Biokapazität: Die andere Seite der Gleichung

Die Reduktion von Emissionen ist nur eine Seite des ökologischen Fussabdrucks. Wieso sprechen wir nicht mehr über die andere Seite der Gleichung?” 

Ein «Fussabdruck von eins» bedeutet, dass die Emissionen von CO2 und anderen menschlichen Abfällen mit der Fähigkeit der Erde, diese Abfälle wieder zu binden, im Gleichgewicht sind. Die Fähigkeit, Abfälle zu binden, wird als Biokapazität bezeichnet. Nur fruchtbare Böden verfügen über Biokapazität. Auf der einen Seite der Gleichung steht also die Reduktion von Emissionen, auf der anderen Seite der Erhalt der Biokapazität.

 

Die Biokapazität vergrössern

Natürlich ist es korrekt, einen Schwerpunkt auf die Reduktion der Emissionen zu legen. Dies fordert auch das Klimaabkommen von Paris. Aber wer bezüglich Biokapazität resigniert und argumentiert, diese nehme sowieso ab in Zukunft, macht es sich zu einfach. Man kann zur Biokapazität Sorge tragen. Es ist sogar möglich, diese zu vergrössern, indem Flächen, die kaum mehr produktiv sind, wieder reaktiviert werden. Eindrücklich zeigt dies Ernst Götsch, ein Thurgauer Agronom. Er wurde kürzlich in Brasilien dafür ausgezeichnet, dass er eine 4.1 Quadratkilometer grosse Einöde in Brasilien in fruchtbares und produktives Land zurückverwandelt hat[1].

Damit solche Beispiele Schule machen, müssen die Methoden der modernen Agrotechnologie mit Techniken aus dem biologischen Landbau zusammenwachsen. Die moderne Agrotechnologie ist etwas einseitig auf hohe Ausbeute getrimmt. Dabei nimmt das Ökosystem Boden Schaden und die Fruchtbarkeit wird reduziert. Der biologische Landbau ist zwar arbeitsintensiv und bringt etwas tiefere Erträge, fördert jedoch die Bodenfruchtbarkeit und baut neues Bodenmaterial auf. Deshalb muss der nächste Innovationsschub in der Landwirtschaft darin bestehen, aus beiden Welten das Beste zu kombinieren. Dazu kann die Schweiz auch weltweit einen wichtigen Beitrag leisten.

Auch hier gilt: Innovation ist der Weg aus der Sackgasse. Das Ziel, bis 2050 einen «Fussabdruck von eins» erreichen zu wollen, spornt an.

[1] http://www.vtgl.ch/thurgauer-bauer/archiv/der-weg-zurueck-zur-natur-3357.html

Medieninformation IGW

Dass die Schweiz langfristig nachhaltig werden muss, darüber sind sich alle einig. Welches Ziel bis 2050 erreicht werden kann, ist nicht zuletzt eine Frage des Massstabs, den man anlegt. Zwei wichtige Methoden zur Messung der Nachhaltigkeit sind die Umweltbelastungspunkte und der ökologische Fussabdruck. Dabei ist es einfacher, einen ökologischen Fussabdruck von eins zu erreichen als die Umweltbelastungspunkte auf ein nachhaltiges Niveau zu reduzieren. Bis 2050 einen «ökologischen Fussabdruck» von eins zu erreichen ist möglich, die Umweltbelastungspunkte genügend zu senken ist schwierig.

Die Initiative verlangt einen «Fussabdruck von eins» bis 2050. Dieses Ziel ist vergleichbar mit dem Ziel des international abgestützten Pariser Klimaabkommens. Dazu hat sich die Schweiz verpflichtet. Der Grund dafür: Der Fussabdruck errechnet sich zu einem Grossteil aus den CO2-Emissionen. Das Ziel der Initiative ist somit ambitioniert, aber machbar.

Der Bundesrat benutzt für seine Beurteilung hingegen die Methode der Umweltbelastungspunkte. Diese Methode ist umfassender als der Fussabdruck und stellt höhere Anforderungen. Es ist nachvollziehbar, dass der Bundesrat folglich betont, es sei schwierig, das Ziel zu erreichen.

Wenn das schwierigere Ziel bis 2050 kaum oder gar nicht zu erreichen ist, ist dann das einfachere Ziel auch nicht erreichbar? Logischerweise nicht.

swisscleantech verlangt, dass der Bundesrat die Frage beantwortet, ob das einfachere Ziel «Fussabdruck von eins» bis 2050 erreicht werden kann.

