Erfolgsbeispiele der Kreislaufwirtschaft I/2016

Kreislaufwirtschaft ist Realität. Zahlreiche fortschrittliche Unternehmen bieten bereits heute Güter, Dienstleistungen und Prozesse an, die sich nach dem Prinzip «reduce, reuse, recycle» richten. Damit treten sie der heutigen Wegwerfgesellschaft entgegen und zeigen, wie Wirtschaftswachstum von Ressourcenverbrauch und Treibhausgasemissionen entkoppelt werden kann. In ihrer Vorreiterrolle nehmen diese Unternehmen frühzeitig Kurs auf die im Pariser Klimaabkommen formulierten Ziele. In dieser ersten Serie finden Sie Beispiele von SBB, IKEA, InnoRecycling, Interface sowie Mr. Green.

Mit den Erfolgsbeispielen wollen die Verbände öbu und swisscleantech zeigen, dass die Wirtschaft schon heute viele Lösungen bereithält. 

Grüne Wirtschaft: öbu und swisscleantech präsentieren Erfolgsbeispiele der Kreislaufwirtschaft

Im Zentrum der Kreislaufwirtschaft steht Vermeidung von Abfällen durch Wiederverwertung, kluges Produktdesign und eine intelligente Material- und Verfahrenswahl, wie z.B. das 3D-Drucken. Dadurch kann der Ressourcenverbrauch eines Produkts über seinen gesamten Lebensweg hinweg optimiert werden.

Bereits heute setzen viele fortschrittliche Firmen in unterschiedlichen Branchen auf das Prinzip «reduce, reuse, recycle». In ihrer Vorreiterrolle nehmen diese Unternehmen frühzeitig Kurs auf die im Pariser Klimaabkommen formulierten Ziele. Auch im Zusammenhang mit der Volksinitiative «Grüne Wirtschaft» rückt die Kreislaufwirtschaft in den Fokus der Öffentlichkeit. «Zahlreiche Firmen sind heute bereits auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft. Wir wollen dies mit Beispielen aufzeigen», sagt öbu-Geschäftsleiterin Seta Thakur. Denn die Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft ist ein wesentlicher Faktor für die Gestaltung einer nachhaltigen Gesellschaft. «Dank Innovation können wir es schaffen, unseren Ressourcenverbrauch auf ein nachhaltiges Mass zu reduzieren», betont Franziska Barmettler, Co-Geschäftsführerin von swisscleantech.

Die Erfolgsbeispiele der Kreislaufwirtschaft sind ein gemeinsames Projekt von swisscleantech und öbu und wurden mit der Unterstützung engagierter Unternehmensvertreter aufbereitet. Sie zeigen Beispiele aus unterschiedlichen Branchen und zu verschiedenen Gütern, Dienstleistungen und Prozessen.

Mitgearbeitet haben folgende 14 Firmen:

Immark AG

BMW Group

USM U. Schärer Söhnen AG

Verein Getränkekarton-Recycling Schweiz

Schweizerische Bundesbahnen SBB

IKEA AG

InnoRecycling AG

Interface Schweiz GmbH

Mr. Green Recycling-Service GmbH

Sonova AG

isofloc AG

Tetra Pak (Schweiz) AG

Girsberger AG

Rytec AG

 

Dokumente zum Download
Erfolgsbeispiele Kreislaufwirtschaft (Serie I)
Erfolgsbeispiele Kreislaufwirtschaft (Serie II)
Erfolgsbeispiele Kreislaufwirtschaft (Serie III)

Umfassender Blick auf Mobilität nötig

Mobility Pricing muss langfristig weit über das Staumanagement hinausgehen. Es soll auch als Instrument zur Infrastrukturfinanzierung und zur Lenkung im Umweltbereich eingesetzt werden.

Kostenwahrheit 
«Mobility Pricing kann mehr als Verkehrsspitzen glätten» betont Christian Zeyer, Co-Geschäftsführer von swisscleantech. Die Stau-, Raum- und Umweltkosten des Verkehrs steigen. Gleichzeitig sinken die Einnahmen aus den Treibstoffabgaben und der öffentliche Verkehr weist eine Unterdeckung aus. Mobility Pricing hat das Potential Kosten und Leistung des Verkehrs in Einklang zu bringen. swisscleantech setzt sich dafür ein, dass der Verkehr langfristig alle seine Kosten deckt. Dazu ist eine umfassende Konzeptentwicklung notwendig.

