und Anwesenden für diesen interessanten und schönen Abend.

Dokumente zum Download
IWB auf dem Weg zur erneuerbaren Vollversorgung, David Thiel, IWB
Viessmann – climate of innovation, Martin Rauen, Viessmann
Ein Unternehmen verschafft Übersicht, Thomas Koller, enersis
swisscleantech 2.0 Nick Beglinger, swisscleantech

Matthias Bölke neuer Präsident von swisscleantech

Matthias Bölke ist CEO der Schneider Electric Schweiz AG und CEO der Feller AG. Ein Vertreter von führenden Unternehmen im Bereich Energiemanagement tritt damit die Nachfolge von Nick Beglinger an. Solarpionier Bertrand Piccard und Gründungspräsident Nick Beglinger wurden zu Ehrenpräsidenten von swisscleantech ernannt.

Der neue Präsident Matthias Bölke steht für eine Wirtschaft, die durch Innovation und Erfolg am Markt einen markanten Beitrag zu profitablem Wachstum liefert und gleichzeitig nachhaltig und klimaschonend wirkt. «Neue Technologien sind neue Maßstäbe für die Wirtschaft und unser Leben», betont Matthias Bölke. «Damit diese Technologien ihr volles Potential entfalten können braucht es weltweit und in der Schweiz zukunftsweisende Strategien, Plattformen für neue Partnerschaften und sinnvolle gesetzliche Rahmenbedingungen». Die Schweiz kann davon mehrfach profitieren: nachhaltiger wirtschaften, Arbeitsplätze sichern und Innovationen exportieren.

Matthias Bölke betont weiter: «swisscleantech zeigt auf, wie Cleantech zur Lösung der anstehenden Herausforderungen beitragen kann. Dazu führen wir Unternehmer und Fachleute aus Industrie und Politik zusammen. Gemeinsam sorgen wir für eine höhere Marktdynamik und bauen an einer emissionsarmen, ressourceneffizienten und profitablen Zukunft». Andererseits kümmert sich der Verband um geeignete Rahmenbedingungen, damit die Schweiz mit dieser Entwicklung mithält und sie massgeblich mitgestaltet.

Über Matthias Bölke:
Dr. Matthias Bölke (54) ist CEO der Schneider Electric Schweiz AG und CEO der Feller AG. Beide Unternehmen entwickeln und vertreiben Produkte und Lösungen für modernes Energiemanagement und Automation mit über 1000 Mitarbeitenden in der Schweiz. Die Feller AG entwickelt und produziert ausschliesslich in der Schweiz. Zudem führt Dr. Bölke als Country President Schneider Electric in Austria.

Dr. Bölke ist seit über 20 Jahren in den Bereichen Roboterforschung, Automation und Energiemanagement tätig. Nach einer akademischen Laufbahn mit Promotion in «Advanced Robotics» in Deutschland ging er in die Wirtschaft und war bei Square D, Telemecanique und später Schneider Electric in Managementfunktionen in verschiedenen Ländern aktiv. Er engagiert sich in mehreren Aufsichtsratsfunktionen und internationalen Gremien und ist seit 2012 Vorstandsmitglied bei swisscleantech.

 

Stabwechsel beim Wirtschaftsverband swisscleantech

swisscleantech hat sich seit Beginn für Rahmenbedingungen in den Bereichen Klima, Energie, Mobilität und Ressourcen eingesetzt und dabei die Chancen für die Wirtschaft in den Mittelpunkt gestellt. Der Verband konnte unter der Leitung von Nick Beglinger bedeutende politische Impulse setzen, die Diskussion mitprägen und sich als wichtigen Akteur in Wirtschaft und Politik etablieren. Während der erfolgreiche Abschluss der Klimakonferenz in Paris diese Arbeit bestätigt, stellen Veränderungen im politischen Umfeld und die aktuelle Marktsituation neue Herausforderungen dar.