Weitere Informationen zu den beiden Messmethoden finde Sie hier:

Ökologischer Fussabdruck versus Umweltbelastungspunkte

Frühere Medienmitteilungen swisscleantech

Ressourcenproduktivität: Vorsicht bei der Interpretation

Als Beleg für die Nachhaltigkeit einer Wirtschaft wird oft die Ressourcenproduktivität verwendet. Dieses Mass ist eine interessante Grösse, es ist jedoch gleichzeitig sehr trügerisch. Die Ressourcenproduktivität wird gemessen, indem das Bruttoinlandprodukt durch die Menge der Materialien dividiert wird, welche die Volkswirtschaft insgesamt verwendetet.

Da das Bruttoinlandprodukt die Wirtschaftsleitung einer Volkswirtschaft misst, macht diese Kennzahl auf den ersten Blick durchaus Sinn. Wer weniger Materialien verwendet, um das gleiche Bruttosozialprodukt zu erwirtschaften, der ist effizient, so würde man meinen. Diese Aussage stimmt aber eigentlich nur mit Bezug auf eine Branche, nicht aber mit Bezug auf eine Volkswirtschaft.

 

Wenn die Ressourcenproduktivität trügt

Es lohnt sich daher, etwas genauer hinzuschauen. Versuchen wir dies an einem Beispiel nachzuvollziehen: Betrachten wir ein Land, welches einem Strukturwandel unterworfen ist. Wenn im Rahmen dieses Strukturwandels die Arbeitsplätze in der Fertigungsindustrie abnehmen, dafür aber die Arbeitsplätze in der Versicherungsindustrie und im Bankensektor zunehmen, verändert sich dadurch auch die Ressourcenproduktivität der Volkswirtschaft. Da im Bankensektor sehr viel höhere Umsätze pro Mitarbeiter erwirtschaftet werden, als in der Fertigungsindustrie, steigt logischerweise das Bruttosozialprodukt an. Gleichzeitig ist aber der Ressourceninput im Finanzsektor kleiner als in der Fertigungsindustrie. Folglich steigt die Ressourcenproduktivität. Die Volkswirtschaft ist dadurch aber nicht sauberer geworden.

Das Beispiel ist nicht zufällig gewählt. Die Schweiz ist heute eine sehr stark dienstleistungsorientierte Volkswirtschaft. Deshalb weist sie eine so hohe Ressourcenproduktivität auf.

Ressourcenproduktivität pro Branche

Wenn man die Nachhaltigkeit einer Wirtschaft beurteilen möchte, müsste man also die Ressourcenproduktivität pro Branche messen. Zur Beurteilung der Ressourcenproduktivität einer Branche, muss man die Produktionsverfahren jedes Unternehmens mit den besten verfügbaren Technologien vergleichen. Das ist aufwändig und wurde bisher nur für einzelne Firmen, jedoch noch nie für ganze Branchen gemacht.

Oft ist es daher besser, sich an absoluten Mengen, statt an relativen Grössen zu orientieren. Eine gute Kennzahl ist zum Beispiel die pro Kopf Emissionen von CO2 in der Schweiz. Für diese Grösse gibt es zwei Kennzahlen: Die Inlandemissionen pro Kopf und die Emissionen, die jeder Schweizer verursacht, wenn man auch die Importe und Exporte berücksichtigt. Diese Zahl, auch konsumbasierte Emissionen sagt etwas aus über die Nachhaltigkeit einer Volkswirtschaft, zumindest bezüglich Klimawandel. Auch an dieser Zahl kann abgelesen werden, dass die Schweiz stark dienstleistungsorientiert ist: Mehr und mehr importieren wir Güter und verursachen so Emissionen im Ausland.

Die untenstehende Grafik, die einer Publikation der OECD entnommen wurde, zeigt den Unterschied zwischen selbst produzierten Emissionen und konsumbasierten oder «grauen Emissionen». Sie vergleicht die Emissionen der Schweiz mit den Emissionen der anderen OECD – Länder. Die grauen Emissionen sind in der Schweiz besonders hoch, gerade weil wir eine dienstleistungsorientierte Volkswirtschaft mit hohem Importanteil sind. Kein Grund also, die Hände in den Schoss zu legen.

Gegenstimmen behaupten, die Schweizer Wirtschaft sei bereits besonders nachhaltig. Deshalb müsse man nichts mehr tun. Dies könne man aus einem Vergleich der Ressourcenproduktivität ableiten

swisscleantech schüttelt vehement den Kopf und liefert dem Warmduscher eine umfassende Antwort:

Als Beleg für die Nachhaltigkeit einer Wirtschaft wird oft die Ressourcenproduktivität verwendet. Dieses Mass ist eine interessante Grösse, es ist jedoch gleichzeitig sehr trügerisch. Die Ressourcenproduktivität wird gemessen, indem das Bruttoinlandprodukt durch die Menge der Materialien dividiert wird, welche die Volkswirtschaft insgesamt verwendetet.