Pilotversuche besser bei der Elektromobilität
Auf dem Weg zur Umsetzung können Pilotprojekte zur Reduktion der zeitlichen und örtlichen Kapazitätsüberlastung Sinn machen. Allerdings sollte vermieden werden, dass dazu teure Infrastrukturen aufgebaut werden, die später nicht genutzt werden können. «Die Zukunft des Mobility Pricings liegt in der flächendeckenden Erfassung und Abrechnung des Verkehrs. Punktuelle Erfassungen wie z.B. an Zugangsstellen sind überholt» ist Christian Zeyer überzeugt.

Darum schlägt swisscleantech vor, dass man ein solches Konzept mit den modernen Elektrofahrzeugen testet. Diese sind meist bereits heute mit den notwendigen Sensoren ausgestattet, um ein solches Konzept umzusetzen. In einer ersten Phase könnten die Bewegungen erfasst und ausgewertet werden. Mit sinkenden Anschaffungspreisen bei den Elektrofahrzeugen könnten Kilometergebühren erhoben werden, die die fehlenden Einnahmen aus den Treibstoffgebühren kompensieren.

Dokumente zum Download
Diskussionspapier

Vision Landwirtschaft veröffentlicht Pestizidreduktionsplan für die Schweiz

Der Bericht, an dem auch swisscleantech mitgearbeitet hat, orientiert sich an einem Konzept zur Reduktion von Pestiziden, welches mit 3R bezeichnet wird und ursprünglich von der Food and Agriculture Organisation der UNO (FAO) entwickelt wurde. Die Pestizidmenge wird in diesem Konzept dadurch reduziert, dass der Einsatz nur bei genau bekanntem Schaden erfolgt (Reduce), die Art der Eintragung optimiert (Refine) und potente und langlebige Pestizide durch mildere ersetzt werden (Replace). Dass eine Reduktion des Pestizideinsatzes sinnvoll ist, ergibt sich einerseits aus dem Vergleich mit den Nachbarländern, die weniger Pestizide einsetzen, wie auch aus der Tatsache, dass heute in vielen Gewässern bedenkliche Restmengen von Pestiziden nachgewiesen werden können.

Agro-Cleantech kann hier einen wichtigen Beitrag leisten. So ist es zum Beispiel heute möglich, Unkraut durch Roboter ohne Herbizid zu entfernen, Samen wie auch Dünger selektiv einzubringen und dank Sensoren die Ausbreitung von Schädlingen frühzeitig zu detektieren. Projekte dazu sind noch in den Kinderschuhen. Es besteht jedoch die gute Hoffnung, dass die «chemische Keule» immer seltener eingesetzt werden muss.

 

Dokumente zum Download
Pestizid-Reduktionsplan Schweiz, Kurzfassung
Anhang rechtliche Zielvorgaben
Anhang Wirkstoffe

 

Solarfassaden werden salonfähig

Vor noch nicht allzu langer Zeit wurden Solarfassaden den optischen Ansprüchen der Architekten nicht gerecht. Die Fassaden übernehmen Witterungsschutz und produzieren Strom, ihre Gestaltung wollte jedoch bisher nicht überzeugen. Dass stromproduzierende Fassaden langsam salonfähig werden, zeigen folgende zwei Projekte:

AUE-Neubau
Die Stadt Basel möchte am Fischmarkt ein neues Verwaltungsgebäude bauen, das zehnmal weniger Energie benötig als der bestehende Altbau, und seinen Strombedarf dank einer Solarfassade selber deckt. In der Fassade des Verwaltungsgebäudes werden gängige, hochwertige Fassadenmaterialien wie Glas, Alu, Faser-Verbundplatten oder Naturstein durch PV Paneele ersetzt. All diese Fassaden sind in der Herstellung etwa gleich teuer, Solarfassaden liefern als Nebennutzen jedoch Strom. „Solarfassaden werden mit Sicherheit ein wichtiger Bestandteil der Umsetzung der Energiestrategie sein“, ist swisscleantech co-Geschäftsführer Christian Zeyer überzeugt. Leider sind die Architekten beim Einsatz dieser Technologie noch zurückhaltend. “Es ist deshalb zu unterstützen, dass der Kanton Basel hier eine Vorreiterrolle einnimmt”, betont Zeyer. Wir rufen alle Basler dazu auf, das Projekt zu unterstützen.