Um die darin bestehenden Chancen optimal nutzen zu können, wird sich der Verband in einer nächsten Phase unabhängig von Cleantech21 weiterentwickeln. Als Teil dieser Weiterentwicklung übergibt swisscleantech Gründungpräsident Nick Beglinger sein Amt. Er wird sich als Geschäftsführer der Stiftung Cleantech21 wieder vermehrt international ausrichten.

Als neuen Präsidenten wird der Vorstand anlässlich der Generalversammlung von swisscleantech am 9. März 2016 Matthias Bölke vorschlagen. Er ist bereits seit drei Jahren Vorstandsmitglied von swisscleantech und ist seit über 20 Jahren im Bereich Energiemanagement und Automation tätig. Als CEO der Firmen Schneider Electric (Schweiz) und Feller AG ist er für über 1000 Mitarbeiter in der Schweiz verantwortlich. Schneider Electric ist ein weltweit tätiger Konzern mit insgesamt 160’000 Mitarbeitern und grossem Engagement für die nachhaltige Wirtschaftsentwicklung.

 

Vorschau Frühjahrssession 2016

Dabei stehen wichtige Beschlüsse an, die darüber entscheiden werden, ob am Schluss ein stimmiges Gesamtpaket resultiert.
 
Bei der Energieeffizienz wurde bisher die Chance verpasst, klare Massnahmen zu setzen. Damit wir das festgelegte Effizienzziel erreichen können, müssen alle noch offenen Massnahmen verabschiedet werden. Für swisscleantech stehen im Vordergrund:
  • die Festlegung eines verbindlichen Rahmens für die Gebäudetechnik, ohne die kantonale Hoheit zu stark einzuschränken. Im letzten Winter haben sich über 40 nahmhafte Firmen und die Verbände swisscleantech, suissetec und die Konferenz der Gebäudetechnikverbände klar für diese Massnahmen ausgesprochen. 
  • Gesetzliche Grundlagen schaffen für ein System zur Steigerung der Energieeffizienz im Verteilnetz und bei den kleinen Verbrauchern. 
 
Bei den Erneuerbaren wurde das Einspeiseprämiensystem marktnaher gestaltet. Verschiedene Minderheitsanträge versuchen, das System an diversen Orten unnötig zu schwächen. Dies gilt es zu vermeiden. Die von der Kommission vorgeschlagene Marktprämie für die bestehende Grosswasserkraft lehnt swisscleantech ab. 
 

Dem Ausstieg aus der Kernenergie fehlt es an Planbarkeit und Sicherheit. swisscleantech begrüsst deshalb ein Langzeitbetriebskonzept für die bestehenden Kraftwerke.

Wo stehen wir?
Bis heute haben bereits beide Räte zu wichtigen Punkten zugestimmt. Dazu gehören etwa
  • das Neubauverbot für Kernkraftwerke,
  • die Erhöhung der KEV auf 2.3 Rappen pro KWh,
  • das nationale Interesse an der Nutzung der Erneuerbaren; und
  • die Ziele zur Reduktion des Energieverbrauchs. 
Unsere Zwischenbilanz zur Energiestrategie 2050 finden Sie HIER
 
Insgesamt unterstützt swisscleantech das Paket. Es bringt im Vergleich zum Status quo viele Verbesserungen und führt zu einer massvollen Umsetzung ohne übereilte Massnahmen mit negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft. Deshalb sind wir überzeugt davon, dass diese Strategie zu einer verlässlichen, wirtschaftsfreundlichen und sauberen Energieversorgung führen wird. Davon profitiert der Wirtschaftsstandort Schweiz. 
 
Am Quartalsanlass zeigen wir, wie die Energiewende den Geschäftsalltag von Firmen prägt und weshalb Firmen zum Erfolg der Energiestrategie 2050 beitragen wollen. Es referieren David Thiel (IWB) sowie Vertreter von Viessmann und enersis
 
Gerne stehen wir für Fragen zur Verfügung oder schicken auf Anfrage unsere Abstimmungsempfehlungen zu. Kontakt: Franziska Barmettler, franziska.barmettler@swisscleantech.ch, +79 796 6155