Da das Bruttoinlandprodukt die Wirtschaftsleitung einer Volkswirtschaft misst, macht diese Kennzahl auf den ersten Blick durchaus Sinn. Wer weniger Materialien verwendet, um das gleiche Bruttosozialprodukt zu erwirtschaften, der ist effizient, so würde man meinen. Diese Aussage stimmt aber eigentlich nur mit Bezug auf eine Branche, nicht aber mit Bezug auf eine Volkswirtschaft.

Wenn die Ressourcenproduktivität trügt

Es lohnt sich daher, etwas genauer hinzuschauen. Versuchen wir dies an einem Beispiel zu erklären: Nehmen wir ein Land, welches einem Strukturwandel unterworfen ist. Wenn im Rahmen dieses Strukturwandels die Arbeitsplätze in der Fertigungsindustrie abnehmen, dafür aber der Anteil an Arbeitsplätzen in der Versicherungsindustrie und im Bankensektor zunimmt, verändert sich dadurch auch die Ressourcenproduktivität der Volkswirtschaft. Da im Bankensektor sehr viel höhere Umsätze pro Mitarbeiter erwirtschaftet werden als in der Fertigungsindustrie, steigt logischerweise das Bruttosozialprodukt an. Gleichzeitig ist aber der Ressourceninput in der Fertigungsindustrie grösser als im Finanzsektor. Folglich steigt die Ressourcenproduktivität. Die Volkswirtschaft ist dadurch aber nicht sauberer geworden.

Das Beispiel ist nicht zufällig gewählt. Die Schweiz ist heute eine sehr stark dienstleistungsorientierte Volkswirtschaft. Deshalb weist sie eine so hohe Ressourcenproduktivität auf.

Ressourcenproduktivität pro Branche

Wenn man die Nachhaltigkeit einer Wirtschaft beurteilen möchte, müsste man also die Ressourcenproduktivität pro Branche messen und jeweils mit einer Branche vergleichen, welche die besten verfügbaren Technologien verwendet. Das ist aufwändig und wurde bisher nur in einzelnen Fällen gemacht. Oft ist es besser, sich an absoluten Mengen, statt an relativen Grössen zu orientieren. Eine gute Kennzahl ist zum Beispiel die pro Kopf Emissionen von CO2 in der Schweiz. Hier kann ebenfalls abgelesen werden, dass die Schweiz stark dienstleistungsorientiert ist: Mehr und mehr importieren wir Güter und verursachen so Emissionen im Ausland.

Die untenstehende Grafik, die einer Publikation der OECD entnommen wurde, zeigt den Unterschied zwischen selbst produzierten Emissionen und konsumbasierten oder «grauen Emissionen». Sie vergleicht die Emissionen der Schweiz mit den Emissionen der anderen OECD – Länder. Die grauen Emissionen sind in der Schweiz besonders hoch, gerade weil wir eine dienstleistungsorientierte Volkswirtschaft mit hohem Importanteil sind. Kein Grund also, die Hände in den Schoss zu legen.

 

So wenig wie möglich und soviel wie nötig!

Soll der Staat bei einer Ressourcenknappheit eingreifen? Die Ökonomie sagt klar nein, denn meistens reguliert der Markt sich selber. Es gibt jedoch Ausnahmen bei Umweltressourcen, z.B. beim Klima. Fakt ist, dass verschiedene nicht-erneuerbare natürliche Ressourcen sowie Rohstoffe in Zukunft knapp werden könnten. Ein Rohstoff wird knapp, wenn die Nachfrage der Konsumenten dessen Angebot übersteigt. Bliebe beispielsweise der Verbrauch von Kupfer gleich, würden die heute nachgewiesenen Reserven in etwa 30 Jahren zur Neige gehen.

Sollte der Staat steuernd eingreifen, um zu verhindern, dass Rohstoffe knapp werden? Die Ökonomie sagt dazu ganz klar nein. Denn: Je knapper die Ressourcen, desto teurer werden sie. Die Wirtschaft reagiert darauf, indem neue Lagerstätte erschlossen werden und das Recycling ausgebaut wird. Ausserdem werden innovative Firmen Ersatzstoffe finden oder andere Funktionsprinzipien erfinden. Denn: Je knapper und teurer die Ressourcen werden, desto mehr Anreize für technologische Weiterentwicklungen und effizienten Ressourceneinsatz besteht. Die Schweiz ist ein innovatives Land und besitzt genügend technisches Knowhow, um drohenden Ressourcenknappheiten entgegenzuwirken. Der Markt sorgt automatisch für eine effiziente Selbstregulierung.