Energieautarkes Mehrfamilienhaus
Einen Schritt weiter geht das erste energieautarke Mehrfamilienhaus, welches unter der Federführung der Umweltarena entwickelt wurde und am 6. Juni in Brütten ZH eingeweiht wird. In diesem Gebäude werden Fassade und Dach konsequent zur Energieproduktion genutzt. Der produzierte Strom wird entweder direkt verwendet, oder dann in Batterien oder in der Form von Wasserstoff gespeichert. Dadurch wird es möglich, das Haus über das ganze Jahr hinweg mit Energie zu versorgen – ohne einen Anschluss ans Stromnetz.

Links zu weiteren Informationen
AUE Neubau
Energieautarken Mehrfamilienhaus

Energiestrategie 2050 zum zweiten Mal im Ständerat

Das erste Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050 enthält wichtige Schritte für eine verlässliche, wirtschaftsfreundliche und saubere Energieversorgung. Am 31. Mai 2016 wird der Ständerat die verbleibenden Differenzen zum Nationalrat beraten. Weil die vorberatende Kommission grösstenteils an den Beschlüssen des Ständerates aus der ersten Beratung festhält, gibt es viele Differenzen zu klären. Diese betreffen vorwiegend die erneuerbaren Energien.
Im Sinne einer effizienten Stromproduktion aus einheimischer erneuerbarer Energie stehen für swisscleantech folgende Elemente im Vordergrund:

  • Dezidierter Ausbau der erneuerbaren Energien: In einer Schweiz ohne Kernkraftwerke und nach Abschluss des Pariser Klimaabkommens gibt es zwei Alternativen zum Ausbau der einheimischen Erneuerbaren: Importe im grossen Stil und längere Betriebszeiten der alten Kernkraftwerke. Je höher die Richtwerte für den Ausbau der Erneuerbaren, desto eher können wir auf die weniger attraktiven Alternativen verzichten.
  • Echte Verfahrensbeschleunigung für erneuerbare Energien: Neu besteht ein nationales Interesse an der Nutzung der erneuerbaren Energien. Dies ist eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für Projektentwickler. Eine Mehrheit der vorberatenden Kommission will nun diese Verbesserung einschränken. Damit würde die erwünschte Beschleunigung der Verfahren ausbleiben.
  • Effizienz-check bei der Wasserkraft: National- und Ständerat sind sich einig, dass sie der Grosswasserkraft eine pauschale Unterstützung zusprechen wollen. Gleichzeitig will eine Mehrheit der Kommission auch Kleinstwasserkraftwerke unter 1 MW in das KEV-System aufnehmen. Dies ist nicht verhältnismässig.
  • Energiestrategie und Atomausstiegsinitiative nicht verknüpfen: Mit einer Verknüpfung der Energiestrategie mit der Atomausstiegsinitiatve ist der Energiewende nicht geholfen. Das über viele Jahre hinweg ausgearbeitete erste Massnahmenpaket ist in sich stimmig und soll so rasch wie möglich umgesetzt werden. Durch eine Kopplung an die Initiative würde das Inkrafttreten der Energiestrategie unnötig verzögert. Dies würde sich negativ auf die Planungs- und Investitionssicherheit für die Unternehmen auswirken, die sich an der Umsetzung der Energiestrategie beteiligen.

Im Nationalrat wird in dieser Session hoffentlich – trotz der bevorstehenden Abstimmung zur Milchkuh-Initiative – die Vorlage zum NAF (Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds) weiterberaten. Für swisscleantech steht dabei die Elektromobilitätsabgabe im Zentrum. Diese ist das Pendant zur Mineralölsteuer für alternativ angetriebene Fahrzeuge, um diese an der Strassenfinanzierung zu beteiligen. Eine Mehrheit will die Abgabe als Pauschalabgabe ausgestalten. Dies bestraft Wenigfahrer und bremst die Marktentwicklung der Elektromobilität unnötig. swisscleantech plädiert deshalb für eine leistungs- bzw. streckenabhängige Ausgestaltung der Abgabe.

 

Stellungnahme zur Änderung der Energieverordnung

In der bis zum 25.5.2016 laufenden Vernehmlassung beantragt das Bundesamt für Energie (BFE) per 1.1.2017 eine Erhöhung des Netzzuschlags für die Förderung erneuerbarer Energien von heute 1,3 Pr/kWh auf 1,5 Rp/kWh. swisscleantech unterstützt diesen Antrag ausdrücklich. Der Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion ist eine der Hauptstossrichtungen des ersten Massnahmepakets der Energiestrategie 2050, welche zurzeit im Parlament diskutiert wird. Mit dem heutigen Zuschlag von 1,3 Rp/kWh würde der weitere Ausbau weitgehend zum Erliegen kommen. Die vorgeschlagene Erhöhung ist eine Massnahme, die konsistent ist mit der aktuellen Politik der Bundesversammlung. Zuwarten hätte negative Auswirkungen auf die Energiestrategie.