Ganz anders verhält es sich jedoch bei gewissen Umweltressourcen, wie z.B. dem Klima. Obwohl die Atmosphäre riesig scheint, ist ihre Aufnahmefähigkeit für Treibhausgase, wie zum Beispiel CO2, Methan und Lachgas, begrenzt. Unsere Emissionen lassen die Aufnahmefähigkeit der Atmosphäre für diese Gase sinken. Die Folge davon ist eine globale Erwärmung, die man mit dem Begriff «Klimawandel» bezeichnet. Bei der «Entsorgung» von Treibhausgasen in der Atmosphäre regeln Angebot und Nachfrage das Problem nicht. Denn solange diese «Entsorgung» nichts kostet, werden auch die Emissionen nicht zurückgehen.

Deshalb muss die Politik manchmal tatsächlich eine aktive Rolle übernehmen, insbesondere dort, wo eine Selbstregulierung nicht stattfindet. Geschieht dies nicht, wirtschaften wir auf Kosten der Allgemeinheit. Ressourcenziele sind deshalb bei Umweltressourcen sinnvoll. Dies gilt ganz besonders für die Klimapolitik.

Der Warmduscher versteht, dass Deponien nie kostenlos sein können. Wenn nicht wir, dann bezahlt die nächste Generation dafür, dass wir Treibhausgase in der Atmosphäre entsorgen. Regulierungen sind nötig, aber eben: sowenig wie möglich und soviel wie nötig!

Earth Overshoot Day

2000 war es der 1. Oktober, dieses Jahr ist es bereits der 8. August. Für das restliche Jahr leben wir somit nicht mehr von den «natürlichen Zinsen», sondern zehren auf Kosten bestehender und zukünftiger Generationen am «natürlichen Kapital» unseres Planeten.

Gemäss den Berechnungen des Global Footprint Network leben ca. 90% der Weltbevölkerung in Ländern, die von der Natur mehr abverlangen, als ihnen ihre inländischen Ökosysteme zur Verfügung stellen.

Zu diesen sogenannten defizitären Ländern gehört auch die Schweiz, die aktuell das 3.3-fache von ihrem Ressourcenbudget verbraucht. Mit einem globalen Fussabdruck von aktuell 1.6 Planeten wird selbst auf globaler Ebene ein Verbrauchsüberschuss festgestellt.

Steigt unser Ressourcenhunger wie bisher, werden es noch vor 2050 mehr als 3 Planeten sein.

Die Übernutzung natürlicher Ressourcen hat neben direkten Auswirkungen auf die Ökosystemdienstleistungen – und damit auf unsere Lebensgrundlage – auch wirtschaftliche Folgen. Diese zeichnen sich durch Preisfluktuationen, einer sinkenden Versorgungssicherheit oder steigenden Umweltrisiken für Infrastrukturen ab. Länder, welche die natürlichen Grenzen des Planeten heute ausblenden, bringen die gesellschaftliche und wirtschaftliche Grundlage ihres Landes langfristig in Gefahr.

Dank einer nachhaltigen Ressourcennutzung können Unternehmen bereits heute Kosten einsparen, Versorgungsrisiken mindern und sich eine stärkere Marktpositionierung erarbeiten. Aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive resultiert dadurch eine höhere inländische Wertschöpfung, die sich wiederum positiv auf die Wohlstandsentwicklung auswirkt. Deshalb setzt sich swisscleantech für Rahmenbedingungen ein, die einen schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen nicht nur ermöglichen, sondern auch belohnen.

Ein JA zur «Grünen Wirtschaft» ist ein JA zu Innovation

Diese Kampagne zeigt auf, dass Konsum und Komfort im bisherigen Masse möglich sein werden, wenn die Wirtschaft nachhaltig produziert. Gerade wer gerne Fleisch isst, verreist und warm duscht, sollte deshalb für die Initiative stimmen. Die Initiative «Grüne Wirtschaft» sorgt dafür, dass Innovation dank wenigen, guten Regeln angekurbelt wird.

Wer behauptet, man könne mehr verbrauchen, als man hat, denkt zu kurz. Man kann aber mit den Ressourcen, die man hat, optimal wirtschaften. Darum ist Innovation der Schlüssel zum Erfolg. Diese Innovation wird durch kluge Regeln stimuliert – das hat die Vergangenheit immer gezeigt. Mit falschen Aussagen eine pessimistische Grundstimmung verbreiten, wie das die Nein-Kampagne versucht, ist kontraproduktiv.

Der effiziente Umgang mit natürlichen Ressourcen ist für unsere Unternehmen Herausforderung und Chance zugleich. Mit seiner Kampagne will swisscleantech dazu beitragen, dass die Schweiz sich dieser Herausforderung frühzeitig stellt und die Chancen packt. Bereits heute hält die Wirtschaft viele Lösungen bereit. Die Mitglieder des Wirtschaftsverbands swisscleantech sind an vorderster Front dabei.

Initiative stimmt mit Pariser-Klimaabkommen überein
swisscleantech unterstützt die Initiative, weil sie ein ambitioniertes, aber machbares Ziel festlegt und der Wirtschaft auf dem Weg dorthin den nötigen Spielraum gewährt. Das Ziel eines «Fussabdrucks von eins» bis 2050 stimmt mit dem Ziel des Pariser-Klimaabkommens der Vereinten Nationen überein. swisscleantech setzt sich dafür ein, dass dieses konsequente und international abgestimmte Ziel mit wenigen, dafür klaren Regeln angesteuert wird. Richtig umgesetzt, stärkt die Initiative die Schweizer Wirtschaft.

Mit seiner Kampagne geht swisscleantech auf Distanz zur Angstmacherei der Nein-Kampagne. Angstmacherei ist kontraproduktiv und ungerechtfertigt. Letztlich gibt es einen Weg, um unsere Lebensqualität zu erhalten und sogar noch zu steigern: Wir investieren in eine ressourceneffiziente, innovative und schlagkräftige Wirtschaft. Je ressourceneffizienter die Wirtschaft, desto mehr Komfort ist auch in Zukunft möglich. Denn nur eine nachhaltige, konkurrenzfähige Wirtschaft kann unsere Komfortbedürfnisse ohne unverantwortbare negative Auswirkungen auf unsere Lebensgrundlagen befriedigen.

Weltweit besteht ein stark wachsender Absatzmarkt für ressourceneffiziente sowie emissionsarme Produkte und Dienstleistungen. Die Schweiz ist auf diesem Markt gut aufgestellt, es besteht aber das Risiko, dass wir diese Leaderstellung verlieren. Dadurch sinkt unsere Wettbewerbsfähigkeit. Nur mit Innovation und neuster Technologie wird es uns gelingen, auf Erfolgskurs zu bleiben. Die Initiative Grüne Wirtschaft stärkt unsere Exportwirtschaft und hilft, hochwertige Arbeitsplätze in der Schweiz zu schaffen. Durch eine verbesserte Ressourceneffizienz verringert die Schweiz zudem die Risiken ihrer stofflichen Abhängigkeit vom Ausland und schafft mehr lokale Wertschöpfung.

Ein Ja zur Initiative ist ein Ja zu Innovation. Wir sind überzeugt, dass #esgeht.

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Argumentarium

Policy Brief: Mobility Pricing

Das Verkehrsaufkommen ist seit 2000 stark gewachsen. Ein unbegrenzter Infrastrukturausbau ist aus finanziellen und ökologischen Gründen keine Option. In den Zentren und Agglomerationen ist zudem der Platz für Ausbauten knapp. Das künftige Verkehrswachstum kann nur absorbiert werden, wenn Infrastrukturen intelligenter genutzt werden.

Der private Strassenverkehr verursacht pro Jahr 7.4 Mia CHF an externen Kosten, d.h. Kosten, die von der Allgemeinheit statt den Verursachern der Mobilität getragen werden. Darunter fallen Schäden, die durch Unfälle, Luftverschmutzung, CO2-­Emissionen und Lärm an Natur, Gesundheit, Landwirtschaft und Gebäuden entstehen. Der Verkehr verbraucht zudem viel von unserem knappsten Gut, dem Boden. Die Verkehrsinfrastruktur beansprucht heute da Äquivalent eines zubetonierten Kanton Schwyz. Rund 1/3 der Siedlungsfläche der Schweiz wird durch Verkehrsflächen beansprucht. Externe Kosten und Platzbedarf können nur mit nutzungsbezogenen Abgaben verursachergerecht eingepreist werden.

Hinzu kommt: Betrieb und Unterhalt unserer Verkehrsinfrastruktur kosten immer mehr. Die Haupteinnahmequellen zur Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur sind der Mineralölsteuerzuschlag auf Treibstoffe und die zweckgebundenen Anteile der Mineralölsteuer. Der Konsum von fossilen Treibstoffen muss in Zukunft aus Klimaschutzgründen aber deutlich reduziert werden: Gemäss dem Pariser Klimaabkommen müssen die Emissionen der Fahrzeuge deutlich abnehmen. Dies wird automatisch zu einem tieferen Verbrauch von Benzin und Diesel führen. Gleichzeitig wird die Zahl an emissionsfreien Fahrzeuge zunehmen. Die Strasse benötigt somit eine Finanzierungsgrundlage, die auch bei sinkendem Treibstoffverbrauch genügend Einnahmen generiert, um Unterhalt und Ausbau zu bezahlen.