Milchkuh-Initiative: Argument der externen Kosten

Von den Medien wird dieses Argument der externen Kosten als halbrichtig eingestuft (z.B. Tages-Anzeiger vom 7.Mai 2016[1]). Im Folgenden werden deshalb die aktuellsten Zahlen und die Berechnung der externen Kosten dargestellt.

 

Was sind externe Kosten?
Ein Teil der Verkehrskosten ist für die Verkehrsteilnehmenden direkt spürbar, beispielsweise die Benzinkosten. Mit der Bezahlung von Benzin übernimmt der Verkehrsteilnehmende direkt einen Teil der von ihm verursachten Kosten. Durch das Tanken ergeben sich zudem Mineralölsteuereinnahmen, die teilweise für Unterhalt, Betrieb und Bau von Strassen eingesetzt werden. Diese direkt bezahlten Kosten nennt man interne oder private Kosten.
Daneben gibt es aber auch Kosten, die zwar durch den Verkehr verursacht werden, aber wofür die Verkehrsteilnehmenden nicht direkt bezahlen müssen. Typischerweise sind dies die externen Umwelt-, Unfall- und Gesundheitskosten. Verkehrslärm beispielsweise beeinträchtigt die Lebensqualität und die Gesundheit von Menschen, die in Verkehrsnähe wohnen. Dies kann indirekte Kosten in Form von Krankheiten und Spitalaufenthalten zur Folge haben. Dies sind die externen Kosten des Verkehrs.

Berechnung von externen Kosten
Zur Berechnung der externen Kosten gibt es verschiedene Studien. Die aktuellsten Zahlen liefert eine Studie des Bundesamtes für Raumentwicklung (ARE)[2] mit Daten von 2012. Sie berechnet die externen Kosten in 12 Bereichen[3], weist jedoch darauf hin, dass es weitere Kostenbereiche gibt, die nicht quantifiziert werden können. Insgesamt belaufen sich ihre Berechnungen auf 9.8 Milliarden CHF externer Kosten des Schweizer Verkehrssystem im Jahr 2012. Davon verursachte der Strassenverkehr mit 81% knapp 8 Milliarden CHF den Grossteil dieser Kosten. Die höchsten externen Kosten fallen in den Bereichen Klima, Lärm, Unfälle und luftverschmutzungsbedingte Gesundheitsschäden mit je 1.8 bis 2.2 Milliarden CHF an. Vergleicht man die Zahlen mit einer Studie[4], die auf Daten von 2010 beruht und dieselben Kostenbereiche abdeckt, wird deutlich, dass die externen Kosten im Verkehr angestiegen sind. Für das Jahr 2010 kam man auf eine Gesamtsumme der externen Kosten von 9.4 Milliarden CHF. Hauptverursacher war ebenfalls der motorisierte private Personenverkehr auf der Strasse mit Kosten von 5.5 Milliarden CHF.

Auch das Bundesamt für Statistik (BFS) publizierte letztes Jahr eine Studie zu den Kosten und Finanzierung des Verkehrs (KFV-Statistik) mit Daten von 2012.[5] Wie auch das ARE betrachtet das BFS jene externen Kosten, welche ausserhalb des jeweiligen Verkehrsträgers anfallen (Sicht Verkehrsträger). Die KFV-Statistik unterscheidet vier Typen von verkehrsbedingen Umwelt- und Gesundheitskosten: Luft, Lärm, Klima und Übrige[6]. Diese sind beinahe deckungsgleich mit den vom ARE berücksichtigten Kostenbereichen. Das BFS kommt zum Schluss, dass der private motorisierte Personenverkehr auf der Strasse 2012 mit 11.4 Milliarden CHF den Hauptanteil der gesamten Unfall-, Umwelt- und Gesundheitskosten auf Strasse und Schiene verursachte. 5.7 Milliarden CHF, also nahezu die Hälfte davon, wurden von der Allgemeinheit getragen und sind demnach externe Kosten.