Mobility Pricing bietet hier die ideale Systemarchitektur um die drei Hauptherausforderungen (Verkehrsmanagement, Umweltbelastung, Verkehrsfinanzierung) nachhaltig anzugehen. Im Kern geht es darum, Kostenwahrheit im Verkehr einzuführen. Man bezahlt für die Mobilität, die man konsumiert – auf Strasse und Schiene. Pauschalabgaben im Strassenverkehr und Flatrate-­Abonnements im öffentlichen Verkehr (ÖV) sind demnach zu vermeiden. Sie belohnen übermässigen Mobilitätskonsum. Knappheitstarife und nutzungsbezogene Gebühren reduzieren hingegen Staukosten und Ausbaubedarf.

Mit erneuerbarem Diesel in das postfossile Zeitalter?

Die Klimakonferenz von Paris im letzten Dezember ist mit dem Abschluss eines epochalen Vertragswerks zu Ende gegangen. Die Ziele, welche dieses Vertragswerk anvisiert, sind hoch. Bis Mitte dieses Jahrhunderts muss die Energieversorgung vollständig frei von fossilen Brenn- und Treibstoffen, also Öl, Erdgas und Kohle, sein. Diese Anforderung ist enorm. Rund 80 Prozent der weltweiten Energieversorgung basieren heute auf diesen Kraftstoffen. Gleichzeitig zeichnen sich neue Lösungen ab. «Power-to-X», die Herstellung von Kraftstoffen aus erneuerbaren Energien, kann helfen, die Herausforderung zu meistern. Voraussetzung ist: Das Angebot an erneuerbaren Energien muss weiter zunehmen.

Die Herausforderung ist gross, doch ein Blick in die Vergangenheit macht zuversichtlich. In den 1960er-Jahren habe der Chef von IBM den Bedarf für Computer auf etwa acht Einheiten eingeschätzt – für die ganze Welt. Heute findet man, versteckt in verschiedenen Geräten, in jedem modernen Haushalt mindestens acht Computer. Eine ähnliche Entwicklung konnten wir auch bei den Photovoltaikanlagen beobachten. In nur 25 Jahren fiel der Preis der PV-Panels um einen Faktor 10. Die Kostendegressionspotenziale sind damit längst nicht ausgeschöpft. Das war Anfang der 1990er-Jahre nicht zu erwarten. Diese beiden Beispiele zeigen, wie enorm das Potenzial der Innovation ist, wenn alle Rahmenbedingungen stimmen. Sie zeigen aber auch, wie schwierig es ist, Innovationspotenziale richtig vorauszusagen.

In der 2012 veröffentlichten Cleantech-Energiestrategie hat swisscleantech nachgewiesen, dass bereits heute die Technologien vorhanden sind, um bis 2050 eine 1-Tonne-CO2-Gesellschaft [1] zu realisieren. Notwendig sind eine konsequente Umsetzung der Effizienzpotenziale und ein Ausbau der erneuerbaren Energien. Wasserkraft-, Solar und Windstrom sind die wichtigsten Pfeiler der Energieerzeugung. Dämmung, effiziente Haustechnik und die Elektrifizierung von Heizung und Verkehr führen zum benötigten, effizienten Umgang mit Energie.

Umbau des Erdöl-Systems

Die Klimakonferenz von Paris belegt: Dieses Ziel einer 1-t-CO2-Gesellschaft ist nicht ambitioniert genug. Ein vollständiger Ausstieg aus den fossilen Kraftstoffen ist notwendig. Damit ergeben sich neue Fragen, die geklärt werden müssen. Bisher ist es beispielsweise nicht gelungen nachzuweisen, wie der Güterverkehr oder der Flugverkehr ohne Treibstoffe auskommen kann. Ausserdem darf man nicht vergessen: Energieerzeugung, Verteilung und Nutzung bilden ein komplexes System. Dieses System, das heute von Erdöl dominiert wird, innerhalb von knapp 40 Jahren umzubauen, ist eine gewaltige Aufgabe.

Wer auf fossile Kraftstoffe verzichten will, muss Alternativen aufzeigen. Diese müssen einige Bedingungen erfüllen. So muss etwa deren Angebot gross genug sein und weitreichende Sicherheitsbedürfnisse müssen befriedigt werden [2]. Die erneuerbaren Energien können diese Erwartungen erfüllen, haben jedoch unbestritten einen Nachteil: Sie sind abhängig von Jahreszeit und meteorologischen Bedingungen. Ein weiterer Ausbau der erneuerbaren Energien wird ein zeitliches Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage erzeugen. Speichertechnologien werden daher in naher Zukunft eine immer grössere Bedeutung erhalten, denn sie erlauben es, Angebot und Nachfrage auszugleichen.

Top-Thema: Speichertechnologien

Die heute gängigen Speichertechnologien wie Pumpspeicherwerke oder Batterien werden auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Ihre geringe Energiespeicherdichte setzt aber Grenzen. Hier haben die CO2-basierten Kraftstoffe wie Benzin oder Diesel einen enormen Vorsprung, den Batterien kaum aufholen können. Allerdings: Ein Ausstieg aus fossilen Kraftstoffen muss nicht zwingend bedeuten, dass man auf CO2-basierte Kraftstoffe verzichten muss. Eine klimagerechte Weltwirtschaft ist nicht gleichbedeutend mit einem Zeitalter «Beyond Petroleum». Man muss nur den CO2-Kreislauf schliessen und aus dem CO2 in der Atmosphäre wieder neuen Kraftstoff herstellen. Anstelle von fossilem Kraftstoff tritt erneuerbarer Kraftstoff.

Erneuerbarer Diesel

Wie das technisch gehen könnte, zeigen zwei Pilotprojekte schweizerischer und deutscher Ingenieurskunst exemplarisch. Während das Schweizer ETH Start-up Climeworks in der Lage ist, CO2 aus der Luft herauszufiltern, entwickelt die Firma Sunfire in Deutschland eine reversible Brennstoffzelle. Speist man diese mit erneuerbarem Strom, produziert sie aus CO2 und Wasser einen Solardiesel. Kehrt man den Prozess um, kann wiederum Strom gewonnen werden. Die Kopplung dieser beiden Anlagen verspricht den Ausstieg aus den fossilen Kraftstoffen.

Eine solche Anlage, die sowohl aus Strom einen Kraftstoff herstellen kann, wie auch aus dem Kraftstoff wieder Strom, verfügt über ein interessantes duales Businessmodel. Sie kann einerseits den Kraftstoff verkaufen, andererseits ihre Produktionsbereitschaft am Regelenergiemarkt als Reservekraftwerk anbieten. Reservekraftwerke laufen sehr selten und haben die Funktion, die Stromversorgung abzusichern. Gemäss Überschlagsberechnungen könnte ein solches, kombiniertes System von Strom- und Dieselerzeugung eine konstante Stromversorgung mit Vollkosten für Strom um 10 Rp./kWh und eine Versorgung mit Diesel zu einem Preis von etwa 1.50 Fr./Liter sicherstellen. Dieses Energieversorgungssystem ist zwar etwas teurer als das heutige System, es ist jedoch CO2-frei und erfüllt damit die Bedingungen des Pariser Klimaabkommens. Berücksichtigt man die vorhandenen Energieeffizienzpotenziale, wäre dieses System kaum teurer als unser traditionelles System, es ist jedoch klimagerecht und damit zukunftsfähig.

Reversible Brennstoffzellen

Interessant an dieser Überlegung ist die Tatsache, dass Brennstoffzellen modular aufgebaut sind. Somit kann eine solche Brennstoffzelle auch innerhalb der Haustechnik eine Rolle spielen. Wiederum ergibt sich ein Doppelnutzen: Produzieren im Sommer die dezentralen PV-Anlagen zu viel Strom, wird dieser zu Solardiesel veredelt. Im Winter, wenn die Wahrscheinlichkeit von Knappheitssituationen grösser ist, könnte Strom eingespeist werden. In beiden Fällen verhält sich die Anlage netzdienlich, stabilisiert die Stromversorgung und reduziert den Bedarf für den Netzausbau. Ausserdem kann – bei dezentraler Aufstellung – die Abwärme im Gebäude zur Warmwasserproduktion eingesetzt werden.

Dank der Modularität wäre es möglich, auf grosse Stückzahlen in der Produktion zu setzen. Dies eröffnet ein weites Spektrum an möglichen Kostensenkungen. Die Automobilindustrie machte dies genauso vor wie die PV-Industrie.

Power-to-X

Die oben erwähnten Projekte werden zusammen mit ähnlich gelagerten Forschungsanstrengungen unter dem Begriff «Power-to-X» zusammengefasst. Das X steht dabei für den erzeugten Kraftstoff. Dieser kann Gas, Öl oder auch Methanol sein. Power-to-X hat das Potenzial, die Lücke zu schliessen und einen nahtlosen Übergang vom fossilen ins postfossile Zeitalter zu ermöglichen. Voraussetzungen dazu sind gute Rahmenbedingungen für die Weiterentwicklung der darin involvierten Technologien und ein forcierter Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion. Denn heute herrscht erst während wenigen Stunden ein erneuerbarer Überschuss, der verwendet werden kann.