Debatte um die Raumkosten
Die externen Kosten für den Raumbedarf sind bei den Berechnungen zwingend zu berücksichtigen. In den oben genannten Studien sind diese in den Natur-und Landschaftskosten enthalten. Einerseits wurden externe Kosten durch Habitatsverluste (Flächenverbrauch und die negativen Folgen für Ökosysteme und Biodiversität) ermittelt, andererseits die externen Kosten durch Habitatsfragmentierung (Trennwirkungen für Tiere). Dabei wurde, nach umfassenden Flächenanalysen, der gesamte Flächenverbrauch von Strasse (und auch Schiene) berücksichtigt.[7]

ETH-Professor Gunzinger[8] geht noch einen Schritt weiter und erstellt Schätzungen für den Raumbedarf, wenn die Benutzer des öVs auf den privaten Strassenverkehr umsteigen würden. Dies spielt insbesondere für en Pendlerverkehr eine grosse Rolle. Ein Auto beanpsrucht zwischen 67 m2 (bei Tempo 30) und 267 m2 (bei Tempo 120)[9]. Würden alle Passagiere eines gefüllten Zürcher Cobra-Trams das Auto nehmen, dann hätten sie einen Strassenbedarf von mehr als 4 km Länge. Dies entspricht etwa 111 Cobra-Trams. Obwohl das Auto in dicht besiedelten Gebieten wie der Stadt Zürich nur 25% der Personen transportiert, braucht es 76% der gesamten Mobilitätsfläche. Der öffentliche Verkehr hingegen benötigt etwas mehr als 20% und ist zuständig für 50% der Passagiertransporte.
Unter Berücksichtigung dieser Überlegungen würden die externen Kosten des Verkehrs sogar noch höher ausfallen.

Unsicherheiten
Von Medien und Politikern werden die offiziellen externen Folgekosten des Verkehrs vielfach nur als halbrichtig klassifiziert. Dadurch verliert das Argument der externen Kosten zu Unrecht an Glaubwürdigkeit. Dass externe Kosten nicht unkompliziert zu berechnen sind, wissen auch die Experten und haben demzufolge Schwankungsbreiten in ihre Berechnungen einbezogen. Generell sind die offiziellen Zahlen eher eine Unter- als eine Übertreibung.

Quellenangabe und Links zu weiteren Informationen
[1] Tages-Anzeiger vom 7.Mai 2016: Der Faktencheck zur «Milchkuh-Arena» oder auch Sonntagszeitung vom 8.Mai 2016 (nur Print)
[2] Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) (2016): Externe Kosten und Nutzen des Verkehrs in der Schweiz. Strassen-, Schienen-, Luft- und Schiffverkehr 2010 bis 2012.
[3] Luftverschmutzungsbedingte Gesundheitsschäden, Gebäudeschäden, Ernteausfälle, Waldschäden, Biodiversitätsverluste; Lärm; Klimaerwärmung; Natur- und Landschaftskosten; Bodenschäden durch toxische toffe; Belastungen aus vor- und nachgelagerten Prozessen; Unfälle; Zusatzkosten in städtischen Räumen
[4] Ecoplan / Infras (2014): Externe Effekte des Verkehrs 2010. Monetarisierung von Umwelt-, Unfall- und Gesundheitseffekten. Kurzfassung.
[5] Bundesamt für Statistik (BFS) (2015): Kosten und Finanzierung des Verkehrs. Strasse und Schiene 2012.
[6] Mit „Übrige“ sind beispielsweise Habitatsverluste und –fragmentierungen durch Verkehrsinfrastrukturen, Bodenschäden durch toxische Stoffe, diverse Umwelt- und Gesundheitskosten durch dem eigentlichen Verkehr vor- und nachgelagerte Prozesse (z.B. Bau und Entsorgung von Fahrzeugen und Verkehrsinfrastruktur) gemeint.
[7] Die Kosten für den Landerwerb sind keine externen Kosten, sondern Teil der Verkehrsprojekte und bereits bei den Infrastrukturkosten abgedeckt.
[8] Gunzinger, Anton (2015): Kraftwerk Schweiz. Plädoyer für eine Energiewende mit Zukunft. Zytglogge Verlag. (Kapitel 26)
[9] Zum Vergleich: Ein Fussgänger benötigt 1 m2 Platz und Velofahrer 10 m2. (siehe Gunzinger: 2015, Kapitel 26)

NEIN zu einer irreführenden Verkehrspolitik

Die Initiative ignoriert die technologischen Entwicklungen und steht im Widerspruch zu einer umfassenden Lösung der verkehrspolitischen Herausforderungen. Sie zeigt falsche Wege auf, weil sie das Verursacherprinzip verletzt und letztlich zu mehr Stau in Städten und Agglomerationen führt.

Eine zukunftsfähige Mobilität setzt auf den öffentlichen Verkehr genauso wie auf Elektromobilität und automatisches Fahren. Darum brauchen wir eine Verkehrsfinanzierung aus einem Guss. Alle benötigten Infrastrukturen – von der Strasse über Infrastruktur für den Langsamverkehr bis zum öffentlichen Verkehr müssen aufeinander abgestimmt werden. Auch Massnahmen mit Lenkungswirkung werden in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Die unausgewogene Milchkuh-Initiative steht dem jedoch im Weg, indem sie die Erträge aus der Mineralölsteuer einseitig für die Strasseninfrastruktur einsetzen will.

Die Initiative verletzt das Verursacherprinzip
Es ist zwar richtig, dass heute jährlich 1.5 Milliarden Franken aus dem Strassenverkehr in die allgemeine Bundeskasse fliessen. Gleichzeit verursacht der Strassenverkehr Umwelt- und Gesundheitskosten, die von der Allgemeinheit getragen werden. Rechnet man die Kosten aufgrund von Luftverschmutzung, CO2-Emissionen, Unfällen, Lärm und die Landkosten mit ein, übersteigen die Gesamtkosten die Gesamteinnahmen des Strassenverkehrs. «Will der Strassenverkehr die Einnahmen für sich beanspruchen, soll er auch die Kosten tragen», meint Christian Zeyer, Co-Geschäftsführer von swisscleantech. Die Initianten wollen das Verursacherprinzip nur auf der Einnahmeseite korrekt anwenden, was gemäss Zeyer nicht fair sein kann.

Die Initiative führt letztlich zu mehr Stau
Die Milchkuh-Initiative würde die Investitionen in den öffentlichen Verkehr kürzen, was letztlich den Strassenbenützern zuwiderläuft: Der Personenverkehr auf der Strasse benötigt etwa 50 Mal mehr Raum pro Person als der öffentliche Verkehr. Würden bedeutend mehr Pendler statt des öffentlichen Verkehrs das Auto benutzen, käme es schnell zu einem Verkehrskollaps in Ballungszentren. Oder der Platzbedarf für die benötigten Strassen würde ganze Städte einnehmen. «Eine Quersubventionierung der Schiene ist somit im Interesse der Strassenbenützer», ist Zeyer überzeugt.

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Argumentarium

Auftakt zur Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens in New York

Nebst der Schweiz werden über 160 Staaten zu den Erstunterzeichnern des historischen Abkommens gehören. Dies zeigt die hohe Wichtigkeit des Klimaschutzes und den grossen Konsens, der international bei diesem Thema herrscht. Auch die Schweiz steht in der Pflicht zur Umsetzung der angestrebten Ziele.

Die Klimaforschung zeigt, dass eine Abkehr von den fossilen Energien unabdingbar ist. In Paris wurde klar: Die Zukunft ist erneuerbar, denn auch die Politik macht sich auf den Weg, wirksame Massnahmen umzusetzen. Das Klimaabkommen von Paris ist damit ein klares Signal an die Märkte. Die beschlossene Begrenzung der Klimaerwärmung auf deutlich unter 2°C, nach Möglichkeit sogar auf 1.5°C, eröffnet immense Marktchancen für die nachhaltige Wirtschaft. Insbesondere in den Bereichen Energiemanagement, Gebäudetechnik, effiziente Fahrzeuge, erneuerbare Energien, Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Finanzanlagen sind weltweit Lösungen gefragt.

Die Voraussetzung für die Realisierung dieser Marktchancen ist, dass die einzelnen Länder nun ihre nationalen Klimapläne erarbeiten und umsetzen. Aus Sicht von swisscleantech hat die Schweiz hier ganz klar Nachholbedarf. Das vom Bundesrat gesetzte Reduktionsziel von minus 30 Prozent im Inland bis 2030 ist klar ungenügend. Eine Reduktion der Inlandemissionen um mindestens minus 40 Prozent ist machbar und in Übereinstimmung mit der Energiestrategie 2050 wirtschaftlich vertretbar.

Sie können die Unterzeichnungszeremonie ab 14.30 Uhr Schweizer Zeit LIVE auf dem United Nations Web TV mitverfolgen