Verrückte Strompreis-Situation

Wie die aktuelle Diskussion um die Strompreise zeigt, ist der weitere Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion trotz sinkender Produktionskosten kein Selbstläufer. Aktuell ist PV-Produktion in Deutschland heute bereits zum Preis von etwa 8 Rp./kWh möglich und Windturbinen produzieren in Dänemark zu 5 Rp./kWh. Dieser Preis ist tiefer als etwa die betriebswirtschaftlichen Vollkosten der Stromproduktion in Kohlekraftwerken, welche bei ca. 10 Rp./kWh liegen. Trotzdem kann keines dieser Kraftwerke – weder PV, Wind noch Kohle – auf dem Strommarkt einen kostendeckenden Preis erzielen. Denn die Grosshandelspreise liegen heute unter 3 Rp./kWh. Dies bringt auch die Schweizer Wasserkraft in Bedrängnis, welche betriebswirtschaftliche Vollkosten von rund 4 bis 5 Rp./kWh aufweist.

Die Funktion der Grosshandelsmärkte erklärt, warum dies so ist. Vereinfacht gilt: Der Strompreis wird durch die Betriebskosten der Anlagen festgelegt, die zeitgenau den Markt bestimmen. Betriebskosten sind zum Beispiel Brennstoffkosten. Die Investitionskosten werden jedoch nicht berücksichtigt. In Stunden, in denen Anlagen mit tiefen Betriebskosten den Markt dominieren, ist auch der Strompreis tief.

Die Betriebskosten sind bei Wasser-, Wind- und Solarkraftwerken besonders tief. Sind diese Kraftwerke einmal gebaut, produzieren sie fast ohne Kosten. Ein Strommarkt mit ausschliesslich solchen Kraftwerken würde daher sehr tiefe Strompreise aufweisen. Damit verhalten sich diese Kraftwerke wie eine Strasse. Bis zur Sanierung verursacht der Betrieb der Strasse nur geringe Betriebskosten und auch kaum Einnahmen. Das Geld für Bau wie Sanierung muss der Besitzer der Strasse anderweitigbeschaffen, zum Beispiel über Benzinabgaben. Ein solcher Mechanismus für die Refinanzierung fehlt bei Kraftwerken.

Diese absurde Situation wird sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Zwar benötigen wir neue, andere Kraftwerke. Deren Bau rentiert jedoch für Investoren nur, wenn parallel dazu eine Finanzierung der Investition sichergestellt wird. Im Moment ist dies über die kostendeckende Einspeisevergütung KEV der Fall. Beschliesst die Politik, die KEV auslaufen zu lassen, muss sie dafür sorgen, dass trotzdem Investitionsanreize bestehen bleiben.

Fazit

Zusammenfassend kann man also festhalten, dass die Technologien, welche es braucht, um die Klima und Energiewende zu schaffen, vorhanden sind oder kurz vor der Marktreife stehen. Wir dürfen optimistisch sein, dass es gelingt, dank Innovation auch die letzten verbleibenden Fragen zu klären. Entscheidend ist, dass die Politik Rahmenbedingungen schafft, die diesen Technologien zum Durchbruch verhelfen.

[1] In der 1-t-CO2-Gesellschaft liegt der durchschnittliche Pro-Kopf-Ausstoss von CO2 bei einer Tonne. Gemäss früheren Prognosen der Klimawissenschaft würde dies ausreichen, den Klimawandel zu begrenzen. [2] swisscleantech hat eine umfassende Liste von Bedingungen erstellt, die neue Technologien erfüllen müssen: www.swisscleantech.ch/Technologiekriterien

Erfolgsbeispiele der Kreislaufwirtschaft III/2016

Kreislaufwirtschaft ist Realität. Zahlreiche fortschrittliche Unternehmen bieten bereits heute Güter, Dienstleistungen und Prozesse an, die sich nach dem Prinzip «reduce, reuse, recycle» richten. Damit treten sie der heutigen Wegwerfgesellschaft entgegen und zeigen, wie Wirtschaftswachstum von Ressourcenverbrauch und Treibhausgasemissionen entkoppelt werden kann. In ihrer Vorreiterrolle nehmen diese Unternehmen frühzeitig Kurs auf die im Pariser Klimaabkommen formulierten Ziele.

Mit den Erfolgsbeispielen wollen die Verbände öbu und swisscleantech zeigen, dass die Wirtschaft schon heute viele Lösungen bereithält. 

Erfolgsbeispiele der Kreislaufwirtschaft II/2016

Kreislaufwirtschaft ist Realität. Zahlreiche fortschrittliche Unternehmen bieten bereits heute Güter, Dienstleistungen und Prozesse an, die sich nach dem Prinzip «reduce, reuse, recycle» richten. Damit treten sie der heutigen Wegwerfgesellschaft entgegen und zeigen, wie Wirtschaftswachstum von Ressourcenverbrauch und Treibhausgasemissionen entkoppelt werden kann. In ihrer Vorreiterrolle nehmen diese Unternehmen frühzeitig Kurs auf die im Pariser Klimaabkommen formulierten Ziele.

Mit den Erfolgsbeispielen wollen die Verbände öbu und swisscleantech zeigen, dass die Wirtschaft schon heute viele Lösungen bereithält.